BleibtInMir

...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Dies ist ein Test

Ich habe da mal eine Frage

© masterzphotofo, fotolia.com

Ein echter Christ stellt Gott keine Fragen. Schon gar nicht fragt er „warum“! Denn wenn wir Gott nach dem „Warum“ seines Handelns fragen, ändert Er nur einen Buch­staben, um uns zu antworten. Seine Antwort lautet dann „Darum“. So oder ähnlich lauten manchmal die Antworten, wenn in unseren Gesprächen das Thema auf die Fragen kommt, die uns auf unse­rem Glaubensweg beschäftigen.
Eine andere oft gehörte Meinung ist, dass Christen Gott nur nach dem „Wozu“ fra­gen dürften. Denn wenn wir Gott nach dem Ziel fragten, das Er mit seinem Han­deln auf unserem Glaubensweg verfolgt, würde Er uns sicher antworten.

Fragen sind erlaubt!

Aber stimmt das denn? Dürfen Christen wirklich keine Fragen haben? Oder ist et­was mit ihrem Glauben nicht in Ord­nung, wenn sie Gottes Handeln nicht verstehen und deshalb Fragen in ihrem Herzen auf­kommen?
Um es vorweg zu nehmen: Doch, Chris­ten dürfen Gott Fragen stellen. Die Bibel ist voll von Begebenheiten, in denen Gläu­bige Fragen hatten und mit diesen zu Gott kamen.

Das Beispiel Gideons (Richter 6-8)

Ein markantes Beispiel ist der biblische Bericht über Gideon. Es war eine schwe­re, entbehrungsreiche Zeit, in der dieser Glaubensheld lebte. Jahr für Jahr fielen die Feinde des Volkes Israel ins Land ein, zerstörten die ganze Ernte und raub­ten alles Kleinvieh sowie die Rinder und die Esel. Die Midianiter ruhten nicht eher, bis sie alle Lebensmittel der Israeliten vertilgt hatten. Nicht einen Krümel lie­ßen sie dem Volk zum Verzehr übrig.
In dieser schrecklichen, notvollen Zeit schlägt Gideon eines Tages Weizen in der Kelter aus. Ein seltsa­mer Ort zum Ausschlagen des Weizens, war die Kel­ter doch dazu bestimmt, Wein­trauben zu pressen, um Saft und Wein daraus zu gewinnen. Wei­zen wurde auf der Ten­ne ausge­schlagen. Dort wehte der Wind über die Arbeit und trennte die nahrhaf­ten Weizen­körner von der für die Ernäh­rung nutz­losen Spreu.
Doch die Kelter bietet Gideon einen ge­wissen Sichtschutz. An diesem Ort be­merkt der Feind seine Bemü­hungen, Körner für ein paar Brote zu gewinnen, nicht sofort.
Unbeobachtet bleibt Gideon aber den­noch nicht. Der Engel des Herrn er­scheint ihm und grüßt ihn mit den Wor­ten: „Der Herr ist mit dir, du tapferer Held“ (Ri 6,12).
Der Engel des Herrn ist kein geringerer als der Herr Jesus selbst. In dieser Ge­stalt eines Engels erschien Gott den Men­schen zur Zeit des Alten Testa­ments. Doch Gideon erkennt in diesem Moment noch nicht, wer es ist, der ihn mit diesen Worten begrüßt. Und so stellt er seinem Besucher einige Frag­en, die es in sich ha­ben: „Bitte mein Herr, wenn der Herr mit uns ist, warum hat denn dies alles uns be­troffen? Und wo sind alle seine Wun­der, die unsere Väter uns erzählt haben, in­dem sie sprachen: Hat der Herr uns nicht aus Ägypten heraufgef­ührt? Und nun hat der Herr uns verlassen und uns in die Hand Midians gegeben“ (V.13).

Die Frage nach dem Warum

Schauen wir uns die Aussagen Gid­eons einmal etwas genauer an. Zu­nächst er­weist er dem Grüßenden Ehre, indem er ihn mit „mein Herr“ ans­pricht. Zugleich of­fenbart Gideon mit diesen Worten auch seinen Respekt dem unbekannten Gast gegenüber.
Doch bei aller Ehrfurcht und allem Re­spekt fordert Gideon doch Rechen­schaft über diesen Gruß. „Wenn der Herr mit uns ist, warum hat denn dies alles uns be­troffen?“, will er wissen. Dabei fällt auf, dass Gideon den an ihn persönlich ge­richteten Segensgruß auf das ganze Volk bezieht und sich nicht über das Volk er­hebt. „Schön, dass der Herr wenigstens mit mir ist, der Rest des Volkes ist mir egal“, hätte er ja auch denken können. Doch Gideon de­n­kt gar nicht an sich. Die augenblick­liche Situation ist für ihn viel­mehr eine Angelegenheit zwischen Gott und seinem Volk. Für ihn steht fest, dass, wenn Gott mit seinem Volk wäre, es Israel gut gehen müsse. Aber es geht Israel nicht gut. Ganz im Gegenteil.
Und weil das so ist, fährt Gideon mit seiner Frage fort. „Warum hat dies alles uns betroffen?“ Gideon fragt hier gerade nicht nach dem Ziel, das Gott mit sei­nem Volk hat. Weil er wissen möchte, welchen Grund die Notlage des Volkes hat, fragt er Gott ohne Um­schweife nach der Ur­sache. Ja, Gideon geht sogar noch weiter. Er er­innert Gott an die Wun­der, die Er bei der Befreiung des Vol­kes aus der Knechtschaft Ägyp­tens getan hat. Gideon hat keinen Zwei­fel, dass Gott auch jetzt noch solche Wunder tun kann. Aber bisher hat Er keines getan, um sein Volk aus der Not zu retten und den jährlich wie­derkehrenden Angriffen der Midia­niter ein Ende zu bereiten. Dafür muss es einen Grund geben, ist Gideon sich sicher. Doch er kennt ihn nicht. Des­wegen fragt er den Herrn danach.
Und ohne die Antwort abzuwarten, trifft er eine weitgehende Aussage, die im di­rekten Widerspruch zu dem Gruß ist, den ihm der Engel des Herrn zugerufen hat. Gideon ist über­zeugt, dass Gott sein Volk ver­lassen und in die Hän­de der Feinde gege­ben hat.

Fragen machen nicht unbrauchbar für Gott

Die Antwort des Engels des Herrn ist er­staunlich: „Gehe hin in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Hand Midians!“ (V.14).
Wie kommt es, dass Gott Gideon nicht ein­fach mit „Darum“ antwortet, sondern ihm stattdessen diesen besonderen Auf­trag zur Rettung Israels gibt? Weshalb tadelt der Herr Gideon nicht für seine Fragen?
„Gehe hin in dieser deiner Kraft.“ Gi­deons Fragen sind in den Augen des Herrn mehr als der Ausdruck eines schwachen Glau­bens. So schwach dieser Glaube im Au­genblick auch ge­wesen sein mag, so war er doch vor­han­d­en, wie der weitere Ver­lauf der Geschichte erkennen lässt. Und die Fragen Gide­ons zeigen sein echtes Interesse am Volk Gottes. So konnte Gi­deon nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Fra­gen ein geeignetes Werkzeug in der Hand des Herrn sein.
Offensichtlich sind die Fragen, die Gid­eon bewegen, kein Hindernis dafür, dass er ein Werkzeug Gottes sein konnte. Ent­scheidend ist dabei nämlich die Her­zenshaltung, in der Gideon sei­ne Fra­gen vor­trägt. Denn Gott sieht anders als der Mensch auf das Herz (s. 1.Sam 16,7). Er kennt unsere Herzen besser als wir selbst. Denken wir nur an die ersten Verse des 139. Psalms.
Drei wichtige Aspekte werden in den Wor­ten Gideons deutlich:

  1. Uneigennützigkeit: Gideon denkt nicht an sich, sondern an das Volk.
  2. Beugung: Er erkennt die züchtigen­de Hand Gottes in den Ereigniss­en. Ihm ist klar, dass Gott das Volk in die Hand Midians gegeben hat und er stellt sich selbst mit unter dieses Ge­richt, indem er sich mit dem Volk Got­tes verbindet.
  3. Vertrauen: Gideon traut Gott zu, der Not ein Ende zu bereiten. So, wie Er es damals auch getan hat, als Er sein Volk aus der Gefangen­schaft Ägyp­tens befreite.

Fragen in der richtigen Gesinnung

Das Beispiel Gideons macht uns Mut, auch mit unseren Fragen zu dem Herrn Jesus zu gehen. Wenn uns da­bei die glei­che Gesinnung kenn­zeichnet, die wir bei Gi­deon finden, dürfen wir darauf ver­trauen, dass der Herr uns nicht ab­weis­en wird.
Vielleicht werden wir seine Antwort nicht immer gleich verstehen. Viel­leicht muss der Herr uns auch ein­mal eine Weile warten lassen, bis Er uns so ant­worten kann, dass wir es erfassen und tragen können. Doch egal wie, wir dür­fen immer darauf vertrauen, dass uns­ere Fragen nicht ungehört bleiben und der Herr so antworten wird, wie es für uns am bes­ten ist.
Gideon hat auch nicht sofort die gan­ze Tragweite dessen erkannt, was dort un­ter der Terebinthe Ophras sei­nen An­fang nahm. Der Herr hatte Geduld mit Gideon und ließ ihn im Glauben wach­sen. Wes­halb sollte Er dann mit uns ungeduldig sein?

Stefan Busch

"Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht."
(2. Korinther 12,9)

Aktuelle Artikel

Entstehung und Inhalt des Liederbuches „Kleine Sammlung Geistliche Lieder“

Nachdem der Schullehrer Carl Brockhaus, der aktiver und vollzeitlicher Mitarbei­ter im Evangelischen Brüderverein Wuppertal war, Ende 1852 aus diesem Verein austrat und seine Reisetätigkeit in Deutschland zur Verbreitung des Evangeliums und der biblischen Wahrheit über Christus und seine Versamm­lung begann, entstanden an vielen Orten christliche Versammlungen. In diesen Versammlungen entstand sehr bald ein Bedürfnis nach guten, biblisch begrün­deten Liedern. Aufbauend auf einem Liederbuch von Julius Anton von Poseck („Lieder für die Kinder Gottes“) gab Carl Brockhaus erstmals im Jahr 1853 ein Liederbuch mit dem Titel „Kleine Sammlung geistlicher Lieder“ mit zunächst 83 Liedern heraus.
Mehr lesen

Ein neues Lied – gesungen im Himmel

Schon auf der Erde dürfen Glauben­de ihren Gott und den Herrn Jesus in Liedern loben, preisen und anbeten. Aber unsere Verse berichten von ei­nem Lied, das im Himmel, vor dem Thron Gottes, gesungen wird. Diese beeindruckende Szene, die Johannes in Offenbarung 5 schildert, spielt sich nach der Entrückung der Gläubigen und vor der Erscheinung des Herrn Jesus auf der Erde ab. Noch niemals hat es einen solchen Chor gegeben. Die 24 Ältesten, die dieses Lied singen, symbolisieren alle Gläubigen, sowohl diejenigen vor dem Erlösungswerk am Kreuz als auch die aus der Zeit der Gnade bis zum Kommen des Herrn Jesus zur Entrückung.
Mehr lesen

Die Nützlichkeit gemeinsamen Singens und Spielens christlicher Lieder

Eine Familie mit noch kleinen Kindern ist mit dem Abendessen fertig. „Welches Lied sollen wir heute Abend singen?“, fragt der Vater. „Nur mit einer Schlinge, …“, tönt es aus dem Mund eines der Kleinen. Alle können dies Lied auswendig und mit großer Freude wird es mit dazu passenden Handbewegungen gesungen. „Wer will uns diese Geschichte noch einmal etwas ausführlicher erzählen?“, fährt der Vater fort, nachdem das Lied ver­klungen ist. Vater, Mutter und die schon erwachsenen Kinder stehen am Klavier, an dem die älteste Tochter sitzt. „Wir haben schon lange nicht mehr `Die Himmel erzählen die Ehre Gottes´ gesungen“, sagt die Mutter. „Wollen wir es einmal probieren?“ Alle sind begeistert und nach einigen Anläufen gelingt es der musikalischen Familie, den herrlichen Choral fehlerfrei vorzutragen. „Das müssen wir wieder öfter machen“, klingt es unisono. Einige junge Geschwister sind beieinander. Es wird Smalltalk über dieses und jenes geführt, bis jemand die Frage stellt: „Wollen wir nicht einmal ein Lied singen?“ Dem ersten Lied folgen weitere und die danach geführten Gespräche haben ganz andere Inhalte als die davor. Brüder sitzen zusammen und unterhalten sich über Schwierigkeiten in den Versammlungen. Die Stimmung ist etwas bedrückend. Plötzlich sagt einer von ihnen: „Lasst uns doch einmal ein Lied singen.“ Gesagt, getan. Es ist, als ob es im Raum heller wird. In einem von Gläubigen geführten Altenheim sitzen einige alte Geschwister verstreut in den Sitzgruppen des Aufenthaltsraumes. Viele blicken stumm vor sich hin. Ein Besucher kommt herein und setzt sich an ein dort stehendes Klavier. Er beginnt, „Gott ist die Liebe“ zu spielen und zu singen. Ein Heimbewohner nach dem andern stimmt mit ein und man sieht manche leuchtenden Augen.
Mehr lesen

Philipp Friedrich Hiller

Der Dichter des Liedes „Die Gnade sei mit allen, die Gnade unseres Herrn wurde am 6. Januar 1699 in Mühl­hausen bei Vaihingen an der Enz in Ba­den- Württemberg geboren. Philipp Friedrich Hiller hatte es schwer: Als er zwei Jahre alt war, starb sein Vater. Im Alter von acht Jahren war Hiller mit seiner Mutter und seinem Stiefvater auf der Flucht vor den mor­denden und plündernden Soldaten der französischen Besatzung.
Mehr lesen

Julie Katharina von Hausmann

Julie Katharina von Hausmann (* 7. März 1826 in Mitau; † 15. August 1901 in Võsu, Estland) war eine deutsch-baltische Dichterin, die vor allem durch ihr Gedicht „So nimm denn meine Hän­de“ bekannt wurde. Julie verbrachte als Tochter eines Gym­nasiallehrers ihre Kindheit in Mitau. Als die fünfte in der Reihe von sechs Schwestern, von denen die vierte sechs Jahre älter und die sechste sechs Jah­re jünger als sie war, stand sie ziem­lich allein im Elternhaus, liebte aber die Stille und Einsamkeit, die für ihre innere Entwicklung und ihr Gebetsle­ben so wertvoll waren.
Mehr lesen

Horatio G. Spafford

Horatio G. Spafford wurde am 20. Ok­tober 1828 in NordTroy, New York, geboren, studierte Rechtswissenschaft und war anschließend als erfolgreicher Rechtsan­walt in Chicago tätig. Er besaß eine im Stadt­zentrum Chicagos gelege­ne Immobilie und Ländereien entlang den Ufern des Michigan-Sees. Das so­genannte „Große Feuer“, ein verhee­render Großbrand, der 1871 in Chica­go wütete, zerstörte seinen Besitz. Seine materiellen Ver­luste waren erheblich. Horatio G. Spafford, Vater von vier Töchtern, war bekannt als aufrichti­ger, hingegebener Christ.
Mehr lesen
1 37 38 39 40 41 74
© 2024 Ernst-Paulus-Verlag
Ernst Paulus Verlag Logo