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...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Petrus geht auf dem Wasser

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Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern. Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf den Wassern und kam zu Jesus. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
Matthäus 14,28-31


Petrus geht auf dem Wasser – das ist eines der vielen Wunder, die der Herr Jesus zu Lebzeiten getan hat. Es ist äußerst lehrreich und hat auch uns viel zu sagen.

Hinweis auf den Überrest

Bevor der Herr seine Jünger nötigte, in das Schiff zu steigen und an das jenseitige Ufer nach Bethsaida vorauszufahren, entließ Er die Volksmengen (s. V. 22). Darin können wir das Volk Israel in seiner Gesamtheit sehen. Dann folgt die stürmische Überfahrt, die uns prophetisch die große Not zeigt, in der sich der treue jüdische Überrest während der großen Drang­salszeit befinden wird.
Doch wenn die Not am größten ist, wird der Herr Jesus aus dem Himmel erscheinen und seinem bedrängten Volk zu Hilfe kommen, indem Er ihre Bedränger vertilgen wird (s. Sach 14,3; Mt 24,30). Der Herr wird sein Volk aus der großen Not erretten und in die ersehnte Ruhe des Tausendjährigen Reiches führen.

Hinweis auf die Versammlung

In Petrus, der aus dem Schiff stieg und auf dem Wasser zu Jesus ging, dürfen wir ein Bild der Versammlung sehen. Die gläubigen Juden bildeten nach dem Herabkommen des Heiligen Geistes die Versammlung und sind zu Beginn der Apostelgeschichte aus dem „Schiff“ des jüdischen Systems gestiegen (s. Heb 13,13). Aber so wie es leider nicht lange gedauert hat, bis Petrus im Wasser versank, hat es auch in der Kirchengeschichte nicht lange gedauert, bis Abweichen und Versa­gen in die Versammlung eindrang.
Schließlich kehrte der Herr zusammen mit Petrus zum Schiff zurück. So wird es auch in der Zukunft einmal sein: Der Herr wird zusammen mit seiner Versammlung vom Himmel auf diese Erde zurückkommen und den treuen Überrest der Juden aus der Drangsal befreien (s. 1. Thes 3,13).

Der Auftrag des Herrn

Nachdem der Herr sich seinen Jüngern zu erkennen gegeben hatte, verspürte Petrus das starke Verlangen, zu Ihm zu kommen (s. V. 27). Wenn es der Herr war (der „Ich bin“, der ewig Seiende), der zu ihnen sprach, dann würde Er ihm auch die Kraft geben können, auf dem Wasser zu Ihm zu kommen (s. V. 28). Petrus verstand, dass alles von der Person seines Herrn abhing. Doch ohne Auftrag wollte er nichts tun.
Auch wir müssen uns so weit wie möglich sicher sein, dass der Herr hinter dem steht, was wir für Ihn tun wollen. Das gilt nicht nur für die Beiträge eines Bruders in den Zusammenkünften. Auch im Berufsleben, im Haushalt, bei der Erziehung der Kinder oder ih­rer Begleitung in der Schule ist das so – egal ob Mann oder Frau, Eltern oder Kinder. In jeder Lebenslage ist es wichtig, zuerst nach dem Willen des Herrn zu fragen und auf seinen Auftrag zu warten.
Sobald Petrus den klaren Auftrag seines Herrn vernahm, stieg er aus dem Schiff, denn nun galt es, diesem Auf­trag auch zu gehorchen. Und tat­säch­lich: Petrus ging auf den Was­sern und kam zu Jesus (s. V. 29). Dabei spielte es keine Rolle, ob das Wasser aufgepeitscht oder ruhig war. So oder so wäre es ohne die Kraft des Herrn nicht möglich gewesen.
Das gilt auch für die Umstände des Lebens, in denen wir uns befinden. Mögen sie schwierig oder angenehm sein – immer brauchen wir die Kraft und Hilfe des Herrn, um sie im Glauben bestehen zu können.

Der Blick auf Christus

Der Herr gab Petrus die Kraft, auf dem Wasser zu gehen. Auch wir brau­chen die Kraft des Herrn, um uns im Glauben über die Einflüsse der Umstände erheben zu können und nicht darin zu versinken. Aber das geht nur, wenn unser Blick unverwandt auf Christus (in der Herrlichkeit) gerichtet ist (s. Apg 7,55; Heb 12,2). Gehorsam dem Auftrag des Herrn gegenüber ist das eine, aber gelebte Abhängigkeit von Ihm das andere. Ersteres verleiht uns die Autorität, einen Auftrag in Angriff zu nehmen, Letzteres die Kraft, den Auftrag auch bis zu Ende auszuführen.
Solange Petrus’ Blick auf den Herrn gerichtet war, ging er auf den Wassern. Doch sobald er seinen Blick vom Herrn abwandte und auf den starken Wind sah, fürchtete er sich und begann zu sinken (s. V. 30). Das hat auch uns etwas zu sagen: Solange unser Blick auf Christus gerichtet ist, werden wir in der Lage sein, uns im Glauben über die Umstände zu erheben und unseren Dienst in Abhängigkeit vom Herrn auszuführen. Aber sobald wir unseren Blick auf die Umstände rich­ten, werden wir uns fürchten und schließlich „untergehen“.

Dem Herrn ähnlich

Ein weiterer Punkt scheint mir in diesem Zusammenhang bemerkenswert: Solange Petrus auf seinen Herrn blickte, war er Ihm sehr ähnlich. Wie sein Meister ging auch er auf den Was­sern. Doch diese „Ähnlichkeit“ fand ein abruptes Ende, als er auf den Wind und die Wellen blickte.
Das wird auch bei uns nicht anders sein: Wir werden unserem Herrn nur in dem Maß ähnlich sein, wie wir auf Ihn blicken. Und je mehr wir das tun, desto ähnlicher werden wir Ihm werden. Das zeigt uns 2. Korinther 3,18: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.“ Darum: Lasst uns mehr und intensiver auf Ihn blicken und seine Herrlichkeiten anschauen! Dann werden wir Ihm immer ähnlicher werden.

Daniel Melui

„Kind, deine Sünden sind vergeben!“

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Eine Situation aus dem Alten Testament:
Wir blenden zurück in die Jahre der Wüstenreise des Volkes Israel …

Stell dir einmal vor: Du bist ein Mann oder eine Frau aus einem der Stämme Israels und hast gegen Gott gesündigt. Du hast eins von den Verboten des Herrn, die nicht getan werden sollen, übertreten. Die Sünde lastet schwer auf dir. Dein Gewissen klagt dich an und du kannst nicht mehr froh zu Gott aufschauen, der in einer Wolke das Zelt der Zusammenkunft bedeckt und dessen Herrlichkeit die Wohnung erfüllt.
Wie sehr sehnst du dich nach Vergebung!

Gottes Vorsorge

Du erinnerst dich, dass Gott für diesen Fall Vorsorge getroffen hat:
„Wenn jemand vom Volk des Landes aus Versehen sündigt, indem er eins von den Verboten des Herrn tut, die nicht getan werden sollen, und sich verschuldet, und seine Sünde ist ihm kundgetan worden, die er began­gen hat, so soll er seine Opfergabe bringen“ (3. Mo 4,27.28).
Bedrückt suchst du deshalb unter deinen Tieren ein Opfer für die Sünde aus. Gott hatte für jemanden aus dem Volk als Opfer vorgeschrieben: Es soll „eine Ziege oder Schaf sein ohne Fehl, ein Weibchen“ (s. 3. Mo 4,28.32).
Schweren Herzens bindest du dem Schaf einen Strick um den Hals und führst es durch das Lager, vorbei an den vielen Zelten deines Volkes. Neugierige Blicke der Nachbarn verfolgen dich. Du denkst: „Ob sie bemerken, dass ich vor Gott gesündigt habe und deshalb ein Opfer bringen muss? Bestimmt sieht jeder mir an, wie unglücklich ich bin!“

Ein Stellvertreter

Endlich bist du an dem breiten Tor zum Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft angekommen. Du drückst den bunten Vorhang des Tores zur Seite und stehst unmittelbar im Vorhof der Wohnung des Herrn. Da kommt dir schon einer der Priester entgegen: Kleinlaut sagst du ihm dein Anliegen … Und dann führt er dich mit dem Opfertier zu einer der Schlachtbänke.
Bedrückt fragst du den Priester: „Die­ses Schaf hat doch kein Unrecht ge­tan! Muss das Schaf wirklich an meiner Stelle sterben?“
„Sicherlich“, erwidert dieser, „denn ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung! Entweder du musst ster­ben oder das Lamm als dein unschuldiger Stellvertreter.“
Mit innerer Bewegung legst du deine Hand auf den Kopf des Opfertieres und bekennst auf ihm vor Gott deine Sünde, die du begangen hast – laut und vernehmlich. Du schämst dich nicht, denn du hast nur ein Verlangen: Ich will von der Sündenlast befreit werden!

Der Tod muss eintreten

Was nun folgt, bewegt dein Herz zu­tiefst: Der Priester gibt dir das Mes­ser.
Ja – du, der du vor Gott gesündigt hast, musst nun selbst das unschuldige Tier töten!
Du zögerst und deine Hand zittert …
Dann – ein scharfer Schnitt … das Blut fließt in den Wüstensand.
Es ist schrecklich anzusehen …
Der Priester nimmt von dem Blut und streicht es an die Hörner des Brandopferaltars.
Das Fett des Opfers räuchert er dar­auf zum lieblichen Geruch dem Herrn – und dann vernimmst du die so befreiende Zusage: „… und es wird [dir] vergeben werden“ (V. 31).
Wird dir wirklich bewusst, wie schrecklich Sünde in Gottes Augen ist? Das Tier war unschuldig und doch musste es getötet werden – wegen deiner Sünden.
Alle dargebrachten Opfertiere weisen hin auf das eine Opfer: Jesus Christus, „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Joh 1,29).

Der Herr – das Lamm Gottes

Der Herr Jesus Christus hat am Kreuz von Golgatha in den Stunden des Ver­lassenseins von dem heiligen Gott stell­vertretend auch deine Schuld ge­sühnt, als Er „unsere Sünden an sei­nem Leib auf dem Holz getragen hat“ und „zur Sünde gemacht“ wurde (1. Petr 2,24; 2. Kor 5,21).
Der Heiland selbst war vollkommen rein und heilig, denn niemals hat Er auch nur eine Sünde getan, wie im Vorbild auch das Opfertier „ohne Fehl“ sein musste. Er war das Lamm „ohne Fehl und ohne Flecken“ (1. Pet 1,19).
Wie furchtbar war es für Ihn, der Mittler zwischen dem heiligen Gott und den verlorenen Menschen zu sein, als Er sich selbst als Lösegeld für uns gab (s. 1. Tim 2,6).
Die vielen Schlachtopfer, die im Alten Bund dargebracht wurden, waren nur ein Erinnern an die Sünden, „denn unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen“ (Heb 10,4). Der Herr Jesus hat sich selbst als „ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht“ und das Ergebnis ist: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden“ (Heb 10,12.14).

Die befreiende Wirkung des Bekenntnisses

Gläubige können leider noch sündigen – die Sünde wohnt noch in ihnen (s. Röm 7,17). „Denn wir alle straucheln oft“, stellt Jakobus fest (Kap. 3,2). Nicht dass wir dann nicht mehr das Recht haben, „Kinder Gottes“ zu hei­ßen, denn: Kind bleibt Kind. Aber die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn ist beeinträchtigt und kann nicht mehr genossen werden. Wir sind unglücklich und zwar so lange, bis wir die Sünde vor Gott bekannt haben (s. 1. Joh 1,9; Spr 28,13).
Wir schauen auf zum Kreuz und ma­chen uns bewusst, dass der Herr Jesus auch wegen dieser von uns jetzt begangenen Sünde so furchtbar unter der Hand Gottes leiden, ja, als Lohn der Sünde in den Tod gehen musste.
Welch eine Entlastung erlebt der Gläu­­bige, wenn er nach einem of­fe­nen Be­kenntnis vor Gott, und wenn nö­tig auch vor Menschen (s. Mt 5,23.24) ge­wissermaßen die Worte Jesu vernimmt: „Kind, deine Sünden sind ver­ge­ben“ (Mk 2,5).
Glücklich und frei kann er wieder die Worte des Dichters nachsprechen:

„Die Last meiner Sünden
trug Jesus, das Lamm,
und warf sie weit weg in die Fern;
Er starb ja für mich
auch am schmachvollen Stamm.
Meine Seele lobpreise den Herrn!“
Geistliche Lieder Nr. 219,3


Unser Gott ist „reich an Vergebung“ (Jes 55,7). Dafür sind wir Ihm von Herzen dankbar!

Friedhelm Müller

Sexualität nach Gottes Plan

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In der örtlichen Versammlung in Korinth gab es in verschiedener Hinsicht Unordnung. Ein Punkt, in dem sich die Geschwister damals deutlich von Gottes Gedanken entfernt hatten, war der Bereich der Sexualität. Paulus nimmt die Fragen der Korinther zu diesem Thema zum Anlass, ihnen – und damit auch uns – unter anderem im siebten Kapitel dieses Briefes Belehrungen zu diesem Thema zu geben. Dabei ist erstaunlich, wie offen Gott über dieses Thema spricht.

Wir wollen hier einige Grundzüge zu diesem Gedankenkreis herausarbeiten und zum weiteren Nachdenken anregen. Dabei bitte ich vorab um Nachsicht, dass ich manche Dinge klar beim Na­men nenne. Aber vor dem Hintergrund unserer besonders durch die (neuen) Medien sexualisierten Gesellschaft und dem massiven Werteverfall auf diesem Gebiet in den letzten Jahren halte ich es für wichtig, diese Dinge offen und trotzdem angemessen zu benennen.

Tabu oder Freizügigkeit

Bei dem Thema Sexualität gibt es zwei Extreme. Das eine Extrem ist, dass wir unangemessen freizügig darüber reden – auf der anderen Seite kann man es auch komplett tabuisieren. Machen wir es so wie Gott: Er spricht über diese Dinge in einer sauberen, angemessenen und klaren Sprache. Wir brauchen uns nicht zu schämen, in Gott gemäßer Art und Weise über eine Sache zu sprechen, derer Gott sich nicht geschämt hat, sie zu erschaffen.

Ist Sexualität Sünde?

Der Schöpfer hat den Sexualtrieb in jeden Menschen hineingelegt. Das Vor­handensein eines sexuellen Ver­l­an­gens allein ist noch keine Sünde. Aber Gott hat die Ausübung der Se­xualität in den Schutzraum der Ehe gestellt. Wenn ein Mensch also dieses vom Schöpfer gegebene Verlangen ausüben möchte, dann nur innerhalb der Ehe (s. 1. Kor 7,9.36). Jede sexuelle Handlung außerhalb der Ehe ist nach Gottes Gedanken Sünde (s. 1. Kor 6,12-20). Das gilt sowohl für außereheliche intime Beziehungen als auch für Selbstbefriedigung und Pornografie. Übrigens müssen wir in diesem Zusammenhang auch mit unseren Gedanken sehr vorsichtig sein (s. Mt 5,28; 2. Kor 10,5). Hier fängt Sünde nämlich an.

Wo wird Sexualität ausgelebt?

Nun hat der Schöpfergott den Se­xualtrieb bei den Menschen (im Ge­­gensatz zu den Tieren) mit Verant­wortung verknüpft. Wenn wir dieser Verantwortung im Gehorsam ent­sprechen, ist die ausgelebte Se­xualität ein Segen Gottes (s. Spr 5,15-20; Pred 9,9). Missbrauchen wir jedoch im Eigenwillen und Ungehorsam die­se Gabe Gottes, bringt es großen Scha­den für alle Beteiligten mit sich. Man könnte an dieser Stelle zahlreiche biblische und außerbiblische Beispiele (auch in der Jetztzeit) nennen. Denken wir nur an David und seine Affäre mit Bathseba (s. 2. Sam 11) oder an Simson und seine außerehelichen Beziehungen.
Paulus stellt in 1. Korinther 7,2 klar, dass die ausgelebte Sexualität in absoluter Ausschließlichkeit nur zwischen ei­nem (Ehe-)Mann und seiner eigenen (Ehe-)Frau erlaubt ist. Jede Form der Sexualität gehört ausschließlich in die Ehe. Im Umkehrschluss nennt Gott je­den außerehelichen intimen Verkehr Hurerei und – wenn einer der beiden Sexualpartner verheiratet ist – Ehebruch.

Wie wird Sexualität gelebt?

In den nächsten Versen gibt Gott uns wichtige Hinweise darüber, wie die Sexualität in der Ehe ausgelebt wer­den soll, indem Er drei Schwerpunkte setzt. Da­mit gibt Er uns gewisse Leit­planken für de­ren Ausübung vor und begegnet drei konkreten Gefahren.

Die eheliche Pflicht (s. V. 3)

Pflicht hört sich auf den ersten Blick etwas technisch und hart an. Ist es wirklich eine Pflicht, Sex in der Ehe zu haben? Ja. Damit begegnet Gott der Gefahr, dass sich einer der Ehepartner dem körperlichen Verkehr einseitig entzieht. Das würde massive Gefahren für die Ehe bedeuten, die schlimmstenfalls im Ehebruch enden kann. Es ist nicht recht, wenn sich einer der Ehepartner dem Geschlechtsverkehr entzieht, dessen Ausübung als Macht- oder Sanktionsmittel missbraucht. (Ich rede hier nicht von me­dizinischen oder gesundheitlichen Grün­den, die Geschlechtsverkehr zeit­weise verhindern.) Der Grundsatz in diesem Vers ist: Grundsätzlich darf und soll Geschlechtsverkehr in der Ehe stattfinden.

Hingabe statt Egoismus (s. V. 4)

Nun beleuchtet Paulus das andere Extrem. Und das lautet: Keiner der Eheleute hat das Recht, Sexualität (als Pflicht des anderen) für sich selbst einzufordern. Vielmehr macht er klar, dass der Körper des Ehemannes der Ehefrau gehört und umgekehrt. Oder auf den Punkt gebracht: Gott gemäß gelebte Sexualität in der Ehe ist wech­selseitige Hin­gabe statt egozentrische Lustbe­friedigung. Und genau an diesem Punkt unterscheidet sich das Geschenk des Schöpfers für die Ehe von der falsch verstandenen „Liebe“ in unserer gottlosen Gesellschaft. Die Lüge Satans ist: Liebe ist Sex zu jeder Zeit (und mit wechselnden Partnern). Aber wir als Christen können und sollen auch in diesem Lebensbereich göttliche Eigenschaften zeigen. Göttliche Liebe nimmt nie für sich selbst, sondern hat immer das Wohl des Anderen im Blick. Göttliche Liebe gibt immer. Nichts weniger als das ist Ansporn und Anspruch zugleich für Gott gemäß gelebte Sexualität in der Ehe!

Verzicht auf Sexualität (s. V. 5)

Als dritten Punkt zeigt Paulus, dass es Gründe geben kann, die eine Enthaltsamkeit in der Sexualität erforderlich machen können. Der Verzicht auf Geschlechtsverkehr soll …

  • … nur in gemeinsamer Übereinkunft (also nicht einseitig, siehe Punkt 1) entschieden werden.
  • … zeitlich begrenzt sein.
  • …. einen geistlichen Grund (z. B. in­tensives Gebet) haben.

Nach dieser begrenzten Zeit sollen Eheleute körperlich wieder zusam­men­kommen, damit es dem Teufel nicht gelingt, in der Unenthaltsamkeit einen Anknüpfungspunkt für sündiges Verhalten auf dem Gebiet der Sexualität zu finden.

Die Ehe – ein Bund für das ganze Leben

Ein verheiratetes Paar bleibt ein gan­zes Leben zusammen, eine Trennung ist nicht nach Gottes Gedanken. In 1. Korinther 7,10.11 geht es sowohl um eine räumliche Trennung von Eheleuten als auch um eine Ehescheidung im eigentlichen Sinn. Eheleute leben zusammen, räumlich und emotional. Wie traurig, wenn in vielen Ehen der Haustürschlüssel das einzige verbin­dende Element der formalen Ehe ist.
Wenn schon eine räumliche Trennung im Normalfall entgegen Gottes Wort ist, wie viel mehr eine formale ju­ristische Ehescheidung (s. 1. Mo 2,24; Mal 2,16; Röm 7,2.3)! Der Herr Jesus selbst sagt: „Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ (Mt 19,6). Die einzige Ausnahme, bei der eine Ehescheidung möglich sein kann, ist der Fall von Ehebruch (s. Mt 19,9). Und ich sage bewusst „kann“. Ehebruch muss überhaupt nicht zwangsläufig das endgül­tige Aus einer Ehe bedeuten. Mit Si­cherheit ist auch in einem solchen Fall der Weg der Umkehr, des aufrichtigen Bekenntnisses und der Vergebung der bessere – und er wird zur Heilung und Wiederherstellung führen.

Der Sonderfall einer „Mischehe“

In den Versen 12 bis 16 geht es um den Sonderfall, dass sich in einer Ehe aus zwei ungläubigen Ehepartnern der eine bekehrt und der andere (noch) nicht. Was ist in einem solchen Fall zu tun? Soll die Ehe nun geschieden werden? Nein! Denn vielleicht kann der nun zum Glauben gekommene Partner dem anderen ein Wegweiser zum Himmel sein (s. V. 16; 1. Pet 3,1.2).
An dieser Stelle möchte ich aber deutlich davor warnen, diese Bibelstelle als Legitimation für eine Eheschließung zwischen einem gläubigen und einem ungläubigen Partner heranzuziehen. Darum geht es in diesem Abschnitt überhaupt nicht. Wer einen ungläu­bigen Partner heiratet, macht dies im offenen Ungehorsam Gott gegenüber (s. 1. Kor 7,39; 2. Kor 6,14.15). Die christliche Ehe ist kein Missionsfeld, sondern eine lebenslange Lebens- und Dienstgemeinschaft für und vor Gott.

Eine Schwester als Frau

Abschließend möchte ich noch ei­nen Gedanken zur christlichen Ehe ergän­zen, den wir in 1. Korinther 9,5 fin­den. In diesem Vers geht es um zwei Arten von Beziehungen in der Ehe: Die Ehefrau ist gleichzeitig auch (Glaubens-)Schwester, und der Ehemann (Glau­bens-)Bruder. Dessen sollten wir uns unbedingt bewusst sein:

  1. Frau-Mann: Das ist die rein irdische Beziehung. Sie ist nur für diese Erde und endet mit dem Tod eines der beiden Ehepartner – oder mit dem Kommen des Herrn Jesus zur Entrückung. Auf dieser Ebene dürfen wir das Geschenk der Sexualität nach 1. Korinther 7 dankbar anneh­men.
  2. Schwester-Bruder: Das ist die himm­lische Beziehung, die über das Leben auf der Erde hinaus Bestand in alle Ewigkeit hat.
  3. Auf dieser Ebene haben wir geistliche Gemeinschaft mit unserem Ehepartner und sind als wiederge­borene Christen tatsächlich in der Lage, das Bild von Christus und sei­ner Versammlung darzustellen, das Gott bereits bei der Einsetzung der Ehe im Blick hatte (s. Eph 5,32).

Als junger Mensch hat man eher die körperliche Beziehung im Blick. Aber es ist wichtig, immer beide Ebenen zu sehen. Erst die geistliche Ebe­ne macht die wirkliche Qua­lität und Tiefe einer Ehe aus. Und die gibt es nur, wenn es eine Ehe „im Herrn“ ist.

Hinweise an Eltern

Es ist sehr wichtig, dass wir als gläubige Eltern unseren Kindern diese Thematik proaktiv vermitteln. Sie werden eher als uns lieb ist damit konfrontiert. Lasst uns als Eltern nicht warten, bis die Kinder von der Welt auf eine ungute und unsaubere Art und Weise mit Gedanken über die Sexualität in Kontakt kommen. Besser ist, den Vorteil des „ersten Schusses“ zu nutzen und sie darauf vorzubereiten. Dann ist auch für die Kinder die Hemmschwelle viel geringer, über diese Dinge mit uns zu sprechen, wenn sie damit in Kontakt kommen – denn sie haben dann ja schon gelernt, dass man über „das Thema“ mit uns Eltern sprechen kann. Salomo ist uns in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel: Es fällt beim Lesen der Sprüche auf, wie oft er seinen Sohn insbesondere über sexuelle The­men unterweist. Wir sollten es mit unseren Kindern genauso halten wie Gott: nüchtern, ausgewogen und mit angemessenen Worten über Sexualität sprechen.

Ein Appell (nicht nur) an junge Christen

Es ist offensichtlich, dass wir in einer Zeit leben, in der die hier anhand von Gottes Wort beschriebenen Grundsätze nicht nur gesellschaftlich nicht mehr anerkannt werden, sondern so­gar absichtlich ins Gegenteil verdreht und pervertiert werden. Egal ob wir (noch) unverheiratet oder verhei­ra­tet sind: Lasst uns mit Gottes Hilfe an seinen Grundsätzen festhalten. Gott ist kein „Spielverderber“, der uns etwas vorenthalten will. Echte Liebe kann warten – auch auf den zukünftigen Ehepartner. Und wenn wir ver­heiratet sind, lasst uns aufrich­tig über die eigene Ehe (und das The­ma Sexualität) nachdenken und sie mit Gottes Gedanken abgleichen. Wir dürfen das Geschenk der Ehe be­wusst, dankbar, ausgewogen und ver­antwortungsvoll genießen. Nur dann können wir mit Gottes Hilfe ein Zeugnis in dieser dunklen Zeit und ein Vorbild für die Jüngeren sein. Und wie schön, wenn unser persönliches und gemeinsames (Ehe-)Leben dann auch zu unserem Segen und zur Ehre Gottes ist.

Matthias Krommweh

Adel verpflichtet

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Eine Redewendung französischer Herkunft – „Noblesse ob­lige“ oder „Adel verpflichtet“ – besagt, dass mit einer bevorrechtigten Stellung auch alltägliche Verpflichtungen einhergehen. Damit lässt sich auf sehr einfache Weise der ganze Inhalt des Epheserbriefes prägnant mit nur zwei Worten zusammenfassen – denn auch in geistlicher Hinsicht ist die himmlische Stellung des Gläubigen mit direkten irdischen Auswirkungen verbunden. Ein kurzer Streifzug durch den Epheserbrief bietet uns im Sinne dieses Sprichworts einen überblicksartigen Eindruck von den wunderbaren Vorrechten und deren Auswirkungen in unserem praktischen Leben.

Der Epheserbrief führt uns auf die höchsten Höhen christlicher Segnungen in der Bibel. Wie bei einer Bergwanderung, die mit dem Erklimmen des Gipfels endet und dem Wanderer einen belohnenden Weitblick über die gesamte Umgebung bietet, stellt die Beschäftigung mit dem Epheserbrief ein gewaltiges Pa­norama geistlicher Wahrheiten vor die Blicke. Und wie der Bergsteiger körperlichen Einsatz und Ausdauer benötigt, so bedarf es auch geistlicher Energie und Mühe, um sich diesen Brief im eigenen Glaubensleben anzueignen. Doch die Mühe lohnt sich – in geistlicher Hinsicht auf dem Glaubensweg sogar noch unvergleichlich mehr als bei einer irdischen Bergbesteigung!
Auf dem Weg zum Gipfel gibt es meh­rere Etappen. So ist auch der Epheserbrief in verschiedene Abschnitte unterteilt: In den ersten drei Kapiteln wird die ganze Höhe und Reichweite des Ratschlusses Gottes mit allen damit verbundenen Segnungen deutlich gemacht. Dabei steht im ersten Kapitel die Verkündigung des Ratschlusses, im zweiten Kapitel dessen Verwirklichung und im dritten Kapitel die Verwaltung dieser Dinge durch den Apostel Paulus vor unseren Blicken. Ab Kapitel vier schließt sich dann mit den Worten „Ich ermahne euch nun“ der praktische Abschnitt dieses Briefes an.

Stellung („Adel …)

Durch Kenntnis des Ratschlusses Got­tes und Teilhaberschaft an den wun­derbaren Wahrheiten der ersten drei Kapitel sind wir gewissermaßen „geadelt“ – wir sind „gesegnet“, „aus­erwählt“, „heilig und untadelig“, „zu­vorbestimmt zur Sohnschaft“, „begnadigt“ und „Erben“ Gottes (s. Kap. 1,3-6.11). Wie wichtig ist es, dass wir uns dieser Segnungen immer wie­der neu bewusst werden, denn sie zeichnen uns aus! Neben den persönlichen Segnungen stellt uns der Brief auch vor, dass Gott die Glaubenden zusammengefügt hat zu einem Leib (s. Kap. 1,23; 2,16) und zu einem geistlichen Haus (s. Kap. 2,20-22). Auch das sind Segnungen, über die wir neu froh und dankbar sein wollen!

Verantwortung (… ver­pflichtet“)

Doch es kommt nicht nur darauf an, die Vorrechte und Segnungen unserer Stellung gut zu kennen, sondern auch, damit in der Alltagspraxis verantwortungsvoll umzugehen. Deshalb haben wir ab dem vierten Kapitel des Epheserbriefes den praktischen Teil. Dort werden wir durch Ermunterung und Ermahnung gewissermaßen „ver­pflichtet“, dieser wunderbaren Stellung entsprechend zu leben.
Dabei soll nicht eine befohlene Pflichterfüllung, sondern eine be­wusste Überzeugung der eigene An­trieb zu einem Gott gemäßen Wan­del sein. Wir wollen gerne dem ent­sprechen, was Gott von uns als „Ge­adelten“, ja, Geheiligten, erwarten kann, um auch praktischen Genuss an diesen wunderbaren Segnungen zu haben.

Im täglichen Leben

Welche „Verpflichtungen“ sind nun gemeint, um in praktischer Weise jeden Tag unserer hohen Berufung zu entsprechen? Der praktische Wan­del wird im zweiten Abschnitt des Epheserbriefes verschiedentlich beschrieben: Wir sollen „würdig wan­deln der Berufung“ (s. Kap. 4,1), „in Lie­be wandeln“ (s. Kap. 5,2), „wandeln als Kinder des Lichts“ (s. Kap. 5,8), „sorgfältig wandeln“ (s. Kap. 5,15).
Zudem wird im Kontrast zum Leben der gottlosen Menschen gezeigt, wie wir nicht wandeln sollen (s. Kap. 4,17 ff.). Grundsätzlich sollen wir nämlich „Nachahmer Gottes“ sein (Kap. 5,1). Das können wir verwirklichen, indem wir Christus zum Vorbild nehmen und seinen Wandel hier auf der Erde als Mensch jeden Tag neu nachahmen. Welch eine hohe Verpflichtung, die mit unserer hohen Stellung einhergeht!
Diese hohe Verantwortung gilt nicht nur bestimmten Personen. Alle Gläu­bigen stehen in jedem Bereich ih­res Lebens in der Pflicht, dieser Ver­antwortung zu entsprechen. So­mit wird im weiteren Verlauf des Epheserbriefes jeder angesprochen. Es werden nach allgemeingültigen Hin­weisen für alle (s. Kap. 4,1-5,21) spe­ziell die Ehefrauen (s. Kap. 5,22-24), die Ehemänner (s. Kap. 5,25-33), die Kinder (s. Kap. 6,1-3), die Väter (s. Kap. 6,4), die Arbeitnehmer (s. Kap. 6,5-8) und die Arbeitgeber (s. Kap. 6,9) erwähnt.
Schließlich endet der Epheserbrief mit der Beschreibung der Waffenrüstung Gottes, durch die wir alle benötigten Hilfsmittel zur Verfügung haben, um un­serer Berufung entsprechend zu wan­deln. So weist Gott uns nicht nur auf unsere Verantwortung hin, sondern Er befähigt uns auch, durch seine bereitgestellten Hilfsmittel dieser Ver­­pflich­tung zu entsprechen.
Alles geht von Ihm aus. Wie groß ist Er! Welch ein Vorrecht ist es, Ihm anzugehören und Ihm nachzufolgen.

Matthias Wölfinger

Vorbild für „ Entwicklungshelfer “

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Petrus ist unter den zwölf Jüngern der, dem es nicht schwerfällt, zu sagen, was andere nur denken. Sich tatkräftig einzusetzen, ist für ihn selbstverständlich; voranzugehen kein Problem. Aber manchmal ist er vorschnell, schießt hier und da über das Ziel hinaus. Manchmal verlässt ihn plötzlich der Mut und einmal – im Hof des Hohenpriesters – verleugnet er sogar seinen Herrn. Dabei liebt er seinen Meister von ganzem Herzen. Dieser weiß das und kümmert sich deshalb intensiv um seine Weiterentwicklung – auch dann, wenn er sich selbst in Schwierigkeiten gebracht hat.

Andererseits sehen wir bei Petrus aber auch, dass seine Erkenntnis von Christus die der anderen Jünger weit überragt. Nur Petrus hat eine angemessene Antwort auf die Frage des Herrn nach der Wertschätzung seiner Person: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). So können wir in den Evangelien mitverfolgen, wie Petrus zu einem Christen heranreift, der sich später „Knecht und Apostel Jesu Christi“ nennen darf (2. Pet 1,1).
Die Entwicklung von Petrus können wir gut auf junge, heranwachsende Christen übertragen. Petrus war wahr­scheinlich nicht der jüngste Nach­folger unter den Jüngern des Herrn und in natürlicher Hinsicht auch schon „herangewachsen“ (er war bereits ver­heiratet). Dennoch war bei ihm wie bei einem jung bekehrten Christen in der Frische des Glaubenslebens die Liebe zum Herrn oft mit viel Energie und Tatendrang verbunden. Und das ist gut so! Denn andererseits besteht gerade auch in der jüngeren Generation die gegenteilige und ebenso große Gefahr, dass Energie und Interessen durch andere Ablenkungen beansprucht werden.
Wie Petrus stehen aber besonders heranwachsende Christen in Gefahr, sich dabei selbst zu überschätzen und unüberlegt zu handeln. Als Ältere, die mit jungen Christen zu tun haben – als Eltern, Großeltern oder in der Jugendarbeit –, wollen wir sie unterstützen, sich in der Jüngerschaft mit Fleiß und eifrigem Einsatz zu entwickeln, ohne in die gleichen Fallen zu tappen wie Petrus. Gottes Wort zeigt uns in einigen Situationen aus dem Leben von Petrus, wie der Herr mit ihm und seinen Fehlern und Schwächen umging, während Er selbst als Mensch auf der Erde war. Wir finden darin auch wertvolle Hinweise für unseren Weg des Glaubens. Ohne die Bedeutung dieser Bibelabschnitte einzuschränken, wollen wir in diesem Artikel besonders darüber nachdenken, was wir als vorangehende Generationen daraus lernen können für den Umgang mit jungen Gläubigen, die Eifer für den Herrn haben.

Petrus und der Sturm (s. Mt 14,22-31)

Weil der Herr sie dazu aufgefordert hat, sind die Jünger allein ins Schiff gestiegen und fahren über den See Genezareth. Bei heftigem Sturm ru­dern sie stundenlang, ohne das ret­tende Ufer zu erreichen. In der vierten Nachtwache sind sie schließlich so ängstlich und verzweifelt, dass sie den Herrn nicht erkennen, der ihnen (gehend auf dem See!) entgegenkommt. Doch als Er ihnen Mut zuredet, gewinnt Petrus die Fassung wieder und will schnell zu Ihm. Aus den Worten „wenn du es bist“ von Petrus kann vielleicht ein gewisser Rest an Zweifel gelesen werden. Auch er hatte den Herrn ja zunächst für ein Gespenst gehalten. Dennoch zeigen diese Worte zugleich, dass er überzeugt ist, dass sein Meister das Unmögliche möglich macht und auch er auf dem Wasser gehen kann. Er handelt aber nicht sofort, sondern fragt Ihn zuerst und wartet seinen Befehl ab. Gerne antwortet der Herr darauf mit der Aufforderung: „Komm!“ Dadurch motiviert, verlässt Petrus nun vertrauensvoll das Schiff und lässt damit alle menschlichen Hilfsmittel zurück, um auf dem Wasser zum Herrn zu kommen – aber dann scheint es trotzdem schiefzugehen: Er sieht auf den Wind und die Wellen und fängt an zu sinken. Der Herr hört seinen Hilferuf und nimmt ihn direkt bei der Hand, um ihn aus der Gefahr zu ziehen, während Er ihm einen liebevollen Hinweis gibt.

Jüngere Christen haben oft weniger Vorbehalte und mehr Mut als ältere. Wir lernen hier von unserem Herrn, dass wir sie ermutigen können, Ihm in schwierigen Umständen zu vertrauen und in Abhängigkeit von Ihm Schritte zu gehen, die sie sich bisher nicht vorstellen konnten. Wenn sie das dann tun, kann es trotzdem vorkommen, dass ihre Glaubenskraft nachlässt. Wir wollen ihnen dann helfen, ohne „oberlehrerhaft“ zu sein („… das war wohl eine Nummer zu groß für dich“). Manchmal müssen wir sie vielleicht sogar aus einer Gefahr ziehen. Dann wollen wir nicht warten, bis ihnen „das Wasser bis zum Hals steht“, sondern ihnen schnell und mit Liebe, Milde und Sanftmut helfen.


Petrus und sein Tadel (s. Mt 16,22-24)

Als der Herr den Jüngern sein Lei­den und Sterben ankündigt, stößt das bei Petrus auf Unverständnis. Dass der, von dem er gerade gesagt hat, Er sei der „Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (V. 16), misshandelt und zu Tode gebracht werden soll, entspricht überhaupt nicht seinen Vorstellungen. Das kann er so nicht stehen lassen. Und so Er nimmt seinen Meister kur­zerhand beiseite und tadelt Ihn.
Die – scheinbar harsche – Reaktion des Herrn verblüfft uns vielleicht, sie ist aber angebracht: „Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist“ (Luther übersetzt: „… denn du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist“). Dass Christus am Kreuz leiden musste, war der göttliche Plan. Der Versuch von Petrus – auch wenn er gut gemeint war –, Ihn von diesem Weg abzuhalten, war ein Angriff des Teufels auf den Gehorsam des Herrn.

Wenn wir unsere menschlichen Vor­stellungen in den Vordergrund stel­len, ist das falsch. Wenn wir den Herrn sogar „kritisieren“, überschrei­ten wir klar eine „rote Linie“. Auch junge (leider manchmal auch ältere) Menschen können schnell dazu nei­gen, so impulsiv zu sein wie Petrus. Wie sollten wir als die Älteren ihnen dann begegnen?
Das Verhalten unseres Herrn zeigt, dass wir nichts beschönigen sollen. Er legt hier direkt und unmissverständlich den Finger in die Wunde. Das kann Er, weil Er in seinem eigenen Ver­halten vollkommen ist. Bei uns ist das schwieriger, weil wir uns oft nicht besser verhalten als Jüngere. Trotzdem müssen wir, wenn es um die Ehre Gottes geht, ein gewisses Fehlverhalten klar ansprechen. Wir wollen das unter Gebet mit Weisheit und Demut tun. Der Herr verbindet seine Zurechtweisung mit der Aussicht auf Lohn für treue Jüngerschaft; das zeigen die nächsten Verse. Er will Petrus gewinnen und nicht demotivieren. Auch das können wir von Ihm lernen.


Petrus und die Tempelsteuer (s. Mt 17,24-27)

In Kapernaum fragen die Steuereinnehmer Petrus, ob sein Lehrer auch die Tempelsteuer bezahlt. Anstatt die Beamten an den Herrn zu verweisen oder zumindest den Herrn vorher zu fragen, gibt er eigenmächtig die Antwort: Natürlich zahlt sein Meister die Steuer!
Sicher wollte Petrus den Herrn (viel­leicht auch sich selbst?) in ein gutes Licht rücken. Aber war seine Antwort nicht unbedacht? Als Petrus dann zu Ihm ins Haus geht – scheinbar um das Geld beim Herrn zu holen –, kommt dieser ihm entgegen. Er kannte in seiner Allwissenheit bereits alles und erklärt ihm auf liebevolle Weise, warum sein Verhalten vorschnell und anmaßend war. Scheinbar tut der Herr das nicht vor anderen. Durch ein Wunder lässt Er Petrus dann einen Fisch angeln, der genug Geld im Maul hat, um damit die Steuer für sie beide zu bezahlen.

Oft sagen wir vorschnell und eigenmächtig etwas in der Annahme, es sei richtig und gerade angebracht. Wir sollen aber im Auftrag und nicht anstelle unseres Herrn reden. Gerade wenn wir uns öffentlich äußern, ist Zurückhaltung und Abhängigkeit von Ihm unabdingbar, eine christliche Tugend, die man meist erst sukzessive im Lauf des Lebens lernt.
Deshalb stehen gerade Jüngere in Gefahr, unabhängig und ohne Auftrag vom Herrn zu reden oder zu agieren. Aus eigenen Erfahrungen wissen wir Ältere oft nur zu gut, zu welchen Schwierigkeiten das führt und wie der Herr dadurch verunehrt wird. Deshalb wollen wir den Jüngeren hel­fen und sie nötigenfalls mit Liebe er­mahnen. Wie das geht, zeigt uns hier das Vorbild unseres Herrn: Er tut das im Haus und nicht öffentlich. Er stößt Petrus nicht vor den Kopf, sondern eröffnet das Gespräch wertschätzend mit einer Frage; liebevoll erklärt Er Petrus, was falsch war. Und zuletzt – und das ist besonders nachahmenswert – macht Er sich mit Petrus eins und hilft ihm, dass dieser nicht wegen seines Fehlers „im Regen stehen bleibt“ (natürlich können wir keine Wunder tun wie Er).


Petrus und der Schlaf (s. Mt 26,36-46)

In Gethsemane bittet der Herr Petrus und zwei andere Jünger, in seiner Nä­he zu wachen, während Er zum Va­ter betet. Aber der Tag war sehr anstrengend gewesen – besonders die Zeit im Obersaal. Vieles hatte der Herr ihnen erklärt, viel hatten sie erlebt: angefangen von der Entlarvung Judas’ bis hin zu den Belehrungen über das Haus des Vaters und den Heiligen Geist (s. Joh 13-16).
Können wir nicht verstehen, dass die Jünger erschöpft sind und einschlafen?[1] Wohl schon, aber ausgerechnet Pet­rus hatte wenige Minuten vorher voll Überzeugung seinem Meister ent­gegnet: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen“ (V. 35). Deshalb muss der Herr ihn jetzt ansprechen: „Also nicht eine Stunde vermochtet ihr mit mir zu wachen?“ Aber es scheint nicht zu helfen, noch zweimal kommt Er und findet sie schlafend. Erst beim dritten Mal fordert Er sie auf, aufzustehen und mit Ihm zu gehen.

Vielleicht vergessen Ältere leichter, dass das Glaubensleben auch schon für Jüngere herausfordernd ist. Viel „Lernstoff“, viele Fragen, viele neue Erfahrungen, manchmal Unsicherhei­ten und Enttäuschungen gehen nicht spurlos an jungen Christen vorbei. Dann kann es Momente geben, wo sie in ihrer Entwicklung und ihrem geistlichen Leben – meist ungewollt – einen „Gang zurückschalten“ und sozusagen im „Schlafmodus“ unterwegs sind. Wie können wir ihnen da helfen?
Der Herr weckt Petrus (und die an­deren beiden) nicht einfach unsanft, sondern Er spricht mit ihnen. Wir wollen junge Christen – gerade in einer solchen Situation – nicht hart angehen, sondern in Liebe mit ihnen reden. Manchmal muss das leider, wie bei Petrus, öffentlich geschehen. Da er sich anmaßend vor den Jüngern geäußert hatte, konnte der Herr es Petrus nicht ersparen, ihn auch vor diesen zurechtzuweisen.
Als Er zum dritten Mal zu den schla­fenden Jüngern kommt, sagt Er für­sorglich: „Ruht euch aus.“ Nicht, dass Er ihr Verhalten gutheißt, aber als Mensch, der selbst Müdigkeit kennt (s. Mk 4,38), empfindet Er mit ihnen und kommt ihrem Bedürfnis entgegen. Einfühlungsvermögen und Verständnis sind nützlich, um anderen zu helfen.
Als der Moment kommt, wo es – auch für Petrus – weitergehen muss, sehen wir den Herrn als Vorbild. Bevor Er die Jünger auffordert, aufzustehen, war Er selbst schon aufgestanden. Sie werden nicht viel von seinem ringenden Kampf im Gebet mitbekommen haben. Aber es wird sie beeindruckt haben, dass Er davon aufgestanden war. Wir können jüngere Christen nicht „beleben“, ohne ihnen ein Vorbild in Glaubensenergie zu sein.

Aus „Kindern“ und „Jünglingen“ sollen einmal „Väter“ im Glauben werden (das gilt auch für Schwestern!). Um sich dahin zu entwickeln, brauchen junge Christen Begleitung, Unterstützung und Ermahnung. Eine Aufgabe für erfahrenere Christen, denn sie kennen diese Bedürfnisse aus eigener Erfahrung. Eine Aufgabe, die wir mit unserem Herrn als Vorbild angehen dürfen – so wie wir das in seiner Beziehung zu Petrus gesehen haben.

Henning Panthel

Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind …

Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt …

Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.
1. Johannes 2, 12.14


Fußnoten:

  1. Der Evangelist Lukas weist außerdem darauf hin, dass sie eingeschlafen waren vor Traurigkeit (s. Lk 22,45).

Halloween

© Stefan Busch

In wenigen Tagen ist es wieder so weit – Kinder und Jugendliche ziehen durch die Straßen, klin­geln und rufen: „Süßes oder Saures“. Oft sind sie verkleidet, manchmal verschmutzen oder beschädigen sie auch Haustüren oder Einfahrten. Viele Häuser sind mit Kürbissen geschmückt – nicht nur Kinder sind also beteiligt, auch die Mütter und Väter, die Kürbisse oder ähnliche Dekorationsartikel kaufen und benutzen. Halloween ist mittlerweile sehr präsent. Doch was hat es eigentlich damit auf sich?

Bedeutung des Wortes

Das Wort „Halloween“ ist abgeleitet von „All Hallows’ Eve“, was übersetzt „Aller Heiligen Abend“ bedeu­tet. Es bezeichnet den Abend vor dem katholischen Feiertag „Allerhei­ligen“, der im Jahr 835 vom Papst als katholischer Feiertag festgesetzt wur­de. An diesem Feiertag, der auf den ersten November fällt, soll an hei­lige Märtyrer gedacht werden, und wie bei verschiedenen katholischen Fei­ertagen findet am Vorabend des eigentlichen Feiertages eine heilige Messe statt.

Herkunft des Festes

Doch neben dieser Bedeutung des Wortes wird auch eine Verbindung zu einem alten keltischen Fest vermutet. Verschiedene Quellen weisen auf ein Fest mit Namen „Samhain“ hin, das zum keltischen Jahreswechsel gefeiert wurde, der nach unserem Kalender auf die Zeit zwischen Oktober und November fiel. In dieser Zeit wurden die Tiere von den Weiden in die Ställe geholt, der Sommer ging zu Ende und man feierte ausgelassen ein Fest.
Möglicherweise ging man davon aus, dass die Seelen der Toten unter den Lebenden diejenigen aussuchten, die im nächsten Jahr sterben würden. Um die bösen Mächte zu vertreiben, zündete man große Feuer an. Oder man verkleidete sich, um nicht erkannt zu werden und so dem Tod zu entkommen. Auch stellte man Gaben vor die Häuser, um die Geister zu besänftigen. Das könnte zu dem Brauch „Süßes oder Saures“ geführt haben.

Einfach nur Kürbisse?

Zu diesen Überlieferungen, deren Wahrheitsgehalt umstritten ist, gehört auch die Erzählung über einen Mann mit Namen „Jack O’Lantern“ (Jack mit der Laterne), der angeblich nach seinem Tod nicht in den Himmel durfte, aber auch der Hölle verwiesen wurde, weil er den Teufel betrogen haben soll. Ausgestattet mit einer ausgehöhlten Futterrübe, in die eine glühende Kohle gelegt war, zog Jack umher, um einen Aufenthaltsort zu finden. Als irische Siedler die Bräuche rund um dieses Fest in die USA brachten, wurden die Futterrüben schnell durch Kürbisse ersetzt, weil sie reichlich vorhanden waren.

Und heute?

Heute lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen, was der eigentliche Hintergrund des Halloween-Festes ist.
Was sich jedoch mit Sicherheit sagen lässt, ist die Tatsache, dass Halloween zu einem kommerziellen Ereignis geworden ist, das Anlass für den Verkauf von Dekoartikeln und mehr sowie zu einem ausgelassenen Fest für viele bietet.

Und die Christen?

Wie gehen wir nun als wiederge­borene Christen mit einem solchen Fest um? Ob es nun uns selbst betrifft (z. B. in Form von Deko für unsere Häuser) oder unsere Kinder, die in der Schule und in der Nachbarschaft mit dem Thema konfrontiert werden: Wir stehen vor der Frage, wie wir uns verhalten sollen, um unserem Herrn zu gefallen. Denn das ist ja unser Wunsch! Es geht uns nicht darum, den „Willen der Nationen“ zu tun, sondern den „Sinn Christi“ zu haben, der lieber leiden wollte, als seinem Gott und Vater nicht zu gefallen (s. 1. Pet 4,1-4).
Zunächst fragen wir uns, wie der Hintergrund von Halloween zu bewerten ist. Ob er nun in Verbindung mit einem katholischen Feiertag und dem Gedenken an heilige Märtyrer oder einem irisch-keltischen Fest und seinem Geisterkult steht – der Hintergrund hat nichts mit Gottes Gedanken zu tun. Und da es nur zwei Quellen gibt, entweder Gott oder seinen Widersacher, den Teufel, liegt auf der Hand, welchen Ursprung das Fest hat. Das macht uns sehr vorsichtig.

Alles so ernst nehmen?

Andererseits sagt Gottes Wort in Verbindung mit einem anderen Beispiel, dass wir den Hintergrund nicht untersuchen müssen. Muss man denn alles so ernst nehmen und unbedingt einen großen Bogen darum machen?
Schauen wir uns das Beispiel etwas näher an. Es geht um das Essen von Fleisch, das möglicherweise seinen Hintergrund in Götzenopfern hatte. Dass es niemals im Götzentempel und damit in Verbindung mit einer religiösen Handlung gegessen werden sollte, macht Paulus sehr deutlich (s. 1. Kor 10,20.21). Aber wenn es um Fleisch ging, das auf dem Fleischmarkt verkauft wurde, so konnte es ohne vorherige Untersuchung gegessen werden (s. 1. Kor 10,25). Nur für den Fall, dass jemand die Herkunft ausdrücklich als Götzenopferfleisch angeben würde, sollte es nicht gegessen werden. Und das nicht einmal des eigenen Gewissens wegen, sondern aus Rücksichtnahme auf den, der den Hinweis gibt (s. 1. Kor 10,29).
War also die Herkunft des Fleisches unbekannt, so bestand Freiheit, mit Dankbarkeit Gott gegenüber zu essen. Doch lässt sich das im Blick auf Halloween sagen? Könnte es tatsächlich eine Sache sein, die Gott zum Guten für den Menschen gegeben hat, wie er Fleisch zur Nahrung und zum Genuss gibt?
Die Antwort liegt auf der Hand. Dieses Fest und die damit verbundenen Aktivitäten haben ihren Ursprung nicht in Gott, auch wenn die Details zu seiner Herkunft im Einzelnen nicht abschließend geklärt werden können.

Gottes guter Wille

Dass die Menschen dieser Welt sich für dieses Fest interessieren, ist offensichtlich. Es erscheint für die einen spannend und interessant, für andere ist es eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, und wieder andere freuen sich einfach über Abwechslung und Zerstreuung.
Doch in Römer 12,2 erklärt Paulus, dass wir nicht gleichförmig dieser Welt sein sollen. Das Wort „gleichförmig“ ist gebildet aus den beiden Worten „syn“ und „Schema“. Wir sol­len uns also nicht synchronisieren mit den Schemata dieser Welt. Weder mit ihrem Trachten nach Vermehrung des Geldes (der kommerzielle Hintergrund des Festes), nach Spaß und Belustigung (vielleicht sogar auf Kos­ten anderer) noch nach Unmoral und Nähe zu bösen Geistern (was nach Nervenkitzel klingt und deshalb anziehend sein kann). Dabei geht es gar nicht in erster Linie um den Kür­bis auf der Fensterbank, der dem einen gefällt und dem anderen nicht, sondern um das „Schema“, nach dem die Welt lebt.
Wir sind aufgefordert, verwandelt zu werden durch die Erneuerung unseres Sinnes. Unsere ganze Ausrichtung besteht darin, uns Gott zur Verfügung zu stellen. Unser Leben als ein „Opfer“ (s. Röm 12,1) für Ihn zu leben. Diese Ausrichtung wird uns von innen heraus verändern und wir werden prüfen, „was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm 12,2).

gut – nach Gottes Maßstäben gut
wohlgefällig – zu Gottes Freude; so, wie es Ihm gefällt
vollkommen – (geistlich) erwachsen


Worum es geht

Dabei geht es nicht darum, irgendwelche Gesetze aufzustellen oder Verbote zu formulieren. Es geht darum, in dieser Welt als solche zu leben, die Gott gefallen möchten. Die nach seinem Willen fragen und dabei Freude im Herrn Jesus haben und suchen. Das darf unser eigenes Leben prägen und das dürfen wir unseren Kindern vorleben und vermitteln. Dann werden wir einen guten Umgang mit den einzelnen Fragen und Themen des Alltags finden. Auch mit Halloween.

Christian Rosenthal

Einschulung - aus christlicher Perspektive

Robert Kneschke, stock.adobe.com

Wir leben in einer Zeit, in der es an „Ratgebern“ nicht man­gelt, das Internet ist voll davon und tatsächlich kann man viel Nützliches darin finden. Es braucht aber ein geistliches Verständnis, das auf dem Wort Gottes beruht, um zu erkennen, welche Tipps brauchbar und welche schädlich sind.

Kinder – wertvoll für Gott

„Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde“ (1. Mo 1,28). Kinder sind von Anfang an Teil der Gedanken Gottes. Deshalb wiederholt Gott den Adam gegebenen Auftrag nach der Sintflut (s. 1. Mo 9,1). Der Herr Jesus nahm sich Zeit für Kinder, um sie zu seg­nen (s. Mk 10,16). In der Bibel fin­den wir zudem viele Hinweise zur Erziehung von Kindern, zum Beispiel im Buch der Sprüche (s. Kap. 3,11; 13,24; 19,18; 22,6). Auch in den Brie­fen mit den erhabensten Inhalten der biblischen Lehre über Christus und die Versammlung (s. Eph 6,1-4; Kol 3,20.21) vergisst Gott nicht, die Kin­der zu erwähnen. Ihm liegt an den Kin­dern und Er hat uns Eltern die Ver­antwortung gegeben, sie „in der Zucht und Ermah­nung des Herrn“ zu erziehen.
Diesen Auftrag Gottes wollen wir nicht leichtfertig delegieren, z. B. an Erzieherinnen im Kindergarten. Zwar gab es schon zur Zeit des Alten Testaments Erzieher und Ammen, aber diese unterstanden im Gegensatz zu heutigen Erziehern der Autorität der Eltern. Und Gottes Wort teilt uns mit, dass selbst zehntausend Erzieher einen echten Vater nicht ersetzen können (s. 1. Kor 4,15). Ganz zu schweigen davon, dass in diesen Einrichtungen viele Ungläubige tätig sind. Sie gehören zum System der bösen Welt, aus der wir herausgenommen wurden, die uns hasst (s. Joh 15,19) und die andere Lebensgrundsätze hat, von denen wir uns unbefleckt halten sollen (s. Joh 17,14; Röm 12,2; Gal 1,4; Jak 1,27; 4,4).

Der Obrigkeit gehorchen

Dennoch kommt in vielen Ländern irgendwann der Augenblick, an dem die Kinder aufgrund der gesetzlichen Schulpflicht zur Schule gehen müssen. Sich dem zu widersetzen, würde bedeuten, der Obrigkeit nicht untertan zu sein und gegen Gottes Wort zu handeln (s. Röm 13,1 ff.; Tit 3,1). Aber unsere Kinder, die mit ca. sechs Jahren zur Schule gehen, brauchen viel Begleitung und Unterstützung von uns Eltern.

Anregungen aus Gottes Wort

In der Bibel ist von der Institution Schule, so wie wir sie kennen, keine Rede. Also müssen wir die grundsätzlichen Gedanken der Schrift darauf anwenden, um Wegweisung für unseren Alltag zu erhalten. Die folgenden Tipps möchten helfen, die Einschulung selbst, aber auch die nächsten „Schulschritte“, zu bewältigen.

Vor der Einschulung

Emotionale Vorbereitung

Zunächst gilt es, ausgewogen Vorfreude zu wecken auf das, was das Kind dort alles lernen und erleben kann, ohne die Wichtigkeit der Schule und die Erwartungen an die Lernerfolge zu stark zu betonen. Schlecht wäre, das Kind mit den eigenen Sorgen zu überschütten, weil es sonst Angst bekommen könnte.
Vielleicht hilft es unserem Nachwuchs, wenn wir von der eigenen Einschulung berichten, von schönen Erlebnissen, aber auch von der Verantwortung, die damit verbunden ist. Die Schulrealität muss den Kindern verständlich und ausgewogen dargestellt werden.

Das Gebet

Wir können nicht früh genug mit Gebet beginnen. Allein, mit dem Ehepartner, aber auch mit dem Kind. Wir dürfen für das Kind beten, dass es alles gut aufnimmt, sich freut und in eine gute Klasse kommt. Auch um nette oder sogar um gläubige Klassenkameraden dürfen wir bitten, ebenso wie um besonnene Eltern und gute Lehrkräfte.

Ausstattung

Natürlich empfiehlt es sich, früh ge­nug eine gute Ausstattung zu besorgen. Die Informationen der Schule, die Erfahrungen anderer Eltern oder auch gute Internetseiten bieten dazu Orientierungshilfe. Hier sollte man vielleicht darauf achten, dass das Kind sich nicht für irgendetwas schämt, was es zur Schule mitbringt, sondern sich darüber freut, ohne dass wir dabei übertreiben oder über unsere Verhältnisse hinausgehen. Da unsere Kinder durch andere Gewohnheiten oder Überzeugungen möglicherweise ohnehin Spott ausgesetzt sind (vgl. 1. Mo 21,9 mit Gal 4,29), ist unnötige „Angriffsfläche“ möglichst zu vermeiden.

Schulweg

Mit dem ersten Schultag verändert sich sehr viel für das Kind. Es muss dabei eine Menge Eindrücke verar­beiten. Daher empfiehlt es sich, den Schulweg – soweit möglich und erforderlich – in den Tagen vor der Einschulung ein paar Mal abzufahren bzw. zu erproben, um nicht nur auf mögliche Gefahren hinzuweisen, sondern dem Kind auch Sicherheit zu geben. Dabei ist es sinnvoll, dem Kind auch mitzugeben, dass es fremden Personen auf dem Schulweg und in der Schule nicht ohne Weiteres vertrauen darf und sich von niemandem mitnehmen oder begleiten lässt.

Etwas Bewegung vor und nach der Schule (wenn möglich) ist ein guter Ausgleich, der den Kopf ein wenig freimachen kann.


Am Einschulungstag und in den ersten Wochen

Tipps an das Kind

Wenn noch nicht geschehen, sollte dem Kind erklärt werden, wie es mit Konfliktsituationen umgeht: dass es nicht zu allem „Ja“ sagen muss, was die Klassenkameraden wollen und dass es im Notfall auch zum Lehrer oder zur Lehrerin gehen und um Hilfe bitten kann. Natürlich muss unser Kind wissen, dass wir selbst immer ansprechbar sind, wenn es etwas besprechen möchte.

Offene Augen für Kontakte

Schon am ersten Schultag oder viel­leicht auch an sogenannten „Kennenlern-Nachmittagen“, die oft vorher stattfinden, gilt es als Eltern mit be­tenden Augen darauf zu achten, ob es vielleicht Kinder gibt, die gute Klas­senkameraden für unser Kind sein könnten.
Ebenso lernt man auch andere Eltern (und Kinder) kennen, wenn man in den ersten Tagen, Wochen oder Monaten die Kinder noch auf dem Schulweg begleitet bzw. zum ersten Elternabend geht. In jedem Fall sollten wir aktiv um gute Kontakte beten sowie versuchen, unsere Kinder dabei zu unterstützen, solche zu knüpfen. Diese können förderlich für unser Kind werden.

Kontaktvorschläge prüfen

Irgendwann möchte sich unser Sohn oder unsere Tochter auch mal mit jemandem treffen oder sie werden eingeladen. Hier gilt es, weise zu sein und keine Freundschaft zur Welt zu suchen, sondern Kontakte daraufhin zu prüfen, ob sie dem Kind guttun oder schaden. Am besten ist es dann, wenn man selbst den ersten Schritt tut und das unbekannte Kind (allein oder mit Vater/Mutter) beispielsweise nach Hause einlädt. Wenn es nicht anders geht, kann man z. B. die unbekannte Mutter bitten, dass man beim ersten Treffen selbst dabei ist. Das ist in der Regel kein Problem. Man merkt dann sehr schnell, ob daraus etwas werden kann oder der Kontakt besser gemieden werden sollte.

Kontakt zur Lehrperson

Ein guter Kontakt zur Lehrperson ist unerlässlich. Man kann eine gute Beziehung aufbauen durch kurze Gespräche nach dem Unterricht, man kann auf eventuellen Kennenlern-Nach­mittagen in den ersten Schulwo­chen einen Austausch suchen und sich bei Ausflügen oder anderen Aktivitäten außerhalb des normalen Unterrichts als Helfer anbieten und so auch ein Zeugnis sein (s. Gal 6,10). Dies schafft eine sehr gute Ausgangssituation für eventuell notwendige klärende Gespräche oder Bitten, die man gegenüber der Lehrkraft äußern möchte (z. B. in Bezug auf den Sitzplatz oder die Literatur, die in der Schule gelesen wird).

WhatsApp-Elterngruppen

Wer kennt nicht den Segen und den Fluch dieser Möglichkeit! Diese Gruppen werden oft am ersten Elternabend ins Leben gerufen. Natürlich ist es nützlich, bei Unsicherheiten schnelle Hilfe über den Klassenchat zu erhalten, aber es kann auch passieren, dass er missbraucht wird und damit letztendlich schlechte Stimmung in der Klasse verbreitet wird. Es empfiehlt sich daher – falls man denn da überhaupt beitreten möchte, denn dazu kann niemand gezwungen werden –, gleich zu Beginn des Schuljahres die Bitte zu äußern, dass diese Elterngruppe nicht dazu missbraucht wird, um Probleme mit der Lehrperson zu verbreiten oder regelmäßig nach Hausaufgaben zu fragen.
Die WhatsApp-Elterngruppe sollte ei­ne Hilfe für Notfälle oder ein Informationskanal der Klassenpflegschaftsvorsitzenden sein oder Ähnliches, aber kein Instrument zur Verbreitung von schlechter Laune in der Klasse, was ja auch unseren Kindern schaden würde. Dabei kann ein Bibelvers oder Ähnliches im eigenen Status ein Zeugnis für die Miteltern sein.

Allgemeines

Regelmäßiger Austausch

Eine gute Beziehung zu unseren Kin­dern, in der regelmäßig über Erlebtes gesprochen und sich ausge­tauscht wird, ist fundamental wichtig. Wenn sie spüren, dass wir uns für sie und ihre Erlebnisse interessieren, werden sie nicht nur von den schönen Dingen be­richten, sondern auch mit ihren Sor­gen und Kümmernissen gerne zu uns kommen. So werden wir in der Lage sein, rechtzeitig zu unterstützen, bevor „Krankheiten“ zu „chronischen Krank­heiten“ werden. Bei alledem ist es gut, darauf zu achten, nicht zu stark als „Überwacher“ wahrgenommen zu werden.

Rhythmus

Falls nicht schon vor der Schule geschehen, sollten im Alltag Routinen eingebaut werden, die den neuen Schulalltag berücksichtigen, weil Kin­dern dadurch Sicherheit und Orien­tierung geboten wird. Dazu gehören ein rechtzeitiges Schlafengehen und ein rechtzeitiges Aufstehen genauso wie feste Zeiten für das tägliche Bibellesen mit Gebet, die Mahlzeiten (z. B. ein wenn möglich gemeinsames Frühstück vor Schulbeginn), Hausaufgaben und Spielzeiten.

In diesem Alter empfehlen verschiedene Krankenkassen, diverse Ratgeber wie kindergesundheit-info.de und AASM, eine US-amerikanische medizinische Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Schlafmedizin, noch ca. 10-11 Stunden Schlaf.


Selbstständigkeit fördern

Die Erstklässler haben neben Buchstaben und Zahlen viel zu lernen, was für die ganze Schulzeit wichtig ist. Dazu gehört besonders die Fähigkeit, mit Aufgabenstellungen und Schwierigkeiten klarzukommen. Wir Eltern hel­fen den Kindern nicht, wenn wir bei den Hausaufgaben die Lösungen vorsagen. Wir müssen so helfen, dass das Kind es selbst schafft, auch wenn es länger dauert. Das braucht Geduld auf beiden Seiten, aber ohne diese schaden wir dem Kind (es lernt keine Eigenständigkeit) und uns selbst (es gewöhnt sich an unsere schnelle „Lösungshilfe“ und fordert diese ein). Ähnliches gilt auch für das Packen der Schultasche und weitere Hilfestellungen. Unsere Aufgabe ist es, zu helfen und auch einmal Fehler zuzulassen, so dass es zu einem Lernerfolg kommen kann.

Aufmerksame Begleitung

Es ist aber gut, darauf zu achten, was der Nachwuchs bei den Hausauf­ga­ben oder in den Schularbeitsheften während der Schulzeit macht, um recht­zeitig reagieren zu können, bevor sich schlechte Gewohnheiten wie z. B. Unordnung und Oberflächlichkeit einschleichen. Es kann natürlich sein, dass der Lehrkraft negative Entwick­lungen auffallen und sie in diesem Fall eingreift, aber es ist auch möglich, dass sie überfordert ist und das Kind nicht individuell fördern kann (oder möchte). Hier kann vielleicht in Absprache mit der Lehrperson geklärt werden, wie wir als Eltern am sinnvollsten unterstützen können.

Auch einzelne Unterrichtsinhalte und pä­dagogische Konzepte erfordern die aufmerksame Begleitung durch die Eltern, ebenso wie auch die Wahl der geeigneten Schule. Hilfen und Denkanstöße zu diesen Themenbereichen können verschiedene in früheren „Bleibt in mir“-Ausgaben veröffentlichte Artikel bieten, die auch auf der Homepage dieser Zeitschrift zur Verfügung stehen.


Dem Herrn vertrauen

Diese Gedanken erheben keinen An­spruch auf Vollständigkeit. Es sind grund­sätzliche Überlegungen, die Mut machen und dazu anregen möch­ten, unsere Kinder bestmöglich zu beglei­ten. Dabei wird jeder auch seine ei­genen Erfahrungen machen, die ab­hängig von Schule, Lehrperson, Le­bens­ort und Klassenzusammensetzung durchaus unterschiedlich sein werden.
Das Wichtigste ist ohnehin, für unsere Kinder zu beten und sie unsere Liebe spüren zu lassen, indem wir sie begleiten und unterstützen, wo irgend es nur geht. Gleichzeitig dürfen wir sie aber auch nicht überbeschützen, damit sie lernen, selbst in der Welt zurechtzukommen. Wir dürfen auf den Herrn vertrauen, der die Kinder liebt. Er hat auch in unserer Zeit einen Weg, auf dem die Kinder (und wir als Eltern mit ihnen) gehen können und seine Bewahrung erleben werden!

Damian Korcz

Josia - Jugendzeit ist Wachstumszeit (Teil 2)

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Wir haben gesehen, dass Josia in einer schwierigen Zeit und in einem traurigen Umfeld aufwuchs. Dennoch gab es die Möglichkeit, auf gute Vorbilder zu schauen und es ist davon auszugehen, dass er eine gottesfürchtige Mutter mit gutem Einfluss hatte. Josia hat sich nicht von den negativen Dingen abziehen lassen. Er hat auf die guten Vorbilder geschaut und zu eigener Entschiedenheit gefunden! Darin ist er ein mutmachendes Beispiel für uns.

Josias persönliche Glaubensentscheidung

Es heißt in 2. Chronika 34,3: „fing er an …“ Die persönliche Beziehung zum Herrn Jesus beginnt mit der Bekehrung. Sie ist eine bewusste Umkehr zu Gott hin, was die Verantwortung des Menschen betrifft. Zugleich ist Gott der Wirkende, Er weckt das Bedürfnis in der Seele. In der Jugendzeit ist das Herz in der Regel für die Gnade Gottes empfänglicher. Als Josia mit etwa 16 Jahren anfing, Gott zu suchen, traf er damit eine sehr gute Entscheidung.
In Sprüche 8,17 lesen wir: „Ich liebe, die mich lieben; und die mich früh su­chen, werden mich finden.“ So wie es damals war, so ist es auch heu­te noch. Wenn ein Mensch sich aufmacht, Gott aufrichtig zu suchen, dann wird Er sich ihm offenbaren. Gott wird dieses Suchen nie ohne Antwort lassen.
Die weiteren Verse unseres Abschnitts zeigen, dass Josia darin fortfuhr und Wachstum in seinem Glaubensleben zu sehen war. In Vers 3 wird noch einmal ge­sagt, dass er anfing. Da war Jo­sia etwa 20 Jahre alt. Nun ging es um die Reinigung Jerusalems vom Göt­zendienst. Aus der beginnenden Be­zieh­ung zu Gott schöpfte er die Glau­bensenergie für seinen Anfang im Dienst für den Herrn.
Auch in unserem Leben möchte der Herr Jesus nach dem entscheidenden Schritt der Bekehrung die bewusste Entscheidung wirken, Ihm nachzufolgen und zu dienen. Es gilt, das Angefangene fortzusetzen und die Beziehung zum Herrn täglich zu pflegen (s. Ps 27,8).
Die Beziehung zu Gott und das damit einhergehende geistliche Wachstum beginnen im Verborgenen. Zunächst müssen wir in der Stille lernen und uns mit der Person des Herrn Jesus beschäftigen. Erst dann sind wir fähig, in seinem Werk in kleinen und vielleicht später auch in größeren Dingen zu arbeiten. Die persönliche Beziehung zum Herrn geht jeder Art von Dienst voraus.

Dienst aus der persönlichen Beziehung zu Gott

Zunächst hatte Josia den Gott seines Vaters David gesucht, und nun lebte er persönlich in dieser Beziehung. Der Gott Davids war nun sein Gott „… um das Haus des Herrn, seines Gottes, auszubessern“ (2. Chr 34,8b). Es wird von Josia viel berichtet, was er aktiv tat, zunächst in Jerusalem, dann darüber hinaus im ganzen Land Israel. Er begann in seinem Leben und persönlichen Umfeld und empfand dann die Verantwortung für das Volk und für das Haus Gottes.

Reinigen – wegtun, was hindert

Dass er anfing, Juda und Jerusalem vom Götzendienst zu reinigen, war die Folge seiner Beziehung zu Gott. Gemeinschaft mit Gott zu pflegen, verträgt sich nicht mit un­rei­nen Din­gen. Das empfand Josia und da­nach handelte er ausdauernd und konsequent (s. 2. Chr 34,3 ff.; 2. Kön 23,4 ff.). Er praktizierte die Absonderung vom Bösen, weil er eine klare Vorstellung hatte, wo er stehen wollte – auf der Seite Gottes.
Die Götzen raubten Gott den Platz, der Ihm zustand. Johannes fordert die Empfänger seines ersten Briefes auf: „Kinder, hütet euch vor den Götzen!“ (1. Joh 5,21). Was kann das bei uns sein? Was dulden wir in unserem Leben? Was nimmt dem Herrn Jesus und seinen Interessen den ersten Platz in unserem Leben weg (z. B. Karrierestreben, Musik, Bücher oder Internetseiten mit bösen Inhalten, Gemeinschaft mit Ungläubigen [s. 2. Kor 6,14 ff.] etc.)? Es können sogar Dinge sein, die an sich nicht böse sind, aber zu viel Raum in unserem Leben einnehmen und uns somit die Zeit für den Herrn rauben (unser Beruf, Hobbies).
Dieses „Reinigen“ dauert an, solange wir leben. Es geht um unser Verhalten, unsere Verbindungen und auch um unsere innere Haltung und Gedankenwelt (s. 2. Kor 6,17; 7,1). Beständiges Selbstgericht und bewusste Hinwen­dung zu Christus sind nötig. David bat Gott: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!“ (Ps 139,23.24). Das Ziel Satans ist es, uns von Gottes Gedanken wegzuführen und uns mit anderen Dingen zu beschäftigen. Verteidigen auch wir das Glaubensgut gegen jede Art des Eindringens des Bösen (s. 1. Thes 5,22; 2. Tim 1,13.14)!

Ausbessern – wiederherstellen, was kaputt war

Auf das „Reinigen“ folgte die Aufbauarbeit (s. 2. Chr 34,8 ff.). Es ist eine Sa­che, vom Bösen zu lassen, es wegzu­tun, und eine zweite, das Gute zu tun. l Wenn in unserem eigenen Leben Ordnung ist, können wir auch in Gottes Werk in positiver Weise die­nen und anderen glaubwürdig helfen. Bei Josia erkennen wir, dass sich Aufbauarbeit und Einsatz für Gottes Sache auch in den Tagen des Niedergangs lohnen (s. 1. Kor 15,58). Josia kümmerte sich darum, dass das Haus Gottes ausgebessert und wiederhergestellt wur­de, damit der Gottesdienst nach der Vorschrift wieder stattfinden konn­te. Wie schön ist es, wenn auch heute junge Leute Verantwortung empfin­den für das Zusammenkommen als Ver­sammlung und die Aufgaben in Treue ausüben, die der Herr ihnen gegeben hat.

Fazit

Das Fundament und wichtige Wei­chenstellungen für ein Leben mit dem Herrn, das von Wachstum und Frucht für Ihn geprägt ist, werden oft in der Jugendzeit gelegt.

Dirk Mütze

Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, dass stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe.
Sprüche 4,18

Persönliche Worte (Dunkelheit)

Liebe Leser,

langsam neigt sich das Jahr dem Ende entgegen. Wir sind mit dieser Ausgabe von „Bleibt in mir“ bereits im letzten Jahresviertel angekommen. Die Tage werden wieder kürzer und es wird somit auch wieder früher dunkel.
Auch in moralischer Hinsicht macht sich eine zunehmende Dunkelheit bemerkbar. Ein aktuelles Beispiel ist das Selbstbestimmungsgesetz, das in diesem Jahr beschlossen wurde und nun im November 2024 zur Anwendung kommen soll. Jede volljährige Person kann dann einmal pro Jahr ohne Weiteres ihr Geschlecht selbst bestimmen. Noch nie hat sich der menschliche Eigenwille dem Handeln Gottes so deutlich widersetzt, der den Menschen ganz bewusst als Mann und Frau erschaffen hat. Doch nicht nur in dieser Hinsicht wird es immer dunkler um uns herum. Auch das Ende Oktober wieder anstehende Halloween-Fest spiegelt diese Entwicklung wider. Ein Artikel in dieser Ausgabe soll dabei helfen, aufzuzeigen, inwieweit sich auch dieser aktuelle Trend in den Lauf der Zeit einordnen lässt.
Bei alledem ist mir kürzlich eins wieder groß geworden: In dieser schnelllebigen und finsteren Welt, in der alles dem Ende entgegeneilt, nimmt der Herr sich für dich persönlich Zeit und bleibt auf deinem Lebensweg stehen – so wie Er damals bei Bartimäus stehen blieb, obwohl die eilige Menschenmenge im lauten Treiben mit Ihm durch Jericho hindurchzog. Aber dieser blinde Bettler, der nicht nur durch sein fehlendes Augenlicht einen tiefen Eindruck seiner finsteren Umgebung hatte, fühlte sich in dieser von Gott verfluchten Stadt zu Christus hingezogen. „Und Jesus blieb stehen“ (Mk 10,49) – welch eine Ermunterung für Bartimäus.
Einmal ließ der Schöpfer auf wundersame Weise Sonne und Mond stillstehen und die Dunkelheit trat nicht ein (s. Jos 10,13). Doch dort in Jericho blieb der Schöpfer selbst stehen, um sich der Not von Bartimäus anzunehmen. Das ist noch größer!
Mögen die Artikel der vorliegenden Ausgabe und die Beschäftigung mit Gottes Wort dazu dienen, dass wir immer wieder die ungestörte Gemeinschaft mit Christus aufsuchen, der auch bei uns gerne „stehen bleibt“ – gerade in diesen dunklen Tagen unserer Zeit.

Matthias Wölfinger

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