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...denn außer mir könnt ihr nichts tun

Zeitschrift für die christliche Familie

Dies ist ein Test

Gott will uns führen

© Leah-Anne Thompson, stock.adobe.com

Und sie brachen vom Berg des Herrn auf, drei Tagereisen weit, und die Lade des Bundes des Herrn zog drei Tagereisen vor ihnen her, um ihnen einen Ruheort zu erkunden; und die Wolke des Herrn war über ihnen bei Tag, wenn sie aus dem Lager zogen“ (4. Mo 10,33.34).

Die Ausgangslage

Wir können die Wüstenreise des Volkes Israel sicherlich als logistische Meisterleistung Gottes bezeichnen. Es ist ein Wunder, ein Volk von ca. 2.000.000 Menschen und einer entsprechenden Menge Vieh weit über 1.000 Kilometer durch die Wüste Sinai zu führen und ans Ziel zu bringen. Die Bedingungen in dieser wasser- und vegetationsarmen Gegend waren absolut lebensfeindlich, der Weg dem Volk völlig unbekannt und die Gefahr eines Überfalls durch feindliche Nomadenvölker ständig gegeben. Hinzu kam, dass die Israeliten 400 Jahre lang als Sklaven in Ägypten gelebt hatten und weder die klimatischen Verhältnisse der Wüste noch kämpferische Auseinandersetzungen gewohnt waren. Aus menschlicher Sicht waren dies denkbar schlechte Voraussetzungen für ein solches Unternehmen.
Drei Monate nach dem Auszug aus Ägypten war das Volk an den Berg Horeb gekommen. Hier blieben sie ungefähr 9 Monate, um das Gesetz zu empfangen und das Zelt der Zusammenkunft zu bauen. Dann kam der Augenblick, an dem die Stämme nach der von Gott vorgeschrieben Marschordnung aufbrechen und die eigentliche Wüstenreise beginnen sollten (s. 4. Mo 10,11-28).

Anlass für Sorgen?

Wenn wir in diesem Moment an der Stelle Moses, des Führers des Volkes, gewesen wären, hätten wir uns wahrscheinlich viele Sorgen gemacht. Wir hätten vielleicht daran gezweifelt, in der gebirgigen Steinwüste den richtigen Weg zu finden und die Kraft und Geduld zu haben, das häufige Murren des Volkes zu ertragen. Wahrscheinlich hätten wir uns auch gefragt, wo wir täglich tausende Kubikmeter Wasser hernehmen sollen, um den Durst der vielen Menschen und Tiere zu stillen, und wie wir das Volk vor den Angriffen der Feinde schützen können.
Deshalb können wir gut verstehen, dass Mose seinen Schwager Hobab bittet, als Kundschafter mit ihnen zu ziehen und „Auge des Volkes“ zu sein (s. 4. Mo 10,31). Schließlich war die Wüste Hobabs Heimat und er kannte sich in der Gegend rund um den Horeb bestimmt gut aus. Was lag da näher, als ihn „anzuheuern“ und seine Erfahrungen in Anspruch zu nehmen. Auch wenn Moses Gedanken nachvollziehbar sind, zeigte er in dieser Situation mangelndes Vertrauen in die Führung Gottes.

Nicht ohne Hilfe!

Gott selbst wollte sein Volk führen. Dafür hatte Er eine Marschordnung bestimmt, bei der die Bundeslade Zentrum des Zuges war. Der Deckel der Bundeslade war der Thron des Herrn (s. z. B. 1. Sam. 4,4) und die Wolke über der Bundeslade das sichtbare Zeichen seiner Gegenwart (s. z. B. 3. Mo 16,3).
Wenn sich die Wolke – sie hatte nachts das Aussehen eines Feuers – an einem bestimmten Ort niederließ, sollte das Volk lagern und das Zelt der Zusammenkunft aufbauen. Für die Zeit der Lagerung bedeckte die Wolke dann das Zelt. Wenn sie sich wieder erhob, sollte das Volk aufbrechen (s. 4. Mo 9,15-23). Beim Aufbruch des Lagers wurde das Zelt mit seinen Gegenständen abgebaut und verpackt, die Bundeslade eingehüllt und mit den Tragestangen versehen. Dann brachen die Stämme nacheinander auf.
Die Bundeslade, getragen von den Kehatitern, hatte ihren Platz in der Mitte des Zuges, zwischen den Stämmen des Lagers Rubens und den Stämmen des Lagers Ephraim (s. 4. Mo 10,21). Die sichtbare Wolke übernahm die Führung des Volkes. In Nehemia 9,12 sagt Nehemia: „Und in einer Wolkensäule hast du sie geleitet bei Tag, und in einer Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie ziehen sollten“.
Keinem anderen wollte Gott die Führung überlassen, denn nur Er allein wollte und konnte entscheiden, welchen Weg das Volk ziehen sollte. Deshalb war es falsch, dass Mose diesen Platz der Führung mit seinem Schwager Hobab einem Menschen übergeben wollte.

Gott will führen

Auch in unserem Leben als Christen will Gott die Führung innehaben. Das ist auch gut so, denn nur Er kennt den richtigen Weg. Am Ende der Wüstenreise spricht Mose von Gott als dem Felsen, dessen Tun vollkommen ist und dessen Wege recht sind (s. 5. Mo 32,4).
Diese Aussage werden wir sicherlich alle unterstreichen. Und trotzdem kommt es bei uns – so wie bei Mose – zu Situationen, in denen unser Vertrauen auf die Führung Gottes ins Wanken gerät. Wir greifen dann zu Mitteln, die aus menschlicher Sicht zwar gut erscheinen, aber eigenwillig sind. Wie kann es dazu kommen?
Es gibt Zeiten oder Situationen in unserem Leben, da stehen Verantwortung, Sorgen oder Probleme wie Berge vor uns.

  • Ein Kind kommt mit dem Leistungsdruck in der Schule nicht klar.
  • Jugendliche stehen vor der Entscheidung, welchen Beruf sie wählen sollen.
  • Eine junge Mutter fühlt sich bei der Vielzahl der täglichen Aufgaben überfordert.
  • Ein Familienvater fragt sich, wie er Arbeit, Familie und Beschäftigung mit Gottes Wort zeitlich „unter einen Hut“ bringen soll.
  • Brüder einer örtlichen Versammlung stehen vor Fragen, auf die sie noch keine Antwort wissen.
  • Jemand, der Sonntagschularbeit macht, fragt sich, wie er den Erwartungen, sowohl der Kinder, als auch der Eltern, gerecht werden soll.
  • In einer örtlichen Versammlung liegt der Dienst am Wort auf den Schultern von nur einem oder zwei alten Brüdern, die nicht wissen, wie es zukünftig weitergehen soll.
  • Ein christlicher Arbeitgeber hat plötzlich zu wenig Arbeit für seine Mitarbeiter, für die er sich verantwortlich fühlt.

Je weniger wir uns solchen Situationen gewachsen fühlen, desto eher besteht die Gefahr, dass wir nicht mehr auf die Führung Gottes vertrauen, sondern auf eigene Mittel zurückgreifen.

"Auch in unserem Leben als Christen will Gott die Führung innehaben. Das ist auch gut so, denn nur Er kennt den richtigen Weg."

Gott kennt die Sorgen

So ähnlich wird es auch bei Mose in 4. Mose 10 gewesen sein. Aber es ist wunderbar, wie Gott jetzt handelt: Die Bundeslade verlässt ihren Platz in der Mitte des Volkes und setzt sich mit einem großen Abstand vor den Zug.
Was können wir daraus lernen?

  1. Gott dokumentiert damit ausdrücklich seinen Führungsanspruch und dass Er sich diesen nicht streitig machen lässt. Solange die Bundeslade ihren Platz in der Mitte des Zuges hatte, mag der eine oder andere Israelit gedacht haben, dass das Volk selbst entscheiden könne, welchen Weg es geht. Jetzt, wo die Lade sich weit vor den Zug gesetzt hatte, wurde unmissverständlich klar, dass nur Gott selbst das Recht hatte, sein Volk zu führen. Auch uns muss Er manchmal deutlich zeigen, dass wir Ihm die Führung in unserem Leben überlassen müssen.
  2. Gott hätte abwarten können, bis das Volk sich verlaufen hätte und in Not geraten wäre (so wie wir uns oft verhalten, zum Beispiel in der Erziehung unserer Kinder und im Miteinander als Gläubige). Auch wenn Gott uns manchmal wegen unseres Eigenwillens bittere Erfahrungen machen lassen muss, handelt Er hier anders und besonders gnädig. Dazu schreibt Charles Henry Mackintosh: „Statt in der Mitte der Gemeinde zu bleiben, um dort bedient zu werden, lässt sich der Herr in seiner wunderbaren, unbegrenzten Gnade herab, für sein Volk den Dienst eines ‚Vorpostens‘ zu übernehmen“.[1] Wenn Gott uns in einer vielleicht sogar selbst verschuldeten, schwierigen Situation sieht, überlässt Er uns nicht einfach uns selbst. Das ist Gnade.
  3. Er wollte dem Volk nicht nur den Weg zeigen, sondern ihm einen Ruheort erkunden. Das wird in Vers 33 ausdrücklich erwähnt. Gott wusste, was Mose und das Volk brauchten. In Zeiten, in denen wir unruhig sind, zeigt Gott selbst uns die Orte, an denen wir zur Ruhe kommen können.
  4. Als die Lade drei Tagesreisen vorauszog, konnte das Volk sie nicht mehr sehen. Vielleicht war jetzt jemand beunruhigt, weil er dachte, Gott hätte sein Volk verlassen. Aber die Wolke war noch über ihm (s. V. 34). Gott zeigte sichtbar, dass Er weiterhin bei ihnen war. Wenn Gott in unserem Leben die Führung übernimmt, kann es sein, dass wir das Gefühl haben, Er hätte sich von uns entfernt. Aber wenn wir genau hinschauen, werden wir sehen, dass Er doch bei uns ist.
  5. Die Lade zog genau drei Tagesreisen weit vor ihnen her. Die Zahl drei ist die Zahl der Vollständigkeit im Zeugnis Gottes (z.B. gab Gott dreimal durch die Stimme aus dem Himmel Zeugnis über seinen Sohn, Mt 3,17; 17,5; Joh 12,28). Diese Zahlensymbolik dürfen wir auch hier sehen. Gott gab ein vollständiges Zeugnis darüber, dass Er allein sein Volk führen konnte und sollte. Auch wenn wir in seinem Handeln hier viel Gnade sehen, war es doch eine ernste Sprache an sein Volk. Wir sollten den Ernst nicht verkennen, wenn Gott uns eine solche Lektion über seine Führung erteilt.

Und das Ergebnis?

Mose hatte neu gelernt, dass Gott in jeder Situation seines Lebens da war und er selbst nicht nach eigenen Mitteln suchen musste. Wenn er zukünftig beim Aufbruch des Lagers wieder schwierige Herausforderungen vor sich sah, konnte er auf die Macht und Führung Gottes vollkommen vertrauen, weil Gott den Weg freimachen würde (s. V. 35). Wenn das Lager ruhte und die Bundeslade im Zelt stand, dann wusste er, dass Gott inmitten seines Volkes wohnte und es in besonderer Weise die Gemeinschaft mit Ihm haben konnte. (s. V. 36).
Gott will auch bei uns erreichen, dass wir seiner Führung absolut vertrauen. Wir werden Ihn dabei besser kennenlernen, uns weniger Sorgen machen und weniger nach eigenen Mitteln suchen. Das führt dann zu mehr Gemeinschaft mit Ihm.

Henning Panthel

"Ich will dich unterweisen und dich den Weg lehren, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten."
(Psalm 32,8)

Fußnoten:

  1. Aus „Gedanken zum 4. Buch Mose“ von C.H.M., das beim Herausgeber der Zeitschrift bezogen werden kann.

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