… ist nur zu faul zum Suchen!“ Das ist ein seit Generationen beliebter Satz, der auf scheinbar humorvolle Art die herrschende Unordnung – nicht nur im Zimmer von Kindern und Jugendlichen – entschuldigen soll. Doch manches Mal verbirgt sich dahinter mehr als nur eine Entschuldigung für Bequemlichkeit oder gar Faulheit. Wahrscheinlich sind sich die meisten Kinder dessen gar nicht bewusst, aber hinter der fehlenden Bereitschaft, den Eltern zu gehorchen und das Zimmer aufzuräumen und auch sonst ordentlich zu sein, kann die Auflehnung gegen jede Form von Ordnung und die elterliche Autorität stecken.
„Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie inallen Versammlungen der Heiligen.“
Natürlich trifft der Apostel Paulus diese Aussage, inspiriert durch den Heiligen Geist, an dieser Stelle im Zusammenhang mit der Ordnung in den Zusammenkünften der Gläubigen, wenn sie sich zum Namen des Herrn Jesus hin versammeln. Doch wir müssen diese Worte nicht nur auf die Versammlungsstunden beschränken, denn sie beinhalten einen allgemein gültigen Grundsatz in Gottes Wort. Zusammenfassend heißt es dann auch am Ende des Kapitels: „Alles aber geschehe anständig und in Ordnung“ (V. 40).
Der biblische Bericht über die Erschaffung von Himmel und Erde, Sonne, Mond und Sternen zeigt von Anfang bis Ende, dass Gott die Dinge nicht „planlos“ oder in einer zufälligen Reihenfolge schuf. Vielmehr folgte alles einer weisen Ordnung – seiner Ordnung. Jeremia 31,35 bestätigt uns das: „So spricht der Herr, der die Sonne gesetzt hat zum Licht bei Tag, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zum Licht bei Nacht.“
Zu dieser Schöpfungsordnung gehört auch, dass „der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott“ (1. Kor 11,3). Wenn es hier heißt, dass Gott das Haupt des Christus ist, bezieht sich das auf den Sohn Gottes als Mensch. In seiner Gottheit gibt es keinen Unterschied zwischen Ihm und Gott, dem Vater, genauso wenig wie der Heilige Geist „nur“ die dritte Person der Gottheit ist – der Heilige Geist ist Gott.
Die Schöpfungsordnung für Mann und Frau erstreckt sich auf alle Menschen, egal, ob sie an Gott glauben oder nicht. Der Zusammenhang der Verse 1-16 in 1. Korinther 11 zeigt klar, dass es dort nicht nur um die Stellung von Mann und Frau in der Versammlung oder der Ehe geht.
Natürlich darf diese Schöpfungsordnung gerade in den Ehen der Gläubigen sichtbar werden. Dieser Aspekt findet sich im Brief des Apostels Paulus an die Epheser. Dort schreibt er, dass der Mann das Haupt der Frau ist, „wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland“ (Eph 5,23).
Diese Ordnung nach den Gedanken Gottes hat nichts mit der Wertigkeit von Mann und Frau zu tun. Auch da ist das Wort Gottes unmissverständlich: „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3, 28).
Der Wert des Menschen bemisst sich nicht nach seinem Geschlecht oder seiner sozialen Stellung, sondern ausschließlich nach dem Preis, den der Herr Jesus Christus am Kreuz von Golgatha im Gericht Gottes gezahlt hat. Und dieser Preis ist für jeden derselbe. Er hat mit nichts weniger als mit seinem eigenen Leben bezahlt (s. Mt 13,45.46). Mehr konnte Er nicht geben!
Das Gegenteil von Ordnung ist Unordnung. In 1. Korinther 14,33 fällt bei genauem Lesen auf, dass dort die Unordnung jedoch nicht der Ordnung gegenübergestellt wird, sondern dem Frieden. Dadurch werden Ordnung und Frieden unmittelbar miteinander verknüpft.
Würde Gott zum Beispiel seine ordnende Hand in der Schöpfung zurückziehen, geriete das ganze Universum aus den Fugen. Naturkatastrophen vermitteln uns eine Ahnung davon, welche zerstörerischen Auswirkungen die Folge wären.
Die Verse 1 bis 7 in Römer 13 erinnern uns daran, wie dankbar wir dafür sein dürfen, in einem Land zu leben, in dem es eine Rechtsordnung für das gesellschaftliche Miteinander gibt und in dem die Regierung dafür Sorge trägt, dass diese Rechtsordnung auch eingehalten wird.
„Ein König gibt durch Recht dem Land Bestand“ (Spr 29,4). Die Nachrichten berichten nahezu täglich von den schrecklichen Zuständen in Ländern, in denen es keine Regierung mehr gibt, die für Recht und Ordnung eintritt.
Das zeigt sich nicht zuletzt auch in unseren Ehen und Familien. Es ehrt Gott, wenn seine Gedanken über das Miteinander als Eheleute (s. Eph 5,22-33) und das Verhältnis von Eltern und Kindern eingehalten werden (s. Eph 6,1-4; Kol 3,18-21).
Das gilt für die Verwirklichung der Stellung von Mann und Frau, von Eltern und Kindern und der Einhaltung der damit verbundenen Schöpfungsordnung. Aber auch unser äußeres Erscheinungsbild und das unserer Wohnungen oder Häuser bleiben davon nicht unberührt.
Natürlich stellen wir diese verschiedenen Ordnungsbereiche nicht auf die gleiche Ebene, denn auch darin gibt es wieder eine gewisse ordnende Gewichtung. Auch geht es nicht darum, in den Fragen der äußeren Ordnung einen einheitlichen Maßstab zu definieren. Es ist völlig klar, dass das, was für den einen ordentlich ist, für den anderen bereits steril erscheint. Und dass dann, wenn ich es „unordentlich“ finde, für einen anderen erst der Wohlfühlbereich beginnt.
Dennoch stehen die verschiedenen Ordnungsbereiche in unserem Leben in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. So wird zum Beispiel die geistliche Ordnung nicht ohne Auswirkung auf die äußere Ordnung bleiben. Umgekehrt kann eine Wohnung noch so aufgeräumt sein, der ordentliche Eindruck wird nur dann glaubhaft sein, wenn die innere, geistliche Ordnung intakt ist. Ist das nicht der Fall, werden Außenstehende über kurz oder lang merken, dass etwas nicht stimmt, denn es breitet sich dann oft eine sterile und kalte Atmosphäre aus.
Herrscht in einem Haus augenscheinlich Unordnung, besteht oft die Neigung, die Ehefrau und Mutter alleine dafür verantwortlich zu machen. Denn zeigt nicht gerade die Beschreibung der Frau in Sprüche 31, dass der Frau eine besondere Verantwortung für die Ordnung im Haus (oder der Wohnung) zukommt?[1]
Aus der Ordnung für Mann und Frau nach den Gedanken Gottes ergibt sich, dass in Ehe und Familie der Mann dafür verantwortlich ist, dass seine Frau ihren Aufgaben auch wirklich verantwortungsvoll nachkommen kann. Als Haupt der Frau ist er es, der ihr den Rahmen dafür bieten muss.
Versagen wir als Männer darin, ist das natürlich keine Rechtfertigung für unsere Frauen, ihrer Verantwortung ebenfalls nicht nachzukommen. Aber es wird für sie dadurch ungleich schwerer, ihre Aufgaben in Gott gemäßer Weise zu erfüllen.
Nicht dem Wort Gottes entsprechende Gedanken über die Zuständigkeit und Verantwortlichkeit für die Ordnung im Haushalt haben leider schon mancher Schwester Lasten auferlegt, die sie nicht zu tragen in der Lage war. Mutlosigkeit und Erschöpfung sind nur zwei der möglichen Folgen, unter denen sie dann leidet.
In wie viele Ehen und Familien dadurch Unfrieden und Entzweiung getragen wurden, lässt sich nicht zählen.
„Kurz gesagt: Wo Ordnung herrscht, kann Frieden sein.“
Es ist deshalb gut und wichtig, wenn wir uns als Männer immer wieder in Erinnerung rufen, dass Gott uns mit der Heirat keine kostenlose Haushaltshilfe zur Verfügung gestellt hat. Er schenkte uns eine Partnerin, mit der wir gemeinsam durch Freud und Leid gehen dürfen und die wir so lieben dürfen und sollen, wie Christus die Versammlung liebt (s. Eph 5,25).
Dieses Bewusstsein wird den Mann dazu antreiben, seine Frau dabei zu unterstützen, Ordnung im Haushalt zu schaffen und zu erhalten.
J. G. Bellet schrieb dazu schon vor über 100 Jahren: „Die Liebe freut sich, wenn sie in Anspruch genommen wird. Sie ermüdet, wenn man zu viel Umstände macht; das wäre gewissermaßen eine Beeinträchtigung ihrer wahren Natur und der ihr eigentümlichen Handlungsweise. Die Zuneigung zwischen Familienmitgliedern z. B. beseitigt alles umständliche Wesen. Im Familienkreis herrscht Vertraulichkeit, nicht Form. Die Liebe bewirkt in dem einen wie in dem anderen, dass er mit Bereitwilligkeit seine häuslichen Arbeiten verrichtet, und das gegenseitige Vertrauen aller erlaubt, dass es im Geist der Liebe geschieht.“[2]
Die Unterstützung der Frau besteht also nicht darin, sie darauf hinzuweisen, dass mal wieder aufgeräumt werden müsste. Es geht vielmehr darum, selbst aktiv zu werden. Wenn mich die Liebe zu meiner Ehefrau antreibt, wird mir das normalerweise nicht schwerfallen.
Um unsere Sinne zu schärfen, möchten die folgenden Beispiele deshalb zum eigenen Nachdenken anregen, wo und wie wir als Mann unserer Frau praktisch zu Hilfe kommen können:
Was mache ich mit den gebrauchten Socken nach dem Umziehen? Sie direkt in den Korb mit der schmutzigen Wäsche zu räumen und sie nicht einfach im Schlafzimmer auf dem Boden liegen zu lassen, erfordert nicht viel Energie.
Gibt es gut zugänglichen und geeigneten Stauraum in der Wohnung bzw. im Haus? Ist das nicht der Fall, ist es meiner Frau auch bei der größten Bereitwilligkeit nicht möglich, Ordnung zu halten.
Worauf achte ich, wenn zum Beispiel ein neuer Staubsauger benötigt wird? Natürlich kann der Preis nicht außer Acht gelassen werden. Mindestens genauso wichtig ist, ob das Gerät handlich ist und meine Frau es gut bedienen kann. Auch die Qualität und die mögliche Nutzungsdauer sind bei solchen Anschaffungen zu bedenken.
Wie reagiere ich, wenn meine Frau mich darauf hinweist, dass etwas im Haushalt kaputt gegangen ist, zum Beispiel die Lampe im Backofen? Nicht jeder Mann ist in der Lage, alle notwendigen Reparaturen im Haushalt selbst zu erledigen. Unabhängig davon, ob ich es selbst reparieren kann oder einen Handwerker beauftragen muss, ist es aber wichtig, solche Reparaturen nicht auf die lange Bank zu schieben.
Für sich gesehen sind es meist nur Kleinigkeiten, aber in der Summe haben sie eine große Wirkung, sowohl auf das Miteinander in der Familie als auch im Freundeskreis und im Kreis der Glaubensgeschwister.
Und wir können sicher sein, dass jeder noch so kleine Handgriff des Mannes gleichzeitig auch eine Ermunterung für seine Frau ist, der ihr zeigt, dass er sie wirklich liebt. „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ Diese Worte aus 1. Johannes 3,18 passen in der Anwendung auch hier.
Unser Vorbild wird auch nicht ohne Auswirkung auf unsere Kinder bleiben und sie dazu anleiten, auch ihren Beitrag daran zu erkennen und zu leisten, dass es im Haus ordentlich ist. Dazu gehört natürlich auch, als Vater die Kinder dazu anzuhalten, ihre Zimmer in Ordnung zu halten und darauf zu achten, dass sie auch sonst Pflichten im Haus übernehmen. Es ist wichtig für unsere Kinder, das nicht immer nur von der Mutter zu hören. Und es ermutigt unsere Frauen, wenn sie merken, dass wir sie auch darin unterstützen.
Gleichzeitig verdeutlicht der zuletzt genannte Aspekt noch einmal, dass die verschiedenen Ordnungsbereiche in Ehe und Familie nicht voneinander getrennt werden können, sondern ineinander greifen.
Was wir als Männer außerdem auch nie vergessen sollten: Unseren Beitrag zur Ordnung im Haushalt nicht zu leisten, wäre gleichbedeutend damit, unserer uns von Gott in der Schöpfungsordnung gegebenen Verantwortung nicht nachzukommen.
Nicht zuletzt sind uns unsere Ehefrauen von Gott geschenkt. Unseren Beitrag zur Ordnung im Haushalt nicht zu leisten, hieße, dieses Geschenk Gottes gering zu achten.
Stefan Busch
"Gott ist nicht ein Gott der Unordnung sondern des Friedens, wie in allen Versammlungen der Heiligen."
Fußnoten:
Die vielfältigen Aufgaben, die Gott der Frau anvertraut hat und zu denen auch die Ordnung in ihrem Haus gehört, wurden ausführlich in der Artikelserie „Eine tüchtige Frau – wertvoller als Korallen“ von Ernst-August Bremicker behandelt, die in den Heften 2/2018 bis 2/2019 von „Bleibt in mir“ erschienen ist.
J. G. Bellet: „Die Welt vor der Flut und die Patriarchen“, S. 89, Nachdruck 1979 erschienen im Ernst-Paulus-Verlag.