„Und der Mensch sagte: Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß. Und Gott der Herr sprach zu der Frau: Was hast du da getan! Und die Frau sagte: Die Schlange betrog mich, und ich aß“
Die Menschheitsgeschichte stand noch ganz an ihrem Anfang. Gott hatte alles wunderbar geschaffen, es gab beste Bedingungen für den Menschen, um in dem Garten Gottes zu leben und die Gemeinschaft mit Gott zu genießen. Nur ein Gebot hatte das erste Menschenpaar zu beachten: Sie sollten nicht von der Frucht des „Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen“ essen (1. Mo 2,17). Von allen anderen Bäumen in Gottes genialer Schöpfung durften Adam und Eva nach Belieben genießen.
Auf die Frage Gottes an Adam: „Wer hat dir mitgeteilt, dass du nackt bist?“(1. Mo 3,11), geht Adam gar nicht ein. In seiner Antwort an Gott will er nur klarmachen, dass er nicht schuld an der Sache ist. Wenn jemanden Schuld trifft, dann seine Frau. Aber Adam geht noch weiter – auch Gott ist aus seiner Sicht schuld an der Misere, denn Er hatte ihm ja schließlich Eva zur Frau gegeben.
Anstatt den Fehler einzugestehen und vor Gott ein gründliches Bekenntnis abzulegen, schiebt Adam die Verantwortung von sich. War diese Frau, die Gott ihm gegeben hatte, nicht ein Grund tiefer Freude und Dankbarkeit für ihn gewesen? Offensichtlich hatte Adam ganz vergessen, dass Eva von Gott speziell für Ihn geschaffen worden war. Eva war ein perfektes Gegenüber für Adam (s. 1. Mo 2,20-23).
Dann wendet sich Gott an Eva: „Washast du da getan!“ (1. Mo 3,13). Wird Eva ihre Schuld einsehen oder reagiert sie wie ihr Mann? Kaum zu glauben und doch unserem Verhalten oft so ähnlich – auch sie versucht, die Schuld von sich wegzuschieben, indem sie der Schlange die Schuld zuschiebt.
Im weiteren Verlauf des Geschehens geht Gott gar nicht weiter auf die Argumente von Adam und Eva ein, sondern zeigt ihnen die dramatischen Folgen des „Sündenfalls“ auf.
Wie oft haben wir schon die Schuld bei anderen gesucht? Wie oft haben wir Gott schon die Schuld an unserem eigenen Versagen gegeben?Warum fällt es uns nur so schwer, Fehler einzugestehen und Schuld zuzugeben?
In der Familie schieben sich die Kinder meist gegenseitig die „Schuld in die Schuhe“ und als Eheleute sind wir oft auch nicht besser. Wie kann es sein, dass wir tagelang Unstimmigkeiten und Streit in der Ehe einem klaren und eindeutigen Bekenntnis unserer Sünde vorziehen? Ich möchte es nicht gewesen sein, für die Schuld muss ein anderer her. Schuld sind mein Ehepartner, meine Kinder, meine Arbeitskollegen, die Umstände, die Zeit, meine Gesundheit oder vielleicht sogar Gott!
Gott möchte, dass wir lernen, Schuld einzugestehen und ein klares Bekenntnis abzulegen. Wir sollen lernen, die Sachen beim Namen zu nennen, in denen wir schuldig geworden sind. Rumdrucksen und das Erfinden schlauer Ausreden wird unsere Gewissen niemals entlasten.
„Das Erfinden schlauer Ausreden wird unsere Gewissen niemals entlasten.“
Wenn wir gesündigt haben, dann sollten wir nicht von unserer „Schwachheit“ oder unserem „Versagen“ sprechen, sondern die Sache vor Gott und den Menschen so bezeichnen, wie sie ist. Sünde bleibt Sünde. Nachdem David sich mit Bathseba versündigt hatte (s. 2. Sam 11), spricht er in Psalm 51,6 sehr klare Worte aus: „Gegen dich, gegendich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt wirst, wenn du redest, für rein befunden, wenn du richtest.“ In seinem Bekenntnis ist David für uns ein Vorbild im Umgang mit persönlicher Schuld.
Es gibt auch gemeinsame Schuld – Nehemia, Esra und zum Beispiel auch Daniel sprechen von einer gemeinsamen Schuld des Volkes Gottes. Das Volk Gottes hatte gesündigt und sich von Gott ab- und den Götzen zugewandt. Die Folgen lagen auf der Hand – Gott führte sein Volk in eine harte und langjährige Gefangenschaft nach Babylon. Aber wie gingen diese Männer Gottes mit der Schuld des Volkes um? Sie waren ja persönlich im Großen und Ganzen frei von dieser Schuld.
Nehemia betet in Nehemia 1,6: „Lass doch dein Ohr aufmerksam und deine Augen offen sein, dass du hörest auf das Gebet deines Knechtes, das ich heute, Tag und Nacht, für die Kinder Israel, deine Knechte, vor dir bete, und wie ich die Sünden der Kinder Israel bekenne, die wir gegen dich begangen haben! Auch wir, ich und meines Vaters Haus, haben gesündigt.“
Auch heute gibt es so viel Versagen in der Versammlung Gottes. Aber nicht „nur“ Versagen – in unserem Zeugnis als Licht vor der Welt und in dem Auftrag, die „Einheit des Geistes zu bewahren“ (Eph 4,3), haben wir gesündigt. Die Christenheit gleicht einem „Trümmerhaufen“, ist zersplittert, uneins und von vielen falschen Lehren durchsetzt. Was bewirkt das bei uns, bei dir und mir? Wie gehen wir damit um?
Zeigen wir, wie damals Adam und Eva, mit dem Finger auf „die anderen“ oder sogar auf Gott, der das alles zugelassen hat?
Gott, der Herr, möchte uns dahin bringen, dass auch wir betend sagen können: „Auch wir, ich und meines Vaters Haus, haben gesündigt.“
Zum Schluss wenden wir den Blick noch auf unseren Herrn und Heiland. Er war völlig anders. Er selbst hatte keinerlei Schuld, Er war der Heilige und der Reine. Doch was hat Er getan? „Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg; und der Herr hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit“ (Jes 53, 5.6).
Als der Herr Jesus am Kreuz auf Golgatha litt und starb, hat Er fremde Schuld auf sich genommen und zu seiner eigenen Schuld gemacht. In einem prophetischen Wort klagt Christus: „Denn Übel bis zur Unzahl haben mich umgeben, meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und mein Herz hat mich verlassen“ (Ps 40,13).
Er wurde von Gott wegen deiner und meiner Schuld gestraft und zerschlagen. Er ging wegen unserer Schuld in die Finsternis und wurde von Gott verlassen. Nie hat Er Schuld von sich geschoben, obwohl Er selbst schuldlos war. So hat Er einen Weg zur Vergebung geöffnet!
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“
Johannes Achenbach