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...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

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Vorbild für „ Entwicklungshelfer “

© Gajus, stock.adobe.com

Petrus ist unter den zwölf Jüngern der, dem es nicht schwerfällt, zu sagen, was andere nur denken. Sich tatkräftig einzusetzen, ist für ihn selbstverständlich; voranzugehen kein Problem. Aber manchmal ist er vorschnell, schießt hier und da über das Ziel hinaus. Manchmal verlässt ihn plötzlich der Mut und einmal – im Hof des Hohenpriesters – verleugnet er sogar seinen Herrn. Dabei liebt er seinen Meister von ganzem Herzen. Dieser weiß das und kümmert sich deshalb intensiv um seine Weiterentwicklung – auch dann, wenn er sich selbst in Schwierigkeiten gebracht hat.

Andererseits sehen wir bei Petrus aber auch, dass seine Erkenntnis von Christus die der anderen Jünger weit überragt. Nur Petrus hat eine angemessene Antwort auf die Frage des Herrn nach der Wertschätzung seiner Person: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). So können wir in den Evangelien mitverfolgen, wie Petrus zu einem Christen heranreift, der sich später „Knecht und Apostel Jesu Christi“ nennen darf (2. Pet 1,1).
Die Entwicklung von Petrus können wir gut auf junge, heranwachsende Christen übertragen. Petrus war wahr­scheinlich nicht der jüngste Nach­folger unter den Jüngern des Herrn und in natürlicher Hinsicht auch schon „herangewachsen“ (er war bereits ver­heiratet). Dennoch war bei ihm wie bei einem jung bekehrten Christen in der Frische des Glaubenslebens die Liebe zum Herrn oft mit viel Energie und Tatendrang verbunden. Und das ist gut so! Denn andererseits besteht gerade auch in der jüngeren Generation die gegenteilige und ebenso große Gefahr, dass Energie und Interessen durch andere Ablenkungen beansprucht werden.
Wie Petrus stehen aber besonders heranwachsende Christen in Gefahr, sich dabei selbst zu überschätzen und unüberlegt zu handeln. Als Ältere, die mit jungen Christen zu tun haben – als Eltern, Großeltern oder in der Jugendarbeit –, wollen wir sie unterstützen, sich in der Jüngerschaft mit Fleiß und eifrigem Einsatz zu entwickeln, ohne in die gleichen Fallen zu tappen wie Petrus. Gottes Wort zeigt uns in einigen Situationen aus dem Leben von Petrus, wie der Herr mit ihm und seinen Fehlern und Schwächen umging, während Er selbst als Mensch auf der Erde war. Wir finden darin auch wertvolle Hinweise für unseren Weg des Glaubens. Ohne die Bedeutung dieser Bibelabschnitte einzuschränken, wollen wir in diesem Artikel besonders darüber nachdenken, was wir als vorangehende Generationen daraus lernen können für den Umgang mit jungen Gläubigen, die Eifer für den Herrn haben.

Petrus und der Sturm (s. Mt 14,22-31)

Weil der Herr sie dazu aufgefordert hat, sind die Jünger allein ins Schiff gestiegen und fahren über den See Genezareth. Bei heftigem Sturm ru­dern sie stundenlang, ohne das ret­tende Ufer zu erreichen. In der vierten Nachtwache sind sie schließlich so ängstlich und verzweifelt, dass sie den Herrn nicht erkennen, der ihnen (gehend auf dem See!) entgegenkommt. Doch als Er ihnen Mut zuredet, gewinnt Petrus die Fassung wieder und will schnell zu Ihm. Aus den Worten „wenn du es bist“ von Petrus kann vielleicht ein gewisser Rest an Zweifel gelesen werden. Auch er hatte den Herrn ja zunächst für ein Gespenst gehalten. Dennoch zeigen diese Worte zugleich, dass er überzeugt ist, dass sein Meister das Unmögliche möglich macht und auch er auf dem Wasser gehen kann. Er handelt aber nicht sofort, sondern fragt Ihn zuerst und wartet seinen Befehl ab. Gerne antwortet der Herr darauf mit der Aufforderung: „Komm!“ Dadurch motiviert, verlässt Petrus nun vertrauensvoll das Schiff und lässt damit alle menschlichen Hilfsmittel zurück, um auf dem Wasser zum Herrn zu kommen – aber dann scheint es trotzdem schiefzugehen: Er sieht auf den Wind und die Wellen und fängt an zu sinken. Der Herr hört seinen Hilferuf und nimmt ihn direkt bei der Hand, um ihn aus der Gefahr zu ziehen, während Er ihm einen liebevollen Hinweis gibt.

Jüngere Christen haben oft weniger Vorbehalte und mehr Mut als ältere. Wir lernen hier von unserem Herrn, dass wir sie ermutigen können, Ihm in schwierigen Umständen zu vertrauen und in Abhängigkeit von Ihm Schritte zu gehen, die sie sich bisher nicht vorstellen konnten. Wenn sie das dann tun, kann es trotzdem vorkommen, dass ihre Glaubenskraft nachlässt. Wir wollen ihnen dann helfen, ohne „oberlehrerhaft“ zu sein („… das war wohl eine Nummer zu groß für dich“). Manchmal müssen wir sie vielleicht sogar aus einer Gefahr ziehen. Dann wollen wir nicht warten, bis ihnen „das Wasser bis zum Hals steht“, sondern ihnen schnell und mit Liebe, Milde und Sanftmut helfen.


Petrus und sein Tadel (s. Mt 16,22-24)

Als der Herr den Jüngern sein Lei­den und Sterben ankündigt, stößt das bei Petrus auf Unverständnis. Dass der, von dem er gerade gesagt hat, Er sei der „Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (V. 16), misshandelt und zu Tode gebracht werden soll, entspricht überhaupt nicht seinen Vorstellungen. Das kann er so nicht stehen lassen. Und so Er nimmt seinen Meister kur­zerhand beiseite und tadelt Ihn.
Die – scheinbar harsche – Reaktion des Herrn verblüfft uns vielleicht, sie ist aber angebracht: „Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist“ (Luther übersetzt: „… denn du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist“). Dass Christus am Kreuz leiden musste, war der göttliche Plan. Der Versuch von Petrus – auch wenn er gut gemeint war –, Ihn von diesem Weg abzuhalten, war ein Angriff des Teufels auf den Gehorsam des Herrn.

Wenn wir unsere menschlichen Vor­stellungen in den Vordergrund stel­len, ist das falsch. Wenn wir den Herrn sogar „kritisieren“, überschrei­ten wir klar eine „rote Linie“. Auch junge (leider manchmal auch ältere) Menschen können schnell dazu nei­gen, so impulsiv zu sein wie Petrus. Wie sollten wir als die Älteren ihnen dann begegnen?
Das Verhalten unseres Herrn zeigt, dass wir nichts beschönigen sollen. Er legt hier direkt und unmissverständlich den Finger in die Wunde. Das kann Er, weil Er in seinem eigenen Ver­halten vollkommen ist. Bei uns ist das schwieriger, weil wir uns oft nicht besser verhalten als Jüngere. Trotzdem müssen wir, wenn es um die Ehre Gottes geht, ein gewisses Fehlverhalten klar ansprechen. Wir wollen das unter Gebet mit Weisheit und Demut tun. Der Herr verbindet seine Zurechtweisung mit der Aussicht auf Lohn für treue Jüngerschaft; das zeigen die nächsten Verse. Er will Petrus gewinnen und nicht demotivieren. Auch das können wir von Ihm lernen.


Petrus und die Tempelsteuer (s. Mt 17,24-27)

In Kapernaum fragen die Steuereinnehmer Petrus, ob sein Lehrer auch die Tempelsteuer bezahlt. Anstatt die Beamten an den Herrn zu verweisen oder zumindest den Herrn vorher zu fragen, gibt er eigenmächtig die Antwort: Natürlich zahlt sein Meister die Steuer!
Sicher wollte Petrus den Herrn (viel­leicht auch sich selbst?) in ein gutes Licht rücken. Aber war seine Antwort nicht unbedacht? Als Petrus dann zu Ihm ins Haus geht – scheinbar um das Geld beim Herrn zu holen –, kommt dieser ihm entgegen. Er kannte in seiner Allwissenheit bereits alles und erklärt ihm auf liebevolle Weise, warum sein Verhalten vorschnell und anmaßend war. Scheinbar tut der Herr das nicht vor anderen. Durch ein Wunder lässt Er Petrus dann einen Fisch angeln, der genug Geld im Maul hat, um damit die Steuer für sie beide zu bezahlen.

