1: Kaleb (Josua 14)
2: Mose (Apostelgeschichte 7)
3: Jakob (1. Mose 29)
Es ist wahr. Amram und Jokebed lebten in einer völlig anderen Zeit als wir heute. Sie lebten in einer völlig anderen Kultur. Sie hatten völlig andere Herausforderungen. Und doch – das Beispiel dieser Eltern gibt bis heute Orientierung und Hilfestellung. Als Eltern können wir von diesem Elternpaar einiges lernen.
Amram und Jokebed sind die Eltern von Aaron, Mirjam und Mose. Die Bibel berichtet nichts von der Geburt der beiden ersten Kinder. Die Geburt Moses wird jedoch ausführlicher erzählt. Sie birgt einige praktische Lektionen für uns.
Wenn wir die drei Berichte über die Geburt und ersten Jahre Moses zusammenfassen, bekommen wir ein schönes Bild über seine Eltern. Wir wollen daraus 10 wichtige Lektionen für uns mitnehmen, die bei der Erziehung unserer Kinder zum Segen sein werden.
Die Zeit, in der Amram und Jokebed lebten, war eine schwierige Zeit. Die Nachkommen Jakobs lebten in Ägypten und wurden dort vom Pharao geknechtet. Sie mussten hart arbeiten. Dennoch vermehrten sie sich sehr, weil Gott darüber wachte. Daraufhin erließ der Pharao das grausame Dekret, alle Jungen im Nil zu ertränken.
Man könnte sich die Frage stellen, ob es von Amram weise war, in dieser Zeit mit Jokebed noch ein Kind zu zeugen. Die beiden hatten doch bereits einen Sohn und eine Tochter und hätten es dabei belassen können. Man kann sich gut vorstellen, welchen Rat sie vielleicht von anderen bekommen haben. Doch die beiden haben Vertrauen zu Gott und in diesem Vertrauen sagen sie „ja“ zu einem dritten Kind.
Unsere Zeitverhältnisse sind anders. Wir sollten vorsichtig sein zu sagen, dass es heute schwieriger ist als früher (s. Pred 7,10). Hätten wir in der Zeit leben wollen, von der 2. Mose 2 berichtet? Ich glaube kaum. Dennoch: Es gibt in der Tat Christen, die heute sagen, dass man besser keine Kinder mehr haben sollte, weil die Welt zu kompliziert und zu feindselig ist. Doch das Argument zieht nicht. Wir kennen den, der stärker ist als die Welt (s. Joh 16,33) und mit dem wir die Welt überwinden können (s. 1. Joh 5,4). Ich möchte jungen Ehepaaren Mut machen, auch heute noch „ja“ zu dieser wunderbaren Gabe Gottes zu sagen. Das Beispiel der Eltern Moses macht uns Mut.
Jokebed sah, dass das geborene Kind schön war. Auch das ist nichts Außergewöhnliches. Es ist die Ausnahme, dass eine Mutter ihr Baby nicht schön findet. Und das ist gut so. Doch Stephanus fügt ein interessantes und besonderes Detail hinzu. Er sagt, dass Mose schön für Gott war. Ich bin überzeugt, dass das der Blickwinkel der Eltern war. Sie sahen das Kind mit den Augen Gottes.
Genau darin liegt für uns eine wichtige Belehrung. Unsere Kinder mögen schön und begabt sein. Sie mögen alle Voraussetzungen mitbringen, einmal ihren Weg auf dieser Erde zu gehen (Schule, Beruf, Eigenständigkeit usw.). Doch das ist nicht der entscheidende Punkt. Wir wollen versuchen, unsere Kinder mit den Augen Gottes zu sehen. Für Ihn ist jedes Kind schön, denn Er hat einen Plan für jeden und möchte unsere Kinder für sich haben.
Damals tat sich ein Spannungsfeld auf. Der Pharao wollte Mose für sich (d. h. er wollte seinen Tod) und Gott wollte Mose für sich (er sollte das Volk Israel retten) haben. Wir wissen, wie die Geschichte ausging: Gott ist stärker. Unsere Kinder werden ebenfalls in einem Spannungsfeld groß. Der Teufel und die Welt wollen unsere Kinder für sich – je früher und schneller, umso besser. Sie zerren täglich an ihnen. Doch da ist Gott, der einen größeren Anspruch hat. Die Frage stellt sich: Für wen erziehen wir unsere Kinder? Für diese Welt oder für Gott? Wir sollten von Anfang an erkennen, dass sie „schön für Gott“ sind.
Amram und Jokebed werden sich die Frage gestellt haben, was sie tun konnten, um ihren Sohn zu retten. Die Frage war berechtigt. Und sie fanden eine Antwort. Die Mutter baute das Kästchen, um Mose zu schützen.
Hebräer 11 zeigt uns, dass sie den kleinen Jungen zunächst durch Glauben versteckt hielten. Die beiden sind Glaubenshelden. Sie haben nicht einfach überlegt, sondern die Sache mit Gott im Glauben entschieden und Ihm das überlassen, was sie nicht tun konnten.
Es ist völlig klar, dass wir Kinder nicht ohne Glaubensvertrauen erziehen können. Die Seite unserer Verantwortung ist da. Das werden wir noch sehen. Doch am Anfang steht das Vertrauen in unseren Gott. Er kann das tun, was wir nicht tun können – nämlich unsere Kinder schützen, bewahren und retten. Obwohl wir nicht ausdrücklich davon lesen, dass die Eltern Moses gebetet haben, ist doch klar, dass sich Glaubensvertrauen unter anderem durch Gebet äußert. Beten wir für unsere Kinder? Es sollte selbstverständlich sein. In Klagelieder 2,19 finden wir einen flammenden Appell zum Gebet für unsere Kinder: „Mach dich auf, klage in der Nacht beim Beginn der Nachtwachen, schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht des Herrn; hebe deine Hände zu ihm empor für die Seele deiner Kinder …“. Der Zusammenhang dort ist anders. Dennoch geht uns dieser Appell zu Herzen.
Ein Beispiel für das Gebet für die Kinder lesen wir in Esra 8,21. Dort beten Menschen für einen geebneten Weg „für uns und für unsere Kinder und für alle unsere Habe“. Wir wollen uns gegenseitig Mut machen, mehr für unsere Kinder zu beten. Sie brauchen es dringend.
Der Glaube ist nicht untätig. Glaubensvertrauen bringt uns auf die Knie und ins Gebet. Doch das heißt nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen können. Amram und Jokebed haben das jedenfalls nicht getan. Sie werden gemeinsam überlegt haben, was zu tun ist und dann kamen sie auf den Gedanken, Mose in ein Kästchen in den Nil zu legen. Darin zeigt sich die Energie und Tatkräftigkeit ihres Glaubens.
Das gilt für uns ebenso. David sagt einmal: „Eins habe ich von dem Herrn erbeten, danach will ich trachten“ (Ps 27,4). Auf den ersten Blick klingt das wie ein Paradox. Warum für etwas beten, was ich mit eigener Anstrengung erreichen kann? Warum Energie für etwas aufwenden, was Gott mir schenkt? Doch diese Fragen sind nicht angebracht. Gott möchte, dass wir Ihm zu 100% vertrauen. Zugleich möchte Er, dass wir zu 100% unserer Verantwortung nachkommen. Das gilt ebenso im Blick auf unsere Kinder.
Jemand hat einmal sehr treffend gesagt: „Der Glaube ist mutig, aber nicht übermütig“. Wir brauchen – wenn es um unsere Kinder geht – diesen Glaubensmut. Wir können nicht verhindern, dass sie mit dieser Welt in Berührung kommen. Sonst müssten wir aus dieser Welt hinausgehen (s. 1. Kor 5,10). Aber wir können sie begleiten und zu ihrem Schutz beitragen. Es ist unsere Pflicht als Eltern.
Für Amram und Jokebed war klar, dass sie Mose nicht ohne Schutz in den Nil legen konnten. Er wäre sofort ertrunken. Deshalb kam der Mutter die Idee, ihn in ein wasserdichtes Behältnis zu legen, das ihn vor dem Wasser schützte. Gesagt, getan. Ihr Plan ging auf.
Es muss uns klar sein, dass wir Kinder dieser Welt nicht schutzlos ausliefern können. Es würde ihr Ende bedeuten. Kinder sind verletzlich (viel verletzlicher als Erwachsene) und müssen daher besonders geschützt werden. Das betrifft das ganze Kind, d. h. den Geist, die Seele und den Körper. Kinder nehmen Einflüsse von außen völlig anders auf. Sie gleichen einem Gefäß ohne Deckel (s. 4. Mo 19,15) und es ist unsere Verantwortung, für den notwendigen Schutz zu sorgen.
Was ist nun das Schutzmittel? Das Behältnis, das Jokebed baute, erinnert an die Arche (die Worte „Arche“ und „Kästchen“ sind im Hebräischen identisch). Das Kästchen ist – wie die Arche – ein Hinweis auf den Herrn Jesus, der allein bewahren und retten kann.
