„Und sie [die Frauen] sprachen zueinander: Wer wird uns den Stein von dem Eingang der Gruft wegwälzen? Und als sie aufblickten, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist – er war nämlich sehr groß.“
„Und sie [die Frauen] sprachen zueinander: Wer wird uns den Stein von dem Eingang der Gruft wegwälzen? Und als sie aufblickten, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist – er war nämlich sehr groß.“ (Mk 16,3.4).
Sorgensteine – wer kennt sie nicht? Große und kleine liegen immer wieder auf unserem Glaubensweg. Oft scheinen sie uns unüberwindlich. Dann seufzen wir und fragen: Wer wird uns den Stein wegwälzen?
Wir betrachten den Stein von allen Seiten und – bei aller Beschäftigung mit dem, was uns Not macht, werden wir immer verzweifelter: Wir sehen einfach keinen Ausweg.
Maria Magdalene, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wollen den Leib des Herrn Jesus, nach der Sitte der damaligen Zeit, mit wohlriechenden Gewürzsalben einbalsamieren. Es ist ein Ausdruck der innigen Liebe zu ihrem Herrn.
Wenn da nur nicht der sehr große Stein am Eingang der Gruft wäre!
Eine Frage bewegt ihre Gemüter: „Wer wir uns den Stein von dem Eingang der Gruft wegwälzen? … er war nämlich sehr groß“ (V. 3.4).
In der Morgendämmerung nähern sich die Frauen der Grabstelle und – „als sie aufblickten, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist“. Das Problem hat sich gelöst!
Sollten wir es den Frauen nicht gleichtun? Aufblicken – darauf kommt es an!
Solange wir mit uns selbst und unseren kleinen und großen Sorgensteinen beschäftigt sind, werden auch unsere bangen Fragen nicht aufhören und unsere trüben Gedanken uns niederdrücken. Wir sind beschwert und die Seele leidet[1].
„Lasst auch uns … hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens …“ (Heb 12,2). Dieses Aufschauen auf Jesus bedeutet eigentlich wegzuschauen von allem anderen allein auf IHN hin.
Der Glaube schaut in die geöffneten Himmel und sieht Jesus, der sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe, mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt (s. Heb 1,3; 2,9). Im festen Blick auf den verherrlichten HERRN im Himmel werden wir erheitert und unsere Angesichter werden nicht beschämt (s. Ps 34,6).
Bruder Walter Gschwind [1908-1996] war ein „Vater in Christus“ und hat unter den Geschwistern in der Schweiz oft mit dem Wort Gottes dienen dürfen. Dabei war es ihm in seinen Vorträgen ein Anliegen, seine Zuhörer zu ermahnen, die Augen immer auf den Herrn gerichtet zu halten. Ein junger Zuhörer nahm dies zum Anlass, den Bruder aufzusuchen mit der Frage: „Lesen wir nicht in Galater 6 Vers 1, dass wir auf uns selbst sehen sollen?“
Die Antwort des erfahrenen Bruders lautete: „Hast Du Freude gehabt, als du auf dich selbst geblickt hast“[2]?
Derselbe Bruder ermuntert durch persönliche Glaubenserfahrung:
"Dabei sieht unser Aug‘ im Glauben, Herr Jesus, unverwandt auf Dich.
Das hält uns aufrecht, macht uns fröhlich, taucht unser Herz in warmes Licht…"
Drehen sich deine Gedanken vielleicht immer wieder um die gleichen Probleme und das Aufblicken auf den Herrn Jesus fällt dir schwer?
Es kann sogar sein, dass Zweifel an der Liebe Gottes in deinem Herzen aufkommen.
Doch auch in solchen Momenten darfst du wissen, dass der Herr dich immer noch und gerade jetzt liebt – auch wenn du es nicht „fühlst“. Gib diesen negativen Gefühlen nicht nach, dann werden sie dich auch nicht zu Boden drücken.
Der Herr versichert dir durch sein Wort – worauf du dich verlassen kannst:
Halte deshalb daran fest: Der Herr Jesus sieht und kennt dich! Nichts ist vor Ihm verborgen.
Er kennt mein Sitzen und mein Aufstehen – Er versteht meine Gedanken von fern – Er ist vertraut mit allen meinen Wegen (s. Ps 139,2.3). Denn „alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben“ (Heb 4,13).
Er kennt dich nicht nur durch und durch – Er ist auch der, der alles zu tun vermag und dem kein Vorhaben verwehrt werden kann (s. Hi 42,2).
Vielleicht empfindest du, dass dein Glauben schwach ist. Wie jener Vater, der zu dem Herrn mit Tränen rief: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24).
Aber ein Gramm Glaube ist in Gottes Augen mehr wert als ein Zentner Gefühl. Der Glaube ehrt Gott. Und Gott ehrt den Glauben.
Wir erinnern uns: Der Stein vor der Graböffnung war „sehr groß“.
Für unseren Herrn war das kein Problem! Ihm ist „alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden!“ (Mt 28,18). Er ruft dir zu: „Siehe, ich bin der Herr, der Gott allen Fleisches; sollte mir irgendein Ding unmöglich sein?“ (Jer 32,27).
Deshalb darfst du „hinschauend auf Jesus“ kühn sagen: „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten …“ (Heb 13,6).
Trauer blickt zurück.
Sorge schaut sich um.
Glaube sieht nach oben.
Friedhelm Müller
Fußnoten: