Als Eva von der Schlange verführt worden war, von der verbotenen Frucht gegessen und auch Adam davon gegeben hatte, wurden die Augen von Adam und Eva aufgetan und sie erkannten, dass sie nackt waren. Darauf folgte eine Reaktion in drei Schritten, die für uns sehr lehrreich ist, weil wir in Gefahr stehen, uns nach einem Fehlverhalten, einer unangemessenen Reaktion, also einer Sünde, ähnlich zu verhalten.
Adam und Eva versuchten, ihre Nacktheit zu bedecken, indem sie sich aus Feigenblättern Schurze machten. Die Nacktheit an sich war keine Sünde. Im Garten Eden, in dem die ersten Menschen in Unschuld lebten, konnten sie so sein, wie Gott sie geschaffen hatte. Gott würde sie später bekleiden und von diesem Moment an sollte der nun sündige Mensch anständig bekleidet sein.
Durch die Sünde des Ungehorsams erkannten Adam und Eva, dass sie nackt waren. Diese Nacktheit wollten sie mit den Feigenblättern verstecken. Sie versuchten, sie zu vertuschen.
Hat nicht auch David ähnlich reagiert, als er in der Sache mit Bathseba gesündigt hatte? Ihre Schwangerschaft war nicht zu verbergen, doch er versuchte, seine Sünde zu verbergen, indem er Urija aus dem Krieg kommen ließ (s. 2. Sam 11).
Und wie war es mit Saul, als er das Gebot Gottes übertreten hatte? Er sagte zu Samuel: „Ich habe gesündigt! Nun ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel“ (s. 1. Sam 15,30). Ehre mich doch – das sind Feigenblätter.
Als Adam und Eva dann die Stimme Gottes im Garten hörten, versteckten sie sich. Doch Gott kann man nichts vormachen, vor Ihm haben Feigenblätter keinen Bestand. Vor Menschen mag es zuweilen möglich sein, Dinge zu vertuschen, nicht aber vor Gott.
Zahlreiche Menschen haben versucht, durch Flucht vor Gott den Folgen ihres Handelns zu entkommen. Vergeblich! Jakob ist dafür ein anschauliches Beispiel. Nachdem er seinen Vater Isaak betrogen hatte und sich durch Esau bedroht sah, floh er.[1] Es folgte eine Zeit ohne Gemeinschaft mit Gott – aber gleichzeitig eine Zeit der Erziehung durch Gott.
Auch in der Zeit der Gnade gilt der Grundsatz: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7). Wir sind verantwortlich für unser Tun und müssen auch die Folgen tragen. In seiner Gnade kann Gott diese Folgen in einzelnen Fällen wegnehmen oder mildern, das ändert aber nichts an dieser grundsätzlichen Tatsache!
Dann konfrontiert Gott Adam mit seiner Übertretung. Er fragt: „Hast du gegessen von dem Baum?“ (1. Mo 3,11). Adam sagt nicht: „Ja, das habe ich“. Nein, er möchte noch immer seine Ehre retten. Und wie erbärmlich ist seine Ausrede: „Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß” (1. Mo 3,12). Alle sind schuld: Die Frau und sogar Gott, der die Frau gegeben hat. Nur Adam selbst möchte keine Schuld haben.
Eva reagiert auf dieselbe Weise: „Die Schlange betrog mich, und ich aß“ (1. Mo 3,13). „Die Schlange ist schuld, sie betrog mich“.
Von Natur aus sind wir Kinder Adams und können dieses Verhalten auch in unserem Leben entdecken. Aber das ist keine Lösung. Wie viele Diskussionen, wie viel Streit, wie viele Verletzungen wären schon vermieden worden, wenn die Verantwortung für Fehler und Sünden einfach übernommen worden wäre, verbunden mit Buße und Bekenntnis.
Wenn in unseren Familien die Eltern gelernt haben, die Verantwortung für ihr eigenes Fehlverhalten zu übernehmen, dann führt das zu erhöhter Aufmerksamkeit im Blick auf das weitere Verhalten der Eltern und der Kinder. Es ist sehr demütigend für Eltern, ihren Kindern gegenüber Fehler und Sünden bekennen zu müssen. Aber es ist auch heilsam, nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Kinder. Die Bereitschaft der Eltern, eigene Fehler einzugestehen und dafür um Entschuldigung zu bitten, wird das Ansehen und die Autorität der Eltern bei den Kindern stärken.
Auch für ein gutes und vertrauensvolles Miteinander als Eheleute ist es unabdingbar, Fehler einzugestehen und sich dafür zu entschuldigen. Vertuschen, verstecken oder gar den Fehler beim Ehepartner zu suchen, zerstört das Vertrauen und hat zersetzende Wirkungen. Offenheit, Selbstgericht, Bekenntnis und Demut hingegen sind ein guter Nährboden für ein gedeihliches Eheleben.
Im Hinblick auf unsere Kinder ist es gut, sie anzuleiten, die Verantwortung für ihre Fehler, Ungezogenheiten, Streiche usw. zu übernehmen. Dabei sollten wir sie dem Alter entsprechend auch unterstützen und ggf. begleiten, wenn z.B. eine Entschuldigung beim Nachbarn nötig ist (da sind besonders die Väter angesprochen). Sprüche 22,6 sagt: „Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend, und er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird.“
Lasst uns auch bei der Wahl der Strafe darauf achten, dass sie angemessen und nicht überzogen ist. Furcht vor Strafe fördert nämlich gerade die drei genannten Punkte.
All das ist in der Umsetzung nicht einfach und wir brauchen dazu Weisheit und Gottes Hilfe.
„Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden“ (Jak 1,5).
Hartmut Frisch
Fußnoten: