BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Dies ist ein Test

KONFLIKTE - wie können wir sie lösen?

© SergeyCash, stock.adobe.com

Konflikte gibt es, solange es Menschen gibt. Als Konflikt bezeichnen wir eine schwierige Situation infolge des Aufeinanderprallens unterschiedlicher Interessen, Forderungen oder Meinungen.
Weil durch den Sündenfall des ersten Menschenpaares die Sünde in die Welt gekommen ist, sind auch Konflikte eine Folge davon (s. Röm 5,12). Vor dem Sündenfall herrschten vollkommene Harmonie und Liebe. Aber das veränderte sich nach dem Sündenfall grundlegend: Die gefallenen Menschen wurden missgünstig und bösartig (s. 1. Mo 6,5).
Konflikte sind keine angenehmen Situationen in unserem Alltag. Auch wir Christen sind ihnen immer wieder ausgesetzt. Wie gehen wir damit um?
In Gottes Wort finden wir Begebenheiten, die uns Grundsätze für den Umgang mit Konflikten zeigen. Im Folgenden möchten wir uns deshalb einmal mit zwei aufschlussreichen Begebenheiten näher beschäftigen.

Abraham[1] und Lot – Lösung eines Konflikts

Abraham wohnte zwischen Bethel und Ai bei der Stätte des Altars (s. 1. Mo 13,3). Er war sehr reich an Vieh, Silber und Gold (s. V. 2). Auch Lot, der mit Abraham zog, war nicht un­vermögend: Er hatte Kleinvieh und Rinder (s. V. 5). Beide waren zu Wohl­stand gekommen. Ihre Habe war groß, aber der Wohnraum begrenzt.
Die Folge davon war Zank zwischen den Viehhirten Abrahams und Lots.
Das konnte so nicht bleiben! Welch ein Bild gaben sie damit unter den Kanaanitern und den Perisitern ab, die damals im Land wohnten!
Schauen wir uns die einzelnen Schrit­te zur Konfliktlösung etwas genauer an.

Den ersten Schritt machen

Es ist Abraham als der Ältere (und Weisere), der die Initiative zum Ge­spräch ergreift.
Der Vorzug an Alter und der damit verbundenen Selbsterkenntnis, lässt Abraham Lot gegenüber langmütig sein. Die Einsicht eines Menschen [über sich selbst] macht ihn lang­mütig, und sein Ruhm ist es, Verge­hungen zu übersehen“ (Spr 19,11).

Das Verbindende, Gemeinsame hervorheben

Abraham geht auf Lot zu und spricht den Konflikt offen an: „Da sprach Ab­ram zu Lot: Lass doch kein Gezänk sein zwischen mir und dir und zwi­schen meinen Hirten und deinen Hir­ten; denn wir sind Brüder!“ (1. Mo 13,8).
Abraham erhebt warnend seine Stim­me wegen der möglichen Folgen des Streits. Er ist sich im Klaren dar­über: Der Streit der Hirten würde auch das Verhältnis zwischen ihm und Lot trü­ben, deshalb mahnt er: „Lass doch kein Gezänk sein zwi­schen mir und dir …“.
In Weisheit betont er zunächst das Verbindende und sagt: „Wir sind Brü­der! – obwohl Lot sein Nef­fe war, der Sohn seines Bruders Ha­ran (s. 1. Mo 11,31).

Die richtigen Worte wählen

Abraham gibt uns ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig im Konflikt Beson­nenheit ist. Denn: „… die Zunge der Weisen ist Heilung“. Aber: „Da ist je­mand, der unbesonnene Worte re­det gleich Schwertstichen“ (s. Spr 12,18).
Es ist auffallend, wie sehr er ver­sucht, die Situation möglichst objek­tiv darzustellen: Er bleibt ruhig und besonnen, reagiert nicht emotional. Er macht Lot keine Vorwürfe, keine aggressiven Äußerungen kommen über seine Lippen.

Lösungen anbieten

Selbstlos fragt Abraham den jünge­ren Lot: „Ist nicht das ganz Land vor dir?“ Und dann macht er ihm einen Lösungsvorschlag. Er unterbreitet Lot zwei Möglichkeiten und überlässt ihm die Wahl: „Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich mich zur Rech­ten wenden, und willst du zur Rech­ten, so will ich mich zur Lin­ken wen­den“ (V. 9). Dabei ist Abra­ham auch bereit, Nachteile in Kauf zu nehmen.

Nicht auf den eigenen Vorteil bedacht sein

Wir alle haben wohl mehr oder we­niger in dieser Hinsicht zu lernen!
Manchmal müssen auch wir Benach­teiligungen in Kauf nehmen, indem wir die eigenen Interessen zurück­stellen und einlenken – um des Frie­dens willen auf etwas verzich­ten. Die Er­mahnung ist immer noch aktuell: „Warum lasst ihr euch nicht lieber un­recht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?“ (1. Kor 6,7).
In uns selbst haben wir nicht die Weisheit zu einem jederzeit beson­nen Reden und Handeln.
Der Herr Jesus ist uns auch darin Vorbild. Er suchte niemals seinen Vorteil, verzichtete auf eigene Rechte und „übergab sich dem, der gerecht richtet“ (1. Pet 2,23).

Mit Gottes Augen sehen

Und Lot – wie verhält er sich? Eigent­lich hätte es ihm als dem Jünge­ren gut gestanden, seinem Onkel Abra­ham die Wahl zu überlassen.
Aber hat Lot wirklich das bessere Los gezogen? Nur dem äußeren An­schein nach. Sein Weg ging moralisch Schritt für Schritt bergab: „Lot wohn­te in den Städten der Ebene – er schlug seine Zelte auf bis Sodom“, deren Bewohner große Sünder vor dem Herrn waren! Schließlich wohnt Lot in Sodom und zuletzt finden wir ihn im „Tor Sodoms“; er hatte einen Sitz im Rat dieser gottlosen Stadt (s. Kap. 13,12.13; 14,12; 19,1).
Armer Lot: Er quälte Tag für Tag sei­ne gerechte Seele mit dem, was er sah und hörte (s. 2. Pet 2,7.8).

Nicht nachtragend sein

Abraham ist gegenüber seinem Nef­fen Lot nicht nachtragend. Im Gegen­teil: Als Lot durch kriegerische Aus­einandersetzungen in Not gerät, eilt Abraham ihm sofort zu Hilfe: „Und als Abram hörte, dass sein Bruder (!) gefangen weggeführt wor­den war, ließ er seine Geübten, seine Hausge­borenen, ausrücken, 318 Mann, und jagte ihnen nach bis Dan …“ – und befreite ihn und seine Habe (Kap. 14,14-16). Vorbildlich ist Abrahams Fürbitte vor dem Herrn um die Ver­schonung Lots und seiner Familie vor dem Gericht über die Städte So­dom und Gomorra (s. Kap. 18,22-33).

Beratung in Jerusalem – Lösung einer Streitfrage

„Müssen die Christen aus den Na­tionen noch beschnitten werden und das Gesetz halten, um errettet zu werden?“ (s. Apg 15,1.5).
Wegen dieser Streitfrage kamen die Apostel und Ältesten in Jerusalem zusammen. Wie sachlich behandel­ten die Apostel und die Ältesten dieses Problem! Jeder der sich zu Wort Meldenden wurde langmütig angehört.

Alle Seiten anhören

Zuerst redet Petrus, der seine Beur­teilung mit den Worten auf den Punkt bringt: „Wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene“ (V. 11).
Die Menge schweigt zunächst: Ruhe und Besonnenheit sind erkennbar.
Dann hören sie Barnabas und Pau­lus zu, die von Zeichen und Wun­dern unter den Nationen berich­ten, die Gott durch sie getan hat (V. 12). Auch sie können ausre­den, ohne unter­brochen zu werden.
Schließlich zitiert Jakobus (der in der Versammlung von Jerusalem als Säule angesehen wurde) einige Verse aus dem Propheten Amos und gibt sein Urteil sachlich mit einem konkreten Vorschlag ab: Den aus den Natio­nen zu Gott Bekehrten keine Schwierig­keiten zu machen, ihnen vielmehr zu schreiben, sich von gewissen Dingen (von Hurerei usw.) zu enthalten.
Und der Heilige Geist bewirkt, dass alle erkennen: Das zitierte Wort Got­tes ist die Lösung der Frage. Die Be­folgung desselben dient dem Frie­den und der Einheit.

Einmütig werden und handeln

Dem Feind wurde in einer brisanten Situation auf Gott gemäße Weise ge­wehrt: Keine Parteilichkeit ist erkenn­bar – keine Spaltungen entstehen.
Diese geistlichen Männer verfassen einmütig einen Brief, welcher den Nationen durch Paulus und Barna­bas in Begleitung von Judas und Silas, die Führer unter den Brüdern waren, mitgeteilt werden soll. Diese kom­men nach Antiochien hinab, versam­meln die Menge und über­geben den Brief. Als Folge lesen wir von Freu­de, Trost, Ermunte­rung, Stärkung und Frieden (s. V. 30-35) unter den Ge­schwistern, die (wieder) einträch­tig beieinander wohnen. Sie stehen unter dem Segen Gottes (s. Ps 133,1.3).

Beachtenswert auch für uns heute

Was können wir tun, damit Kon­flikte sich nicht verschärfen? Fas­sen wir noch einmal zusammen:

  • Oft kann eine „milde Antwort“ ent­scheidend zur Deeskalation beitra­gen – „den Grimm abwenden“ (Spr 5,1). Nicht nur in Auseinanderset­zungen zwischen Eheleuten beugt eine solche Haltung einem heftiger werdenden Streit vor.
  • Die Umsetzung der Ermahnung: „Lass den Streit, bevor er heftig wird“ befolgen wir, indem wir zu­nächst still werden und für die Sa­che beten (Spr 17,14; s. Jak 4,2). Vielleicht ist später ein sachlicher Austausch möglich!
  • Jeder sollte versuchen, die stritti­gen Dinge einmal aus der Sicht des anderen zu sehen und anzuerken­nen, was an den Argumenten des anderen wahr ist.
  • Wir können zudem den anderen bitten, selbst Vorschläge zur Lösung des Konflikts zu machen. Auch da­durch sind Meinungsverschieden­heiten einfacher aus dem Weg zu schaffen.

Einträchtig beieinander zu wohnen und einander untergeordnet zu sein in der Furcht Christi (s. Ps 133,1; Eph 4,21), ist ein fortlaufender Lern­prozess in der Schule Gottes. Demut, Sanftmut und Langmut sind uns nicht angeboren, sondern vielmehr eine Frucht der Wirksamkeit des Heiligen Geistes im Miteinander der Kinder Gottes.
Wir sind und bleiben Lernende! Manchmal ist das Lernziel nicht er­reicht und neue Lektionen zur Wie­derholung sind angesagt. Aber wer ist ein Lehrer wie Er? – Er fordert uns auf: „Lernt von mir! Denn ich binsanftmütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29).
Wenn wir bereitwillig dem Vorbild unseres Herrn folgen, stehen wir unter seinem Segen. Und der sollte uns wichtiger als alles andere sein!

Friedhelm Müller


Fußnoten:

  1. Erst in 1. Mose 17,5 gibt Gott Abram den Namen „Abraham“.

Aktuelle Artikel

Botschaften & Wirkungen des Wortes Gottes

Es ist ein unschätzbares Vorrecht, die Bibel in Händen zu halten. Wir können dieses von Gott inspirierte Buch (s. 2. Tim 3,16; 2. Pet 1,21) im Deutschen sogar jeden Tag in grundtextnaher Übersetzung{{1 Beispielsweise die Elberfelder Übersetzung Edition CSV Hückeswagen.}} lesen und studieren. Dabei stellen wir immer wieder bewundernd fest, dass die Bibel einerseits allgemeine Mitteilungen für alle Menschen enthält, andererseits aber auch ganz persönlich in den Lebensumständen jedes Einzelnen Anwendung findet – durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte hindurch. Solch eine gewaltige Tragweite an Botschaften kann nur Gottes Wort bereitstellen!
Mehr lesen

Siehe, da lag es …

Es war ein besonderer Morgen. Die Tauschicht rings um das Lager Israels in der Wüste stieg auf. Und dann sahen sie es. Da lag es. „Körnig, fein, wie der Reif auf der Erde“ (2. Mo 16,14). Es war einfach da und sie wussten nicht recht, was es war. Doch Mose erklärte es ihnen. Es war das Brot, das Gott ihnen zur Nahrung gegeben hatte. Und mit dieser Erklärung verband Er den Auftrag, davon zu sammeln, jeder nach dem Maß seines Essens (s. 2. Mo 16,16).
Mehr lesen

Frauen in der Zeit des Alten Testaments

In der Zeit des Alten Testaments – auch in der Zeit, in welche die Beschreibung der tüchtigen Frau in Sprüche 31 fällt – war das Leben der Menschen stark geprägt durch den Broterwerb aus der Land- und Viehwirtschaft. Das bestimmte den Arbeitsalltag sowohl der Männer als auch der Frauen, wie z. B. die Geschichten von Abraham und Sara, sowie auch von Boas und Ruth illustrieren. Einerseits wurde dadurch das Arbeitsfeld erweitert, andererseits standen auch häufig Knechte und Mägde zur Verfügung, die bei alltäglichen Aufgaben Hilfe leisteten und darin auch geführt werden mussten.
Mehr lesen

Lehrerinnen des Guten gesucht

„Die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Stand geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern untergeordnet zu sein, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde“.
Mehr lesen

Damit aus Kindern Leute werden

Als Gott Adam eine Hilfe schenkte, die ihm entsprach, gab Er mit der Ehe zugleich den Rahmen für das Zusammenleben von Mann und Frau. An diesem Rahmen hat sich bis heute nichts geändert. Bemerkenswert ist, dass Gott damit unmittelbar einen Gedanken für das Miteinander von Eltern und Kindern verbindet. Erstaunlich ist das auch deshalb, weil Adam und Eva zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Kinder hatten. Doch Gottes Gedanke war von Anfang an, dass der Mensch fruchtbar sein und sich mehren sollte (s. 1. Mo 1,27.28).
Mehr lesen

Heiraten ?!

Wir leben in einer Zeit, in der es immer schwerer zu fallen scheint, sich zu binden. Verbindlichkeit ist eine Tugend, die immer weniger vorhanden ist. Bindungsunfähigkeit, vielleicht sogar Bindungsangst, nehmen dagegen zu. Im Allgemeinen lebt man mehr und mehr auf kurze Sicht, weil die Zukunft so ungewiss scheint und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung abnimmt.
Mehr lesen
© 2024 Ernst-Paulus-Verlag
Ernst Paulus Verlag Logo