Martin Luther wurde einmal gefragt, wie er seinen Tag beginne.
„Bevor ich mit der Arbeit des Tages beginne,
verbringe ich eine Stunde im Gebet vor meinem Herrn“,
antwortete Luther sinngemäß.
„Jeden Morgen?“
„Jeden Morgen“, bestätigte Luther.
Ob er wirklich keine Ausnahme von dieser trauten Zwiesprache
mit seinem Herrn mache, wollte der Fragesteller wissen,
auch dann nicht, wenn Luther wisse, dass es an diesem Tag
besonders viel zu tun gebe.
„Doch“, gestand Luther ein,
„wenn es einmal sehr viel oder sehr Schweres zu tun gibt an einem Tag, dann mache ich eine Ausnahme:
Dann bete ich zwei Stunden.“
Möglicherweise fragt sich ein Leser dieser Überschrift, was wir als Christen mit diesem Thema zu tun haben. Im Lauf des Artikels wird allerdings deutlich werden, wie sehr wir in den gesellschaftlichen Bereichen, in denen wir notwendigerweise eingebunden sind, von den Auswirkungen des Gender-Mainstreaming betroffen sind. Deshalb ist es erforderlich, dass wir uns kritisch damit auseinandersetzen, eine biblische Position dazu finden und uns mit Gottes Hilfe richtig verhalten, ohne zu lange damit beschäftigt zu sein.
Das englische Wort „gender“ bedeutet übersetzt „Geschlecht“ und meint im Gegensatz zu dem Wort „sex“ (biologisches Geschlecht) das soziale Geschlecht und beinhaltet die Geschlechterrollen und -vorstellungen, die in einer Gesellschaft bestehen. Das Wort „Mainstreaming“ kann mit „Hauptströmung“ übersetzt werden, so dass „Gender- Mainstreaming“ dafür steht, die Geschlechterrollen innerhalb der Gesellschaft zu vereinheitlichen.
Alle Maßnahmen, die politisch und gesellschaftlich zu einer Gleichstellung und Gleichbehandlung von Mann und Frau führen sollen, werden unter dem Oberbegriff des „Gender-Mainstreaming“ zusammengefasst. Darunter werden unter anderem die Ziele der „Geschlechtergerechtigkeit“ und der „Gleichstellung der Geschlechter“ verfolgt, auf die in diesem Artikel später noch einmal in Form einer biblisch begründeten Stellungnahme eingegangen werden soll.
1999 wurden auf europäischer Ebene im „Amsterdamer Vertrag“ rechtsverbindliche Vereinbarungen getroffen, durch die sich die Mitgliedsstaaten der EU zu einer aktiven Gleichstellungspolitik im Sinne des Gender-Mainstreaming verpflichteten.
Schon 5 Jahre vorher, 1994, wurde das Grundgesetz in Deutschland dahingehend geändert, dass der Staat verpflichtet war, die Durchsetzung der Gleichberechtigung von Mann und Frau zu fördern. Auch wenn dabei der Begriff des Gender-Mainstreaming nicht verwendet wurde, geht diese nationale Gesetzgebung doch in genau die gleiche Richtung.
So sind also der Grundgedanke und die Ideologie des Gender-Mainstreaming durchaus nicht neu. Aber mittlerweile sind die Auswirkungen so präsent, dass wir die Augen nicht mehr davor verschließen können und für uns und vor allem unsere (Enkel-)Kinder einen Weg finden müssen, auf dem wir auch in dieser Frage an Gottes Hand und nach seinem Willen gehen können.
Ohne eine umfassende Untersuchung vorzunehmen, sollen einige entscheidende Inhalte der Ideologie des Gender-Mainstreaming genannt werden.
Im Gender-Mainstreaming wird die Auflösung der in der Gesellschaft bestehenden Rollenbilder von Mann und Frau aktiv betrieben. Heranwachsende werden bewusst zu einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Rollenbildern aufgefordert und in vielen Bereichen wird sogar ein Rollentausch herbeigeführt.
Die Gender-Mainstreaming-Bewegung bekennt sich offen zur Homosexualität.
Der Pluralismus (das Nebeneinander-Bestehen verschiedener Interessen und Lebensstile) wird im Gender-Mainstreaming gefördert. Das geht so weit, dass Umerziehungsmaßnahmen für andere Lebensstile unterstützt werden.
Da „gender“ das „soziale Geschlecht“ beschreibt, geht die Ideologie des Gender-Mainstreaming davon aus, dass geschlechtliche Rollen und Empfindungen nur durch das Umfeld und die Erziehung geprägt werden. Durch aktives Entwickeln und Herstellen einer Geschlechtsidentität und der Verhältnisse der Geschlechter untereinander („doing gender“) wird das persönliche Geschlecht und die eigene Rolle gestaltbar und veränderbar.
Dabei geht man so weit, dass man angeborene Geschlechtsunterschiede ablehnt und davon spricht, dass man nicht als „Mann“ oder „Frau“ geboren wird, sondern einfach als „Mensch“. Im Lauf der Entwicklung kann sich herausstellen – oder bewusst entschieden werden – welches Geschlecht man annehmen möchte. Die biologischen Unterschiede werden dabei als nebensächlich und durch medizinische Eingriffe veränderbar eingestuft.
Die ideologischen Inhalte des Gender-Mainstreaming haben vielfältigen Niederschlag gefunden. Einige Beispiele sollen deutlich machen, wie sehr wir davon in unserem Umfeld bereits geprägt werden.
In der Werbung wird bewusst eine Umkehrung der Rollenbilder von Mann und Frau vermittelt. So werden z.B. Frauen kaum noch in Verbindung mit Herd oder Waschmaschine gezeigt. Die Beschäftigung der Frau mit häuslichen Arbeiten soll aus dem Rollenbild verbannt werden.
In den Schulbüchern und Lehrinhalten wird darauf geachtet, dass bisherige Rollenbilder aufgelöst und pluralistische Lebensformen als normaler Bestandteil der Gesellschaft dargestellt werden. Homosexuelle Paare in den Aufgaben der Mathematikbücher und Inhalte der Ideologie des Gender-Mainstreaming in den Texten der Sprachunterrichte sind nur einige Beispiele dafür.
Die Einrichtung von Kinderkrippen soll für Mütter die Möglichkeit eröffnen, einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Auch damit sollen die bisherigen Rollen aufgelöst und eine Gleichstellung der Geschlechter gefördert werden.
Auch in der Rechtsprechung findet das Gedankengut des Gender-Mainstreaming mehr und mehr seine Umsetzung (z.B. Gleichstellung homosexueller Paare, Ermöglichung der Eheschließung und Adoption von Kindern, etc.).
Das macht uns deutlich, dass wir vor dem Thema des Gender-Mainstreaming die Augen nicht mehr verschließen können. In vielen Lebensbereichen werden wir aktiv damit konfrontiert. Bei allen Einflüssen, die auf uns einwirken und die unser Denken und Verhalten prägen, ist es unbedingt erforderlich, die Gedanken Gottes zu kennen und zu verstehen. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, eine Diskussion führen zu können oder öffentlich Stellung zu nehmen. Das ist in den seltensten Fällen unsere Aufgabe als Christen. Vielmehr geht es darum, eine persönliche Überzeugung zu haben, die sich auf Gottes Wort gründet und diese Überzeugung im persönlichen Leben zu verwirklichen.
Gott hat den Menschen nach 1. Mo 1,27 geschaffen – und zwar männlich und weiblich. Der Unterschied der Geschlechter ist also vom Schöpfer-Gott in seine Schöpfung gelegt worden. Eng damit verbunden ist die Ordnung, die der Schöpfer in seiner Schöpfung gelegt hat.
