In diesem Artikel wollen wir uns mit Mordokai, dem eigentlichen Hauptakteur im Buch Esther, beschäftigen. In Kapitel 2 sehen wir besonders seinen Glauben, seine Treue und seine Verantwortung gegenüber Esther, seiner verwaisten und – wahrscheinlich deutlich jüngeren – Cousine. Sein Beispiel zeigt uns, wie ältere Gläubige ihrer Verantwortung gegenüber jungen Christen nachkommen können.
Die im Buch Esther geschilderten Begebenheiten haben sich während der Weltherrschaft des persischen Königs Ahasveros (Xerxes I, 485 - 464 v. Chr.) zugetragen. Esther wurde im 7. Jahr seiner Regierungszeit zu seiner Frau und damit zur Königin.
Seit der letzten Verschleppung der Juden in die babylonische Gefangenschaft und der Zerstörung Jerusalems waren ca. 110 Jahre vergangen, die Meder und Perser hatten inzwischen das Babylonische Weltreich eingenommen. Ungefähr 60 Jahre vor den Geschehnissen in Esther 2 war ein erster kleiner Überrest unter Serubbabel nach Jerusalem zurückgekehrt und hatte damit begonnen, den Tempel wieder aufzubauen.
Die Mehrheit des Volkes war aber im Exil geblieben, dazu gehörten auch Mordokai und Esther. Sie wohnten in der Burg Susan, die sich in der gleichnamigen Hauptstadt des Persischen Reiches befand. Es war ein Ort voller Götzendienst, Bosheit und Prunk. Doch Mordokai lebte seinen Glauben. Er hielt an seiner Beziehung zu Gott fest und übernahm Verantwortung für die nachfolgende Generation. Er zeigt dabei verschiedene Eigenschaften, die lehrreich für uns sind.
In Kapitel 2,5-6 wird Mordokai als jemand beschrieben, der „aus Jerusalem weggeführt worden war“ (V. 6). Obwohl er wahrscheinlich die Wegführung nicht persönlich erlebt hat (sonst wäre er ja hier schon mindestens 110 Jahre alt gewesen), bezeichnet Gottes Wort ihn so.
Die Burg Susan mit ihrem Götzendienst, ihrer Verdorbenheit und Weltlichkeit konnte nicht seine Heimat sein. Die Menschen dort waren nicht anders als die, die damals Jerusalem zerstörten, den Tempel verbrannten und die Geräte des Heiligtums geraubt hatten. Sie hatten sich in ihrem Charakter nicht verändert, auch sie waren letztlich Feinde Gottes und seines Volkes.
Deshalb bekannte Mordokai sich zu seiner Herkunft und blieb gerne ein Fremdling, ein „Weggeführter“, auch wenn er in Susan lebte und arbeitete. Für ihn war und blieb Jerusalem der Ort, an dem Gott seinen Namen wohnen lassen wollte. In der Übertragung auf uns können wir sagen, dass es darum geht, begriffen zu haben, was in Philipper 3,20 über unser himmlisches Bürgertum gesagt ist. Wir leben in der Welt, aber wir sind nicht von der Welt (s. Joh 17,14). Diese Welt in ihrer religiösen, politischen und kulturellen Ausprägung verwarf unseren Heiland und brachte Ihn ans Kreuz. Damit steht sie in Feindschaft zu Gott und seinem himmlischen Volk und verhält sich auch so. Wir müssen zu ihr auf Distanz gehen, sie kann nicht unsere „Heimat“ sein. In gelebter Fremdlingschaft können wir ein Ansporn und Vorbild für die nachkommende Generation sein.
In Kapitel 2,7 lesen wir, dass Mordokai Esther, die Tochter seines Onkels, erzog. Für jüdische Jugendliche war das Aufwachsen im Exil eine große Herausforderung. Sie standen in ständiger Gefahr, sich mit den Grundsätzen und der Lebensweise der Perser zu identifizieren und dabei ihren Glauben aufzugeben[1]. Aber dem Glauben treu zu bleiben, brachte für die jungen Juden oft Benachteiligung und Verachtung mit sich.
Das ist ein Spannungsfeld, in dem sich junge Christen auch heute bewegen. Für sie sind die Gefahren der Welt, in der sie aufwachsen, sehr schwer einzuschätzen; andererseits ist die Welt unglaublich attraktiv. Mordokai hatte einen Blick dafür, welchen Herausforderungen seine Cousine ausgesetzt war und er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sie zu erziehen, obwohl es für ihn keine gesetzliche Verpflichtung gab. Dennoch hatte er Esther sogar als seine Tochter angenommen. Das macht deutlich, dass er sich mit echter Liebe um sie kümmerte. Seine Motivation bestand darin, dass ihm die Ehre Gottes wichtig war, sein Volk ihm am Herzen lag und er selbst sicherlich in jungen Jahren erfahren hatte, was es heißt, in einer solchen Welt heranzuwachsen. Diese Punkte sollten auch uns antreiben, uns mehr um jüngere Gläubige zu kümmern. Wenn wir das in der richtigen Haltung und mit dem notwendigen Einfühlungsvermögen tun, dann sind wir ihnen eine Hilfe.
Wenn Mordokai in Kapitel 2,10 Esther auffordert, ihre jüdische Abstammung nicht bekanntzugeben, scheint das auf den ersten Blick etwas seltsam zu sein. Mordokai war nicht feige. In Kapitel 3,5 wird ausdrücklich erwähnt, dass er dem bösen Haman gegenüber seine Herkunft eben nicht verleugnete. Aber als Esther in das Haus des Königs gebracht wurde, hatte er erkannt, dass Gott einen Plan hatte. Vielleicht wäre es schwierig geworden, wenn der königliche Beamte Hegai gewusst hätte, dass Esther zum verhassten Volk der Juden gehörte. Und sicher wäre es unter den vielen Mädchen zu Intrigen gegen Esther gekommen. Wir dürfen davon ausgehen, dass es von Gott gegebene Weisheit war, die Mordokai diesen Rat geben ließ.
Auch wir sollen die Erfahrung und die Weisheit, die Gott uns über den richtigen Umgang mit der Welt schenkt, an junge Christen weitergeben. Dabei müssen wir allerdings sensibel sein und uns in die jungen Menschen hineinversetzen. Diese müssen bereit sein, zuzuhören und Rat anzunehmen. Rat geben und Rat annehmen fällt oft beiden Seiten schwer, aber wenn wir uns vom Herrn helfen lassen, ist viel Segen damit verbunden.
„Rat geben und Rat annehmen fällt oft beiden Seiten schwer, aber wenn wir uns vom Herrn helfen lassen, ist viel Segen damit verbunden.“
Dann kam die Zeit, in der Mordokai Esther loslassen musste. Im Haus des Königs hatte er keinen direkten „Zugriff“ mehr auf sie. Seine Zeit als Erzieher war nun vorbei. Aber er hatte Esther nicht aus dem Auge verloren. In seiner Verantwortung für sie übernahm er jetzt andere Aufgaben.
Er ging nun Tag für Tag vor der Unterkunft Esthers umher, um in Erfahrung zu bringen, wie es ihr erginge. Sicher auch, um für sie zu beten, vielleicht auch, um einfach da zu sein, wenn er gebraucht würde.
Auch bei jungen Gläubigen ist es ein völlig normaler (und richtiger) Prozess, dass sie selbstständig werden und irgendwann auch auf „eigenen Füßen stehen“, ohne dass die Eltern oder Ältere noch unmittelbar eingreifen können. Mordokai nahm in Bezug auf Esther zwangsläufig die Rolle eines Beobachters ein, der nicht direkt eingreifen konnte.
Auch wenn die Situation bei uns anders ist, so ist es in der Praxis sehr schwer, die nötige Zurückhaltung zu zeigen. Doch das ist wichtig, damit Vertrauen entstehen kann. Für junge Menschen ist das die Basis, sich mit Fragen und Problemen an Ältere zu wenden. Wenn man zur richtigen Zeit für Jüngere da sein will, dann muss man – wie Mordokai – in Erfahrung bringen, „was mit ihnen geschähe“ (V. 11). Und wenn wir für sie beten wollen, müssen wir auch wissen, wie es ihnen geht.
Esther war nun Königin geworden (s. Kap. 2,19-23). Dieser Teil von Gottes Plan mit ihr hatte sich erfüllt. Mordokai hatte seine Aufgabe an Esther treu ausgeführt, doch nun war diese Aufgabe zu Ende. Für ihn hatte der Alltag wieder begonnen und aus den folgenden Begebenheiten können wir schließen, dass er mit Esther, die als Königin des persischen Weltreiches wahrscheinlich sehr abgeschirmt lebte, wenig Kontakt hatte.
Übertragen wir das auf uns, dann ist es einerseits eine große Ermutigung, wenn junge Menschen eine gute Entwicklung nehmen. Anderseits ist es so, dass nicht alle Aufgaben, die der Herr uns gibt und die wir treu erfüllen wollen, lebenslange Aufgaben sind. Wenn sie zu Ende gehen, kann das zu einer gewissen Enttäuschung führen.
Bei Mordokai lesen wir nichts davon. Er saß im Tor des Königs (sicher eine verantwortliche Position) und ging treu dieser Arbeit nach. Als ihm dann der Anschlagsplan der beiden bösen Männer zu Ohren kam, unterrichtete er Esther darüber, die dafür sorgte, dass der Anschlag vereitelt wurde.
Mordokai stand dem Plan für den Anschlag nicht gleichgültig gegenüber. Ganz bewusst warnte er Esther vor diesen bösen Plänen. In seinem Verhalten distanzierte er sich von dem Bösen. Sein Verhalten blieb sauber. Dabei hatte er sicher auch das Wohlergehen Esthers vor Augen, die sein Verhalten in dieser Situation sehr wohl zur Kenntnis genommen hatte.
Mordokai war im Blick auf die Absonderung vom Bösen ein gutes Vorbild in seiner Lebenspraxis. Wir lernen, dass wir jungen Christen in der Theorie viel von Absonderung vom Bösen, sauberem Lebenswandel und Treue erzählen können, aber messen werden sie uns daran, ob wir das in der Praxis selbst leben. Wenn wir ein gutes Vorbild sein wollen, dann müssen wir – wie Mordokai – den Maßstab an uns selbst hoch genug anlegen.
Es ist fast 2.500 Jahre her, dass Mordokai die Aufgabe übernahm, sich um die junge Esther zu kümmern und sie für Gott zu erziehen. Wir haben gesehen, dass er dabei verschiedene Merkmale zeigte und dass Gott seinen Dienst segnete. Da die Welt, in der sich junge Christen heute beweisen müssen, nicht besser ist als damals, ist der Dienst von Mordokai heute noch genauso aktuell und wichtig. Für unseren Umgang mit unseren eigenen Kindern und mit jungen Christen in unserer Umgebung können wir von ihm lernen. Vielleicht kann uns seine Geschichte motivieren.
Henning Panthel
Fußnoten:
Das besondere Interesse des Feindes an den jungen Leuten wird auch in der Geschichte Daniels deutlich (s. Dan 1,3).
… ist nur zu faul zum Suchen!“ Das ist ein seit Generationen beliebter Satz, der auf scheinbar humorvolle Art die herrschende Unordnung – nicht nur im Zimmer von Kindern und Jugendlichen – entschuldigen soll. Doch manches Mal verbirgt sich dahinter mehr als nur eine Entschuldigung für Bequemlichkeit oder gar Faulheit. Wahrscheinlich sind sich die meisten Kinder dessen gar nicht bewusst, aber hinter der fehlenden Bereitschaft, den Eltern zu gehorchen und das Zimmer aufzuräumen und auch sonst ordentlich zu sein, kann die Auflehnung gegen jede Form von Ordnung und die elterliche Autorität stecken.
„Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie inallen Versammlungen der Heiligen.“
Natürlich trifft der Apostel Paulus diese Aussage, inspiriert durch den Heiligen Geist, an dieser Stelle im Zusammenhang mit der Ordnung in den Zusammenkünften der Gläubigen, wenn sie sich zum Namen des Herrn Jesus hin versammeln. Doch wir müssen diese Worte nicht nur auf die Versammlungsstunden beschränken, denn sie beinhalten einen allgemein gültigen Grundsatz in Gottes Wort. Zusammenfassend heißt es dann auch am Ende des Kapitels: „Alles aber geschehe anständig und in Ordnung“ (V. 40).
Der biblische Bericht über die Erschaffung von Himmel und Erde, Sonne, Mond und Sternen zeigt von Anfang bis Ende, dass Gott die Dinge nicht „planlos“ oder in einer zufälligen Reihenfolge schuf. Vielmehr folgte alles einer weisen Ordnung – seiner Ordnung. Jeremia 31,35 bestätigt uns das: „So spricht der Herr, der die Sonne gesetzt hat zum Licht bei Tag, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zum Licht bei Nacht.“
Zu dieser Schöpfungsordnung gehört auch, dass „der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott“ (1. Kor 11,3). Wenn es hier heißt, dass Gott das Haupt des Christus ist, bezieht sich das auf den Sohn Gottes als Mensch. In seiner Gottheit gibt es keinen Unterschied zwischen Ihm und Gott, dem Vater, genauso wenig wie der Heilige Geist „nur“ die dritte Person der Gottheit ist – der Heilige Geist ist Gott.
Die Schöpfungsordnung für Mann und Frau erstreckt sich auf alle Menschen, egal, ob sie an Gott glauben oder nicht. Der Zusammenhang der Verse 1-16 in 1. Korinther 11 zeigt klar, dass es dort nicht nur um die Stellung von Mann und Frau in der Versammlung oder der Ehe geht.
Natürlich darf diese Schöpfungsordnung gerade in den Ehen der Gläubigen sichtbar werden. Dieser Aspekt findet sich im Brief des Apostels Paulus an die Epheser. Dort schreibt er, dass der Mann das Haupt der Frau ist, „wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland“ (Eph 5,23).
Diese Ordnung nach den Gedanken Gottes hat nichts mit der Wertigkeit von Mann und Frau zu tun. Auch da ist das Wort Gottes unmissverständlich: „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3, 28).
Der Wert des Menschen bemisst sich nicht nach seinem Geschlecht oder seiner sozialen Stellung, sondern ausschließlich nach dem Preis, den der Herr Jesus Christus am Kreuz von Golgatha im Gericht Gottes gezahlt hat. Und dieser Preis ist für jeden derselbe. Er hat mit nichts weniger als mit seinem eigenen Leben bezahlt (s. Mt 13,45.46). Mehr konnte Er nicht geben!
Das Gegenteil von Ordnung ist Unordnung. In 1. Korinther 14,33 fällt bei genauem Lesen auf, dass dort die Unordnung jedoch nicht der Ordnung gegenübergestellt wird, sondern dem Frieden. Dadurch werden Ordnung und Frieden unmittelbar miteinander verknüpft.
Würde Gott zum Beispiel seine ordnende Hand in der Schöpfung zurückziehen, geriete das ganze Universum aus den Fugen. Naturkatastrophen vermitteln uns eine Ahnung davon, welche zerstörerischen Auswirkungen die Folge wären.
Die Verse 1 bis 7 in Römer 13 erinnern uns daran, wie dankbar wir dafür sein dürfen, in einem Land zu leben, in dem es eine Rechtsordnung für das gesellschaftliche Miteinander gibt und in dem die Regierung dafür Sorge trägt, dass diese Rechtsordnung auch eingehalten wird.
„Ein König gibt durch Recht dem Land Bestand“ (Spr 29,4). Die Nachrichten berichten nahezu täglich von den schrecklichen Zuständen in Ländern, in denen es keine Regierung mehr gibt, die für Recht und Ordnung eintritt.
Das zeigt sich nicht zuletzt auch in unseren Ehen und Familien. Es ehrt Gott, wenn seine Gedanken über das Miteinander als Eheleute (s. Eph 5,22-33) und das Verhältnis von Eltern und Kindern eingehalten werden (s. Eph 6,1-4; Kol 3,18-21).
Das gilt für die Verwirklichung der Stellung von Mann und Frau, von Eltern und Kindern und der Einhaltung der damit verbundenen Schöpfungsordnung. Aber auch unser äußeres Erscheinungsbild und das unserer Wohnungen oder Häuser bleiben davon nicht unberührt.
Natürlich stellen wir diese verschiedenen Ordnungsbereiche nicht auf die gleiche Ebene, denn auch darin gibt es wieder eine gewisse ordnende Gewichtung. Auch geht es nicht darum, in den Fragen der äußeren Ordnung einen einheitlichen Maßstab zu definieren. Es ist völlig klar, dass das, was für den einen ordentlich ist, für den anderen bereits steril erscheint. Und dass dann, wenn ich es „unordentlich“ finde, für einen anderen erst der Wohlfühlbereich beginnt.
Dennoch stehen die verschiedenen Ordnungsbereiche in unserem Leben in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. So wird zum Beispiel die geistliche Ordnung nicht ohne Auswirkung auf die äußere Ordnung bleiben. Umgekehrt kann eine Wohnung noch so aufgeräumt sein, der ordentliche Eindruck wird nur dann glaubhaft sein, wenn die innere, geistliche Ordnung intakt ist. Ist das nicht der Fall, werden Außenstehende über kurz oder lang merken, dass etwas nicht stimmt, denn es breitet sich dann oft eine sterile und kalte Atmosphäre aus.
Herrscht in einem Haus augenscheinlich Unordnung, besteht oft die Neigung, die Ehefrau und Mutter alleine dafür verantwortlich zu machen. Denn zeigt nicht gerade die Beschreibung der Frau in Sprüche 31, dass der Frau eine besondere Verantwortung für die Ordnung im Haus (oder der Wohnung) zukommt?[1]
Aus der Ordnung für Mann und Frau nach den Gedanken Gottes ergibt sich, dass in Ehe und Familie der Mann dafür verantwortlich ist, dass seine Frau ihren Aufgaben auch wirklich verantwortungsvoll nachkommen kann. Als Haupt der Frau ist er es, der ihr den Rahmen dafür bieten muss.
Versagen wir als Männer darin, ist das natürlich keine Rechtfertigung für unsere Frauen, ihrer Verantwortung ebenfalls nicht nachzukommen. Aber es wird für sie dadurch ungleich schwerer, ihre Aufgaben in Gott gemäßer Weise zu erfüllen.
Nicht dem Wort Gottes entsprechende Gedanken über die Zuständigkeit und Verantwortlichkeit für die Ordnung im Haushalt haben leider schon mancher Schwester Lasten auferlegt, die sie nicht zu tragen in der Lage war. Mutlosigkeit und Erschöpfung sind nur zwei der möglichen Folgen, unter denen sie dann leidet.
In wie viele Ehen und Familien dadurch Unfrieden und Entzweiung getragen wurden, lässt sich nicht zählen.
„Kurz gesagt: Wo Ordnung herrscht, kann Frieden sein.“
Es ist deshalb gut und wichtig, wenn wir uns als Männer immer wieder in Erinnerung rufen, dass Gott uns mit der Heirat keine kostenlose Haushaltshilfe zur Verfügung gestellt hat. Er schenkte uns eine Partnerin, mit der wir gemeinsam durch Freud und Leid gehen dürfen und die wir so lieben dürfen und sollen, wie Christus die Versammlung liebt (s. Eph 5,25).
Dieses Bewusstsein wird den Mann dazu antreiben, seine Frau dabei zu unterstützen, Ordnung im Haushalt zu schaffen und zu erhalten.
J. G. Bellet schrieb dazu schon vor über 100 Jahren: „Die Liebe freut sich, wenn sie in Anspruch genommen wird. Sie ermüdet, wenn man zu viel Umstände macht; das wäre gewissermaßen eine Beeinträchtigung ihrer wahren Natur und der ihr eigentümlichen Handlungsweise. Die Zuneigung zwischen Familienmitgliedern z. B. beseitigt alles umständliche Wesen. Im Familienkreis herrscht Vertraulichkeit, nicht Form. Die Liebe bewirkt in dem einen wie in dem anderen, dass er mit Bereitwilligkeit seine häuslichen Arbeiten verrichtet, und das gegenseitige Vertrauen aller erlaubt, dass es im Geist der Liebe geschieht.“[2]
Die Unterstützung der Frau besteht also nicht darin, sie darauf hinzuweisen, dass mal wieder aufgeräumt werden müsste. Es geht vielmehr darum, selbst aktiv zu werden. Wenn mich die Liebe zu meiner Ehefrau antreibt, wird mir das normalerweise nicht schwerfallen.
Um unsere Sinne zu schärfen, möchten die folgenden Beispiele deshalb zum eigenen Nachdenken anregen, wo und wie wir als Mann unserer Frau praktisch zu Hilfe kommen können:
Was mache ich mit den gebrauchten Socken nach dem Umziehen? Sie direkt in den Korb mit der schmutzigen Wäsche zu räumen und sie nicht einfach im Schlafzimmer auf dem Boden liegen zu lassen, erfordert nicht viel Energie.
Gibt es gut zugänglichen und geeigneten Stauraum in der Wohnung bzw. im Haus? Ist das nicht der Fall, ist es meiner Frau auch bei der größten Bereitwilligkeit nicht möglich, Ordnung zu halten.
Worauf achte ich, wenn zum Beispiel ein neuer Staubsauger benötigt wird? Natürlich kann der Preis nicht außer Acht gelassen werden. Mindestens genauso wichtig ist, ob das Gerät handlich ist und meine Frau es gut bedienen kann. Auch die Qualität und die mögliche Nutzungsdauer sind bei solchen Anschaffungen zu bedenken.
Wie reagiere ich, wenn meine Frau mich darauf hinweist, dass etwas im Haushalt kaputt gegangen ist, zum Beispiel die Lampe im Backofen? Nicht jeder Mann ist in der Lage, alle notwendigen Reparaturen im Haushalt selbst zu erledigen. Unabhängig davon, ob ich es selbst reparieren kann oder einen Handwerker beauftragen muss, ist es aber wichtig, solche Reparaturen nicht auf die lange Bank zu schieben.
Für sich gesehen sind es meist nur Kleinigkeiten, aber in der Summe haben sie eine große Wirkung, sowohl auf das Miteinander in der Familie als auch im Freundeskreis und im Kreis der Glaubensgeschwister.
Und wir können sicher sein, dass jeder noch so kleine Handgriff des Mannes gleichzeitig auch eine Ermunterung für seine Frau ist, der ihr zeigt, dass er sie wirklich liebt. „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ Diese Worte aus 1. Johannes 3,18 passen in der Anwendung auch hier.
Unser Vorbild wird auch nicht ohne Auswirkung auf unsere Kinder bleiben und sie dazu anleiten, auch ihren Beitrag daran zu erkennen und zu leisten, dass es im Haus ordentlich ist. Dazu gehört natürlich auch, als Vater die Kinder dazu anzuhalten, ihre Zimmer in Ordnung zu halten und darauf zu achten, dass sie auch sonst Pflichten im Haus übernehmen. Es ist wichtig für unsere Kinder, das nicht immer nur von der Mutter zu hören. Und es ermutigt unsere Frauen, wenn sie merken, dass wir sie auch darin unterstützen.
Gleichzeitig verdeutlicht der zuletzt genannte Aspekt noch einmal, dass die verschiedenen Ordnungsbereiche in Ehe und Familie nicht voneinander getrennt werden können, sondern ineinander greifen.
Was wir als Männer außerdem auch nie vergessen sollten: Unseren Beitrag zur Ordnung im Haushalt nicht zu leisten, wäre gleichbedeutend damit, unserer uns von Gott in der Schöpfungsordnung gegebenen Verantwortung nicht nachzukommen.
Nicht zuletzt sind uns unsere Ehefrauen von Gott geschenkt. Unseren Beitrag zur Ordnung im Haushalt nicht zu leisten, hieße, dieses Geschenk Gottes gering zu achten.
Stefan Busch
"Gott ist nicht ein Gott der Unordnung sondern des Friedens, wie in allen Versammlungen der Heiligen."
Fußnoten:
Die vielfältigen Aufgaben, die Gott der Frau anvertraut hat und zu denen auch die Ordnung in ihrem Haus gehört, wurden ausführlich in der Artikelserie „Eine tüchtige Frau – wertvoller als Korallen“ von Ernst-August Bremicker behandelt, die in den Heften 2/2018 bis 2/2019 von „Bleibt in mir“ erschienen ist.
J. G. Bellet: „Die Welt vor der Flut und die Patriarchen“, S. 89, Nachdruck 1979 erschienen im Ernst-Paulus-Verlag.
Hebräer 11 malt ein wunderschönes und anspornendes Bild des Glaubens Abrahams. Durch Glauben war Abraham gehorsam, auszuziehen, als er von Gott gerufen wurde. Es war etwas völlig Neues, dass Gott einen einzelnen Menschen mit seiner Familie herausruft aus seiner Umgebung. Zwar hatte Gott schon früher zu Menschen gesprochen. Er hatte beispielsweise Noah den Auftrag gegeben, eine Arche zu bauen. Aber herausgerufen aus seiner gewohnten Umgebung hatte Gott bis dahin noch niemanden. Das war tatsächlich ein deutlicher Wechsel in den Wegen Gottes mit den Menschen. Abraham konnte sich nicht auf Erfahrungen früherer Glaubensmänner stützen. Er musste Gott einfach gehorchen!
In diesem Gehorsam aus Glauben zog Abraham tatsächlich aus. Er verließ Ur in Chaldäa, eine zivilisierte und für die damalige Zeit große Stadt. Das tat er im Vertrauen auf Gott, ohne zu wissen, wohin er kommen würde (s. V. 8). So groß war sein Glaube.
Er vertraute darauf, dass „der Gott der Herrlichkeit“, der ihm erschienen war (Apg 7,2), keinen Fehler macht. An seiner Hand wollte er gerne gehen, auch wenn er nicht wusste, wohin ihn die Reise führen würde.
Diesen Glauben hatte er nicht nur für sich alleine. Auch im Blick auf seine Familie vertraute er Gott. Seine Frau Sarah wird ebenfalls in dieser Galerie der Glaubenshelden genannt (s. V. 11). Gehen wir als Ehepaare auch in Glauben und Gehorsam gemeinsam den Weg, den Gott uns zeigt?
Bei allem hatte Abraham eine lebendige Hoffnung. Er verließ eine Stadt hier auf der Erde, aber er erwartete eine bessere Stadt, eine Stadt im Himmel. Diese Erwartung ließ ihn hier auf der Erde in Zelten wohnen. Im Vorausblick auf die Zukunft hatte er im Glauben die Kraft, als Fremdling auszuhalten. Schritt für Schritt ging er mit seinem Gott.
Das bedeutet nicht, dass Abraham ohne Fehler war. Sein Glaubensleben war nicht immer auf der gleichen Höhe. Ob es der Aufenthalt in Haran war (s. 1. Mo 11,31), der Weg hinab nach Ägypten (s. 1. Mo 12,10) oder die fleischliche Bemühung, mit der Magd Hagar für Nachkommenschaft zu sorgen, es gab auch Schritte im Leben Abrahams, die nicht aus Glauben waren. Aber die Berichterstattung Gottes in Hebräer 11 behandelt diese Situationen nicht. In seiner Gnade stellt Gott den Glauben Abrahams als leuchtendes Beispiel hin.
Wir lernen aus seinem Beispiel, ebenso Schritt für Schritt im Gehorsam gegenüber Gottes Wort weiter zu gehen. Manchmal erwartet Gott von uns einen Glaubensschritt, bevor Er uns den weiteren Weg deutlich macht. Dann wollen wir im Vertrauen auf Ihn gehen und alles Weitere von Ihm erwarten.
Gerade im Familienleben ist das eine wichtige Sache, in der wir als Eltern gute Vorbilder für unsere Kinder sein können.
Und wenn wir einmal einen falschen Schritt getan haben, dann wollen wir bis dahin zurückkehren, wo das Abweichen begonnen hat und von dort aus im Glauben weitergehen. So, wie wir es im Vorbild Abrahams ebenfalls finden (s. 1. Mo 13,1-4).
In dieser Glaubensenergie lebte Abraham dann auch in dem Land, das Gott ihm verheißen hatte. Dort hielt er sich als Fremdling auf. Das Zelt war die passende Wohnung für den Fremdling.
Auch darin dürfen wir Vorbild für unsere Familien sein. Wir leben nicht für diese Welt, sondern für eine andere und bessere Welt. Wir erwarten jetzt nichts von dieser Welt, sondern setzen unsere Erwartung und Hoffnung in die Zukunft. Wir suchen nicht Anerkennung in dieser Welt, sondern von dem, der uns einmal in eine ganz andere Welt bringen wird. Wir leben nicht „weltfremd“ und lehnen doch „Weltförmigkeit“ entschieden ab. Wir halten uns gerne „in Zelten“ auf und richten uns auf den Himmel aus. Dort sammeln wir uns Schätze und setzen dabei die Dinge auf dieser Erde ein im Blick auf die Zukunft im Himmel. Dann wird auch unser Herz da sein, wohin unsere ganze Erwartung ausgerichtet ist.
Diese „Lebensart“ Abrahams, die er durch Glauben zeigte, blieb nicht ohne Einfluss auf seine Familie. Er lebte in Zelten zusammen mit Isaak und Jakob. Es waren 75 Jahre, die er gemeinsam mit Isaak lebte und damit etwa 15 Jahre, die Abraham noch vor sich hatte, nachdem Jakob geboren wurde.
Doch was ist das Merkmal, das die Bibel an dieser Stelle als verbindendes Element zwischen Abraham, Isaak und Jakob herausstellt? Es war die Verheißung, die Abraham gegeben war und deren Miterben sein Sohn und sein Enkel waren. Diese Verheißung Gottes war das entscheidende und verbindende Element.
Wir haben eine viel bessere Verheißung als Kinder und Erben Gottes. Wir sind Miterben mit Christus (s. Röm 8,17) und warten darauf, dass Er einmal sein Erbe antritt. Dann werden wir mit Ihm erscheinen und mit Ihm tausend Jahre herrschen.
Ist es das, was uns in unseren Familien miteinander verbindet? Dann wird es uns leichter fallen, mit dem Zelt zufrieden zu sein. Dann können wir Nachahmer des Glaubens Abrahams sein, der die ganze Macht Gottes erlebt hat, die Leben aus dem Tod hervorbringt.
Diese Macht Gottes steht auch uns zur Verfügung. In dem Maß, wie wir als Fremdlinge in dieser Welt aus Glauben leben, werden wir uns diese Macht auch nutzbar und erlebbar machen können.
Der Segen für unsere Ehen und Familien, der mit einem solchen Leben durch Glauben verbunden ist, wird nicht ausbleiben.
Christian Rosenthal
In Psalm 119 beschreibt ein Glaubender aus der Zeit des Alten Testaments die Schönheit des Wortes Gottes, wie er es kennt. Wie viel mehr dürfen wir diese Schönheit bewundern, die wir das abgeschlossene Wort Gottes, die ganze Bibel, in Händen haben. Der Psalm selbst ist ein dichterisches Meisterwerk, auch wenn wir dessen sprachliche Schönheit in der deutschen Sprache kaum erkennen können.
In dem vierten Abschnitt dieses Psalms (V. 25-32) nennt der Psalmist fünf verschiedene Wege, die uns fünf praktische Lektionen für unser Leben geben.
So geht er „den Weg der Gebote Gottes“ (s. V. 32). Er geht ihn aus freien Stücken, er hat bewusst die richtige Wahl getroffen. Auf diesem Weg erlebt er echte Freiheit, seinem Herzen ist Raum gemacht und er kann in Freiheit und Freude auf diesem guten Weg weitergehen.
Der nächste Vers handelt von dem „Weg der Vorschriften Gottes“, dem Weg nach Gottes Gedanken. Über diesen Weg und das Handeln Gottes sinnt der Psalmist nach und er bittet um mehr Verständnis für diesen Weg. Das ist eine gute Bitte.
In Vers 29 wird der „Weg der Lüge“ genannt. Der Psalmist hat die herzliche Bitte, vor diesem Weg bewahrt zu bleiben. Absonderung von diesem Weg ist erforderlich. Doch diese Absonderung führt nicht in die Leere. Das Gesetz Gottes, seine Worte und Gedanken, füllen stattdessen das Herz.
In Vers 26 geht es um die Wege, die der Glaubende zu gehen hat. Der Psalmist nennt sie „meine Wege“. Diese Wege dürfen wir Gott anbefehlen und Ihn um seine Leitung und Führung bitten.
Dann schreibt der Psalmist über eine ganz bewusste Wahl, die er getroffen hat. Es ist die bewusste Entscheidung für „den Weg der Treue“. Auf diesem Weg der Treue stellt der Glaubende Gottes Rechte vor sich, um mitten auf diesem Weg weiterzugehen, so wie es auch in Sprüche 8,20 heißt:
„Ich wandle auf dem Pfad der Gerechtigkeit, mitten auf den Steigen des Rechts.“
Christian Rosenthal
Im Leben jedes Menschen gibt es Situationen, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen. Dabei kann man entweder bewusst zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten wählen; manchmal kann es aber auch sein, dass den Dingen ohne direkte Entscheidung ihr Lauf gelassen wird. Damit wird entschieden, „nichts zu tun“ und auch das ist eine Entscheidung – sei sie gut oder weniger gut. Häufig schließen sich verschiedene Alternativen aber auch aus und wir müssen uns für das eine und damit gegen das andere entscheiden. Für welche Alternative man sich nun entscheidet, hängt von verschiedenen Faktoren wie z.B. Wertehaltung und Lebenssituation ab.
In Gottes Wort werden uns verschiedentlich Berichte von Menschen gegeben, die auch vor Entscheidungen standen und sich für einen Weg entschieden haben – sowohl zum Guten als auch zum Schlechten. Im Folgenden wollen wir uns anhand einiger Beispiele damit beschäftigen und daraus lernen, um in unserem Leben die richtige Wahl zu treffen.
In den Abschiedsworten Moses an das Volk Israel stellt er ihnen immer wieder die Konsequenzen von richtigen und falschen Entscheidungen vor. Er hatte ihnen sowohl Leben und Glück als auch Tod und Unglück vorgestellt (s. 5. Mo 30,15), um das Volk dann aufzufordern, das Leben zu wählen: „Das Leben und den Tod habe ich euch vorgelegt, den Segen und den Fluch! So wähle das Leben, damit du lebest, du und deine Nachkommenschaft …“ (5. Mo 30,19). Die Liebe zu Gott und seinem Volk trieb Mose zu diesem eindringlichen Appell an.
Auch heute haben Menschen die Wahl zwischen Leben und Tod, zwischen ewiger Errettung und ewiger Verdammnis. Viele Evangelisten, Missionare, Kolporteure[1], Gläubige an Büchertischen usw. rufen den Menschen heute zu: Wähle das Leben! Das ist die wichtigste Entscheidung im Leben eines Menschen, bei der es tatsächlich nur zwei Alternativen gibt! Wie viele Großeltern, Eltern, Angehörige und Freunde haben im Lauf der Geschichte gerufen: Entscheide dich für den Herrn Jesus! Jeder hat die Wahl und muss entscheiden. Nichts zu tun, ist die Entscheidung gegen das Leben und für den Tod.
Als Lot mit Abraham in das Land Kanaan gezogen war, kam es zu einem Konflikt zwischen den Hirten Lots und Abrahams. Zur Lösung dieses Konflikts schlug Abraham vor, dass sie sich trennen sollten. Er überließ seinem jüngeren Neffen die Wahl, wohin er ziehen wollte. Lot entschied sich für die bewässerten Ebenen des Jordan (s. 1. Mo 13,10f.).
Sein Motiv war, optimale Voraussetzungen für seinen irdischen Besitz zu haben. Offensichtlich gab es dort die besten Bedingungen für seinen großen Viehbestand und die Gelegenheit, diesen zu vermehren. Dass in den Ebenen des Jordan auch die Stadt Sodom lag, deren Menschen „große Sünder“ waren, hielt ihn von dieser Entscheidung nicht ab (s. 1. Mo 13,13).
Die Folge dieser falschen Wahl findet sich im Verlauf der Geschichte Lots: Es war am Ende zu seinem großen Nachteil. Der Weg Lots hatte einen Nachklang weit über sein eigenes Leben hinaus: zwei große Feinde des Volkes Gottes (die Moabiter und Ammoniter) wurden seine Nachfahren (s. 1. Mo 19,37f.).
Es mag sein, dass auch wir heute vor Alternativen gestellt werden, wo wir „unsere Zelte aufschlagen“ sollen. Wo sollen wir unseren Wohn- und Arbeitsplatz suchen (vielleicht darf es auch auf die Wahl des Urlaubsortes erweitert werden) und was ist die Motivation bei einer solchen Entscheidung?
Schauen wir auf die besten Voraussetzungen, unseren irdischen Besitz zu mehren, bequeme Lebensumstände zu haben oder ist unser Antrieb „dem Herrn einen Altar zu bauen“, wie es bei Abraham der Fall war (s. 1. Mo 13,18)? Die Folgen mögen zunächst nicht offensichtlich werden (Lot war ein geehrter und äußerlich wohlhabender Mann), aber sie werden wie bei Lot nicht ausbleiben.
In einer ähnlichen Situation wie Lot war auch Mose am Pharaonenhof in Ägypten. Dort waren die besten Voraussetzungen für ein angenehmes Leben in Reichtum, Sicherheit und Bequemlichkeit vorhanden. Mose hatte es sogar fast 40 Jahre „genießen“ können. Eigentlich war Mose auch nicht direkt vor eine Entscheidung gestellt worden, er hätte es ignorieren können, als der Ägypter den hebräischen Mann schlug (s. 2. Mo 2,12).
Doch das wäre dann eine Entscheidung zum „Wegschauen“ gewesen. Die Folgen der Tat Moses, den Ägypter zu erschlagen, der seinen hebräischen Bruder schlug, waren schwerwiegend: Er musste in die Wüste fliehen und den ganzen irdischen Luxus hinter sich lassen, um anschließend mit seinem Volk die schwierigen Umstände in Ägypten und auf dem Weg durch die Wüste zu teilen.
Aber seine Entscheidung war eine bewusste Wahl, wie es im Hebräerbrief berichtet wird: Mose „wählte lieber …“ (Heb 11,25f.)! Welch eine uneigennützige Wahl, welch eine vorbildliche Bewertung der Situation: „… die Schmach des Christus für größeren Reichtum[zu halten] als die Schätze Ägyptens …“. Außerdem wählte Mose „… lieber mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden …“.
Er nahm einen zeitlichen Nachteil gerne in Kauf, weil er die unbefristete, ewige Anerkennung und Belohnung Gottes wählte. Er hätte auch anders wählen können, aber er verzichtete bewusst auf den „zeitlichen Genuss der Sünde“.
Mose hatte erkannt (vielleicht auch geprägt durch den positiven Einfluss im Elternhaus und die Erlebnisse in den 40 Jahren am Hof des Pharaos), dass beim Pharao kein dauerhafter Platz für ihn war.
Er suchte auch keine Entschuldigung, dass er durch die Umstände des Lebens an den Hof des Pharaos berufen sei und dort für das Volk Israel zum Nutzen sein könne: Nein, Mose traf eine Entscheidung des Glaubens und wählte richtig!
Eine Entscheidung für Christus bzw. die Dinge des Herrn kann auch heute noch mit Nachteilen auf dieser Erde und mit einem Verlust ihrer Annehmlichkeiten verbunden sein. Deutlich wird das vor allem bei solchen, die ein angenehmes Leben aufgeben, um z.B. in Entwicklungsländer zu ziehen und dem Volk Gottes dort zu dienen und die gute Botschaft verlorenen Menschen zu verkündigen.
Aber auch der Verzicht auf Dinge in dieser Welt „um Christi willen“ gehört dazu. Meist ist der Grad der Schmach in der heutigen westlichen Welt eher gering. Ein abschätziger Blick oder eine spöttische Bemerkung sind oft alles. In anderen Ländern kann das mit deutlich stärkeren Nachteilen verbunden sein: Sei es Ungemach und Schmach seitens der gottfeindlichen Umgebung, wie z. B. berufliche Nachteile oder gar das Verstoßen aus Familie und Gesellschaft, Verfolgung, Gefängnis, Folter oder mehr.
Eine bewusste Wahl gegen Ehre in dieser Welt (ein Sohn des Pharaos genannt zu werden) und für das Erleiden des Ungemachs mit dem Volk Gottes findet aber immer die Belohnung Gottes und die Zustimmung des Himmels!
Eine ähnliche Situation, wie wir sie bei Mose gesehen haben, finden wir einige Jahrzehnte später bei seinem Nachfolger Josua. Auch er stellt am Ende seines Lebens das Volk vor eine Wahl, nachdem er das Volk Israel in das Land Kanaan geführt hatte (s. Jos 24,15). Allerdings teilt er dem Volk auch sofort seine persönliche Entscheidung mit: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“
Damit ist er als Führer des Volkes gleichzeitig ein gutes Vorbild. Er sagt gleichsam: „Schaut, ihr habt die beiden Alternativen, ich entscheide mich für den Herrn.“ Darin liegt die Aufforderung an das Volk, es ihm gleich zu tun. Die Antwort des Volkes entspricht dann auch diesem Vorbild. Sie wollen ebenso, wie Josua und sein Haus, dem Herrn dienen und Ihm gehorchen (s. Jos 24,18.24), obwohl wir aus der Geschichte wissen, wie oft das Volk darin versagt hat.
Unsere Entscheidungen haben auch einen Einfluss auf unsere Umgebung. Man hört oder sieht, wie wir uns entscheiden, wenn wir zwischen Alternativen zu wählen haben. Ob wir (vielleicht auch nur ein wenig) den „Göttern der Amoriter“ dienen wollen oder ob wir klar erkennbar „dem Herrn Jesus dienen“ wollen, kann zum Schaden oder Nutzen unserer Mitmenschen und Glaubensgeschwister sein.
So hat eine Entscheidung nicht nur Auswirkungen auf unser persönliches und familiäres Leben, sondern auch auf das unserer Umgebung. Das ist eine große Verantwortung, die wir bei unseren Entscheidungen auch berücksichtigen sollten.
Im Beispiel Josuas gibt es auch keine weitere Alternative, nur entweder – oder. Nicht „ein wenig dem Herrn“ und „ein wenig den Göttern“ der sie umgebenden Völker. Darüber hinaus geht es um eine Person: „wem ihr dienen wollt“, nicht um eine Sache oder Weltanschauung. Es geht um die Person des Herrn – IHM zu dienen.
Wir kennen vermutlich auch solche Momente in unserem Leben, in denen wir uns für die eine oder andere Seite bzw. Person entscheiden müssen. Das kann auch häufiger im Leben vorkommen.
Hier bei Josua ist es am Ende seines Lebens. Er war aus Ägypten durch das Rote Meer herausgeführt worden, mit dem Volk als Diener Moses durch die Wüste gegangen, hatte das Volk durch den Jordan in das gesegnete Land geführt, gemeinsam mit dem Volk gegen die Bewohner des Landes gekämpft und das Land in Besitz genommen.
Heute würden wir sagen: Josua war ein erfahrener, bewährter und entschiedener Christ, der ein Leben in enger Gemeinschaft mit seinem Herrn führte und die himmlischen Segnungen (s. Eph 1,3ff.) verstanden und genossen hat. Er hatte in seinem Leben bereits mehrere Entscheidungen getroffen, die nicht dem damaligen Zeitgeist entsprochen hatten und sich damit klar auf die Seite Gottes gestellt (z. B. bei der Rückkehr der Kundschafter in 4. Mose 14,6-10). Trotzdem trifft er auch jetzt am Ende seines Dienstes nochmals die Entscheidung, dass er und sein Haus dem Herrn dienen wollen.
Eine einmalige richtige Entscheidung ist also keine Garantie für zukünftig richtige Entscheidungen. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, wem wir dienen möchten; es ist kein Automatismus „einmal gut – immer gut“.
„Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!“
Als Maria dem Herrn Jesus zuhörte und zu seinen Füssen saß, wollte ihre Schwester Martha, dass der Herr Maria ermahne, ihr zu helfen. Das Urteil des Herrn Jesus über das Verhalten Marias ist eindeutig: „Denn Maria hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird“ (Lk 10,42b). Maria hätte sich anders entscheiden können, aber sie setzte die Prioritäten richtig. Die Gelegenheit, sich zu den Füßen des Herrn Jesus zu setzen und Ihm zuzuhören, war nicht alltäglich und sie nutzte diese Situation gut aus, indem sie die richtige Wahl traf[4].
Das gute Teil, welches Maria erwählte, war, in seiner Nähe seinen Worten zuzuhören. Nachdem sie das gute Teil erwählt hatte, war sie später auch in der Lage, das gute Werk am Herrn Jesus zu tun, indem sie sein Haupt salbte (s. Mt 26, 10). Im Sinn der Briefe des NT (insbesondere des Hebräerbriefes) hatte Maria das bessere und vorzüglichere Teil gewählt.
Wenn verschiedene (gute) Alternativen zur Entscheidung stehen, dann geht es auch darum, die Dinge in die richtige Rang- und Reihenfolge zu stellen. Das gute Teil der Maria war unvergänglich, weil es nicht von ihr genommen werden würde.
Bevor wir etwas für den Herrn tun können, ist es erforderlich, von Ihm zu lernen, indem wir uns in seiner Nähe aufhalten und auf sein Wort hören. Ansonsten besteht die Gefahr, dass wir in eigener Kraft und im Eigenwillen handeln. Hier ist der Fokus also nicht so sehr auf dem „entweder – oder“, sondern mehr auf dem „sowohl – als auch“. Nur die Priorität und die Reihenfolge, wann „etwas dran ist“, ist nicht zu vernachlässigen.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Die Arbeit im Reich Gottes kann nicht auf Kosten des persönlichen Gebetslebens und Bibellesens gehen. Die beiden letzteren Punkte müssen zuerst kommen, damit der Dienst überhaupt erkannt wird und unter der Leitung des Herrn in seinem Sinne erfolgen kann.
Oft liegen die richtigen, guten Entscheidungen nicht so klar auf der Hand. Manches Mal mag es auch schwierig sein, „das gute Teil“ zu erkennen. Dann brauchen wir „Entscheidungshilfen“. Oft finden sich diese Hilfen offensichtlich oder auch angedeutet in Gottes Wort. Aber nicht immer ist das der Fall.
Sind wir dann auf unseren „gesunden Menschenverstand“ angewiesen? Überlässt Gott es dann unserer Weisheit und ist Ihm dann vielleicht gleichgültig, welche Wahl wir treffen? Auch Paulus war in einer solchen Situation, als er an die Philipper schrieb: „… und was ich erwählen soll, weiß ich nicht“ (Phil 1,21ff.).
Es ging um das Leben für Christus oder das Sterben, um bei Ihm zu sein, wo es weit besser ist (Phil 1,23). Paulus überließ diese Entscheidung seinem Herrn, da er ohnehin nicht über den Zeitpunkt seines Sterbens bestimmen konnte.
In Psalm 25,12 finden wir eine schöne Antwort[5]: „Wer ist nun der Mann, der den Herrn fürchtet? Er wird ihn unterweisen in dem Weg, den er wählen soll.“
Die Voraussetzung für eine klare Sicht, welche Entscheidung die richtige ist, ist also Gottesfurcht.
Andererseits ist ein gottesfürchtiger Mann (und selbstverständlich auch eine solche Frau) dadurch gekennzeichnet, dass er einen Weg geht, der vom Herrn ausgewählt wurde. Dabei bedeutet das natürlich nicht, dass im Leben eines gottesfürchtigen Menschen „alles glatt läuft“. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele im Wort Gottes, dass selbst auch sehr gottesfürchtige Menschen (z. B. Hiob) schwere Wege geführt wurden.
Wenn jedoch im Herzen vielleicht bereits eine eigenwillige Entscheidung getroffen ist, wird es schwierig, wirklich die Unterweisung Gottes über den richtigen Weg zu erkennen, obwohl der Herr uns gerne helfen möchte, die richtige Wahl zu treffen.
Dabei sind seine Antwortmöglichkeiten vielfältig. Manchmal werden wir in unserem Glaubensvertrauen gefordert, weil wir warten müssen. Ein anderes Mal verlangt die Situation eine sofortige Entscheidung.
Bei einem Leben in Gottesfurcht möchte der Herr uns den Weg zeigen, den wir wählen sollen. Ein Stoßgebet, ein Erinnern an ein Bibelwort oder auch Fragen wie z. B.: „Wie würde der Herr Jesus in dieser Situation entschieden haben?“ oder „Welcher Weg bringt mich näher zum Herrn?“ können dabei eine Hilfe sein.
Marco Steih
Fußnoten:
Vgl. „Was wählst Du?“, in: „Ermunterung und Ermahnung“, 16. Jg. (1962), S. 200-204.
Vgl. „Was wählst Du?“, in: „Ermunterung und Ermahnung“, 16. Jg. (1962), S. 200-204.
Damit soll nicht die Wichtigkeit des Dienstes von Martha eingeschränkt werden, aber das ist hier nicht das Thema.
Vgl. auch: „Rückblick und Ausblick“ (Michael Vogelsang), in: „Folge mir nach“, 27. Jg. (01/2019), S.4-8, insbes. S. 7.
Solange wir leben, haben wir Gottes Wort für unseren Glaubensweg nötig. Wie dankbar können wir sein, dass wir es in vollendeter Form und in einer sehr guten Übersetzung in Händen halten dürfen! Gottes Wort gibt uns tägliche Speise für unser geistliches Leben und Richtung für unseren Lebensweg.
Wie ein Automobil nur mithilfe eines ständigen Antriebs und eindeutiger Navigation das Ziel erreichen kann, so benötigen auch wir in geistlicher Hinsicht ständig Kraft und Wegweisung. Beides finden wir nur in Gottes Wort. Nur dort können wir die Person des Herrn Jesus und in Ihm die Offenbarung des Vaters finden.
Im Anschauen der Herrlichkeiten unseres Herrn erhalten wir immer wieder neue Kraft und durch sein Wort leitet Gott uns sicher auf dem Glaubensweg. Angesichts der vielfältigen Literatur, die es heute auf dem weiten Feld des christlichen Bekenntnisses gibt, wird es immer wichtiger festzuhalten, dass es letztlich allein auf Gottes Wort ankommt. Natürlich können uns gute Schriften erfahrener Ausleger des Wortes Gottes zum großen Segen sein – doch über allem steht die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift selbst.
Beim Lesen des Wortes Gottes gewinnen wir nicht nur Kraft und Leitung für unseren gegenwärtigen Weg, sondern wir bereichern uns auch mit Schätzen, die uns zukünftig eine ganze Ewigkeit zunutze sein werden. Wenn wir gerade die Wichtigkeit der gegenwärtigen Wirkung des Wortes Gottes gesehen haben, wollen wir nun ein wenig die zukünftigen Auswirkungen betrachten, die die Beschäftigung mit dem Wort Gottes mit sich bringt. Dieser Gesichtspunkt ist ein zusätzlicher Ansporn, sich intensiv mit Gottes Wort auseinander zu setzen, es bereits in jungen Jahren zu erforschen und unter Gebet auf das eigene Herz und Leben anzuwenden.
Wir sind heute schon „gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern“ (Eph 1,3). Ein unermesslicher Reichtum liegt dort für uns bereit. Es ist ein „Schatz, unvergänglich, in den Himmeln, wo kein Dieb sich nähert und keine Motte verdirbt“ (Lk 12,33). Doch diesen Schatz gilt es schon heute zu bergen. Wie kann dies ganz praktisch geschehen?
Durch das Lesen des Wortes Gottes, denn nur dort wird uns dieser Schatz vorgestellt. Das Einzigartige dabei ist, dass das, was wir heute in Gottes Wort an Schätzen sammeln, immer unser Eigentum bleiben wird. Die Worte des Heilands in Lukas 12 zeigen, dass durch den Einsatz materieller Güter für die Sache des Herrn ein Schatz im Himmel erworben wird. Wie viel mehr sind die Schätze, die wir aus seinem Wort bergen, solche, die kein Dieb uns jemals wieder entreißen kann.
Gottes Wort ist also nicht nur unverzichtbar für die Zeit, sondern das daraus Angeeignete ist auch unverlierbar für die Ewigkeit!
Beim Lesen des Wortes Gottes sammeln wir für die Ewigkeit. Gottes Wort zeigt uns in 2. Korinther 4 ganz grundsätzlich, dass nur die unsichtbaren Dinge ewig sind: „Das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig“ (2. Kor 4,18). Die geistlichen Segnungen und Schätze, die wir in Gottes Wort finden, lassen sich mit dem natürlichen Auge nicht betrachten, weil diese Dinge nicht der Zeit unterworfen sind. So ist schon die Unsichtbarkeit der geistlichen Schätze, die in Gottes Wort enthalten sind, ein Indiz für deren Ewigkeitswert. Mit dem Auge des Glaubens aber lassen sich diese Dinge beim Lesen des Wortes Gottes betrachten und genießen.
Diesen Reichtum an geistlichen Segnungen (in Epheser 1,3 ist von „jeder“ geistlichen Segnung die Rede, um die ganze Vielfalt dieser Schätze hervorzuheben!) können wir uns schon jetzt beim Lesen und Hören des Wortes Gottes aneignen. Wie Timotheus das „Bild gesunder Worte“ (2. Tim 1,13), die er von Paulus gehört hatte, festhalten und als ein „schönes, anvertrautes Gut“ (2. Tim 1,14) bewahren sollte, so sollen auch wir das Wort Gottes aufnehmen und bewahren. Dabei wird nichts von unseren Segnungen jemals verloren gehen, weil Gott selbst sie bis in Ewigkeit für uns bewahren wird. Wir haben ein Erbteil, das in den Himmeln für uns aufbewahrt ist (s. 1. Pet 1,4). Das, was wir auf der Erde bewahren sollen, ist in den Himmeln unverlierbar von Gott selbst (auf)bewahrt! Was für eine gewaltige Zusage und Ermunterung, dieses wunderbare Gut, diesen Schatz im Himmel, hier auf der Erde durch das Lesen und Hören des Wortes Gottes immer besser zu verstehen und wie Timotheus zu bewahren!
Ein weiteres Beispiel finden wir bei Maria. Diese Frau verstand sich darauf, Gottes Wort mit Fleiß zu hören und aufzunehmen. Wir lesen, dass sie „sich zu den Füßen Jesu niedersetzte und seinem Wort zuhörte“ (Lk 10,39). Daraufhin erklärt der Herr, dass sie somit das gute Teil erwählt hat (s. Lk 10,42) – ähnlich dem schönen anvertrauten Gut eines Timotheus. Doch Christus fügt noch etwas hinzu: dieses schöne Gut, dieses gute Teil wird nicht von ihr genommen werden (s. Lk 10,42). Auch hier wird also von dem Heiland selbst bezeugt, dass das, was wir auf der Erde im Aufnehmen seines Wortes sammeln, unverlierbar für uns bis in die Ewigkeit erhalten bleiben wird!
„Was wir auf der Erde beim Aufnehmen seines Wortes sammeln, wird unverlierbar für uns bis in die Ewigkeit erhalten bleiben .“
Ergänzend sei noch erwähnt, dass auch schon im Alten Testament der Gedanke des Sammelns für die Ewigkeit im Vorbild des Mannas zum Vorschein kommt: In 2. Mose 16, 22.23 lesen wir, dass am sechsten Tag die doppelte Menge an Brot gesammelt werden sollte, um für den Ruhetag am darauffolgenden Sabbat noch übrig zu haben. Das Manna ist als Speise für die Wüstenreise ein direktes Vorbild auf den Herrn Jesus, „das wahrhaftige Brot aus dem Himmel“ (Joh 6,32), von dem wir uns durch das Lesen des Wortes Gottes auf unserem Glaubensweg nähren. Dieses Aufsammeln der geistlichen Nahrung ist nur „bis zum Sabbat“ möglich. Wenn die ewige Ruhe in der Herrlichkeit Gottes gekommen sein wird, werden wir uns in Ewigkeit von dem nähren können, was wir zuvor von Christus in dieser Weise eingesammelt haben. Doch auch im Vaterhaus werden wir niemals aufhören, weitere Herrlichkeiten und Schönheiten der Person Christi zu entdecken, zu „sammeln“ und anbetend zu genießen. Denn dann, wenn wir bei Ihm sein werden, wo Er ist, werden wir seine Herrlichkeit schauen, die der Vater Ihm gegeben hat (s. Joh 17,24) und sicherlich nicht mehr aus dem Staunen herauskommen! Aber wie schön: das Gesammelte, das wir schon als geistliches Manna hier auf der Erde aufgelesen haben, wird dann auch für uns aufbewahrt sein, so wie das übrige Manna „zur Aufbewahrung bis zum Morgen“ des Sabbats hingelegt werden sollte (s. 2. Mo 16,23). Welch ein wunderbares, ewiges Teil steht uns bevor!
So wollen wir im Lesen und Hören des Wortes Gottes stets fleißig sein. „Lasst uns wie Maria tun, still zu seinen Füßen ruhn!“[1] und für die Ewigkeit sammeln.
Matthias Wölfinger
Fußnoten:
Eine wichtige Voraussetzung für die gesunde Entwicklung einer Ehe ist die Loslösung aus der bisherigen Bindung zu Vater und Mutter. Der Schöpfer hat nach seiner Weisheit bestimmt:
„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen“ (1. Mo 2,24; Mt 19,5). Damit ist aber das göttliche Gebot, die Eltern zu ehren, keineswegs außer Kraft gesetzt. Die Aufforderung: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“, ist das erste Gebot mit Verheißung: „… damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde“ (Eph. 6,2; 2. Mo 20,12).
Es ist beeindruckend, wie das Wort Gottes für alle Lebensbereiche Hinweise enthält und uns vielseitigen Anschauungsunterricht gibt.
In 2. Mose 18 finden wir bemerkenswerte Lektionen im Umgang des Mannes Mose mit seinem Schwiegervater Jethro zu unserer Belehrung.
„Wie gut und wie lieblich ist es“, wenn wir auch in den Familien „einträchtig beieinander wohnen“ (Ps 133,1) – auch als Übungsfeld für einen guten Umgang als Glaubensgeschwister.
Und Gott verheißt: „Wer auf das Wort achtet, wird Gutes finden“ (Spr 16,20).
Ereignisreiche Tage liegen hinter dem Mann Mose: Tage der Glaubenserprobung, aber auch wertvoller Erfahrungen, wie der Herr der Heerscharen sein Volk mit starker Hand und ausgestrecktem Arm aus der Knechtschaft Ägyptens befreit und durch das Rote Meer an den Berg Gottes geleitet hatte.
Die Kunde davon war in Midian angekommen.
Jethro hatte alles gehört,
„was Gott an Mose und an Israel, seinem Volk, getan hatte, dass der Herr Israel aus Ägypten herausgeführt hatte".
Was für eine Freude für Mose: Jethro lässt seinem Schwiegersohn nunmehr ihr Kommen ankündigen:
„Ich, dein Schwiegervater Jethro, bin zu dir gekommen, und deine Frau und ihre zwei Söhne mit ihr.“
Jethro ist weise. Er ist sich bewusst: Meine Tochter gehört zu ihrem Ehemann und die Kinder brauchen ihren Vater. – Und so macht er sich auf die Reise. Die eigenen Interessen stellt er zurück.
„Da ging Mose hinaus, seinem Schwiegervater entgegen, und beugte sich nieder und küsste ihn; und sie fragten einer den anderen nach ihrem Wohlergehen und gingen ins Zelt.“
Endlich kann Mose nach einer Zeit der Trennung Zippora und auch seine beiden Söhne Gersom und Elieser wieder in die Arme schließen.
Mose lässt seinen Schwiegervater nicht „links liegen“ und bringt ihm die für die damalige Zeit angemessene Ehrerbietung entgegen. Er geht ihm entgegen und „beugt sich nieder“.
Wenn wir in unserer Kultur auch andere Gewohnheiten haben, so können wir doch daraus lernen: Ein respektvoller Umgang mit dem (Schwieger-)Vater ehrt ihn und ist dem Herrn wohlgefällig (s. Eph 6,2).
Es folgt eine Geste der Liebe: Mose „küsst ihn“ und mit echtem Interesse „fragt einer den anderen nach seinem Wohlergehen“. Wie viel gibt es doch zu erzählen. Dafür braucht es Zeit und Ruhe. Jetzt will man unter sich sein: „… und sie gingen ins Zelt“.
Mose erkennt dankbar an: Wie hat sich doch Vater Jethro um meine Frau Zippora und die Kinder „gekümmert“ – wie viel Einsatz hat er gebracht. Auf der langen und beschwerlichen Reise hat er sie begleitet und beschützt. Das war kräftezehrend und mit Aufwand verbunden.
Weil Information Vertrauen schafft, erzählt Mose
„seinem Schwiegervater alles, was der Herr an dem Pharao und an den Ägyptern getan hatte um Israels willen, alle Mühsal, die sie auf dem Weg getroffen, und dass der Herr sie errettet habe.“
Wenn auch seine Ehefrau und die Kinder im Mittelpunkt stehen, ist es Mose doch wichtig, dem älteren und erfahrenen Schwiegervater über die vergangenen (notvollen) Zeiten zu berichten und dabei die erfahrene Hilfe seines Gottes zu rühmen.
Nein, an Gesprächsstoff mangelt es nicht: Alles erzählt Mose – nicht nur Angenehmes, wie der Herr sie errettet hat, sondern auch alle Mühsal: Von Hunger und Durst, dem Kampf gegen Amalek – und den vielfältigen Wundern Gottes.
Es ist Mose ein Anliegen, dass der Glaube seines Schwiegervaters an den allein wahren Gott befestigt wird.
Glückliche Familien, in denen man sich gegenseitig offen das Herz ausschütten kann!
„Glückliche Familien, in denen man sich gegenseitig offen das Herz ausschütten kann!“
Solch eine Atmosphäre kommt aber nicht von selbst! Bist du reserviert? Dann wundere dich nicht über eine kühle Atmosphäre, einen nur oberflächlichen Austausch.
Wird eine Unterhaltung in Besonnenheit, aber doch in aller Offenheit geführt, wirst du den Segen von Familienbanden verspüren. Zu aller Gewinn wird das Vertrauen untereinander wachsen.
Jede Generation hat ihre eigenen Probleme. Die der (Schwieger-) Eltern sind andere, als die ihrer Kinder und Enkel. Sie können von den Erfahrungen der (Schwieger-) Eltern viel lernen.
Wo könnten sich besser Herzen füreinander öffnen als in der christlichen Familie? Ist jedoch der eine dem anderen gegenüber verschlossen, ist das ein großer Mangel und wenig hilfreich. Wir müssen (lernen,) miteinander (zu) reden.
Information schafft Vertrauen – eine „Binsenweisheit“, die auch im Kreis der Glaubensgeschwister segensreiche Früchte trägt, wenn sie befolgt wird. Besonders die Taten und Wunder Gottes, die wir erleben, sind ein wichtiger, schöner und verbindender Inhalt in unserem Austausch auch in der Familie.
Nachdem der Schwiegervater vieles über das Wirken des lebendigen Gottes inmitten seines Volkes vernommen hat, freut er sich von Herzen über die Treue des Gottes Israels.
Jethro kann nicht schweigen. Er öffnet seinen Mund zu einem Lobpreis:
„Gepriesen sei der Herr, der euch errettet hat aus der Hand der Ägypter und aus der Hand des Pharaos, der das Volk errettet hat unter der Hand der Ägypter weg!“
Was für eine geistliche Erfrischung bei aller Mühsal ist das gemeinsame Gebet in der Familie mit Lob und Dank für die große Errettung und die vielen „Wundertaten Gottes“, die wir Ihm der Reihe nach gar nicht aufzählen können, weil sie zu zahlreich sind (s. Ps 40,6).
Ein dankbares Herz ist ein glückliches Herz!
Auch wird dem Feind gewehrt, dem Harmonie in den Familien alles andere als recht ist.
Was dann folgt, erwägt Jethro nicht nur in Gedanken, sondern er spricht es in Demut aus:
„Nun weiß ich, dass der Herr größer ist als alle Götter; denn in der Sache, worin sie (die Ägypter) in Übermut handelten, war er (der Gott Israels) über ihnen.“
Mose weiß jetzt, wie sein Schwiegervater über den Gott Israels denkt.Und diese Übereinstimmung macht ihn froh. Das Bekenntnis Jethros ist eine Ermunterung für seinen Schwiegersohn.
Bist du für deinen (Schwieger)-Sohn eine Stärkung auf dem Glaubensweg – ein Ansporn, die Bibel zu erforschen und danach zu handeln – verbunden mit ansteckender Freude im Dienst für Ihn? Die Gemeinsamkeiten im Glauben festigen den Zusammenhalt untereinander.
„Gemeinsamkeiten im Glauben festigen den Zusammenhalt.“
Wie schön, dem Bekenntnis folgen Taten:
„Und Jethro, der Schwiegervater Moses, nahm ein Brandopfer und Schlachtopfer für Gott …“
Und auch die Ältesten Israels treffen sich mit ihm zu einer gemeinsamen Mahlzeit. Vor unserem inneren Auge sehen wir Mose, den Schwiegervater, Aaron und die Ältesten zu Tisch liegen und das
„vor dem Angesicht Gottes.“
Solche Stunden der Gemeinschaft der Gläubigen sind im Getriebe einer lauten und versuchungsreichen Welt gesegnete Oasen der Ruhe und Erquickung.
Der Alltag beginnt. Jethro hat ein Interesse an den verantwortungsvollen Aufgaben seines Schwiegersohnes. Er begleitet Mose und beobachtet seine Tätigkeit als Richter innerhalb des Volkes Gottes. Er ist erstaunt über das umfangreiche „Pensum“, denn die Unterredungen und Beurteilungen erstrecken sich
„vom Morgen bis zum Abend.“
Jethro sieht „alles, was er (Mose) mit dem Volk tat“. Beeindruckt von der Last seiner Verantwortung überkommt Sorge den erfahrenen Mann. „Das kann mein Schwiegersohn auf Dauer doch nicht durchhalten …“, ist seine Befürchtung. Er überlegt: „Wie kann ich meine Bedenken meinem Schwiegersohn mit angemessenen Worten sagen?“
Und so finden wir bei Jethro eine fragende Haltung, die auch von seiner Seite Achtung gegenüber Mose zeigt. Es ist ein echtes Interesse und er findet den richtigen Ton:
„Was ist das, was du mit dem Volk tust? Warum sitzt du allein, und alles Volk steht bei dir vom Morgen bis zum Abend?“
Wie reagiert Mose jetzt? Er war doch fast 40 Jahre als Prinz in der Weisheit der Ägypter unterrichtet worden, somit auch in der Kunst des „Organisierens“. Ist er deshalb ungehalten darüber, dass der Schwiegervater sich in Sachen mischt, die ihn eigentlich gar nichts angehen?
Mose denkt nicht so! Er gibt keine überhebliche Antwort aufgrund der Würde seines Amtes. Vielmehr nimmt er sich Zeit und erklärt seinem Schwiegervater sehr ausführlich, wie sich alles verhält:
„Weil das Volk zu mir kommt, um Gott zu befragen … und ich tue ihnen die Satzungen Gottes und seine Gesetze kund.“
Jethro, der Alte und Lebenserfahrene, rät nun seinem Schwiegersohn, aber wohl nicht vor den Ohren anderer! Er warnt ihn, weil er ihn schätzt und er ihm nicht gleichgültig ist, auch auf die Gefahr hin, dass Mose es „in den falschen Hals“ bekommen könnte.
Er nimmt sich Zeit, seine Argumente darzulegen:
„Die Sache ist nicht gut, die du tust; du wirst ganz erschlaffen, sowohl du als auch dieses Volk, das bei dir ist; denn die Sache ist zu schwer für dich, du kannst sie nicht allein ausrichten.“
Dann folgt sein wohlgemeinter Rat, wie es besser gehandhabt werden könnte:
„Du aber ersieh dir aus dem ganzen Volk tüchtige, gottesfürchtige Männer, Männer der Wahrheit, die den ungerechten Gewinn hassen, und setze sie über sie … so erleichtere es dir.“
Jethro will ihm die Last der Verantwortung erleichtern. Er will nicht, dass Mose alles zu viel werden könnte: Er soll delegieren und abgeben lernen!
Seine Worte der Weisheit machen auch eine Unterordnung unter den Willen Gottes deutlich und verleihen Jethro besonders dadurch eine moralische Autorität:
„Wenn du dies tust und Gott es dir gebietet, so wirst du bestehen können, und auch dieses ganze Volk wird in Frieden an seinen Ort kommen.“
Wie hat Mose von den Erfahrungen Jethros profitiert. Sie waren wohl durchdacht, von Liebe durchdrungen und vor dem Angesicht Gottes erwogen. Er nimmt den Rat an:
„Und Mose hörte auf die Stimme seines Schwiegervaters und tat alles, was er gesagt hatte.“
Mose verschloss sich nicht selbstsicher gegenüber den Argumenten des Schwiegervaters.
Er hat „Weisheit von Oben“, die unter anderem „folgsam“ ist, das heißt „sich etwas sagen lässt“ (s. Jak 3,17).
Nein, leider ist nicht immer „bei den Greisen Weisheit und Einsicht bei hohem Alter … – … jedoch der Geist ist es in den Menschen, und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht“ (s. Hi 12,12; 32,8).
Sicher können wir nicht jede Situation und jedes Wort auf die heutigen Verhältnisse anwenden. Aber sie zeigen uns doch Prinzipien, die sich uns zur Nachahmung empfehlen.
Erwägen wir immer wieder gut gemeinte Ratschläge, egal, ob sie von den Eltern oder Schwiegereltern kommen! Schlagen wir sie nicht einfach in den Wind!
Lernen wir vielmehr von den positiven und auch von den manchmal sehr demütigenden negativen Erfahrungen der Älteren – dankbar dafür, dass sie uns daran teilhaben lassen.
Friedhelm Müller
„Mein Sohn,
vergiss nicht meine Belehrung,
und dein Herz bewahre
meine Gebote.
Denn Länge
der Tage und Jahre
des Lebens
und Frieden
werden sie dir mehren.“
Es ist nicht so ganz einfach, etwas über den „Schmuck der Frau“ zu schreiben. Dennoch greift des Neue Testament dieses Thema auf und deshalb möchte ich versuchen, anhand zweier Verse aus dem ersten Petrusbrief dazu etwas zu schreiben und besonders meinen Glaubensschwestern (aber nicht nur) zum Überdenken vorzulegen.
Petrus schreibt:
„… deren Schmuck nicht der äußere sei durch Flechten der Haare und Umhängen von Goldschmuck oder Anziehen von Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist.“
Beim Lesen des Verses wird unmittelbar klar, dass es um allgemeine Hinweise geht, die für jede gläubige Frau gültig sind. Sie soll durch ihr Verhalten ein Zeugnis sein und dazu gehört, dass sie nicht durch den äußeren Schmuck glänzt, sondern dass der innere Schmuck des Herzens an ihr gesehen wird. Petrus zeigt zuerst, worin der Schmuck der Frauen nicht bestehen soll. Danach zeigt er die positive Seite, nämlich womit sie sich schmücken sollen.
Es liegt in der Natur der meisten Frauen, dass sie sich gerne schmücken. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange es der richtige Schmuck ist. Die Gefahr besteht allerdings, dass Frauen sich in ihrem Äußeren (ihrem „Outfit“) davon leiten lassen, was in der Welt gerade „in“ ist. Davor werden wir sowohl in unserem Vers als auch in 1. Timotheus 2,9-15 gewarnt. Der entscheidende Punkt ist, dass der Schmuck[1] der Frau nicht durch die äußere Optik bestimmt wird, sondern dass er durch das Innere sichtbar wird. Der geschätzte Ausleger H.L. Heijkoop schreibt: „Wahrer Schmuck ist sittlicher Natur. Äußerlicher Schmuck macht niemanden anziehend vor Gott und ebenso wenig vor Menschen, die nicht bei der Oberfläche stehen bleiben, sondern gewöhnt sind, die Dinge in ihrem sittlichen Charakter zu sehen“. Wie Gott schon im Alten Testament über den nur äußerlich zur Schau gestellten Schmuck und die Kleidung der Frauen denkt, zeigt Jesaja 3,16-25 sehr deutlich.
Allerdings dient unser Vers nicht dazu, in einer gesetzlichen Form vorzuschreiben, was Frauen anziehen sollen oder was nicht. Es fällt ohnehin auf, dass das Neue Testament mit „Kleidungsvorschriften“ sehr zurückhaltend ist. Petrus schreibt nicht, dass es generell per Dekret „verboten“ ist, Schmuck zu tragen oder die Haare zu flechten. Wenn man das in diesen Vers hineinlegen möchte, müsste man konsequenterweise ebenfalls dafür plädieren, dass Frauen keine Kleider tragen.
Es geht vielmehr um den Missbrauch des Schmucks und des äußeren Erscheinungsbildes einer Frau, wodurch die Aufmerksamkeit auf die Person gelenkt und so eine Möglichkeit verloren geht, Menschen für Christus zu gewinnen. Eine gläubige Frau, die in erster Linie durch ihr Äußeres auffallen will, unterscheidet sich nicht von den ungläubigen Frauen dieser Welt. Sie pflegt das, was wie „Gras“ ist und bald vergehen wird (s. 1. Pet 1,24).
Petrus nennt drei Dinge, die den äußeren Schmuck ausmachen und die miteinander verbunden sind. Erstens das Flechten der Haare, zweitens das Umhängen von Goldschmuck und drittens das Anziehen von Kleidern. Jedes Mal benutzt er ein Wort das nur hier im NT vorkommt.
Viele Frauen verbrachten damals sehr viel Zeit damit, sich auf diese Weise zu schmücken. Die Warnung für uns liegt auf der Hand: Eine gläubige Frau soll sich nicht übermäßig mit ihrem Äußeren beschäftigen, um damit die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Alle drei Dinge stehen in Übereinstimmung mit dem, was Paulus schreibt: „Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung“ (1. Tim 2,9).
Die Sache ist eigentlich einfach. Unserem Gott kommt es auf das Herz an. Er „sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das Äußere, aber der Herr sieht auf das Herz“ (1. Sam 16,7). Ihm ist ein reines Herz wichtig (s. Mt 5,8).
Es wäre allerdings fatal, daraus den Rückschluss zu ziehen, das Äußere sei unwichtig. Wenn das Äußere ein Spiegel des Inneren ist, so wird ein Christ für ein ordentliches und anständiges „Outfit“ sorgen und weder durch äußeren Schmuck noch durch nachlässige Kleidung auffallen.
Mit Recht ist das Beispiel einer Uhr benutzt worden. Zwei Dinge sind wichtig, damit eine Uhr ihren eigentlichen Zweck erfüllt und die Zeit anzeigt: Erstens muss das Uhrwerk intakt sein (das Innere) und zweitens müssen die Zeiger da sein (das Äußere). Wenn eins von beidem fehlt, geht die Uhr an ihrer „Bestimmung“ vorbei und zeigt die Uhrzeit nicht an.
Der amerikanische Bibelausleger S. Ridout schrieb schon vor vielen Jahrzehnten: „Die Kleidung einer Christin sollte wie alles andere nicht im Widerspruch zu ihrem himmlischen und abgesonderten Charakter stehen. Gerade die Tatsache, dass wir nicht unter Gesetz sind, sollte uns umso mehr zu einfachem Gehorsam leiten. Andererseits kann man mit Schäbigkeit oder Nachlässigkeit der Kleidung wohl kaum Reklame für die Wahrheit machen“.
„Die Kleidung einer Christin sollte wie alles andere nicht im Widerspruch zu ihrem himmlischen und abgesonderten Charakter stehen.“
Petrus hat die negative Seite nicht verschwiegen, doch jetzt spricht er über das, was eine gläubige Frau positiv auszeichnen und schmücken soll. Es gibt einen Schmuck der Frau, der nicht primär vor Menschen, sondern vor Gott sehr kostbar ist. Vor Menschen ist dieser Schmuck auf den ersten Blick oft sogar verborgen. Das Wort bezeichnet etwas, das „innerlich“ und nicht „äußerlich“ ist.
Mit dem Herzen des Menschen ist an dieser Stelle natürlich nicht das Körperorgan gemeint, sondern es geht um das Herz als Sitz der Gefühle, Zuneigungen und Leidenschaften, das zugleich das Zentrum des Wollens und Denkens ist. Schon in Kapitel 1,22 hatte Petrus von einem „reinen Herzen“ gesprochen (s. weiter Kap. 3,15).
Wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, dass mit diesem Ausdruck das neue Leben gemeint ist, das wir zum Zeitpunkt der Bekehrung bekommen haben. Darauf ist das Auge Gottes gerichtet – nicht nur bei gläubigen Frauen, sondern ebenso bei gläubigen Männern. Wenn dieses Leben wirksam wird, zeigen sich Früchte. Dann wird etwas von dem sanften und stillen Geist sichtbar, der vor Gott sehr kostbar ist.
Es ist klar, dass modische Frisuren, kostbarer Schmuck und aufwändige Kleidung vergänglich sind. Im Gegensatz dazu ist der Schmuck des sanften und stillen Geistes unvergänglich. „Unvergänglich“ beschreibt etwas, das nicht verfällt. Petrus gebraucht das Wort dreimal. In Kapitel 1,4 ist das christliche Erbteil unvergänglich. In Kapitel 1,23 ist es der Same des Wortes Gottes, und hier ist es der Schmuck des sanften und stillen Geistes.
Das allein zeigt schon, auf welch ein hohes „Niveau“ der Geist Gottes diesen Schmuck hebt. Was unvergänglich ist, geht über diese Schöpfung hinaus, denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen (s. Röm 8,20). Gold und Silber sind vergängliche Materialien. Deshalb sollen sie nicht zum Schmuck dienen, indem sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die natürliche Schönheit einer Frau wird irgendwann vergehen und kann auch mit äußerem Schmuck nicht erhalten werden. Der sanfte und stille Geist einer gläubigen Frau hingegen ist unvergänglich. Er kann immer schöner hervorstrahlen – selbst noch im Alter.
Der sanfte und stille Geist steht im Kontrast zu einem Geist der Eitelkeit und der Selbstdarstellung. Gerade das wird durch den äußeren Schmuck häufig betont. Wer „sanft“ ist, ist mild, freundlich und sanftmütig. Der Herr Jesus nennt die Sanftmütigen glückselig (s. Mt 5,5). Er hat vorgelebt, was es bedeutet, denn Er war tatsächlich sanftmütig (s. Mt 21,5). Die Sanftmut einer Ehefrau zeigt die Art und Weise ihrer Unterordnung. Sie tut es nicht widerwillig, sondern rücksichtsvoll und mit Taktgefühl.
Das Wort „still“ kommt außer an dieser Stelle noch in 1. Timotheus 2,2 vor. Dort ist von einem „ruhigen und stillen Leben“ die Rede. Es ist eine ruhige Haltung, die im Gegensatz zu einem lauten und lärmenden Verhalten steht. Das Wort beschreibt jemand, der ruhig an seinem Platz sitzen bleibt.
Mit „Geist“ wird an dieser Stelle nicht der Heilige Geist, sondern eine innere Haltung beschrieben. Es ist eine Art und Weise, die das neue Leben bei einer gläubigen Frau – natürlich unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes – hervorbringt. Ein solcher „Geist“ (eine Geisteshaltung) wird in dieser Welt in der Regel wenig geschätzt, ist vor Gott jedoch sehr kostbar.
Einen sanften und stillen Geist zu haben bedeutet mehr, als eine sanfte und stille Art zu haben. Es mag Frauen geben, die von Natur eine solche Art haben oder eben nicht. Doch das ist nicht der entscheidende Punkt. Der sanfte und stille Geist ist keine natürliche Veranlagung. Was Petrus hier schreibt, gilt für alle gläubigen Frauen, ob sie von Natur aus temperamentvoll oder stiller sind. Bei allen möchte Gott diesen sanften und stillen Geist hervorbringen. Er ist ein wortloses und zugleich doch sehr lebendiges Zeugnis für unseren Herrn. Je mehr eine gläubige Frau sich mit diesem inneren Schmuck beschäftigt, umso weniger Zeit wird sie für den äußeren Schmuck verwenden.
Gott nimmt von allem Kenntnis. Er sieht das Herz, und Er sieht das Verhalten. Vor Ihm ist ein sanfter und stiller Geist nicht nur kostbar, sondern sehr kostbar. Das Wort kommt außer an dieser Stelle nur noch in Markus 14,3 und 1. Timotheus 2,9 vor.
Es kann mit „viel aufwendend“ oder „verschwenderisch“ übersetzt werden, also etwas, das einen hohen Preis hat und dementsprechend wertvoll ist.
In letzter Konsequenz sollen wir alle – ob Frauen oder Männer – immer daran denken, wie Gott unser Leben bewertet und nicht wie wir selbst oder andere Menschen es tun. Das Motiv, etwas zu tun oder zu lassen muss sein, ob es Gott gefällt oder nicht. Was aus Liebe zu Ihm und übereinstimmend mit seinem Wort getan wird, findet immer sein Wohlgefallen.
Ernst-August Bremicker
Fußnoten:
Das Wort, das in unserem Vers für „Schmuck“ steht, kommt im Neuen Testament nahezu zweihundertmal vor. Es bedeutet eigentlich „Kosmos“ (s. das abgeleitete Wort „Kosmetik“) und wird an allen anderen Stellen mit „Welt“ übersetzt (z. B. in 1. Pet 1,20; 5,9). Gemeint ist etwas, das vernünftig und harmonisch angeordnet ist. Deshalb wird es u. a. für das Weltall, den Erdkreis oder das Universum (die Welt) gebraucht. Das Wort beschreibt die geordnete Welt (den Kosmos) im Gegensatz zur ungeordneten Welt (dem Chaos). Kenner der griechischen Sprache weisen darauf hin, dass es im klassischen Griechisch jedoch durchaus auch für „Schmuck“ im Sinn dieses Verses benutzt wurde.
Einen weiteren Hinweis im Blick auf die Haare der Frau liefert uns 1. Korinther 11,15. Dort wird gezeigt, dass das lange Haar eine Ehre für die Frau ist. Gott will nicht, dass Frauen ihre Haare abschneiden. Er will ebenso nicht, dass sie durch kunstvolles Flechten die Blicke auf sich lenken. Zu der immer wieder gestellten Frage, ob eine Frau das Haar offen tragen soll oder in einer einfachen Weise zusammengebunden, gibt die Bibel keinen Hinweis. Entscheidend ist, dass sie durch ihre Frisur in keine Richtung unnötig auffällt und dass es nicht unordentlich ist.
Mit der Herausgabe des Heftes 3/2019 beginnt in unserem Land die Erntezeit. Das erinnert uns an einige feste und sichere Zusagen Gottes, die ebenso mit einer Ernte in Verbindung stehen, zuerst im natürlichen dann aber auch im geistlichen Sinn (s. 1. Kor 15,46). Drei Aspekte dieses Themas wollen wir uns kurz ansehen.
„Fortan, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
„Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten.“
„So ist auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät in Verwesung, es wird auferweckt in Unverweslichkeit.“
„Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn.“
Horst Zielfeld