Im letzten Heft haben wir gesehen, wie die tüchtige Frau in ihren Qualitäten beschrieben wird. Die Beschreibung wird nun fortgesetzt.
"Sie gürtet ihre Lenden mit Kraft und stärkt ihre Arme."
Die Lenden und die Arme sprechen von Kraft und Energie. Die tüchtige Frau weiß genau, worauf es ankommt. Sie setzt ihre Kraft und Energie richtig ein und bündelt sie so, wie es notwendig und zielführend ist. Sie verschwendet ihre Kraft und Energie nicht für unnütze Dinge.
Für einen anstrengenden Arbeitstag mit vielen Aufgaben und Pflichten ist Kraft notwendig, die sie wie einen Gürtel umschnallt. Dabei geht es jedoch nicht um eigene Kraft, sondern um die Kraft, die sie von Gott erbittet. Außerdem müssen die Hände immer wieder neu gestärkt werden. Das ist nur in der Gemeinschaft mit Gott und im Gebet zu Ihm möglich. Nehemia bat Gott: „Und nun, stärke meine Hände!“ (Neh 6,9).
Durch das Gebet zeigt der Christ, dass er von Gott abhängig ist. Es ist gut, wenn wir uns eingestehen, dass wir in uns selbst keine Kraft besitzen, um die Anforderungen des Alltags und des Lebens meistern zu können. Denn nur dann kann Gott uns seine Kraft geben.
Wir müssen realisieren, dass wir unseren Schatz in irdenen (d. h. schwachen) Gefäßen haben, „damit die Überfülle der Kraft sei Gottes und nicht aus uns“ (2. Kor 4,7). Das ist eine besondere Ermunterung für jede Frau und Mutter, die sich manchmal die Frage stellen mag, wie sie denn eigentlich ihr tägliches Pensum schaffen soll.
"Sie erfährt, dass ihr Erwerb gut ist; bei Nacht geht ihr Licht nicht aus."
Die tüchtige Frau erfährt, dass ihre Arbeit gute Ergebnisse bringt. Das macht sie weder stolz und hochmütig noch lässt sie in ihrem Fleiß nach. Im Gegenteil. Es spornt sie weiter an. Sie ist ausdauernd und bleibt am Ball.
Wie oft mag es vorkommen, dass eine fleißige Hausfrau und Mutter selbst in der Nacht noch aktiv ist. Manche Aufgaben können nur dann getan werden, wenn die Kinder bereits im Bett sind und schlafen. Von einer Frau und Mutter wird oft erwartet, dass sie Tag und Nacht „online“ ist, besonders dann, wenn noch kleine Kinder da sind.
Eine Mutter hat selten Feierabend und keine freien Tage. Auch im Urlaub laufen viele ihrer Aufgaben einfach weiter und schnell kann es sein, dass niemand fragt, ob es ihr gut geht oder nicht. Sie ist scheinbar rund um die Uhr abrufbar – immer dann, wenn die Familie sie braucht. Häufig merken Ehemann und Kinder erst dann, was die Frau und Mutter leistet, wenn sie einmal krank ist.
Dass besonders der Ehemann eine hohe Wertschätzung für diesen Einsatz haben und seiner Ehefrau auch einmal Entlastung schaffen soll, ist unbedingt wichtig.
"Sie legt ihre Hände an den Spinnrocken, und ihre Finger erfassen die Spindel."
Es ist klar, dass die Beispiele der damaligen Zeit entnommen sind. Die Belehrung für uns liegt dennoch auf der Hand. Das Spinnen mit dem Spinnrocken und der Spindel war eine komplizierte Arbeit, die Kraft, Aufmerksamkeit, Geduld und vor allem Geschicklichkeit erforderte. Matthäus 6,28 macht klar, dass es eine mühevolle Sache war. Doch die Versorgung der Familie mit wärmender und schützender Kleidung machte diese Arbeit damals zwingend notwendig.
Heute ist es – wie wir bereits festgestellt haben – deutlich einfacher, Kleidung für die Familie zu besorgen. Dennoch bleibt es dabei, dass die Arbeit einer Ehefrau und Mutter sehr viel Geschicklichkeit erfordert. Eine Ehefrau und Mutter muss ein echtes Multitalent sein.
Sie hat ein waches Auge für das, was ihr Mann und die Kinder gerade nötig haben. Sie ist ständig in Bereitschaft. Sie ist Vollzeitmanagerin, Beraterin, Lehrerin, Reinigungskraft, Köchin, Chefeinkäuferin, Erzieherin, Schiedsrichterin, medizinische Assistentin, Handwerkerin, Trösterin, Taxifahrerin und – wenn die Kinder dann endlich im Bett sind und hoffentlich schlafen – soll sie in vielen Fällen auch noch die „Geliebte“ sein[1].
Die Arbeit einer Frau und Mutter ist in der Tat ein besonderer und aufopferungsvoller Dienst, der höchsten Respekt verdient. Sprüche 31 macht deutlich, dass dieser Dienst die Anerkennung Gottes hat und dass auch die Anerkennung des Ehemannes nicht fehlen soll, auch wenn die tüchtige Frau sie nicht einfordert.
"Sie breitet ihre Hand aus zu dem Elenden und streckt ihre Hände dem Armen entgegen."
Von der Arbeit der tüchtigen Frau profitieren nicht nur ihr Mann, ihre Kinder und ihr Haus, sondern sie hat darüber hinaus ein offenes Auge für Elende und in Not geratene Menschen.
Solche Menschen am Rand der Gesellschaft gibt es heute so wie es sie damals gab. Ihre Arbeit reicht aus, um selbst Außenstehende und Bedürftige mit dem Nötigsten zu versorgen. In Epheser 4,28 werden wir darauf hingewiesen, dass ein Hauptzweck unserer täglichen Arbeit darin besteht, dass wir „dem Bedürftigen etwas zu geben haben“. Das „Wohltun und Mitteilen“ ist ein wichtiger Bestandteil unseres Gottesdienstes.
Das betrifft uns Männer ebenso. Gott wertet es als Opfer, an dem Er Freude hat und erwähnt es in einem Atemzug mit dem Opfer des Lobes (s. Heb 13,15.16).
"Sie fürchtet für ihr Haus den Schnee nicht, denn ihr ganzes Haus ist in Karmesin gekleidet."
Der Weitblick dieser tüchtigen Frau hat Vorsorge für kalte Tage getroffen. Den Schnee hat sie nicht zu fürchten, denn alle ihre Angehörigen sind warm eingekleidet.
Kalte Tage (Schneetage) gibt es im Leben jedes Gläubigen. Die Umstände erscheinen uns oft kalt und widrig. Eine gute Mutter sorgt dafür, dass Ehemann und Kinder (ihr Haus) durch gute Kleidung gewärmt sind, das heißt in der Nähe und Gemeinschaft des Herrn Jesus leben, damit die Seelen keinen Schaden nehmen.
Das gilt besonders für die Kinder, wenn sie in diese „kalte Welt“ ohne Wärme und Liebe gehen müssen (Schule, Ausbildung, Arbeitsplatz etc.). Für sie muss das Zuhause ein Ort der Wärme sein, wo sie stets willkommen sind und bei Bedarf „auftauen“ können.
"Sie fertigt sich Teppiche an; Byssus und Purpur sind ihr Gewand."
Byssus und Purpur sind die Bekleidung dieser Frau. Diese Materialien finden wir unter anderem beim Bau des Zeltes der Zusammenkunft wieder (z. B. 2. Mo 25,4). Die Farben dieser Stoffe reden von verschiedenen Herrlichkeiten der Person des Herrn Jesus.
Die Bekleidung spricht von dem Zeugnis, das wir nach außen abgeben. Alle Gläubigen haben die hohe Aufgabe und zugleich Würde, als „königliche Priesterschaft“ die herrlichen Tugenden Gottes, so wie sie vollkommen im Leben des Herrn Jesus sichtbar wurden, während seiner Abwesenheit auf dieser Erde zu zeigen (s. 1. Pet 2,9; s. auch Röm 13,14).
Christus soll in den Gläubigen zu sehen sein. Durch die Beschäftigung mit seinem Wort und seiner Person gewinnt Er Gestalt in uns, und wir werden nach und nach in sein Bild verwandelt (s. Gal 4,19; 2. Kor 3,18). Das ist keineswegs Aufgabe der Männer allein, sondern eine christliche Ehefrau hat eine besondere Möglichkeit, daran teilzuhaben und sich dadurch auszuzeichnen.
"Ihr Mann ist bekannt in den Toren, wenn er bei den Ältesten des Landes sitzt."
Der Mann dieser Frau ist bekannt in den Toren. Die Tüchtigkeit dieser Frau hält ihm den Rücken frei.
In den Toren zu sitzen war damals, ebenso wie das Sitzen bei den Ältesten des Landes, eine hohe und würdevolle Position. Die tüchtige Frau ist sich dieser hohen Stellung ihres Mannes bewusst und achtet sorgfältig darauf, dass es in ihrem Haus nichts gibt, das dem Ruf und der Position ihres Mannes schaden könnte.
Der Mann hat seiner Frau diese Position nicht zu verdanken, dennoch trägt sie durch ihr Verhalten zum guten Ansehen ihres Mannes bei. Nicht sie will in den Toren gerühmt werden, sondern ihr Mann ist dort bekannt.
Für Christen – Männer und Frauen – geht es heute nicht um eine hohe Stellung in Gesellschaft und Politik, sondern darum, dass sie ihren Aufgaben im Reich und Volk Gottes nachkommen können.
Das Neue Testament macht klar, dass beide Geschlechter ihre Aufgaben haben und sich diese Aufgaben zum Teil erheblich unterscheiden. Die Rolle des Mannes ist eher eine öffentliche, die der Frau eher eine verborgene.
Ehefrau und Familie können einem Mann entweder durch ihr Verhalten in den Rücken fallen, oder sie können ihm den Rücken freihalten. Paulus macht z. B. klar, dass ein Aufseher und Diener seiner Aufgabe nur dann nachkommen kann, wenn seine Familie mit der Würde dieser Ämter in Übereinstimmung ist (s. 1. Tim 3,1ff.). Wenn nicht, kann er diese Aufgabe nicht tun.
Ernst-August Bremicker
Fußnoten:
Hinweis – besonders für die Männer, die diesen Artikel lesen: Die Bibel macht völlig klar, dass Mann und Frau sich einander nicht entziehen sollen (s. 1. Kor 7,5). Dauerhafte sexuelle Enthaltsamkeit birgt hohe Risiken. Dennoch werden wir Männer aufgefordert, bei unseren Frauen „nach Erkenntnis“ zu wohnen. Sie sind das „schwächere Gefäß“ (1. Pet 3,7). Es ist unsere Aufgabe, unsere Frauen nicht zu überfordern. Das schließt den sexuellen Bereich unbedingt mit ein.
Vor einiger Zeit las ich einen Satz, der eine traurige Realität in dieser Welt beschreibt: „Worte sind dazu da, die Gedanken zu verbergen“. Ob in Politik, Sport, Wirtschaft, Wissenschaft oder Kirche – häufig werden Worte nach diesem Motto gesprochen. Das Ergebnis ist zerstörtes Vertrauen.
Wiedergeborene Christen sollten dadurch gekennzeichnet sein, dass ihre Worte das widerspiegeln, was in ihrem Inneren ist. Das ist echte Wahrhaftigkeit, die Vertrauen schafft. Die Voraussetzung dafür ist, im Inneren – in unseren Gedanken und Empfindungen – in Übereinstimmung mit Gott zu sein. Dann können wir auch sagen, was wir denken und fühlen. Dann werden auch unsere Worte in Übereinstimmung mit Gott und zum Nutzen sein. Bei dem Herrn Jesus war das jederzeit der Fall. Er konnte sagen, dass Er genau das ist, was Er auch redet (s. Joh 8,25). Seinem Vorbild dürfen wir folgen und damit Gutes bewirken.
Wie gut tut ein aufrichtiges Wort der Liebe in Ehe, Familie und unter Glaubensgeschwistern.
Wie nützlich ist ein liebevoller Hinweis, wenn es etwas zu korrigieren gibt.
Wie wohltuend ist ein ausgesprochenes Lob für das, was die Zustimmung Gottes hat.
Wie viel besser ist der Rat des weisen Salomo als das Motto der Welt! Er hat gesagt: „Kummer im Herzen des Mannes beugt es nieder, aber ein gutes Wort erfreut es“ (Spr 12,25).
"Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser."
Christian Rosenthal