Oft sagen wir vorschnell und eigenmächtig etwas in der Annahme, es sei richtig und gerade angebracht. Wir sollen aber im Auftrag und nicht anstelle unseres Herrn reden. Gerade wenn wir uns öffentlich äußern, ist Zurückhaltung und Abhängigkeit von Ihm unabdingbar, eine christliche Tugend, die man meist erst sukzessive im Lauf des Lebens lernt.
Deshalb stehen gerade Jüngere in Gefahr, unabhängig und ohne Auftrag vom Herrn zu reden oder zu agieren. Aus eigenen Erfahrungen wissen wir Ältere oft nur zu gut, zu welchen Schwierigkeiten das führt und wie der Herr dadurch verunehrt wird. Deshalb wollen wir den Jüngeren hel­fen und sie nötigenfalls mit Liebe er­mahnen. Wie das geht, zeigt uns hier das Vorbild unseres Herrn: Er tut das im Haus und nicht öffentlich. Er stößt Petrus nicht vor den Kopf, sondern eröffnet das Gespräch wertschätzend mit einer Frage; liebevoll erklärt Er Petrus, was falsch war. Und zuletzt – und das ist besonders nachahmenswert – macht Er sich mit Petrus eins und hilft ihm, dass dieser nicht wegen seines Fehlers „im Regen stehen bleibt“ (natürlich können wir keine Wunder tun wie Er).


Petrus und der Schlaf (s. Mt 26,36-46)

In Gethsemane bittet der Herr Petrus und zwei andere Jünger, in seiner Nä­he zu wachen, während Er zum Va­ter betet. Aber der Tag war sehr anstrengend gewesen – besonders die Zeit im Obersaal. Vieles hatte der Herr ihnen erklärt, viel hatten sie erlebt: angefangen von der Entlarvung Judas’ bis hin zu den Belehrungen über das Haus des Vaters und den Heiligen Geist (s. Joh 13-16).
Können wir nicht verstehen, dass die Jünger erschöpft sind und einschlafen?[1] Wohl schon, aber ausgerechnet Pet­rus hatte wenige Minuten vorher voll Überzeugung seinem Meister ent­gegnet: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen“ (V. 35). Deshalb muss der Herr ihn jetzt ansprechen: „Also nicht eine Stunde vermochtet ihr mit mir zu wachen?“ Aber es scheint nicht zu helfen, noch zweimal kommt Er und findet sie schlafend. Erst beim dritten Mal fordert Er sie auf, aufzustehen und mit Ihm zu gehen.

Vielleicht vergessen Ältere leichter, dass das Glaubensleben auch schon für Jüngere herausfordernd ist. Viel „Lernstoff“, viele Fragen, viele neue Erfahrungen, manchmal Unsicherhei­ten und Enttäuschungen gehen nicht spurlos an jungen Christen vorbei. Dann kann es Momente geben, wo sie in ihrer Entwicklung und ihrem geistlichen Leben – meist ungewollt – einen „Gang zurückschalten“ und sozusagen im „Schlafmodus“ unterwegs sind. Wie können wir ihnen da helfen?
Der Herr weckt Petrus (und die an­deren beiden) nicht einfach unsanft, sondern Er spricht mit ihnen. Wir wollen junge Christen – gerade in einer solchen Situation – nicht hart angehen, sondern in Liebe mit ihnen reden. Manchmal muss das leider, wie bei Petrus, öffentlich geschehen. Da er sich anmaßend vor den Jüngern geäußert hatte, konnte der Herr es Petrus nicht ersparen, ihn auch vor diesen zurechtzuweisen.
Als Er zum dritten Mal zu den schla­fenden Jüngern kommt, sagt Er für­sorglich: „Ruht euch aus.“ Nicht, dass Er ihr Verhalten gutheißt, aber als Mensch, der selbst Müdigkeit kennt (s. Mk 4,38), empfindet Er mit ihnen und kommt ihrem Bedürfnis entgegen. Einfühlungsvermögen und Verständnis sind nützlich, um anderen zu helfen.
Als der Moment kommt, wo es – auch für Petrus – weitergehen muss, sehen wir den Herrn als Vorbild. Bevor Er die Jünger auffordert, aufzustehen, war Er selbst schon aufgestanden. Sie werden nicht viel von seinem ringenden Kampf im Gebet mitbekommen haben. Aber es wird sie beeindruckt haben, dass Er davon aufgestanden war. Wir können jüngere Christen nicht „beleben“, ohne ihnen ein Vorbild in Glaubensenergie zu sein.

Aus „Kindern“ und „Jünglingen“ sollen einmal „Väter“ im Glauben werden (das gilt auch für Schwestern!). Um sich dahin zu entwickeln, brauchen junge Christen Begleitung, Unterstützung und Ermahnung. Eine Aufgabe für erfahrenere Christen, denn sie kennen diese Bedürfnisse aus eigener Erfahrung. Eine Aufgabe, die wir mit unserem Herrn als Vorbild angehen dürfen – so wie wir das in seiner Beziehung zu Petrus gesehen haben.

Henning Panthel

Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind …

Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt …

Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.
1. Johannes 2, 12.14


Fußnoten:

  1. Der Evangelist Lukas weist außerdem darauf hin, dass sie eingeschlafen waren vor Traurigkeit (s. Lk 22,45).

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Gott will uns führen

© Leah-Anne Thompson, stock.adobe.com

Und sie brachen vom Berg des Herrn auf, drei Tagereisen weit, und die Lade des Bundes des Herrn zog drei Tagereisen vor ihnen her, um ihnen einen Ruheort zu erkunden; und die Wolke des Herrn war über ihnen bei Tag, wenn sie aus dem Lager zogen“ (4. Mo 10,33.34).

Die Ausgangslage

Wir können die Wüstenreise des Volkes Israel sicherlich als logistische Meisterleistung Gottes bezeichnen. Es ist ein Wunder, ein Volk von ca. 2.000.000 Menschen und einer entsprechenden Menge Vieh weit über 1.000 Kilometer durch die Wüste Sinai zu führen und ans Ziel zu bringen. Die Bedingungen in dieser wasser- und vegetationsarmen Gegend waren absolut lebensfeindlich, der Weg dem Volk völlig unbekannt und die Gefahr eines Überfalls durch feindliche Nomadenvölker ständig gegeben. Hinzu kam, dass die Israeliten 400 Jahre lang als Sklaven in Ägypten gelebt hatten und weder die klimatischen Verhältnisse der Wüste noch kämpferische Auseinandersetzungen gewohnt waren. Aus menschlicher Sicht waren dies denkbar schlechte Voraussetzungen für ein solches Unternehmen.
Drei Monate nach dem Auszug aus Ägypten war das Volk an den Berg Horeb gekommen. Hier blieben sie ungefähr 9 Monate, um das Gesetz zu empfangen und das Zelt der Zusammenkunft zu bauen. Dann kam der Augenblick, an dem die Stämme nach der von Gott vorgeschrieben Marschordnung aufbrechen und die eigentliche Wüstenreise beginnen sollten (s. 4. Mo 10,11-28).

Anlass für Sorgen?

Wenn wir in diesem Moment an der Stelle Moses, des Führers des Volkes, gewesen wären, hätten wir uns wahrscheinlich viele Sorgen gemacht. Wir hätten vielleicht daran gezweifelt, in der gebirgigen Steinwüste den richtigen Weg zu finden und die Kraft und Geduld zu haben, das häufige Murren des Volkes zu ertragen. Wahrscheinlich hätten wir uns auch gefragt, wo wir täglich tausende Kubikmeter Wasser hernehmen sollen, um den Durst der vielen Menschen und Tiere zu stillen, und wie wir das Volk vor den Angriffen der Feinde schützen können.
Deshalb können wir gut verstehen, dass Mose seinen Schwager Hobab bittet, als Kundschafter mit ihnen zu ziehen und „Auge des Volkes“ zu sein (s. 4. Mo 10,31). Schließlich war die Wüste Hobabs Heimat und er kannte sich in der Gegend rund um den Horeb bestimmt gut aus. Was lag da näher, als ihn „anzuheuern“ und seine Erfahrungen in Anspruch zu nehmen. Auch wenn Moses Gedanken nachvollziehbar sind, zeigte er in dieser Situation mangelndes Vertrauen in die Führung Gottes.

Nicht ohne Hilfe!

Gott selbst wollte sein Volk führen. Dafür hatte Er eine Marschordnung bestimmt, bei der die Bundeslade Zentrum des Zuges war. Der Deckel der Bundeslade war der Thron des Herrn (s. z. B. 1. Sam. 4,4) und die Wolke über der Bundeslade das sichtbare Zeichen seiner Gegenwart (s. z. B. 3. Mo 16,3).
Wenn sich die Wolke – sie hatte nachts das Aussehen eines Feuers – an einem bestimmten Ort niederließ, sollte das Volk lagern und das Zelt der Zusammenkunft aufbauen. Für die Zeit der Lagerung bedeckte die Wolke dann das Zelt. Wenn sie sich wieder erhob, sollte das Volk aufbrechen (s. 4. Mo 9,15-23). Beim Aufbruch des Lagers wurde das Zelt mit seinen Gegenständen abgebaut und verpackt, die Bundeslade eingehüllt und mit den Tragestangen versehen. Dann brachen die Stämme nacheinander auf.
Die Bundeslade, getragen von den Kehatitern, hatte ihren Platz in der Mitte des Zuges, zwischen den Stämmen des Lagers Rubens und den Stämmen des Lagers Ephraim (s. 4. Mo 10,21). Die sichtbare Wolke übernahm die Führung des Volkes. In Nehemia 9,12 sagt Nehemia: „Und in einer Wolkensäule hast du sie geleitet bei Tag, und in einer Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie ziehen sollten“.
Keinem anderen wollte Gott die Führung überlassen, denn nur Er allein wollte und konnte entscheiden, welchen Weg das Volk ziehen sollte. Deshalb war es falsch, dass Mose diesen Platz der Führung mit seinem Schwager Hobab einem Menschen übergeben wollte.

Gott will führen

Auch in unserem Leben als Christen will Gott die Führung innehaben. Das ist auch gut so, denn nur Er kennt den richtigen Weg. Am Ende der Wüstenreise spricht Mose von Gott als dem Felsen, dessen Tun vollkommen ist und dessen Wege recht sind (s. 5. Mo 32,4).
Diese Aussage werden wir sicherlich alle unterstreichen. Und trotzdem kommt es bei uns – so wie bei Mose – zu Situationen, in denen unser Vertrauen auf die Führung Gottes ins Wanken gerät. Wir greifen dann zu Mitteln, die aus menschlicher Sicht zwar gut erscheinen, aber eigenwillig sind. Wie kann es dazu kommen?
Es gibt Zeiten oder Situationen in unserem Leben, da stehen Verantwortung, Sorgen oder Probleme wie Berge vor uns.

  • Ein Kind kommt mit dem Leistungsdruck in der Schule nicht klar.
  • Jugendliche stehen vor der Entscheidung, welchen Beruf sie wählen sollen.
  • Eine junge Mutter fühlt sich bei der Vielzahl der täglichen Aufgaben überfordert.
  • Ein Familienvater fragt sich, wie er Arbeit, Familie und Beschäftigung mit Gottes Wort zeitlich „unter einen Hut“ bringen soll.
  • Brüder einer örtlichen Versammlung stehen vor Fragen, auf die sie noch keine Antwort wissen.
  • Jemand, der Sonntagschularbeit macht, fragt sich, wie er den Erwartungen, sowohl der Kinder, als auch der Eltern, gerecht werden soll.
  • In einer örtlichen Versammlung liegt der Dienst am Wort auf den Schultern von nur einem oder zwei alten Brüdern, die nicht wissen, wie es zukünftig weitergehen soll.
  • Ein christlicher Arbeitgeber hat plötzlich zu wenig Arbeit für seine Mitarbeiter, für die er sich verantwortlich fühlt.

Je weniger wir uns solchen Situationen gewachsen fühlen, desto eher besteht die Gefahr, dass wir nicht mehr auf die Führung Gottes vertrauen, sondern auf eigene Mittel zurückgreifen.

"Auch in unserem Leben als Christen will Gott die Führung innehaben. Das ist auch gut so, denn nur Er kennt den richtigen Weg."

Gott kennt die Sorgen

So ähnlich wird es auch bei Mose in 4. Mose 10 gewesen sein. Aber es ist wunderbar, wie Gott jetzt handelt: Die Bundeslade verlässt ihren Platz in der Mitte des Volkes und setzt sich mit einem großen Abstand vor den Zug.
Was können wir daraus lernen?

  1. Gott dokumentiert damit ausdrücklich seinen Führungsanspruch und dass Er sich diesen nicht streitig machen lässt. Solange die Bundeslade ihren Platz in der Mitte des Zuges hatte, mag der eine oder andere Israelit gedacht haben, dass das Volk selbst entscheiden könne, welchen Weg es geht. Jetzt, wo die Lade sich weit vor den Zug gesetzt hatte, wurde unmissverständlich klar, dass nur Gott selbst das Recht hatte, sein Volk zu führen. Auch uns muss Er manchmal deutlich zeigen, dass wir Ihm die Führung in unserem Leben überlassen müssen.
  2. Gott hätte abwarten können, bis das Volk sich verlaufen hätte und in Not geraten wäre (so wie wir uns oft verhalten, zum Beispiel in der Erziehung unserer Kinder und im Miteinander als Gläubige). Auch wenn Gott uns manchmal wegen unseres Eigenwillens bittere Erfahrungen machen lassen muss, handelt Er hier anders und besonders gnädig. Dazu schreibt Charles Henry Mackintosh: „Statt in der Mitte der Gemeinde zu bleiben, um dort bedient zu werden, lässt sich der Herr in seiner wunderbaren, unbegrenzten Gnade herab, für sein Volk den Dienst eines ‚Vorpostens‘ zu übernehmen“.[1] Wenn Gott uns in einer vielleicht sogar selbst verschuldeten, schwierigen Situation sieht, überlässt Er uns nicht einfach uns selbst. Das ist Gnade.
  3. Er wollte dem Volk nicht nur den Weg zeigen, sondern ihm einen Ruheort erkunden. Das wird in Vers 33 ausdrücklich erwähnt. Gott wusste, was Mose und das Volk brauchten. In Zeiten, in denen wir unruhig sind, zeigt Gott selbst uns die Orte, an denen wir zur Ruhe kommen können.
  4. Als die Lade drei Tagesreisen vorauszog, konnte das Volk sie nicht mehr sehen. Vielleicht war jetzt jemand beunruhigt, weil er dachte, Gott hätte sein Volk verlassen. Aber die Wolke war noch über ihm (s. V. 34). Gott zeigte sichtbar, dass Er weiterhin bei ihnen war. Wenn Gott in unserem Leben die Führung übernimmt, kann es sein, dass wir das Gefühl haben, Er hätte sich von uns entfernt. Aber wenn wir genau hinschauen, werden wir sehen, dass Er doch bei uns ist.
  5. Die Lade zog genau drei Tagesreisen weit vor ihnen her. Die Zahl drei ist die Zahl der Vollständigkeit im Zeugnis Gottes (z.B. gab Gott dreimal durch die Stimme aus dem Himmel Zeugnis über seinen Sohn, Mt 3,17; 17,5; Joh 12,28). Diese Zahlensymbolik dürfen wir auch hier sehen. Gott gab ein vollständiges Zeugnis darüber, dass Er allein sein Volk führen konnte und sollte. Auch wenn wir in seinem Handeln hier viel Gnade sehen, war es doch eine ernste Sprache an sein Volk. Wir sollten den Ernst nicht verkennen, wenn Gott uns eine solche Lektion über seine Führung erteilt.

Und das Ergebnis?

Mose hatte neu gelernt, dass Gott in jeder Situation seines Lebens da war und er selbst nicht nach eigenen Mitteln suchen musste. Wenn er zukünftig beim Aufbruch des Lagers wieder schwierige Herausforderungen vor sich sah, konnte er auf die Macht und Führung Gottes vollkommen vertrauen, weil Gott den Weg freimachen würde (s. V. 35). Wenn das Lager ruhte und die Bundeslade im Zelt stand, dann wusste er, dass Gott inmitten seines Volkes wohnte und es in besonderer Weise die Gemeinschaft mit Ihm haben konnte. (s. V. 36).
Gott will auch bei uns erreichen, dass wir seiner Führung absolut vertrauen. Wir werden Ihn dabei besser kennenlernen, uns weniger Sorgen machen und weniger nach eigenen Mitteln suchen. Das führt dann zu mehr Gemeinschaft mit Ihm.

Henning Panthel

"Ich will dich unterweisen und dich den Weg lehren, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten."
(Psalm 32,8)

Fußnoten:

  1. Aus „Gedanken zum 4. Buch Mose“ von C.H.M., das beim Herausgeber der Zeitschrift bezogen werden kann.

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