In Markus 10,13-16 lesen wir von dem Wunsch des Herrn Jesus, dass die Kinder zu Ihm kommen sollen. Und wir lesen von Menschen, die Kinder tatsächlich zu Ihm gebracht haben. Und am Ende des kurzen Berichtes heißt es: „Und er nahm sie in die Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie“. Darin liegt Nähe, Schutz und Segen. Wir schützen unsere Kinder am besten dadurch, indem wir sie früh mit dem Heiland der Welt vertraut machen.
Ernst-August Bremicker
Die letzten Worte eines Menschen an seine Familie oder sein Umfeld haben oft ein ganz besonderes Gewicht. Das gilt auch für die Worte Moses an das Volk Israel, die wir im 5. Buch Mose finden. Gleich dreimal stellt Mose dabei eine beachtenswerte Verbindung zwischen dem Wort Gottes und dem Herz der Israeliten her. Und jedes Mal legt er besonderen Nachdruck darauf, dass die Israeliten das Wort Gottes auch an ihre Kinder weitergeben sollen.
Diese drei Stellen klingen auf den ersten Blick sehr ähnlich. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir jedoch feine Unterschiede. In jedem Fall enthalten diese Abschnitte auch für jeden Christen heute wertvolle Hinweise, der seinen Kindern das Wort Gottes weitergeben und ihnen ins Herz pflanzen möchte.
Die erste Stelle finden wir in 5. Mose 6: „Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr! Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie zum Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern sein zwischen deinen Augen; und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben“ (V. 4-9).
Als erstes fordert Mose das Volk auf, den Herrn zu lieben und seine Worte auf dem Herzen zu haben. Der Sitz der Zuneigungen und die Entscheidungszentrale des Lebens sollen von dem Wort Gottes geprägt sein. Dann wird auch der Wunsch bestehen, dieses Wort weiterzugeben. So gibt Mose den Auftrag, den Kindern das Wort Gottes einzuschärfen und mit ihnen darüber zu reden.
Eine Schwester von über 90 Jahren erzählte einmal, wie schwer ihr mittlerweile die Erledigungen des Alltags fielen, weil die körperlichen Fähigkeiten so stark nachgelassen hatten. Mit am schwersten war ihr dabei, nicht mehr selbst in der Bibel lesen zu können.
„Wie dankbar darf ich dem Herrn für meine Mutter sein, die mich schon Verse aus der Bibel auswendig lernen ließ, als ich noch ein kleines Kind war. Von dem, was ich später in der Schule und im Beruf gelernt habe, habe ich vieles im Alter wieder vergessen. Aber diese Verse kann ich immer noch auswendig“, erzählte sie mit strahlenden Augen.
Auch wenn das Auswendiglernen von Bibelversen heute nicht mehr so beliebt wie in früheren Jahren zu sein scheint, hat es eine lange und gute Tradition in der Christenheit und immer noch einen hohen Wert. Es ist nach wie vor eine wirkungsvolle und bewährte Methode, sich etwas so einzuprägen, dass es nicht wieder vergessen wird. Denn das ist es, worum es Mose geht, wenn er das Volk auffordert, den Kindern das Wort Gottes einzuschärfen: Sie sollen das Wort Gottes so ans Herz gelegt bekommen, dass sie es ihr Leben lang nicht wieder vergessen.
Doch mit Auswendiglernen allein ist es nicht getan, wenn wir unseren Kindern das Wort Gottes so einschärfen möchten, dass es für sie auch zu einem bleibenden Besitz wird.
Kinder sind sehr gute Beobachter. Sie merken schnell, ob das, was wir ihnen einschärfen möchten, uns selbst ebenfalls wichtig ist. Deshalb ist unser Vorbild auch an dieser Stelle für die Kindererziehung von großer Bedeutung.
Es wird oft gesagt, dass der Herr den ersten Platz im Herzen eines Christen haben muss. Doch wo etwas den ersten Platz hat, gibt es auch noch einen zweiten, dritten oder vierten Platz. Und je mehr Dinge auf den ersten Platz folgen, desto größer ist die Gefahr, dass eines dieser Dinge nach vorne drängt und dem Herrn den ersten Platz streitig macht.
Deshalb fordert Mose das Volk auf, Gott mit ganzem Herzen zu lieben. Ein Herz, dessen Liebe einzig und allein dem Herrn gilt, ist ein ungeteiltes Herz, in dem nichts anderes einen Anknüpfungspunkt findet. Unseren Kindern wird das nicht verborgen bleiben.
Ein Herz, das ungeteilt für den Herrn Jesus schlägt, wird auch prägenden Einfluss darauf haben, wofür wir unsere Kraft einsetzen. Überlegen wir einmal, für welche Dinge wir mit Freude Fleiß und Energie aufwenden. Worum geht es uns dabei? Die Ehre des Herrn und den Nutzen für unsere Glaubensgeschwister, besonders für unsere Familien, auf dem Herzen zu haben, wird immer auch für uns selbst zum Segen sein.
„Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens“, sagt der Prophet Jeremia in Kapitel 15,16.
Wir werden unseren Kindern das Wort Gottes nur schmackhaft machen können, wenn wir selbst Appetit darauf haben und es uns ein ernstes Anliegen ist, jeden Tag in der Bibel zu lesen. Nicht, um einer Verpflichtung nachzukommen, weil „man das als Christ so macht“, sondern weil wir uns beim Studium des Wortes Gottes freuen „wie einer, der große Beute findet“ (Ps 119,162). Es gibt so viele wunderbare Entdeckungen, die wir in Gottes Wort machen können.
Natürlich wird uns das nicht jeden Tag gleich gut gelingen und es ist unbestreitbar, dass es auch Tage gibt, an denen wir diese Freude beim Bibellesen nicht in diesem Maß empfinden. Doch gerade dann ist es wichtig, nicht mit dem Lesen aufzuhören. Wir können uns sicher sein, dass der Appetit über kurz oder lang wiederkehren wird, wenn wir darin nicht nachlassen.
Ein Vater schickte einmal seinen Sohn ins Arbeitszimmer, um ihm von dort seine Bibel zu holen. „Papa, das bin ich von dir ja gar nicht gewöhnt, dass die Bibel zugeschlagen auf deinem Schreibtisch liegt“, meinte der Junge, als er mit der Bibel zurückkam.
Wenn unseren Kindern das Wort Gottes groß werden soll, müssen wir Väter und Mütter mit aufgeschlagenen Bibeln sein.
Worüber unterhalten wir uns mit unseren Kindern, unseren Freunden, Nachbarn oder Arbeitskollegen? Natürlich können wir uns nicht immer und überall nur über Gottes Wort unterhalten. Trotzdem ist die Aufforderung Moses, davon zu reden, „wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (V. 7) auch für uns von großer Bedeutung.
Denn wenn wir uns auch nicht ununterbrochen über Gottes Wort unterhalten können, ist es doch unverzichtbar, die Gedanken Gottes, die Er uns in seinem Wort mitteilt, in alle unsere Überlegungen und Fragestellungen des täglichen Lebens mit einzubeziehen. Egal, ob es um die Sorgen und Nöte unserer Kinder wegen der Schule oder um Fragen bei der Wahl des Arbeitsplatzes und des Wohnortes für die Familie geht, wir werden nie einen besseren Ratgeber finden als Gott und sein Wort.
Und noch eines dürfen wir nicht vergessen: Wie sollen unsere Kinder erfahren, dass sie auch in ganz alltäglichen Dingen wunderbare Erfahrungen mit dem Herrn Jesus machen können, wenn wir ihnen nicht von unseren Glaubenserfahrungen mit dem Herrn und seinem Wort erzählen – nicht, um uns selbst in den Vordergrund zu stellen, sondern um den Herrn zu rühmen, weil Er und sein Wort sich auch heute noch als lebendig und wirksam erweisen.
„Und du sollst sie zum Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern sein zwischen deinen Augen; und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben“ (V. 9).
Diese Anweisung Moses setzen die Juden heute noch um, indem sie sich sogenannte Tefillin auf den Arm und die Stirn binden. Bei diesen Tefillin handelt es sich um kleine Kästchen aus Leder, in die kleine Rollen aus Pergament gesteckt werden, auf denen ausgewählte Abschnitte aus den Büchern Mose niedergeschrieben sind. Die Tefillin sollen den Juden stets daran erinnern, die Gebote Gottes zu beachten.
Als Christen tragen wir keine Tefillin. Die Frage, was unser Handeln prägt und was die Menschen an uns sehen, die uns und unser Reden und Handeln beobachten, stellt sich aber auch für uns.