Diese Schöpfungsordnung beschreibt keine unterschiedliche Wertigkeit der Geschlechter, sondern die Rolle oder die Position, die Gott für den Mann und für die Frau gegeben hat. In der Wertigkeit gibt es keinen Unterschied – in der ersten Schöpfung nicht und erst recht nicht in der zweiten Schöpfung und der Stellung des Glaubenden vor Gott. „… da ist nicht Mann noch Frau“, sondern „einer in Christus“ (Gal 3,28).
In der Schöpfungsordnung gibt Gott dem Mann als Haupt die verantwortliche Position und die Aufgaben, die mehr nach außen gerichtet sind. Die Frau hat die Position der Unterordnung und die Aufgaben, die mehr nach innen, in den häuslichen Bereich, gerichtet sind (s. z.B. Tit 2,4.5 und 1. Tim 2,11).
Es ist für den Menschen zum Segen, wenn er diese Rollen ausfüllt, wie der Schöpfer sie gegeben hat. Das ist wahre Geschlechtergerechtigkeit im biblischen Sinn. Denn Gerechtigkeit bedeutet nicht, jeden gleich zu behandeln. Gerechtigkeit in diesem Zusammenhang bedeutet, jedem den Teil zu geben, der ihm zusteht. Wenn also Mann und Frau die Rolle einnehmen, die zu ihnen passt, weil der Schöpfer Mann und Frau entsprechend ausgestattet hat, dann ist das echte Gerechtigkeit.
Dabei unterscheiden wir im biblischen Sinn zwei Dinge im Blick auf die Gleichstellung der Geschlechter. Eine Gleichstellung im Sinn des Wertes von Mann und Frau in den Augen Gottes muss nicht hergestellt werden, sie besteht. Dagegen ist eine Gleichstellung in den Aufgaben und Rollen von Mann und Frau nicht in Übereinstimmung mit Gottes Wort. Gott hat eben Unterschiede gegeben und es ist nur zum Schaden, wenn diese Unterschiede aufgehoben werden.
Das Gedankengut des Gender-Mainstreaming richtet sich massiv gegen die Ehe als die von Gott gegebene Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau. Es scheint, als sei es ein (verstecktes) Ziel dieser Bewegung, die Ehe in Frage zu stellen. Doch Gottes Gedanken ändern sich auch hier nicht. Er hat die Ehe gestiftet, die Ehe eines Mannes mit einer Frau als Verbindung auf Lebenszeit. Andere „Lebensformen“ wollte Gott nicht. Die Vielehe ist nicht nach seinen Gedanken und gleichgeschlechtliche Verbindungen sind Gott ein Gräuel (s. z. B. Röm 1,27 und 3. Mo 18,22).
Diese Frage stellt sich dem aufmerksamen Leser, der die biblische Stellungnahme zum Thema Gender-
Mainstreaming teilt. Ist es unsere Aufgabe, die biblische Position offensiv zu verbreiten? Ist es unsere Aufgabe, öffentlich Stellung zu beziehen, ohne danach gefragt worden zu sein? Der Autor vertritt die Ansicht, dass das in der Regel nicht die Aufgabe der Christen ist. Genauso wenig, wie es uns gelingen wird, das Gedankengut der Evolutionstheorie aus den Lehrplänen der Schulen zu verbannen, genauso wenig wird es uns gelingen, das Gedankengut des Gender-Mainstreaming aus der Welt zu schaffen.
Aber es ist unsere Pflicht, ein offenes Auge für die Gefahren zu haben, die von diesem Gedankengut ausgehen. Und wir müssen unsere Kinder vorbereiten auf das, womit sie konfrontiert werden. Wir wollen mit ihnen im Dialog bleiben, um zu wissen, was ihnen vermittelt wird. Und wir wollen mit Eifer und Energie dafür sorgen, sie mit den Gedanken Gottes vertraut zu machen, damit sie den Irrtum erkennen und die Wahrheit festhalten können. In manchen konkreten Situationen können wir Einfluss nehmen, z.B. auf die Unterrichtsgestaltung, auf die Umsetzung der Lehrpläne, auf die Filme, die unsere Kinder anschauen (müssen?) oder auf die Trainings, an denen sie teilnehmen sollen. Da können und sollen wir die Möglichkeiten ausnutzen, die uns zur Verfügung stehen. Vor allem wollen wir nachvollziehbar aus Gottes Wort die Wahrheit vorstellen und vorleben. Es ist wichtig, intensiv für eine nachkommende Generation zu beten, die besonders diesen Gefahren ausgesetzt ist.
Die Auswirkungen der Bewegung des Gender-Mainstreaming, der Gleichschaltung der Geschlechter, sind so präsent, dass wir unsere Augen nicht davor verschließen dürfen. Die Gefahren, die davon ausgehen, sollten wir kennen, ohne uns zu sehr mit dem Irrtum auseinander zu setzen. Zu unserem eigenen Schutz und dem unserer (Enkel-)Kinder sollten wir die Wahrheit des Wortes Gottes gut kennen und einen Schutzwall des Gebets und der Absonderung von dem Bösen um uns und unsere Häuser bauen. Dann gibt es auch heute noch einen Weg, auf dem Gott uns selbst und eine nachkommende Generation bewahren wird.
Christian Rosenthal
Jeder Mensch lernt viel mehr vom Vorleben als vom Vorsagen. Dabei denke ich in erster Linie an minderjährige Kinder. Sie sind beeinflussbar, sie schauen sehr genau auf andere, vor allem auf Erwachsene. Wir als Eltern haben die schöne Verantwortung, unseren Kindern täglich gute Vorbilder zu sein. Wir wollen uns dazu ermutigen, das mit der Hilfe des Herrn mehr und bewusster jeden Tag zu verwirklichen.
Früher hatten wir in unserem Haus eine glatte und enge Holztreppe. Es war grundsätzlich verboten, auf Strümpfen diese Treppe hinauf oder hinunter zu laufen. Fast jeder aus der Familie war dabei schon einmal ausgerutscht, manche hatten sich wirklich wehgetan.
Meinen Kindern konnte ich 100x sagen, dass sie diese Treppe nicht auf Strümpfen laufen durften, trotzdem kam es immer wieder einmal vor. Die Ermahnungen wurden wiederholt und wiederholt.
Eines Tages hatte ich meine Hausschuhe irgendwo stehenlassen – jedenfalls lief ich in Strümpfen die Treppe hoch. Alle Kinder waren sofort an der Treppe und schrien aufgeregt, dass es verboten sei, die Treppe auf Strümpfen zu benutzen.
Ich konnte meine ganzen Worte vergessen, denn das, was ich in vielen Monaten wiederholt gepredigt hat- te, war mit einer einzigen Unachtsamkeit wertlos geworden.
Dieses einfache Erlebnis machte mir sehr bewusst, wie wichtig mein gelebtes Vorbild als Vater für die Kinder ist. Unsere Kinder lernen aus dem Vorbild, ob es gut oder schlecht ist.
Mein Wunsch ist es, uns mit einigen Denkanstößen zu helfen, im Alltag unsere Kinder mehr zu einem aktiven Leben mit dem Herrn Jesus anzuspornen. Dabei geht es diesmal um Taten, die dem Wort folgen. Es ist keine vollständige Liste, aber sicher kann sie jeder für sich fortsetzen. Mir ist dabei völlig bewusst, wie wenig ich mir selbst Gedanken mache über das, was die Kinder bei mir sehen und hören.
Das tägliche gemeinsame Gebet ist eine schöne Möglichkeit, die Herausforderungen des Tages gemeinsam vor Gott zu bringen. Steht eine Klassenarbeit oder ein Schulausflug, eine Geschäftsreise oder der Zahnarztbesuch an – beten wir dafür!
Die Kinder bekommen dann mit, dass die kleinen und großen Dinge des Alltags bei den Eltern auch keine Heldentaten sind. Sie erfahren, wovor ich Angst habe und was ich ungern tue, aber dass ich es doch mit der Hilfe des Herrn schaffen kann. Sie lernen durch unser Vorbild, für andere zu beten, die in Not oder Trauer sind.
Wenn die Kinder mit einem Problem kommen, kann ich oft selbst das Problem nicht lösen, aber ich kann mit meinem Kind das Problem im Gebet dem Herrn bringen.
Sehen uns die Kinder beim Bibellesen? Hören sie uns nur darüber reden, oder sind wir auch ein Vorbild darin?
Der Vater sitzt abends am Computer, bearbeitet die nötigen Familiengeschäfte. Rechnungen müssen bezahlt werden, Anmeldungen müssen gemacht oder der anstehende Urlaub beizeiten geregelt werden. Aber wann sehen die Kinder den eigenen Vater eigentlich Bibel lesen? Oder die Mutter?
Wenn sie im Bett sind, sehen sie das jedenfalls nicht mehr. Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn unsere Kinder wenig motiviert sind, die Bibel zu lesen, wenn wir ihnen das nicht vorleben.
Die Kinder lernen auf eine natürliche Art und Weise, ein Traktat weiterzugeben, wenn sie es von den eigenen Eltern als eine völlig normale Sache vorgelebt bekommen.
Bei einem Spaziergang lassen sich Traktate mitnehmen, die wir verteilen können. Zum Jahreswechsel können wir gemeinsam einen Kalender beim Nachbarn abgeben.
So werden die Kinder auch ermutigt, einmal den Klassenkameraden etwas weiterzugeben oder, wenn sie schon mehr Mut haben, auch einmal das Evangelium weiterzusagen.
Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn unsere Kinder diskutieren, ob der Versammlungsbesuch jetzt angebracht ist oder nicht, wenn wir selbst nicht konsequent darin sind. Es ist ein bleibender Eindruck, den wir unseren Kindern geben.
Sie erkennen schnell, ob wir die Zusammenkünfte der Gläubigen lieben, oder ob sie eine Last für uns sind. Ob wir jede Gelegenheit nutzen, sie zu umgehen und ausfallen zu lassen, oder ob wir alles daran setzen, dort zu sein.
Auch wenn die Kinder in die Abendstunden (noch) nicht mitgehen können, erleben sie aber sehr direkt, wie wichtig den Eltern auch diese Stunden sind.
Und wenn wir von einer Stunde nach Hause kommen, sollten wir sehr vorsichtig sein, Kritik zu äußern, denn unsere Kinder hören mit. Bin ich dann wie der Vogel, der den Samen wegnimmt, bevor er aufgehen kann (s. Lk 8,5.12)? Damit würde ich mich direkt zum Werkzeug Satans machen. Wir sind uns vielfach nicht bewusst, was wir da tun.
Aus Jakobus 1 und 3 wissen wir, wie gefährlich eine scharfe Zunge ist. Aber habe ich immer bedacht, was ich über andere sage – dazu noch in Anwesenheit meiner Kinder?
Wenn ich mich vor meinen Kindern lustig mache über einen älteren Bruder, der schief singt, werden sie sehr große Mühe haben, Respekt vor diesem Bruder zu haben. Wenn ich über Eigenarten oder vermeintliche Fehler meiner Geschwister vor meinen Kindern schlecht rede, wird das sehr schädlich für sie und ihre Beziehung zu den Geschwistern sein. Wir können nicht vorsichtig genug sein mit unserem Reden, besonders dann, wenn unsere Kinder dabei sind.
Habe ich mich schon einmal bei meinem Kind für meine Fehler entschuldigt? Unsere Kinder lernen mehr als wir denken von unserer Haltung und Einstellung. Ein aufrichtiges Bekenntnis vor den Kindern, wenn wir falsch gehandelt haben, wird ein Kind dazu bringen, selbst das Gleiche zu tun, wenn es notwendig ist. Wenn wir es nicht vorleben, wird es unser Kind noch viel schwerer haben, das zu lernen.
Dieser Punkt ist eng mit dem vorherigen verbunden. Er ist genauso wichtig. Wir Eltern vergeben unseren Kindern von Herzen gern. Lasst uns das nicht als unwichtig beiseiteschieben. Vergebung ist wichtig, wir sollten sie annehmen und vor allem auch geben. Wir reden über diesen Punkt sehr wenig (s. Eph 4,32).
Die Ehe nach Gottes Gedanken vor den Kindern zu leben ist entscheidend dafür, ob die Kinder die rechte Vorstellung von einer guten Ehe bekommen. So wie der Vater mit der Mutter umgeht, so möchte auch die Tochter einmal von ihrem Mann behandelt werden – oder eben lieber nicht. Bibelstellen wie 1.Pet 3,7 „… ihnen Ehre gebend…“ müssen zu Hause in der Familie ebenso gelebt werden wie „Ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter…“ (Eph 5,22).
Diese Liste können wir beliebig fortsetzen. Sie ist nicht vollständig, aber sie soll anregen, ernsthaft über unsere Vorbildfunktion nachzudenken. Dabei ist es völlig selbstverständlich, dass wir nichts vorspielen. Das halten wir auf Dauer sowieso nicht durch. Wir müssen echt sein. Alles andere durchschauen unsere Kinder früher oder später.
Wie können wir selbst die Kraft dazu bekommen? Lasst uns hinschauen auf den Herrn Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens (s. Heb 12,2).
„ … sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Reinheit.“
Johannes Kogut
Solange alles gut geht, fällt es uns leicht, einander zu lieben. Doch tauchen Schwierigkeiten auf oder gibt es gar Streit in der Ehe, sieht die Sache schon anders aus. Dann wird unsere Liebe einem Belastungstest unterzogen. Doch wie kann unsere Liebe zum Ehepartner gerade in schwierigen Zeiten das halten, was wir einander im Hochgefühl der ersten frischen Liebe versprochen haben? Das Verhalten des Samariters in Lukas 10,33-35 liefert uns wertvolle Hinweise dazu.
Als der Samariter auf seiner Reise an den Ort kam, wo der Israelit halb tot am Wegrand lag, schaute er nicht einfach weg. Im Gegenteil, er sah genau hin, um zu sehen, was mit dem Mann los war, der da regungslos lag.
In der Ehe sind wir gewissermaßen auch auf einer Reise. In der Anfangszeit waren wir bestrebt, einander jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Doch dann griff der Alltag mit all seinem Auf und Ab immer mehr um sich und ganz allmählich gewann die Beschäftigung mit den Anforderungen an einen selbst die Oberhand.
Stand zu Beginn der Wunsch im Vordergrund, dem anderen zu gefallen und ihn nicht zu verletzen, drängt die Sorge vor dem eigenen Verletztwerden später mehr nach vorne. Doch gerade in schweren, belastenden Zeiten ist es wichtig, sich ein waches Auge für die Bedürfnisse des anderen zu erhalten.
Der Samariter schaute aber nicht nur genau hin. Das Elend des unter die Räuber Gefallenen ließ ihn nicht kalt. Er wurde innerlich bewegt, sagt der biblische Bericht.
Welche Empfindungen lösen die Sorgen und Nöte unseres Ehepartners bei uns aus? Fühlen wir mit ihm oder meinen wir, er solle sich nicht so anstellen? „Deine Probleme hätte ich gerne mal“, ist in solchen Augenblicken leider eine oft gehörte Aussage, die die Seelennot des anderen nur noch weiter wachsen lässt.
Oder ist uns die Situation unserer Ehefrau, unseres Ehemannes sogar gleichgültig? Es ist immer wieder erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit wir Verständnis für unsere Anliegen erwarten, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dieses Mitempfinden dem anderen ebenfalls zu schenken.
Bei dem Samariter blieb es nicht bei einer emotionalen Gefühlswallung. Er wartete auch nicht, bis der Schwerverletzte um Hilfe rief. Vielmehr trat er hinzu und kümmerte sich um die Wunden. Sorgsam leistete er Erste Hilfe.
Den ersten Schritt wagen, auf den anderen zugehen und ihm Liebe erweisen, ist gerade in Tagen, in denen Schatten über unserer Ehe liegen, mit Sicherheit eine große Herausforderung, aber eine dringende Notwendigkeit!
Doch einer muss nun mal den ersten Schritt tun, wollen wir in unseren Herzen wieder zueinander finden. Wenn wir immer darauf warten, dass der andere ihn geht, wird der so nötige, oft alles entscheidende erste Schritt vielleicht nie getan. Statt Heilung in unseren Herzen würde die Entzweiung dann nur noch größer. Wollen wir das wirklich?
Übel zugerichtet von seinen Peinigern gab der unter die Räuber Gefallene gewiss kein liebenswertes Bild ab. Noch dazu waren Juden und Samariter in jenen Tagen einander alles andere als wohlgesonnen. Doch das hinderte den Samariter nicht, sich des Schwerverletzten anzunehmen.
Im Ehepartner auch dann noch eine liebenswürdige Person sehen, wenn er mir gerade Mühe macht, mich vielleicht sogar in meiner Seele verletzt hat? Und ihm dann auch noch liebevoll begegnen? „Das ist ja wohl doch ein bisschen viel verlangt!“, entrüstet sich jetzt vielleicht mancher. Einfach ist das ganz sicher nicht.
Im Schaufenster einer christlichen Buchhandlung war vor einiger Zeit ein Wandspruch ausgestellt, der uns helfen kann, das Handeln des Samariters besser zu verstehen. Dort stand: „Liebe mich gerade dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene, denn dann habe ich es am nötigsten.“ Diese Worte dürfen uns motivieren, es dem Beispiel des Samariters gleichzutun.
Wollte der Samariter dem Schwerverletzten helfen, musste er zu ihm hingehen und ihn berühren, um seine Wunden verbinden zu können.
Wenn wir erfahren wollen, was unsere Ehefrau, unseren Ehemann bewegt, dürfen wir uns nicht in unseren Schmollwinkel zurückziehen. Nur wenn wir aufeinander zugehen und miteinander reden, erfahren wir, was ihnen Mühe macht und Not bereitet. Und nur, wenn wir das wissen, können wir ihnen in Liebe behilflich sein und ihre Seelenwunden verbinden.
Der Samariter machte nicht viele Worte. Er hielt dem halb toten Mann auch nicht vor, dass er ja eigentlich zu einem verfeindeten Volk gehörte. Jedenfalls sagt der Herr Jesus seinen Zuhörern nichts davon. Was erwähnt wird, ist, dass der Samariter sich um den Verletzten kümmerte.
Ganz gewiss schadet es nicht, wenn wir unserem Ehepartner immer mal wieder sagen, dass wir ihn lieb haben. Aber dabei dürfen wir nicht stehen bleiben.
„Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“, mahnt der Apostel Johannes in seinem ersten Brief in Kapitel 3,18 nicht ohne Grund.
Der Samariter war auf der Reise. Vielleicht wartete am Ziel ein wichtiger Termin auf ihn. Doch das alles trat in dem Moment in den Hintergrund, als er den halb toten Mann am Wegesrand entdeckte, der so dringend Hilfe benötigte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt in diesem Augenblick dem unter die Räuber Gefallenen.
In unseren Ehen und Familien treffen oft so viele verschiedene Anforderungen aufeinander, dass unser Tagesablauf oft minutiös durchgeplant ist, um alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Wie reagieren wir, wenn dann etwas Ungeplantes dazwischen kommt?
Natürlich ist es nicht leicht, so mir nichts dir nichts alles stehen und liegen zu lassen. Aber eine der wichtigsten Aufgaben und Verantwortungen für Verheiratete ist eine gute und intakte Ehe. Das dürfen wir nicht übersehen.
Um dem unter die Räuber Gefallenen zu helfen, setzte der Samariter etwas von seinem Besitz und von seiner Zeit ein. Er nahm sich die Zeit, die Wunden zu verbinden und goss Öl und Wein darauf.
Außerdem opferte der Samariter seinen Reisekomfort und seine Bequemlichkeit. Denn er setzte den Mann auf sein eigenes Reittier und lief nebenher, um ihn in die Herberge zu bringen.
Dort angekommen, opferte er wieder etwas von seiner Zeit, denn er „trug Sorge für ihn“ (V. 34b). Seine Reise setzte er erst am folgenden Tag fort.
Dennoch müssen auch wir bisweilen etwas opfern, wollen wir einander in Liebe begegnen. Das kann etwas von unserem Besitz sein, bei Problemen in der Ehe aber wohl mehr noch unsere Zeit und Vorstellungen oder gar unsere eigenen Anrechte. Doch solche Opfer lohnen sich auf jeden Fall!
Mit unserer Opferbereitschaft einher geht die Bereitschaft, in den anderen zu investieren. Für den Samariter war das eine finanzielle Angelegenheit. Er gab dem Wirt zwei Denare und war auch bereit, alle weiteren für die Pflege des Verletzten entstehenden Kosten zu übernehmen.
In der Ehe sind es oft die kleinen, unscheinbaren Gesten: Der Willkommenskuss, wenn der Mann von der Arbeit kommt, das Lob für das mit Liebe zubereitete schmackhafte Essen, das zärtliche die Wange streicheln, der aufmunternde Klaps auf die Schulter …
Es darf natürlich auch mal ein Strauß mit den Lieblingsblumen unserer Frau sein oder das Lieblingsessen unseres Mannes. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Wenn wir es von Herzen und in der Gesinnung von 2. Korinther 9, 6-9 tun, dürfen wir sicher sein, dass es gute Investitionen sind ‒ Investitionen, die Brücken zum Herzen des anderen bauen und die gegenseitige Liebe und Wertschätzung wachsen lassen.
Zum Schluss stellte der Herr Jesus dem Gesetzgelehrten die Frage, wer der Nächste des unter die Räuber Gefallenen war.
Müssen wir uns als Eheleute diese Frage wirklich noch stellen? Es gibt doch niemanden auf der Erde, der uns näher steht als unser Ehepartner.
Damit ist auch klar, wem wir Barmherzigkeit erweisen sollen. Lasst uns darum mehr dem Beispiel des barmherzigen Samariters nacheifern und unserem Ehepartner auch dann liebevoll begegnen, wenn es einmal zu Missstimmungen in unserer Ehe gekommen ist.
Stefan Busch
Klare, eindeutige und zugleich liebevolle Worte sind in allen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens so wichtig. Fehlen Klarheit und Eindeutigkeit, dann führt es zu unnötigen Missverständnissen. Fehlt Liebe, dann kommt es schnell zu Verletzungen. Vier wichtige Aussagen der Bibel zu diesem Thema wollen wir in diesem Artikel kurz untersuchen und auf die Kommunikation zwischen Eltern und Kinder sowie zwischen Glaubensgeschwistern anwenden.
Der Herr Jesus selbst hatte schon in Matthäus 5 dazu aufgefordert, nicht zu schwören. Stattdessen sollte das „Ja“ ein verlässliches „Ja“ und das „Nein“ ein verlässliches „Nein“ sein. Diese Bibelstellen sind nicht anwendbar auf einen offiziellen Eid, wie z.B. einen Amtseid. Sogar der Herr Jesus wurde unter Eid gestellt und hat nicht geschwiegen. Als der Hohepriester ihn beschwor (d.h. unter Eid stellte), da antwortete er (s. Mt 26,63.64). Aber seine Worte waren immer in voller Übereinstimmung mit dem, was Er war und was in seinem Inneren war (s. Joh 8,25). In allem ist Er das vollkommene Vorbild.
Es geht also in diesen Bibelstellen darum, dass wir nur dann „Ja“ sagen sollen, wenn wir wirklich „Ja“ meinen. Und wenn wir „Ja“ oder „Nein“ meinen, dann sollen wir es auch klar sagen und nicht unsere Gedanken durch ein „vielleicht“ oder ein „man könnte ja“ verschleiern. Das, was wir sagen, soll ganz in Übereinstimmung sein mit unserem Denken. Und es soll verlässlich sein – wenn wir „Ja“ oder „Nein“ sagen, dann sollen wir auch so handeln.
Im Blick auf unsere Kinder spornt uns das an, klare und eindeutige Worte zu wählen. Gerade dann, wenn es um eine konkrete Aufforderung geht, sind umfangreiche Erklärungen oft kontraproduktiv. Natürlich sollen unsere Kinder je nach Alter auch verstehen, warum wir sie zu diesem oder jenem auffordern. Aber in der konkreten Situation gilt zunächst, dass es eine klare Aufforderung gibt, die dann auch befolgt werden soll.
Gerade für Kinder und ihre Entwicklung ist es außerdem von großer Bedeutung, dass sie sich unbedingt auf das verlassen können, was wir sagen. Ob es ein Versprechen ist oder eine Konsequenz, die wir in Aussicht stellen müssen – Verlässlichkeit ist unbedingt erforderlich. Sonst verlieren unsere Worte bei den Kindern ihr ganzes Gewicht. Außerdem geht den Kindern die so wichtige, verlässliche Orientierung verloren, an der sie ihr eigenes Handeln, Reden und Denken ausrichten können.
Und im Zusammenleben als Glaubensgeschwister? Sind wir da wirklich ehrlich und transparent? Sagen wir, was wir meinen und meinen wir, was wir sagen?
Worte in Gnade lassen erkennen, dass wir aus Liebe zu unserem Gegenüber sprechen und nur das Gute für ihn suchen. Sie sind gekennzeichnet durch eine gewinnende Art und Weise. Solche Worte sollen mit Salz gewürzt sein, so dass ihnen die nötige Kraft und Klarheit nicht fehlen. Diese Kraft und Klarheit in unseren Worten sollen die notwendige „Würze“ sein, also das, was unseren Worten den entsprechenden Inhalt gemäß Gottes Gedanken gibt. So werden unsere Worte gegen das Verderben wirken, das auch in unseren Familien um sich greifen will, so wie das Salz als Konservierungsmittel Nahrungsmittel vor dem Verderben schützt.
Sehr schnell bemerken unsere Gesprächspartner, ob wir aus Liebe reden oder nicht. Besonders unseren Kindern gegenüber ist es wichtig, dass wir sie ernst nehmen und ihnen unsere ganze Aufmerksamkeit zuwenden, wenn wir mit ihnen sprechen. Darin drückt sich unsere Liebe und Wertschätzung für unsere Kinder praktisch aus. Nur so sind es wirklich Worte in Gnade, denen das nötige „Salz“ nicht fehlt.
Und im Zusammenleben als Glaubensgeschwister? Ist wirklich echte Bruderliebe bei uns vorhanden? Dann wird es nicht schwerfallen, Worte in Gnade auszusprechen.
Im Geschäftsleben spricht man davon, dass eine schlechte Nachricht sich zehnmal so häufig verbreitet wie eine gute Nachricht. Leider ist das oft auch unter den Gläubigen so. Wenn wir alle Philipper 4,8 mehr beachten würden, dann wäre das Gegenteil der Fall.
Dieser Vers fordert uns zunächst dazu auf, in unserem Leben das zu tun, was zur Ehre Gottes ist. Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Reinheit und andere Merkmale sollen unser Leben kennzeichnen. Und eben auch das, was zum Lob Gottes ist. Das ist die eigentliche Bedeutung dieses Verses.
Sicher dürfen wir diesen Vers aber auch auf unser Reden anwenden. Auch das soll ja wohlgefällig vor Gott sein (s. Ps 19,15). So soll unser Reden zum Lob Gottes sein, aber es soll im Blick auf unsere Mitgeschwister auch so sein, dass wir das Gute kennen und wertschätzen, ohne das Böse gutzuheißen.
Es wird unsere Kinder anspornen, das, was sie Gutes getan oder gesagt haben, wieder zu tun, wenn wir sie dafür loben. Wir dürfen deshalb mit dem Lob nicht sparsam sein! Umso eher werden sie auch eine Korrektur annehmen, falls diese nötig ist! Auch das Lob muss natürlich aufrichtig und angemessen sein. Aber das richtige Gleichgewicht zwischen Lob und Tadel ist unbedingt wichtig für eine gute Entwicklung des Kindes.
Faule Worte sind in sich selbst verdorben und haben zudem eine verderbliche Wirkung. Solche Worte sollen nicht aus unserem Mund hervorkommen. Er soll vielmehr das Werkzeug sein, um Gott zu loben (s. Jak 3,9-12).
Im direkten Zusammenhang von Epheser 4 werden Lüge, Zorn und Diebstahl genannt. Sprechen wir nicht die uneingeschränkte Wahrheit, machen wir unserem Zorn mit Worten Luft oder rauben wir durch unsere Worte anderen Menschen das, was ihnen gehört (zum Beispiel ihre Ehre, ein gutes Zeugnis, etc.), dann reden wir faule Worte. Aber das geht noch weiter – faule Worte sind auch hässliche, schmutzige, lästerliche, zweideutige Worte. Und diese Liste könnte noch ergänzt werden.
Stattdessen sollen unsere Worte zur Erbauung sein. Das gilt für unser Reden in der Familie, unter den Glaubensgeschwistern und auch ganz allgemein. Faule Worte, durch die Mitgeschwister herabgesetzt oder durch die Autoritätspersonen (z.B. Lehrer oder auch Brüder in der Versammlung) angegriffen werden, richten großen Schaden an. Faule Worte können auch sehr verletzend für den Gesprächspartner selbst sein. Gerade im privaten Bereich der Familie nehmen wir uns vielleicht Freiheiten heraus, solche Worte zu gebrauchen. Und dabei übersehen wir, wie dadurch besonders bei den Kindern oder auch bei dem Ehepartner und überhaupt großer Schaden angerichtet wird, der oft erst viel später sichtbar wird.
Motivieren wir uns neu, klare, eindeutige und zugleich liebevolle Worte zu sagen, die eine gute Wirkung haben! Titus sollte die jungen Männer zu „gesunder, nicht zu verurteilender Rede“ (s. Tit 2,8) auffordern. Diese Aufforderung gilt auch uns.
Christian Rosenthal
Der erste Lebensabschnitt Jakobs, die Zeit bei seinen Eltern, liegt nun hinter ihm. Er endete, wie wir im letzten Heft gesehen haben, in einem Desaster. Die Zwillingsbrüder Jakob und Esau sind verfeindet und ihre Eltern nicht mehr eins. Jedes Familienmitglied trägt eine Mitschuld an dem eingetretenen Zerwürfnis.
Die folgenden zwanzig Jahre verbringt Jakob bei Laban, dem Bruder seiner Mutter Rebekka. Dort heiratet er Lea und Rahel, die beiden Töchter seines Onkels, dort werden bis auf Benjamin alle seine Söhne geboren und dort erwirbt er seinen Herdenbesitz. Das Verhältnis zu seinem Onkel und Schwiegervater wird durch gegenseitiges Misstrauen zunehmend belastet. Mit einer heimlichen Flucht zurück nach Kanaan endet diese Zeit, mit der wir uns nun näher beschäftigen wollen.
Der zweite Lebensabschnitt Jakobs beginnt mit einer Offenbarung Gottes in Lus. Diesem Ort, an dem Jakob die erste Nacht nach seiner Flucht von zu Hause verbringt, gibt er nach der Begegnung mit Gott den Namen Bethel (Haus Gottes). Gott, der langsam zum Zorn und groß an Güte ist, aber den Schuldigen keineswegs für schuldlos hält (s. 4.Mo 14,18), macht Jakob keinerlei Vorwürfe. Im Gegenteil, Gott verheißt ihm, den er nach seinem Vorsatz erwählt hatte (s. Röm 9, 10-13), ein dreifaches Teil: das Land, eine Nachkommenschaft und seinen Beistand. Weil das Gewissen Jakobs belastet ist und er keine freudige Gemeinschaft mit Gott hat, ist seine erste Reaktion die gleiche wie die von Adam nach dem Sündenfall: Er fürchtet sich (s. 1.Mo 3,8-10). Dennoch hat er eine Antwort auf die Offenbarung Gottes. Er legt ein Gelübde ab, das allerdings nur ein Zeugnis seines niedrigen geistlichen Zustands ist.
Er beginnt mit den Worten: „Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen gibt und Kleider anzuziehen, und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vaters, …“ Gott hatte gesagt: „Ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich zurückbringen in dieses Land.“ Und die Verheißungen Gottes sind absolut zuverlässig. Gott ist treu und steht zu seinem Wort. Jakob dagegen hat nur wenig Vertrauen in die Zusage Gottes und sagt: „Wenn …“.
Er spricht Brot und Kleidung an, die Gott nicht extra erwähnt hatte. Seine Verheißung beinhaltete diese Dinge unausgesprochen. Aber im Denken Jakobs scheinen sie einen großen Raum einzunehmen. Auch die Jünger des Herrn waren um Kleidung und Nahrung besorgt und der Herr muss ihnen sagen, dass sie zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten sollten. Dann würden ihnen diese Dinge hinzugefügt werden (s. Mt 6,24-34).
Gott hatte seine Verheißungen nicht an Bedingungen geknüpft, aber Jakob will einen Handel mit ihm machen. „Wenn Gott …, so soll der Herr mein Gott sein.“ Mit anderen Worten: „Wenn du, Gott, all diese Vorleistungen bringst, dann akzeptiere ich dich als meinen Gott.“ Viele haben in der Not schon gesagt: „Gott, wenn Du mir in diesen Umständen hilfst, dann will ich an dich glauben.“ Viele haben die Hilfe Gottes erfahren und ihr Versprechen dennoch nicht gehalten. Jakobs Gelübde zeigt wenig Glauben, aber er hält wenigstens sein Versprechen. Er baut über 20 Jahre später bei Sichem einen Altar, den er „Gott, der Gott Israels“ nennt (s. 1.Mo 33,18-20). Allerdings kann Gott diesen Altar nicht anerkennen, weil Jakob noch nicht am richtigen Ort angekommen ist (s. 1.Mose 35,1).
Noch etwas zeigt den niedrigen Zustand Jakobs. Gott hatte ihm drei Verheißungen gegeben. Jakob, dem es nur um das nackte Überleben geht, hatte die ersten beiden scheinbar gar nicht registriert. Bitten wir Gott nicht oft auch nur um Hilfe in den irdischen Dingen und haben für die himmlischen Segnungen, die er uns geschenkt hat, gar keinen Blick übrig?
Von Bethel aus zieht Jakob weiter und kommt nach Paddan-Aram. Dort hat er eine erste Begegnung mit seiner Cousine Rahel am Brunnen vor der Stadt. Diese Begegnung könnte man eine schöne Fügung nennen.
Sehr ähnlich war die Begegnung zwischen dem Knecht Abrahams und Rebekka, der Mutter Jakobs, gewesen (s. 1.Mo 24,10 ff.). Aber es gab entscheidende Unterschiede. Der Knecht Abrahams handelte unter Gebet und die Begegnung mit Rebekka war so, dass selbst Laban und Bethuel bezeugen konnten, dass die Sache von dem Herrn ausgegangen war. Bei Jakob dagegen spielt sich alles nur auf der menschlichen Ebene ab.
Im ersten Monat bei Laban scheint Jakob sich nützlich gemacht zu haben. Laban will dies nicht ausnutzen, sondern seinen Neffen entlohnen. Jakob, der Rahel schon bei der ersten Begegnung ins Herz geschlossen hatte, nutzt die Gelegenheit, die sich ihm bietet und erbittet sie als Lohn für sieben Jahre Arbeit. Rahel übertraf ihre ältere Schwester Lea an Ausstrahlung und Schönheit. Das scheint Jakob angezogen zu haben! In Sprüche 31,30 lesen wir: „Die Anmut ist Trug, und die Schönheit Eitelkeit; eine Frau, die den Herrn fürchtet, sie wird gepriesen werden.“ Jeder junge Mann sollte dies bedenken!
Jakob befindet sich auf einem Weg, der ihn nach Paddan-Aram geführt hatte. Dort kämpft er mit aller Kraft für seine eigenen Interessen. Es wird noch lange dauern, bis er nach dem Willen Gottes fragt. Doch dass Jakob bereit ist, sieben Jahre für Rahel zu dienen, zeigt sowohl die Tiefe als auch die Beständigkeit seiner Zuneigung zu ihr, die auch nach den sieben Jahren noch besteht.
Nach den sieben Jahren muss Jakob in bitterer Erfahrung die Wahrheit des Prinzips der Regierungswege Gottes, das in Galater 6,7 vorgestellt wird, kennenlernen. „Was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten.“
Was hatte Jakob gesät? Er hatte, um den Segen zu erlangen, seinen blinden Vater getäuscht und sich als Esau ausgegeben. Als sein Bruder kam, wurde der Betrug aufgedeckt.
Und was muss Jakob ernten? In der Dunkelheit der Hochzeitsnacht führt Laban Lea in das Zelt Jakobs. Dieser hält sie für Rahel und erkennt erst im Morgengrauen den Betrug.
Wenn wir in Bethel anhand der Jakob gegebenen Verheißungen gesehen haben, dass die Gnadengaben und die Berufung Gottes unbereubar sind (s. Röm 11,29), dann finden wir nun andererseits, dass Gott Jakob in seinen Erziehungswegen auch züchtigen muss. Er tut dies gemäß der genannten Gesetzmäßigkeit. Bedenken wir aber, dass auch die Züchtigung aus Liebe und im Blick auf ein gutes Ziel geschieht (s. Spr 3,12; Heb 12,6).
Eine Woche nach der Verheiratung mit Lea erhält Jakob auch noch Rahel zur Ehefrau. Er muss Laban dafür weitere sieben Jahre dienen. Nach Lamech (s. 1.Mo 4,19) und Esau (s. 1.Mo 26,34) ist Jakob nun der Dritte, von dem das Wort Gottes berichtet, dass er zwei Ehefrauen nahm. Er ist der erste Gläubige, der das tut. Sein schlechter innerer Zustand, das schlechte Beispiel seines Bruders Esau und der Vorschlag Labans scheinen dabei eine Rolle gespielt zu haben. Für uns liegt die Warnung darin, dass die Denk- und Handlungsweise der Menschen unserer Umgebung uns beeinflussen können (s. 2.Kön 17,15). Sind wir nicht nahe beim Herrn, dann lassen wir uns schnell von Gottes Gedanken abbringen.
Als Rahel zuerst keine Kinder bekommt, wird sie äußerst unwillig und gibt ihrem Mann ihre Magd Bilha zur Frau. Nachdem Lea für eine Zeit aufhörte zu gebären, handelt sie auf die gleiche Weise mit ihrer Magd Silpa. Nun hat Jakob neben seinen beiden Frauen noch zwei Nebenfrauen! Es scheint in der damaligen Zeit üblich gewesen zu sein, so zu handeln, denn schon Sara hatte Abraham ihre Magd Hagar gegeben. Aber es war nicht nach den Gedanken Gottes, der die Einehe gegeben hatte. Waren die Nöte, die durch das Verhalten Abrahams in das Haus des Großvaters Jakobs gekommen waren, keine Warnung für ihn? Auch heute denken viele, dass die negativen Folgen, die ein falscher Schritt bei anderen nach sich gezogen hat, bei ihnen nicht eintreten werden. So schlagen sie die Warnung durch die Beispiele in den Wind und müssen bittere Erfahrungen machen.
Rahel will um jeden Preis Kinder haben. Diesen Wunsch können wir gut verstehen, doch die Vorgehensweise Rahels ist nicht nachahmenswert. Zuerst will sie sterben, wenn Jakob ihr keine Kinder gibt (s. 30,1). Als Ruben später Liebesäpfel findet, von denen man glaubte, dass sie ein empfängnisförderndes Mittel seien, geht Rahel einen Handel mit Lea ein, um diese zu bekommen. Aber es nützt nichts. Erst als Gott Rahel erhört und ihren Mutterleib öffnet, wird sie schwanger. Kinderlosigkeit kann für ein Ehepaar eine schwere Prüfung sein. Manches Ehepaar in der Bibel kannte diese Übung: Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob und Rahel, Elkana und Hanna und schließlich Zacharias und Elisabeth. Aber waren die spätgeborenen ersten Kinder nicht oft besonders gesegnet? Allein diese Tatsache ist eine Ermunterung, in dieser Sache auf den Herrn zu warten und zu vertrauen. Heute bietet die Medizin kinderlosen Ehepaaren verschiedene Möglichkeiten, um vielleicht doch noch ein Kind zu bekommen. Manche davon scheiden für einen Gläubigen von vorne herein aus. Möge der Herr alle Ehepaare, die in dieser Angelegenheit geübt sind, leiten und führen, damit medizinische Hilfe nur entsprechend den Gedanken Gottes und in Abhängigkeit von ihm in Anspruch genommen wird. Und möge er Ruhe und Frieden geben in der Gewissheit, dass der Wert einer Ehe nicht allein in der Anzahl der Kinder besteht. Wie viel Segen kann aus einer glücklichen Ehe hervorkommen, auch wenn der Herr keine Kinder schenkt!
Nachdem Jakob Laban 14 Jahre für Lea und Rahel gedient hatte, arbeitete er weitere sechs Jahre bei seinem Schwiegervater für den Erwerb einer Herde. Der anfängliche Vertrag war klar und einfach (25-36). Während Jakob durch spezielle Praktiken versuchte, seine Herde zu vergrößern und zu stärken und die seines Schwiegervaters zu schwächen (37-42), veränderte Laban, aufgestachelt durch seine Söhne (31,1-2), immer wieder die Vertragsbedingungen (31,7-8). So rangen diese beiden Männer miteinander um den Besitz ihrer Herden. Nur durch die Gnade Gottes konnte Jakob diesen Kampf zu seinen Gunsten entscheiden (31,5-12; 32,29). Dennoch hat dieser Sieg einen schalen Beigeschmack. Jakob hatte im Gegensatz zu David nicht nur auf Gott vertraut (s. Ps 62,1), sondern sehr viel eigene Anstrengung hinzugefügt.
Was ist aus dem mittellosen Flüchtling geworden? Ein stolzer Vater von 11 Söhnen und einer Tochter, der riesige Herden sein Eigen nennt. Ist das nicht beeindruckend? Auf den ersten Blick schon. Ja, Gott hatte Jakob gesegnet, aber Er lässt uns in seinem Wort auch einen Blick darauf werfen, wie es zu dem Kinderreichtum und dem Herdenbesitz gekommen ist. Zwei Tatsachen trüben das scheinbar glänzende Bild entscheidend. Einerseits hatte Jakob, der einst von seiner Mutter zum Betrug angestiftet wurde, sich oft von seinen Frauen das Heft aus der Hand nehmen lassen und andererseits trat seine List bei der Vermehrung seiner Herde wieder deutlich zu Tage. Nein, Gott ist mit der Erziehung Jakobs noch nicht fertig.
Horst Zielfeld
„Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf; eine gewisse Frau aber, mit Namen Martha, nahm ihn in ihr Haus auf. Und diese hatte eine Schwester, genannt Maria, die sich auch zu den Füßen Jesu niedersetzte und seinem Wort zuhörte. Martha aber war sehr beschäftigt mit vielem Dienen; sie trat aber hinzu und sprach: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich allein gelassen hat zu dienen? Sage ihr nun, dass sie mir helfen soll. Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha! Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eins aber ist nötig. Denn Maria hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird.“
Sein Angesicht feststellend, war der Herr Jesus auf dem Weg nach Jerusalem, wo das Kreuz auf ihn wartete, um „die Strafe zu unserem Frieden“ auf sich zu nehmen (s. Jes 53,5).
Wie hat es den Heiland da erfreut, in das Haus der Martha in Bethanien eingeladen zu werden. War Er doch der „von jedermann Verachtete…“, und „der nicht hat, wo er sein Haupt hinlege“ (Jes 49,7; Lk 9,58).
Den Herrn Jesus in sein Haus aufzunehmen, ist damals wie auch heute mit reichem Segen verbunden. Natürlich war die Gastfreundschaft gegenüber dem Herrn und seinen zwölf Jüngern mit Mühe verbunden. Der unterzog man sich gern.
Aber während Martha ohne Unterbrechung sehr besorgt und beunruhigt war, wie bei so vielen Gästen alles werden würde (wofür der Herr gewiss auch Verständnis hatte), tat ihre Schwester Maria das in dieser Stunde Richtige: Sie setzte sich auch zu den Füßen des Herrn nieder, um seinem Wort zuzuhören.
Ihr Herz wurde angezogen von den „Worten der Gnade“ (Lk 4,22) aus dem Mund des Herrn. Es waren Worte, die ihren tiefen inneren Bedürfnissen entsprachen. Solche Unterweisungen wollte sie sich nicht entgehen lassen.