„Ihr seid unser Brief, eingeschrieben in unsere Herzen, gekannt und gelesen von allen Menschen; von euch ist offenbar, dass ihr ein Brief Christi seid, angefertigt durch uns im Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens“ (2. Kor 3,2.3). Was können unsere Kinder in uns und unserem Leben lesen? Gleicht unser Leben einem solchen Brief Christi?{Alle Christen in Korinth zusammen waren dieser Brief Christi, von dem der Apostel spricht, denn er schreibt ja „ihr seid ein Brief Christi“. Doch die Gläubigen in Korinth konnten nur gemeinsam als ein Brief Christi wahrgenommen werden, wenn jeder einzelne von ihnen seiner Verantwortung nachkam und in allen Lebensbereichen so lebte, wie es den Gedanken des Wortes Gottes entspricht. Deshalb ist die Anwendung dieser Aussage des Apostels durchaus auch auf den Wandel des Einzelnen möglich.}Wie schön, wenn auch über uns gesagt werden könnte, was Paulus einst den Korinthern bescheinigen konnte.
Wenn der Herr will und wir leben, möchten wir uns in der nächsten Ausgabe von „Bleibt in mir“ mit der zweiten Stelle beschäftigen, in der Mose dem Volk Israel das Wort Gottes in besonderer Weise ans Herz legt und es auffordert, ihre Kinder das Wort Gottes zu lehren.
Stefan Busch
Wenn man mithilfe einer Konkordanz die Bibelstellen aufsucht, in denen die Worte „Spiel“ oder „spielen“ vorkommen, stellt man fest, dass in fast allen Fällen das Spielen eines Instruments gemeint ist. Doch gibt es auch Stellen, an denen es diese Bedeutung nicht hat. Mit einigen dieser Stellen wollen wir uns jetzt etwas näher beschäftigen und einige praktische Anwendungen dazu machen.
"Und der Säugling wird spielen am Loch der Otter, und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Viper."
Wenn Säuglinge oder Kleinkinder das heute tun würden, wäre das lebensgefährlich, da sich in dem Loch bzw. der Höhle eine Giftschlange verbirgt. Aus Berichten von Missionarsfamilien wissen wir, dass diese Gefahren in den Ländern, in denen sie leben, durchaus real sind.
Wenn der Fluch von der Erde weggenommen sein wird, wird zwar die Schlange weiter auf dem Bauch kriechen und Staub fressen, aber Gift wird sie nicht mehr verspritzen (s. Röm 8,20-21; Jes 65,25).
Mit welcher Sorgfalt müssen Eltern auf die Säuglinge achten, die sich jeglicher Gefahren für ihre körperliche Gesundheit nicht bewusst sind und auch Warnungen noch nicht verstehen. Wie sehr wird eine Mutter darauf achten, dass keine kleinen Gegenstände in Reichweite des Kindes liegen, die für den Säugling zu einer großen Gefahr werden könnten, wenn er diese verschluckt.
Wenden wir die gleiche Sorgfalt an, um unsere Kinder vor Dingen zu bewahren, die ihrer seelischen und geistigen Gesundheit schaden könnten?
Das entwöhnte Kind streckt seine Hand nach der Höhle der Viper aus. Ein entwöhntes Kind weiß vielleicht schon, dass eine Viper giftig ist, aber es weiß nicht, dass das Tier in der Höhle lauert. Es ist neugierig und will wissen, was in der Höhle ist.
Neugierde gehört zum Menschsein und ist ganz normal. Ohne Neugierde gäbe es keine Entwicklung. Gefährlich wird es, wenn sich die Neugierde auf Dinge richtet, die schaden können. Und gerade wenn Eltern vor Dingen gewarnt oder sie sogar mit einem Verbot belegt haben, geht von ihnen ein besonderer Reiz auf die Kinder aus. Das war bereits bei Eva so (s. 1. Mo 3,1-6) und ist erst recht nach dem Sündenfall so (s. Röm 7,7).
Sollen wir als Eltern dann am besten keine Verbote mehr aussprechen und vor Gefahren nicht warnen? Doch, Gott erwartet das von uns. Wie lobend erwähnt Gott, dass Abraham dies getan hat (s. 1. Mo 18,19). Aber wir müssen auch konsequent sein und darauf achten, dass unsere Gebote von den Kindern eingehalten werden. Der Priester Eli hat hierin leider versagt (s. 1. Sam 2,22-25).
Wir sollten auf den Wissensdrang unserer Kinder natürlich nicht nur mit Verboten reagieren, sondern ihnen auch Dinge vorstellen und mit ihnen Dinge unternehmen, auf die sie ihre Neugierde richten dürfen, ohne dass sie Schaden nehmen. Wie schön ist es, solche Dinge mit Kindern gemeinsam zu erkunden.
"Und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf ihren Straßen spielen."
Auch dieser Vers spricht von der Zeit, wenn der Fluch von der Erde weggenommen sein wird, von der Zeit des Tausendjährigen Reiches. So wird es in den Straßen von Jerusalem dann aussehen. Zwei Dinge fallen hier auf: Es wird viele Kinder geben und die Kinder können gefahrlos auf der Straße spielen.
Auch wenn wir nicht in einer so friedvollen Zeit leben, so wollen wir doch dem Herrn vertrauen, dass Er unsere Kinder bewahren kann und nicht den Gedanken hegen, dass man in unserer Zeit besser kinderlos bleibt. Die Eltern von Mose lebten in einer schwierigeren Zeit als wir und nahmen doch die ihnen von Gott geschenkten Kinder aus seiner Hand an.
Wenn eine Straße nicht als Spielstraße ausgewiesen ist, dann ist es für Kinder aufgrund des Verkehrs zu gefährlich, dort zu spielen. Wenn wir in einer Stadt leben, wo kaum Spielraum im Freien für Kinder da ist, so müssen wir uns die Zeit nehmen, um immer wieder mit unseren Kindern kleine Ausflüge zu machen, damit sie die Gelegenheit haben, draußen zu spielen. Und wenn das nicht möglich ist, weil z. B. das Wetter es nicht zulässt, dann freuen sich die Kinder auch, wenn der Vater oder die Mutter mit ihnen einmal spielen.
Die ungeeignetsten Spielpartner für unsere Kinder sind digitale Medien wie z. B. Spielkonsolen, Smartphones oder der Computer. Viel wertvoller ist es, wenn wir innerhalb der Familie miteinander spielen. Dies gilt besonders in der Winterzeit, wenn es draußen früh dunkel wird, und ein Spielen im Freien an der frischen Luft mit viel Bewegung nicht so lange möglich ist.
„Da sprach Abner zu Joab: Lass doch die Jünglinge sich aufmachen und vor uns spielen! Und Joab sprach: Sie mögen sich aufmachen.“
Schreckliches Spiel – es endete tödlich für alle Beteiligten, wie wir zwei Verse weiter lesen. Im Friedensreich, von dem die zwei vorhergehenden Verse sprachen, wird das Kriegshandwerk nicht mehr gelernt werden, sondern Waffen werden zu landwirtschaftlichen Werkzeugen umgebaut werden (s. Jes 2,4; Mich 4,3). In Deutschland ist die Wehrpflicht abgeschafft worden. Sind wir dankbar dafür, dass man das Kriegshandwerk nicht mehr erlernen muss?
Aber ich möchte in diesem Zusammenhang auf etwas kommen, was im letzten Abschnitt schon angesprochen wurde: Sicher gibt es harmlose Konsolen- und Computerspiele, aber es gibt auch viele, die von Gewalt und Vernichtung geprägt sind. Solche Spiele sollten in den Häusern der Gläubigen nicht gefunden werden und wir sollten mit unseren Kindern darüber sprechen, wie der Geist dieser Machwerke der Gesinnung Christi völlig entgegengesetzt ist. Wie schön wäre es, wenn wir mit der Hilfe des Herrn unseren Kindern eine tiefe Abscheu vor der Gewalt in die Herzen pflanzen könnten.
„Alles hat seine bestimmte Zeit.“
Zeigt uns dieses Wort des weisen Predigers nicht, dass auch das Spielen seine Zeit hat, vor allem in der Kindheit? Mit etwa 6 Jahren kommen unsere Kinder in die Schule. Damit ist der ganze Vormittag belegt. Die Hausaufgaben nehmen noch einen Teil des Nachmittags in Anspruch. Auch die Erledigung praktischer häuslicher Pflichten, die unsere Kinder durchaus übernehmen sollen, braucht ihre Zeit. Wenn wir dann noch Wert auf eine instrumentale Ausbildung des Kindes legen, wird dafür noch einmal Zeit benötigt. Wenn unsere Kinder größer werden, kommen dann noch Tage, an denen sie nachmittags Pflichtunterricht haben und dann wären da noch die Arbeitsgemeinschaften, die die Schule anbietet und und und ….
Können unsere Kinder noch Kinder sein? Helfen wir Ihnen, Freiräume zu haben, in denen sie unbeschwert spielen können!
Horst Zielfeld
Bis zur nächsten Sommerurlaubszeit vergehen noch einige Monate. Doch die Urlaubsplanung beim Arbeitgeber, die Buchung der Unterkunft und die Planung der Anreise müssen rechtzeitig erfolgen! Gerne möchte ich vier Fragen zur Urlaubsplanung vorstellen, die als Impuls zum Nachdenken dienen können:
Habe ich bei der Wahl des Urlaubsortes berücksichtigt, dass der Besuch von Geschwistern, die sich im Namen des Herrn Jesus versammeln, möglich ist?
Es ist wahr, dass dadurch die Auswahl der möglichen Urlaubsorte eingeschränkt wird. Aber es ist auch wahr, dass es sehr schöne Erfahrungen sind, Geschwister an anderen Orten und vielleicht in anderen Ländern kennenzulernen.
Wenn der Herr Jesus uns einen Urlaub schenkt, dann wollen wir auch alles daransetzen, die Gelegenheiten zu nutzen, wo wir um Ihn versammelt sind. Unsere Kinder werden daran erkennen, wie wichtig uns das Zusammenkommen als Versammlung ist.
Ist die Planung des Urlaubsprogramms so gestaltet, dass auch in der Woche die Versammlungsstunden besucht werden können?
Das Zusammenkommen als Versammlung zum Gebet hat besondere Verheißungen. Es ist von gleichem Wert und gleicher Bedeutung wie die Zusammenkommen zum Brotbrechen und zur Auferbauung. Ob es nicht möglich ist, den Tag so zu gestalten, dass dieses Zusammenkommen besucht werden kann? Es wird jedenfalls zum Segen sein!
Nutze ich die Urlaubstage auch dafür, mehr Zeit als sonst für das Lesen der Bibel – persönlich und in der Familie – zu haben?
Das, was im Alltag leider manchmal untergeht, darf im Urlaub besonders gesucht werden: Stille Zeit mit dem Herrn. Oft sind Familienandachten am Anfang des Tages ein Anlass für gute Gespräche und wichtigen Austausch. Es erfordert ein wenig Energie, die Kinder für solche Andachten zu gewinnen. Aber es lohnt sich auf jeden Fall!
Bleiben noch Urlaubstage übrig für andere Zwecke als „nur“ für Erholungsreisen?
In unserem Land stehen uns mehr Urlaubstage zur Verfügung als in vielen anderen Ländern.
Da ist es durchaus möglich, im richtigen Maß auch einige Tage für Konferenzbesuche oder besondere Aufgaben zu reservieren.
Im Alltag bleibt oft wenig Zeit, sich intensiv mit Gottes Wort zu beschäftigen. Da helfen Bibelkonferenzen, noch einmal intensiver aus der Bibel zu lernen. Es wird uns in unseren Familien prägen, wenn Gottes Wort so einen Platz im Leben der Eltern und der Familien hat. Und oft ist eine Konferenz ein Anstoß, selbst wieder mehr in der Bibel zu lesen.
Auch gibt es viele Möglichkeiten, bei Bibelfreizeiten, evangelistischen Einsätzen oder anderen Arbeiten im Werk des Herrn zu helfen. Das ist zwar oft körperlich anstrengend, aber es ist doch in gewissem Sinn „Erholung“, weil es für das geistliche Leben förderlich ist.
Wir dürfen dankbar Urlaubs- und Erholungszeiten annehmen. Für Viele sind es Zeiten, die notwendig sind, um danach wieder in der Hektik des normalen Alltags klarzukommen. Doch gerade „freie Zeiten“ sind auch Gelegenheiten, das neue Leben zu nähren und zu pflegen und dem Herrn zu dienen. Nehemia hatte sich Urlaub erbeten, um die Mauern Jerusalems wieder zu bauen. In diesem Sinn ist eine gute Urlaubsplanung unbedingt nützlich.
Christian Rosenthal
Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasst uns zum Haus des Herrn gehen!
Als vollkommener Mensch ist der Herr Jesus auf der Erde „in allem versucht worden in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“ (Heb 4,15). Damit vermag Christus als Hoherpriester im Himmel Mitleid zu haben mit unseren Schwachheiten. Alles, was auch wir heute erfahren, hat Er selbst erlebt. Keine Versuchung blieb Ihm erspart, ausgenommen die Sünde. Er kann alles in vollkommener Weise mitempfinden.
Von Anfang an war Christus als Mensch auf der Erde mit Leiden vertraut. Doch unmittelbar vor Beginn seines öffentlichen Auftretens wurde dies ganz besonders deutlich. Bevor Er seinen Dienst, seine Predigt und sein Wundertun begann, wurde Er „durch den Geist in der Wüste vierzig Tage umhergeführt und wurde von dem Teufel versucht“ (Lk 4,1.2a). Dort begegnete dem Herrn Jesus innerhalb von 40 Tagen eine dichte Folge von Versuchungen und Erprobungen durch den Teufel selbst.
In Gottes Wort deutet die Zahl 40 auf eine vollkommene Erprobung hin. So musste sich das Volk Israel 40 Jahre lang in der Wüste aufhalten, damit die Unzulänglichkeit des natürlichen Menschen gegenüber den Anforderungen Gottes völlig erprobt und bestätigt werden konnte.
In einer solchen Erprobungszeit sehen wir nun den Herrn Jesus als den vollkommenen Menschen, der sich – wie sein irdisches Volk – ebenfalls in der Wüste befindet. So sollte gezeigt werden, dass dieser Gerechte der einzige Mensch war, an dem Gott sein ganzes Wohlgefallen, das Er an seinem irdischen Volk nicht fand, bekunden konnte.
Die Erprobung erfolgte nicht deshalb, weil Gott irgendeinen Zweifel an seiner Vollkommenheit gehabt hätte, sondern um diese Vollkommenheit für Menschen deutlich erkennbar werden zu lassen.
40 Tage verbrachte der Herr Jesus in der Wüste, sodass Er am Ende dieser Erprobungszeit Hunger hatte (s. Lk 4,2). Als der ewige Schöpfer hätte Er jederzeit die Möglichkeit gehabt, sich seiner Schöpfung zu bedienen, um Nahrung zu erhalten (so wie z. B. die Raben Elia mit Nahrung versorgten). Doch hier sehen wir Ihn als den völlig abhängigen Menschen, der die natürlichen Bedürfnisse wie Hunger und Durst ebenso kannte wie andere Menschen. Und an diese Schwachheit des Menschseins knüpfte Satan direkt an, um den Herrn zum unabhängigen Handeln, und damit zur Sünde, zu verleiten.
Wie viele Erprobungen der Herr Jesus in den 40 Tagen letztendlich erfuhr, wissen wir nicht. Wir können aber davon ausgehen, dass der Teufel nichts unversucht ließ. Wir lesen am Ende des Berichts von Lukas, dass der Teufel jede Versuchung vollendet hatte (s. Lk 4,13). In den Evangelien werden uns nur die letzten drei Versuchungen im Detail mitgeteilt.
Doch gerade die Zusammenstellung dieser drei letzten Versuchungen gibt uns einen kompakten Anschauungsunterricht für unseren Glaubensweg in der heutigen Zeit – und zwar in zweierlei Hinsicht. Einerseits wird hierbei die komplette Strategie des Versuchers deutlich und andererseits strahlt die Vollkommenheit des Herrn Jesus in diesen Versuchungen des Teufels in wunderbarer Weise hervor. Sein Verhalten in diesen Versuchungen ist vorbildhaft für uns.
In Dürre, Einsamkeit und Hunger trat nun der Versucher zu Jesus hin und sprach: „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich zu diesem Stein, dass er zu Brot werde“ (Lk 4,3). Schon die ersten Worte des Teufels entlarven ihn als Feind Gottes: „Wenn du Gottes Sohn bist“ – unmittelbar stellt Satan die Gottessohnschaft des Herrn Jesus zweifelnd infrage.
Denken wir dabei nicht auch an die Worte, die die Menschen dreieinhalb Jahre später unter der Anleitung des Feindes dem gekreuzigten Heiland zuriefen: „Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuz“ (Mt 27,40)? Es sind die gleichen Worte des Versuchers, die Ihm hier schon in der Wüste und dann wieder am Kreuz begegneten.
Aber wie wunderbar: In beiden Fällen blieb der Herr Jesus treu! Die Umstände der Versuchungen in der Wüste und am Kreuz hätten nicht entbehrungsreicher und schrecklicher sein können. Aber der Herr Jesus erlag nicht den versuchenden Worten, seine Allmacht als Sohn Gottes zu benutzen, um Not und Leid zu beenden. Er blieb als vollkommener Mensch jederzeit in völliger Abhängigkeit von seinem Gott.
Wie anders war dies bei dem ersten Menschenpaar, das Satan schon Jahrtausende zuvor versuchte. Waren damals die äußeren Umstände von Adam und Eva mit einer Wüste zu vergleichen? Ganz im Gegenteil: sie befanden sich im Garten Eden! Dort kannten sie keinen Hunger in wüster Umgebung, keine Einsamkeit in heißer Mittagssonne – nein, sie waren mit allem versorgt und kannten die liebende Gegenwart Gottes in der Kühle des Tages. Welch ein Gegensatz!
Doch obwohl die Umstände im Garten Eden nicht besser hätten sein können, erlag der erste Mensch dort den Versuchungen des Feindes. Dagegen widerstand der „zweite Mensch“ (1. Kor 15,47), Christus Jesus, den Versuchungen des Feindes in den widrigsten Umständen der Wüste. Wie vollkommen und einzigartig ist doch unser Herr und Heiland!
„Wenn du Gottes Sohn bist“ – diese Worte des Versuchers sind auch in der heutigen Zeit ganz aktuell. Wird nicht heute mehr denn je in Abrede gestellt, dass der Herr Jesus der Sohn Gottes ist? Man hält Ihn bestenfalls noch für einen Prophet, einen Religionsstifter, aber als Sohn Gottes wird Er weitestgehend abgelehnt. Genau das möchte der Feind damals wie heute bezwecken.
Obwohl der Herr Jesus in vollkommener Weise die Versuchung des Feindes abgewehrt hatte, ließ der nächste Angriff nicht lange auf sich warten. Satan gab nicht auf und versuchte es unverzüglich ein weiteres Mal: „Und er führte ihn auf einen hohen Berg“, lesen wir in Lukas 4,5.
Das Wörtchen „und“ zu Beginn dieses Verses deutet den ununterbrochenen Fortgang der Versuchungen an. Wenn schon der Versucher bei dem Herrn Jesus ohne Scheu direkt wieder einen neuen Angriff startete, können wir sicher sein, dass er dies bei uns umso unverblümter tun wird. Damit wird klar, wie wichtig es ist, ununterbrochen im Umgang mit dem „Schwert des Geistes, das Gottes Wort ist“ (Eph 6,17) vertraut zu sein.
Die nun folgende Versuchung hat im Vergleich zur vorherigen einen völlig anderen Charakter und eine ganz andere Stoßrichtung. Die Methoden und Taktiken des Feindes sind durchaus verschiedenartig. Dennoch folgen sie einer bestimmten Strategie, die hier im Zusammenhang aller drei genannten Versuchungen erkennbar wird. Sie beinhalten drei wesentliche Prinzipien: „die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens“ – alles, was in der Welt ist (1. Joh 2,16).
Zunächst war Satan bemüht, an die menschliche Schwachheit des Hungerns anzuknüpfen. Damit sprach er die Lust des Fleisches an. Nun hatte der Versucher es auf die Lust der Augen abgesehen: Er führte den Herrn „auf einen hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche des Erdkreises“ (Lk 4,5). Er stellte dem Herrn Jesus die Herrschaft über die ganze Erde vor Augen, die der verherrlichte Christus nach dem Ratschluss Gottes im Tausendjährigen Reich tatsächlich antreten wird.
Doch jetzt war diese Zeit noch nicht gekommen, das Kreuz von Golgatha stand ja noch bevor. Der Teufel wollte den Blick schon jetzt auf das richten, was erst auf der Grundlage des vollbrachten Werkes auf Golgatha möglich sein würde. Bei der dritten Versuchung sprach der Teufel dann auch den Hochmut des Lebens an.
Noch einmal erinnern wir uns an die Versuchung des ersten Menschenpaares im Garten Eden. Auch dort kamen schon diese 3 Prinzipien der Versuchungen des Teufels zum Vorschein: „Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise (= Lust des Fleisches) und dass er eine Lust für die Augen und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben (= Hochmut des Lebens)“ (1. Mo 3,6).
Damit wird klar, dass sich die Strategie des Feindes über die Jahrtausende hinweg nicht geändert hat. Auch heute arbeitet er noch mit denselben Methoden. Wir wollen wachsam sein und uns vor ihm und den Einflüssen der Welt hüten.
Bei der im Lukas-Evangelium als dritte und zuletzt erwähnte Versuchung handelt es sich – dem Charakter dieses Evangeliums entsprechend – um die moralisch schwerste Prüfung. Wieder setzte der Teufel ohne Verzögerung an und stellte den Herrn Jesus vor eine weitere Probe: „Er führte ihn aber nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: …“ (Lk 4,9).
Es war tatsächlich die schwerste Prüfung, denn Satan griff jetzt zu einer neuen List: Er zitierte nun ebenfalls das Wort Gottes!
Zu Satans List gehört es, göttliche Dinge zu imitieren. Genau dies tat er hier. Damals schon kopierten die Magier Ägyptens unter seiner Führung die göttlichen Wunder Moses (s. 2. Mo 7,11.22). Später wird in ähnlicher Weise auch der Antichrist durch Zeichen und Wunder vorgeben, selbst Gott zu sein (s. 2. Thes 2,4.9).
Es ist die besondere List des Teufels, unter einem frommen und religiösen Deckmantel tätig zu werden. Wie gefährlich ist es daher, nicht auf der Hut zu sein, wenn Satan uns mit dem Wort Gottes entgegentritt! Wenn wir aber wachsam sind, werden wir schnell merken, dass er beim Zitieren aus Gottes Wort immer eine Abweichung, eine Verfälschung, einbaut, um zu seinem eigenen Ziel zu kommen. So ist das auch hier in Lukas 4.
Satan hielt dem Herrn Jesus das prophetische Wort aus Psalm 91 vor, um Ihn dazu zu verleiten, von der Zinne des Tempels herabzuspringen. Dadurch sollte Er auf spektakuläre Weise zu Beginn seines öffentlichen Dienstes vor dem Volk in Erscheinung treten und auf aufsehenerregende Weise bekannt werden. Doch der Ratschluss Gottes sah für seinen Sohn einen Weg der Leiden und der Verachtung vor. Christus, der von Herzen demütig ist, bot auch dieser Versuchung zum Hochmut des Lebens Satan keinen Anknüpfungspunkt. Wenn wir die von Satan angeführten Worte in Lukas 4 mit dem ursprünglichen Text in Psalm 91 vergleichen, stellen wir fest, dass das Zitat nicht exakt den alttestamentlichen Versen entspricht. Der Versucher ließ ganz bewusst einen wesentlichen Teil aus und verfälschte damit die göttliche Botschaft dieses Psalmwortes: Es fehlt der Zusatz „auf allen deinen Wegen“ (Ps 91,11)!
Die Absicht Satans entsprach nicht dem göttlich vorgesehenen Weg, sodass er das Wort Gottes verfälscht wiedergab, um seinen eigenen bösen Weg zu rechtfertigen. So lässt der Teufel oft nur ein kleines Detail des Wortes Gottes weg oder fügt etwas hinzu, um auch heute noch die Glaubenden zu versuchen.
Wie reagierte der Herr Jesus auf die Versuchungen des Feindes? Er antwortete dem Teufel immer mit dem Wort Gottes: „Es steht geschrieben“. In allen drei geschilderten Versuchungen hielt der Herr Jesus dem Feind allein das Wort Gottes entgegen. Es ist jeweils nur ein kurzer Vers aus dem 5. Buch Mose. Ein kurzes, treffendes Wort Gottes reicht aus, um den Angriff des Feindes abzuwehren.
Hierin gibt uns der Herr Jesus ein perfektes Beispiel zur Verwendung des „Schwertes des Geistes, welches Gottes Wort ist“ (Eph 6,17).
Interessanterweise gibt uns auch das Bild aus der Waffenrüstung Gottes einen Hinweis auf ein kurzes und prägnantes Wort Gottes, das wir im Kampf als „Schwert des Geistes“ einsetzen sollen: In Epheser 6 hat das im Grundtext verwendete Wort für „Schwert“ die Bedeutung eines Kurzschwerts, das für den römischen Soldaten speziell im Nahkampf vorgesehen war.
Und auch der im griechischen Grundtext stehende Begriff für „Wort“ (gr. rhema) hat die Bedeutung eines kurzen Wortes (hier finden wir nicht den griechischen Begriff „logos“, der mehr das umfassende Wort in seiner Gesamtheit andeutet). Wir sehen also, dass auch in Epheser 6 in Verbindung mit dem „Schwert des Geistes“ die Betonung auf einem kurzen Wort Gottes liegt, das im Kampf angewendet werden soll.
Genau das hat der Herr Jesus dem Versucher gegenüber praktiziert. In trefflicher Weise führte Er immer genau einen einzigen Vers aus Gottes Wort an. Und so sollen auch wir das Wort Gottes im Kampf „gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12) einsetzen.
Dazu muss natürlich das Wort Gottes in seinem Zusammenhang und Umfang gut bekannt sein, um daraus für die jeweilige Situation sofort einen passenden und prägnanten Vers parat zu haben.
Dies soll uns ermuntern, fleißig und regelmäßig das Wort Gottes zu lesen, um gefestigt und präpariert im Kampf gegen den Versucher zu sein. Dabei vertrauen wir dann aber nicht auf unsere Kenntnis der Bibel, sondern stützen uns auf die Zusage des Herrn Jesus, dass uns in dem jeweiligen Augenblick geholfen wird (s.Mt 10,19; Mk 13,11).
Und noch etwas ist wichtig: Die alleinige Kenntnis des Wortes Gottes reicht nicht aus, um den Feind in die Flucht zu schlagen. Das Wort muss auch in praktischer Weise in unserem Leben umgesetzt werden, damit es im Kampf gegen den Feind wirksam wird.
Diesen Aspekt finden wir auch in den Antworten des Herrn auf die Versuchungen des Teufels wieder. Es ist bemerkenswert, dass der Herr Jesus dabei jedes Mal ein Wort aus dem fünften Buch Mose auswählt (s. Lk 4,4.8.12). Über vierzig Mal ist in diesem Buch von „hören“ und „gehorchen“ die Rede.
Der Herr Jesus zitiert gerade aus diesem Buch der Bibel, um darauf hinzuweisen, dass der persönliche Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber die Voraussetzung dafür ist, die nötige Kraft zu haben, die Angriffe des Feindes abzuwehren.
So lasst uns auf den Herrn Jesus schauen und seinem vollkommenen Beispiel in der Anwendung des Wortes Gottes gegenüber dem Versucher nachfolgen!
Matthias Wölfinger
Das kennen wir aus Erfahrung: Wir sind aufgebracht, weil wir uns ungerecht behandelt fühlen. Nein, diese Ungerechtigkeit wollen wir so nicht auf uns sitzen lassen. Wir rebellieren, zumindest innerlich. Dabei wollen wir doch eigentlich gelassen reagieren, aber die Sache „wurmt“ uns. Was ist zu tun?
Es ist grundsätzlich weise, mit demjenigen, der uns das vermeintliche Unrecht angetan hat, das Gespräch zu suchen, um unsere Beschwernis sachlich zu klären. Aber wenn das nicht gelingt, der andere sich stur stellt?
Als wiedergeborene Christen haben wir den Wunsch, den Fußstapfen unseres Herrn zu folgen. Wir fragen uns: Wie würde mein Herr in dieser Sache reagieren? Schon bei dieser Fragestellung werden wir innerlich ruhiger...
Der Apostel Petrus erinnert an das Vorbild des Herrn: „Christus hat … euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; … der gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“(1. Pet 2,21).
Wie ungerecht wurde unser Herr von den Menschen behandelt. Obwohl Er „wohltuend und heilend“ in Liebe unter ihnen gewirkt hatte, erntete Er nur Hass und Verachtung (s. Apg 10,38; Ps 109,3.4).
Schließlich wurde Er zum Tod verurteilt, obwohl der Statthalter Pilatus zuvor feststellte: „Ich habe keine Todesschuld an ihm gefunden“ (Lk 23,22).
Der Prophet Jesaja klagt gewissermaßen als Mund des leidenden Messias: „Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt; doch mein Recht ist bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott“ (Kap. 49,4).
Christus übergab sich in allem Dem, der gerecht richtet.
Wenn wir doch immer sagen könnten: „Mein Recht ist bei dem Herrn, deshalb übergebe ich das Unrecht, das mir widerfahren ist, dem Herrn und überlasse IHM alles Weitere!“
Das Verhalten Moses angesichts der üblen Nachrede durch Miriam und Aaron ist vorbildlich (s. 4. Mo 12). Nachdem seine Geschwister wegen seiner Ehe mit einer kuschitischen Frau übel über ihn geredet hatten, kam auch nicht ein Wort der Rechtfertigung über seine Lippen.
Mose erkannte, dass Neid der Anlass für ihr Gerede war: Miriam und Aaron wollten nicht in der „2. Reihe“ stehen. Trotzig bemerken sie: „Hat der Herr nur mit Mose allein geredet? Hat er nicht auch mit uns geredet?“ (V. 2).
Mose reagiert sanftmütig auf den Vorwurf seiner Geschwister und der Herr nimmt sich der Rechtssache seines Knechtes an.
„Der Herr hörte es“ (V. 2b), rechtfertigt Mose (s. V. 7) und redet in ernster Weise zu Aaron und Miriam (s. V. 8b), die aussätzig wie Schnee wird (s. V. 10).
Erinnern wir uns an König David: Er hätte allen Grund gehabt, angesichts der ungerechten Vorwürfe Simeis, des Mannes aus der Familie Sauls, mit aller Autorität durchzugreifen, als dieser ihm auf der Flucht vor Absalom wiederholt fluchte und mit Steinen nach ihm warf.
Aber wie besonnen reagiert David und entgegnet Abisai, der Simei „den Kopf wegnehmen“ will: „Lasst ihn, dass er fluche; denn der Herr hat es ihn geheißen. Vielleicht wird der Herr mein Elend ansehen und der Herr mir Gutes erstatten dafür, dass mir geflucht wird an diesem Tag“ (2. Sam 16,11.12).
Damit übergab sich David Dem, der gerecht richtet.
Wir wissen nicht, ob und welches Unrecht dich vielleicht im Moment in deinen Gedanken beschäftigt – deine Seele bedrückt.
Vielleicht ein ungerechter Vorwurf des Ehepartners? Ungerechtes Verhalten von Seiten des Nachbarn oder des Kollegen? Auch unter Glaubensgeschwistern lässt Gott es manchmal zu, dass Unrecht geschieht. Spiegelt sich in unserer Reaktion dann etwas von den Wesenszügen unseres Herrn Jesus wider?
Spiegelt sich in unserer Reaktion etwas von den Wesenszügen unseres Herrn Jesus wider?
Andreas kommt am späten Abend bedrückt und missmutig nach Hause. Seine Frau Claudia fragt ihn erstaunt: „Andy, was ist los? Was ist quer gelaufen?“
Andreas setzt sich zu seiner Frau ins Wohnzimmer und dann erzählt er von dem Disput im Gespräch mit einem Glaubensbruder, der ihm einen – wie er meint – ungerechten Vorwurf gemacht hat.
„Das hätte ich nicht von ihm gedacht. Wie der mich enttäuscht hat. Wenn er mir wenigstens richtig zugehört hätte. Nein – diese Ungerechtigkeit lasse ich so nicht stehen, ich werde …“ Andreas merkt gar nicht, wie er sich immer mehr erregt.
„Andy“, entgegnet seine Frau in ruhigem Ton, „willst du jetzt wirklich für deine Ansicht kämpfen, weil du meinst, Recht zu haben? Ich frage mich: würde sich der Herr Jesus auch so verhalten?
Weißt du, in der Sonntagschule hast du den Kinder vom Heiland erzählt, der von allen unverstanden, leidend nicht drohte, sondern sich dem übergab der gerecht richtet …
Meinst du nicht, dass es den Herrn erfreuen würde, wenn wir die Angelegenheit Ihm im Gebet übergeben und einfach mal abwarten, was Er in dem Herzen des Bruders und auch an deinem wirkt?“
Andreas ist immer stiller geworden. Er empfindet: Claudia hat Recht! Schließlich ergreift er die Hand seiner Frau: „Claudia, ich danke dir für den Rat. So mache ich es: ich gebe die Sache dem Herrn ab. Nein, ich will doch durch meine Reaktion keine Unruhe unter Glaubensgeschwister bringen und – „dem Demütigen gibt Er Gnade“ und die brauche ich so sehr …“
Wie gesegnet ist es, wenn wir dem Herrn bei erfahrenem Unrecht „unseren Weg“ anbefehlen, still vertrauend auf die Zusage: „… und er wird handeln. Und er wird deine Gerechtigkeit hervorkommen lassen wie das Licht, und dein Recht wie den Mittag“ (Ps 37,5.6).
Denn „der Herr übt Gerechtigkeit und verschafft Recht allen, die bedrückt werden“ – oder Unrecht leiden (s. Ps 103,6).
Der Herr Jesus schenke uns allen ein „gelassenes Herz“ – es ist „das Leben des Leibes“ – und bewahre uns vor jeder Ereiferung – sie würde uns nur krank machen nach Körper und Seele (s. Spr 14,30) und manchen Schaden anrichten.
Lasst uns deswegen den weisen Rat Elihus befolgen: „Die Rechtssache ist vor Ihm; so harre auf Ihn“ (Hiob 35,14).
Friedhelm Müller
Anfang 2019 scheiterte eine christliche Familie mit ihrer Beschwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die Straßburger Richter folgten damit der Argumentation des zuständigen deutschen Familiengerichts, das die Auffassung vertrat:
Homeschooling hindert Kinder daran, ein Teil der Gemeinschaft zu werden und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Dieser Fall zeigt das große Spannungsfeld, dem wir als Christen heute in der Schule begegnen.
Homeschooling bedeutet, dass Eltern ihre Kinder nicht zur Schule schicken, sondern in den eigenen vier Wänden unterrichten. In Deutschland hat der Gesetzgeber diese Art des Unterrichts nicht vorgesehen. Stattdessen sind in der Bundesrepublik alle Kinder ab dem sechsten Lebensjahr bis zur Volljährigkeit gesetzlich verpflichtet, eine allgemeinbildende Schule oder (später) eine Berufsschule zu besuchen.
Als Christen werden wir in Römer 13,1 aufgefordert, „den obrigkeitlichen Gewalten untertan“ zu sein und uns an die geltenden Gesetze unseres Landes zu halten. Wenn wir uns gedanklich mit Homeschooling beschäftigen, müssten wir demnach prüfen, ob wir uns auf den Grundsatz berufen dürfen: „Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen“ (Apg 5,29).
Es kann sehr nützlich und segensreich sein, wenn wir uns anhand der Bibel und unter Gebet mit dieser Frage auseinandersetzen.
Folgende Bibelstellen regen dazu an:
Im ersten Schritt werden wir solche Überlegungen ohne unsere Kinder anstellen. Wir werden uns dabei (neu) vor Gott bewusst, welchen schlechten Einflüssen und welchen Gefahren unsere Kinder in der Schule ausgesetzt sind. Dieses Bewusstsein wird uns ins konkrete und anhaltende Gebet treiben.
Zugleich wird uns als Eltern wahrscheinlich deutlich werden, dass wir viel Zeit benötigen, um unseren Kindern unseren eigenen Glauben an den Herrn Jesus praktisch vorzuleben, ihnen täglich zuzuhören, um Erlebnisse aus dem Schulalltag mit ihnen gemeinsam zu besprechen und zu verarbeiten, mit ihnen zu beten und ihnen altersgerecht geistliche Nahrung zu geben.
Anhand der Bibel können wir als gläubige Eltern in Deutschland{In anderen Ländern, wie z. B. in den USA und auch in etlichen europäischen Ländern wie der Schweiz ist das Homeschooling unter bestimmten Voraussetzungen gesetzlich erlaubt. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Homeschooling der bessere Weg für christliche Familien ist.} aber kaum zu einer anderen Feststellung kommen als dieser: Wenn wir die allgemeine Schulpflicht ignorieren und Homeschooling betreiben, lehnen wir uns gegen die von Gott eingesetzte Regierung auf. Eine solche Auflehnung würde nicht ohne Konsequenzen bleiben – weder für unser eigenes Glaubensleben noch für unsere Kinder, die wir ja zum Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort erziehen möchten. Zu bedenken ist auch, dass wir als Christen sehr genau von unseren Mitmenschen beobachtet werden. Welches Bild würde entstehen, wenn sie feststellen müssten: Diese Christen brechen geltendes Recht und lehnen sich gegen den Staat auf?
Im zweiten Schritt kann es – je nach Alter und Situation – angebracht sein, dass wir mit unseren (älteren) Kindern einmal ausführlicher und orientiert an Gottes Wort über unsere Empfindungen und Gedanken zum Thema Schule sprechen.
Zur Einhaltung der Schulpflicht in Deutschland gibt es derzeit für uns als Christen keine Alternative. Denn wir schulden dem Staat den Gehorsam, der ihm zusteht. Zugleich sind wir gläubige Eltern besonders gefragt, jede Möglichkeit zu nutzen, um gerade auch im schulischen Bereich unseren Herrn und Heiland vorzuleben und mutig zu bezeugen.
Gespräche mit anderen Eltern, mit Lehrern und auch schulische Veranstaltungen wie Elternabende und Schulfeste sind für uns gute Gelegenheiten, Salz der Erde zu sein. Es kann sehr nützlich und zum Wohl unserer Kinder sein, wenn wir uns konstruktiv und aktiv ins Schulleben einbringen, ohne uns darin zu verlieren.
Dankbar können wir aber auch dafür sein, dass der Staat in Deutschland die Möglichkeit geschaffen hat, staatlich anerkannte Bekenntnisschulen einzurichten. Nicht alle gläubigen Eltern haben eine solche Schule in ihrer Nähe. Die Wahl der passenden Schule für jedes Kind sollte gründlich vor dem Herrn abgewogen werden. Nicht in jedem Fall ist die christliche Bekenntnisschule die bessere Wahl und vor allem entbindet auch die Entscheidung für eine solche Schule uns nicht von unserer Verantwortung, für das geistliche Wohl unserer Kinder zu sorgen!
Gott sah damals die Not von Amram und Jokebed und Er sieht auch heute unsere Not in Bezug auf den Schulalltag unserer Kinder. Er sieht unsere Sorgen und fordert uns dazu auf, sie täglich auf ihn zu werfen (s. 1. Pet 5,7).
Über allem steht: Gott hat immer einen Ausweg. Wir können darauf vertrauen, dass unsere Kinder in den starken Händen unseres himmlischen Vaters sind. Er kann und Er wird uns helfen. Das hat Er versprochen.
Gunther Werner und Stefan Busch
Bleibe bei mir, fürchte dich nicht; denn wer nach meiner Seele trachtet, trachtet nach deiner Seele; denn bei mir bist du wohl bewahrt.
Die tröstlichen Worte, die David an den Priester Abjathar richtete, nachdem der Edomiter Doeg die ganze Priesterfamilie kaltblütig ausgelöscht hatte, dürfen auch wir für uns in Anspruch nehmen. Und zwar deshalb, weil wir in diesen Worten die unverkennbare Stimme des „guten Hirten“ wahrnehmen, der uns in seiner Nähe und Gemeinschaft bewahren möchte. Durch die Worte Davids möchte uns der Heilige Geist auch heute noch Trost und Ermunterung zusprechen, gerade in einer Zeit, in der Satan seine Anstrengungen verstärkt, um die Gläubigen zu entmutigen und zu Fall zu bringen.
David forderte Abjathar auf, bei ihm zu bleiben. Auch der Herr Jesus möchte, dass wir nahe bei Ihm bleiben. Bei Ihm bleiben – das bedeutet, dass wir seinem Wort gehorchen und stets seine Nähe und Gemeinschaft suchen (s. Joh 15,7.10). Dass wir da sind, wo Er ist und das tun, was Er von uns möchte, um Ihn nicht zu betrüben.
In seiner Gegenwart brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn Er ist unser Heiland, der seine Liebe zu uns völlig unter Beweis gestellt hat, indem Er für uns gestorben ist. Wer könnte uns Schaden zufügen, wenn Er bei uns ist und wer gegen uns sein, wenn Er für uns ist (s. Röm 8,31)?
In seiner Gegenwart kann uns nichts und niemand schaden: Er wird uns bewahren, bis wir einmal dort sind, wo Er jetzt schon ist – im Haus des Vaters (s. Joh 12,26; 14,3).
David verband sein Leben mit dem Leben Abjathars und seine Sicherheit mit der von Abjathar. Abjathars Sicherheit lag in der Nähe zu David. Sind wir als Gläubige nicht noch viel enger mit dem Herrn Jesus verbunden? Wir sind untrennbar und für immer mit Ihm verbunden.
Die Frage des Herrn: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ zeigt ganz klar, wie Er sich mit uns verbindet (Apg 9,4).
Ja, Er ist das Haupt seines Leibes und wir sind seine Glieder (s. 1. Kor 12, 27; Kol 1,18). Er ist unser Leben, und weil Er lebt, leben auch wir (s. Joh 14,19; Kol 3,4). Wer könnte uns sein Leben nehmen? Wer könnte uns aus seiner Hand rauben (s. Joh 10, 28. 29)? Nein, wir brauchen uns wirklich nicht zu fürchten!
So wie Abjathar bei David wohl bewahrt war, so sind auch wir bei dem Herrn Jesus wohl bewahrt. Diese Bewahrung umfasst mindestens zwei Aspekte: Zum einen werden wir bei Ihm, das heißt in seiner Nähe und Gemeinschaft, vor uns selbst bewahrt, indem wir nicht groß von uns denken oder (leichtfertig) sündigen. Zum anderen bewahrt uns seine Nähe auch vor den Anfechtungen des Feindes (s. 2. Thes 3,3).
Ohne Ihn wäre es um unsere Bewahrung schlecht bestellt, aber mit Ihm und bei Ihm sind wir sicher. Seine Person ist der unverbrüchliche Garant dafür, dass wir auf dem Weg zum himmlischen Ziel bewahrt bleiben und einmal bei Ihm in der Herrlichkeit sein werden (s. 2. Tim 4,18; Jud 24).
Ja, unsere Zukunft ist sicher und untrennbar mit Ihm selbst verknüpft. Mag da kommen, was wolle: Der Herr Jesus ist unser Leben, unsere Sicherheit, unsere Hoffnung und unsere Zukunft.
Ohne Ihn wäre es um unsere Bewahrung schlecht bestellt, aber mit Ihm und bei Ihm sind wir sicher.
Daniel Melui
Im letzten Heft haben wir einige Impulse aus den Vorträgen während der Konferenz im Sommer 2019 für die Leser von „Bleibt in mir“ zusammengefasst. In diesem Heft folgen jetzt einige Gedanken aus der Wortbetrachtung über 1. Korinther 13.
Das große Thema dieses Kapitels ist die göttliche Liebe. Dabei wird nicht vorgestellt, wie diese Liebe sich im Handeln Gottes gezeigt hat, sondern wie sie im Leben der Gläubigen sichtbar werden soll. Das große Vorbild dabei ist der Herr Jesus als Mensch auf der Erde.
Wie bei den Korinthern damals echte Liebe zueinander fehlte, so kann es auch in unseren Ehen und Familien an echter Liebe mangeln. Besonders auf die Beziehungen innerhalb der Familie wollen wir dieses Kapitel deshalb jetzt anwenden.
Paulus beginnt damit, drei angenommene Fälle zu schildern, die so nie vorkommen werden, aber als Illustration dafür dienen, dass ohne Liebe nichts einen Wert hat.
Für die Korinther war das eine sehr ernste Mahnung, denn sie waren stolz auf ihre vielen Gnadengaben, aber ihnen fehlte die Liebe. Auf unsere Familien angewandt kann es auch viele Bemühungen, tolle Ausflüge oder große Geschenke geben. Fehlt dabei jedoch die Liebe, werden sie keinen Nutzen und Wert haben. Eine kleine Geste aus echter Liebe wirkt viel mehr als eine große Aktion, die nicht durch Liebe geprägt ist.
In den nächsten Versen (V. 4-7) geht es darum, wie die Liebe sich in den Glaubenden zeigt. Es ist die göttliche Liebe, die in Vollkommenheit zwischen dem ewigen Vater und dem ewigen Sohn besteht, die aber durch den Heiligen Geist ausgegossen ist in unsere Herzen, damit wir sie genießen und weitergeben können. Dabei ist es so wichtig, dass wir zunächst selbst diese Liebe genießen und darin Ruhe und Frieden finden. Dann können wir sie auch in den Beziehungen weitergeben, in denen wir stehen.
Der Herr Jesus, der selbst immer in Vollkommenheit die Liebe seines Gottes und Vaters genossen hat, ist darin unser Vorbild. Er hat in jeder Hinsicht vollkommene Liebe gezeigt. Dabei stellen wir beim Nachdenken über sein Leben fest, dass Liebe sich auf unterschiedliche Weise zeigt.
Als Er Petrus, der anfing zu sinken, seine Hand entgegenstreckte und ihn rettete, da handelte Er aus Liebe (s. Mt 14,31). Als Er Petrus warnend darauf hinwies, dass er Ihn verleugnen würde, da handelte Er auch aus Liebe (s. Lk 22,32-34). Und als Er ihn ernstlich tadelte, weil er sich von Satan gebrauchen ließ, da handelte Er ebenso aus Liebe (s. Mt 16,23).
Auch in unseren Familien wird sich die Liebe abhängig von der jeweiligen Situation unterschiedlich betätigen, aber es ist so wichtig, dass alles aus Liebe geschieht.
Von den insgesamt 15 Kennzeichen der Liebe in diesen Versen haben viele damit zu tun, dass die Liebe nicht sich selbst sucht, sondern das Gute und das Wohl des Anderen. In Langmut und Geduld erzeigt sich die Liebe gütig, weil sie immer das Gute für das Gegenüber sucht. Kennzeichnet das unser Verhalten als Ehemänner zu unseren Ehefrauen?
Sie kennt keinen Neid und keine Eifersucht, schiebt sich nicht selbst in den Vordergrund und macht sich nicht selbst groß. Sie wird auch nicht ausfällig oder unanständig, ist zum Verzicht bereit und wird nicht bitter. Wie heilsam ist es für unsere Ehen, wenn die Liebe sich mehr so zeigt!
So, wie die Liebe das Böse verabscheut, so hat sie Freude am Guten. Ungerechtigkeit kann sie nicht ertragen, gleichzeitig rechnet sie Böses nicht zu.{Damit ist nicht gemeint, dass die Liebe geschehenes Böses gutheißt, sondern dass die Liebe dem, der das Böse getan hat, vergebungsbereit begegnet. Sie macht dabei ihre Liebe nicht davon abhängig, dass sich der andere auch liebenswert verhält.} Dagegen freut sie sich mit der Wahrheit. Können nicht gerade diese Merkmale der Liebe nützlich sein in der Erziehung unserer Kinder?
Dann werden wir unsere Kinder in der rechten Art und Weise auf einen guten Weg führen, auch wenn dabei Widerstände überwunden werden müssen. Bösem werden wir nachdrücklich entgegentreten und Gutes werden wir fördern. Dabei wird die Liebe das Mittel sein, das unsere Erziehung wirksam sein lässt.
Die Liebe ist nicht nur passiv und duldend, sondern sie betätigt sich auch aktiv in positiver Hinsicht. Sie kann ertragen, sie geht vom Guten aus und glaubt es gerne, sie gibt nicht auf, sondern hofft auf Besserung und hört nicht auf, geduldig zu tragen.
Dabei ist die göttliche Liebe nicht blind oder dumm. Wenn in diesen Versen häufig das Wort „alles“ gebraucht wird, dann geht es nicht um „alles“ im absoluten Sinn, sondern um alles, was in Gemeinschaft mit Gott und in Übereinstimmung mit dem Herrn Jesus geschehen kann.
In dieser Weise von der Liebe motivierte und aktiv eingesetzte Energie wird die Beziehung von Eheleuten untereinander ebenso stärken und festigen wie die Beziehung von Eltern zu ihren Kindern.
Im letzten Abschnitt des Kapitels (V. 8-13) geht es darum, dass die Liebe ewig bleibt. Sie ist ein Wesenszug Gottes und deshalb ewig. Ganz passend dazu wird einleitend gesagt, dass die Liebe niemals vergeht.
Wie ermutigt es uns, dass der Herr Jesus die Seinen bis ans Ende liebt (s. Joh 13,1). Das meint, dass seine Liebe, die niemals aufhört, bis zum Äußersten geht. In keiner Situation und zu keiner Zeit vergeht sie!
Nehmen wir das auch wieder neu in unseren Alltag in der Familie mit. Ob als Ehemann oder als Ehefrau, ob als Eltern oder als Kinder und Geschwister – die Liebe vergeht niemals. Sie lässt sich auch nicht durch Unrecht oder andere Dinge abtöten.
Das sollte niemand auf fleischliche Weise ausnutzen, aber auch niemand für unmöglich halten. Es ist die Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist und die wir in der Kraft des Heiligen Geistes tatsächlich in jeder Situation zeigen können, wenn wir auf den Herrn Jesus blicken! Er wird uns dabei helfen.
Alles, was mit unserem Leben auf der Erde zu tun hat, wird aufhören. Das Reden aus der Gegenwart Gottes, das passend ist für die Bedürfnisse der Zuhörer (Weissagung), wird aufhören, wenn wir bei dem Herrn Jesus sind.
Die Sprachen sind schon viel früher von selbst abgeklungen, denn sie waren als Zeichen für die Anfangszeit gegeben und bestehen heute nicht mehr.
Auch die stückweise Erkenntnis, wie wir sie heute haben, wird aufhören. Wir sind heute immer nur in der Lage, einen Teil der Wahrheit Gottes zu betrachten. Gott hat uns seine Gedanken völlig offenbart und wir erkennen Stück um Stück. Aber wir haben noch nicht den vollen Überblick.
Das wird sich ändern, sobald wir den Herrlichkeitsleib haben und bei dem Herrn Jesus sind (s. Phil 3,21). Dann werden wir erkennen, wie wir selbst erkannt worden sind und den Gesamtblick haben. Dabei werden wir immer Geschöpfe bleiben, die hinter dem großen Gott zurückstehen, der alleine allwissend ist.
Um den Wechsel von der jetzigen Zeit zu der Zukunft im Himmel, die bald anbricht, zu zeigen, benutzt Paulus zwei Beispiele:
Einmal erklärt er den Unterschied vom Kind zum erwachsenen Mann. Das Kind erkennt und beurteilt kindlich. Es erfasst noch nicht die Zusammenhänge. Was es sieht, ist durchaus real und echt, aber dem Kind fehlt die Fähigkeit, es recht einzuordnen und Einzelaspekte in Beziehung zueinander zu bringen. Der erwachsene Mann ist dazu eher in der Lage.
Dann vergleicht er das Betrachten einer Sache durch einen Spiegel mit dem direkten Sehen von Angesicht zu Angesicht. Ein Spiegel (besonders die polierten Metallspiegel der damaligen Zeit) lässt die Wirklichkeit immer undeutlich erscheinen und er steht immer „zwischen“ dem Betrachter und der Wirklichkeit. Einmal wird es anders sein. Wir werden von Angesicht zu Angesicht und deutlich sehen. Dann werden wir erkennen, wie Gott uns schon längst erkannt hat.
Das wird dann der Fall sein, wenn wir vom Glauben zum Schauen gekommen sind und unsere Hoffnung sich erfüllt haben wird. Die Liebe jedoch wird bleiben. Sie ist ewig und deshalb ist sie größer als Glaube und Hoffnung. Nach ihr dürfen und sollen wir jetzt schon streben, damit sie mehr tätig und sichtbar wird, auch in unseren familiären Beziehungen (s. 1. Kor 14,1).
Christian Rosenthal