Wir leben in einer unruhigen Zeit, das empfinden wir alle. Wie viel Energie ist für jeden von uns nötig, um diesen Platz wie Maria einzunehmen und zwar zu seinen Füßen, was von einer demütigen Gesinnung spricht. Damals wie heute kennt der Herr die Gesinnung unserer Herzen und gibt den Demütigen Gnade – und seine Gnade haben wir alle so dringend nötig.
Auch sagt uns der Bibeltext, dass Maria sich niedersetzte, was von Ruhe spricht.
Vielleicht müssen auch wir wieder einmal bewusst die Tür hinter uns schließen und – nicht durch die Medien abgelenkt – über der geöffneten Bibel den Herrn Jesus durch sein Wort zu uns reden lassen.
Aber dann erleben wir auch, dass der auferstandene Herr eine Botschaft für uns hat.
Damals wie heute vermag Er durch sein Wort zu trösten, die Müden aufzurichten, Wegweisung für den Glaubensweg zu geben und uns mit dem Brot des Lebens zu nähren.
Wie viel Zeit nehmen wir uns zum Lesen der Bibel? Schlagen wir sie nur gelegentlich auf – oder ist uns das tägliche Lesen der Heiligen Schrift unter Gebet etwas Unentbehrliches, genauso wie auch die tägliche Nahrung für unseren Körper? Was wir brauchen, ist wieder die Stille vor dem Herrn!
Wir brauchen Stille vor dem Herrn,
die Ruhe, um Sein Wort zu lesen,
von Tageshast und Unruh fern
und von der Welt und ihrem Wesen.
Denn sonst verlieren wir die Kraft
für ein gesundes Christenleben.
Der Glaube kränkelt und erschlafft,
wenn wir ihm keine Nahrung geben.
Wie oft, Herr, sind wir abgelenkt
von vielerlei und eitlen Dingen,
die uns, wenn man es recht bedenkt,
nicht einen wahren Nutzen bringen.
Weil wir uns so schnell ablenken lassen, wollen wir den Herrn inständig bitten:
O gib uns neue Energie,
Dein Wort, die Bibel, aufzuschlagen,
uns zu vertiefen dann in sie.
Wie nötig, Herr, in unsern Tagen!
Zurück zu Martha: Sie war sehr beschäftigt mit vielem Dienen, d.h. sie wurde abgezogen von dem, was in dieser Stunde wichtiger gewesen wäre, eben dem Wort des Herrn zuzuhören.
Natürlich ist jede Arbeit für den Herrn wichtig und gut. Haben wir nicht alle eine Aufgabe für Ihn zu erfüllen? Dabei sollten wir den „Tag kleiner Dinge“ (s. Sach 4,10) nicht verachten!
Aber – und das wollen wir uns durch diese Begebenheit noch einmal in Erinnerung rufen: Das Sitzen zu seinen Füßen muss immer an erster Stelle stehen. Nur so können wir mit innerer Ruhe, in seiner Kraft ans Werk gehen, sei es groß oder klein. In erster Linie möchte der Herr Jesus doch unser Herz und dann zu seiner Zeit auch unseren Dienst.
Prägen wir uns doch die Worte des Herrn ein: „Eins aber ist nötig. Denn Maria hat das gute Teil erwählt…“ (Lk 10,42) Treffen auch wir die richtige Wahl und ruhen wir bei Ihm aus – vor dem Dienst für Ihn!
Für Mütter sind die vielfältigen Arbeiten in der Familie eine große Herausforderung, die oft alle Kräfte abverlangen. Wie segensreich sind deshalb die stillen Augenblicke eines Tages, um das Wort Gottes, vielleicht auch nur einen Vers, aufzunehmen und im Gebet alle Sorgen auf IHN zu werfen.
Und bevor die berufstätigen Männer und Frauen an ihre Arbeitsstellen eilen, darf es auch für sie eine gute Gewohnheit sein, „Stille Zeit“ zu halten, um das eine zu tun, was nötig ist, damit sie bei allem Stress nicht „müde und matt“ werden. Sie werden erleben, dass der Tag anders verläuft, denn Gott schenkt Mut, Geduld und Stärke zu dem von Ihm anvertrauten Werk, dass es mit Ihm gelingt.
Hat der Herr Kinder geschenkt, ist es das besondere Vorrecht der Familie, auch gemeinsam in Gottes Wort zu lesen.
Lasst uns die Aufforderung in 5. Mose 11,18 befolgen: „Und ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und auf eure Seele legen… Und lehrt sie eure Kinder, indem ihr davon redet, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst…“.
Wie gesegnet ist es, wenn der Vater für Kinder geeignete Bibelworte vorliest, für die ihre Herzen empfänglich sind, und dazu eine kindgerechte Erklärung gibt, die nicht ermüdet. Wir wollen unseren Kindern doch die Bibel lieb machen. Sie sollen erfahren, welch ein großer Segen damit verbunden ist, wenn der Herr und sein Wort den ersten Platz im Haus einnehmen und dieses Wort ernst genommen wird.
Denn zu aller Zeit steht der Herr zu der Zusage: „Wer auf das Wort achtet, wird Gutes [o. Glück] finden“ (Spr 16,20).
Friedhelm Müller
Dein Wort ist Leuchte meinem Fuß und Licht für meinen Pfad.
Der Pfarrer Wilhelm Busch wurde einmal gebeten, über seine Erlebnisse als Christ im Dritten Reich zu berichten. Er war sich der eigenen Unzulänglichkeit sehr bewusst und schlug deshalb vor, lieber über ein anderes Thema zu sprechen.
Als er der Bitte dann doch schließlich nachkam, stellte er seinen Ausführungen eine Bemerkung voran. Darin sprach er sinngemäß von der großen Gefahr, die er sehe, dass es sich wie eine Rechtfertigung des eigenen Handelns anhören und der Eindruck entstehen könne, dass er sich einigermaßen anständig durchgebracht habe. Doch alles eigene Tun sei wie eine Klammer, vor der ein Minuszeichen stehe.[1]
Wilhelm Busch war sich des eigenen Versagens sehr bewusst. Aber er kannte auch die Gnade Gottes, der seinen Sohn Jesus Christus für uns gab. Und diese Gnade Gottes ist es, die aus unseren unbrauchbaren Bemühungen doch etwas zu seiner Ehre hervorkommen lässt. Es ist so, als ob der Herr Jesus aus dem Minus vor der Klammer ein Plus mache, damit schließlich doch ein positiver Wert entsteht.
Wenn heute ein weiteres Heft von „Bleibt in mir“ erscheinen darf, das Anregungen geben möchte, unseren Glauben an Gott und sein Wort mit in den Alltag zu nehmen, und Mut machen möchte, unseren Glauben auch mehr im Alltag zu leben, ist auch das allein der Gnade Gottes zuzuschreiben.
Die Autoren der Beiträge in diesem Heft sind sich dabei ebenfalls der eigenen Unzulänglichkeit bewusst. Doch haben die Schreiber, wie sicher auch die Leser, den Wunsch, jeden Tag mehr in die Gedanken Gottes einzudringen, unseren Herrn und Heiland jeden Tag beim Lesen des Wortes Gottes etwas besser kennen zu lernen und Ihm ähnlicher zu werden.
In diesem Bewusstsein wünsche ich viel Freude und Nutzen, vor allem aber Gottes reichen Segen bei der Lektüre dieses Heftes.
Stefan Busch
Fußnoten: