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Gott besucht Abraham (Gedanken zu 1. Mose 18)

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In 1. Mose 18 wird eine sehr schöne Begebenheit im Leben Abrahams geschildert. Mitten am Tag besuchen drei Männer den mittlerweile 99-jährigen Patriarchen. Einer davon ist der Herr Jesus selbst, der in Gestalt eines Menschen bei Abraham einkehren möchte: „Und der Herr erschien ihm bei den Terebinthen Mamres; und er saß am Eingang des Zeltes bei der Hitze des Tages“ (1. Mo 18,1).[1] Abraham erkennt sofort, dass einer der drei der Herr ist und empfängt die Reisenden, um mit ihnen Gemeinschaft zu haben.

Der biblische Bericht über die­sen Besuch erlaubt im Licht des Neuen Testaments eine Anwendung auf die drei Arten des Zusammenkommens als Versammlung. Darüber hinaus sind auch viele prak­tische Einzelheiten für unser persönliches Glaubensleben enthalten. Es lohnt sich also, sowohl aus gemeinschaftlicher als auch aus persönlicher Sicht, etwas über diesen Abschnitt nachzudenken.

Drei Arten des Zusammen­kommens als Versammlung

Zuerst wollen wir also den Bericht auf die verschiedenen Arten des Zusammenkommens zum Namen des Herrn anwenden. Die ganze Begebenheit in 1. Mose 18 ist in drei Abschnitte aufgeteilt, die jeweils einen ganz eigenen Charakter haben. Dadurch kommt die vorbildliche Bedeutung jeder einzelnen Szene klar zum Vorschein.

… zum Gedächtnismahl

Die ersten acht Verse zeigen, wie Abraham eine Mahlzeit vorbereitet, um sie dem Herrn zu bringen. Die verschiedenen Bestandteile dieser Mahlzeit sind ein Bild des Herrn Jesus in seinem Leben und in seinem Sterben am Kreuz.

Die Kuchen aus Feinmehl

Die gebackenen Kuchen aus Feinmehl erinnern an das Speisopfer und stellen das Leben des Herrn Jesus auf der Erde dar. Mehl wird aus einem Gewächs des Erdbodens gewonnen, Feinmehl deutet auf die vollkommene Ebenmäßigkeit und Ausgewogenheit aller Wesenszüge (keine Eigenschaft trat auf Kosten einer anderen hervor), Worte und Taten im Leben des Herrn Jesus hin.

Das zubereitete Kalb

Das zubereitete Kalb lässt uns an das Brandopfer denken. Es ist ein Bild des Herrn Jesus, der sich auf Golgatha hingegeben hat. Es ist im Gegensatz zum Speisopfer ein blutiges Opfer, was darauf hinweist, dass auf Golgatha sein Blut als Lamm Gottes geflossen ist – das kostbare „Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken“ (1. Pet 1,19).

Die süße und geronnene Milch

Die süße und geronnene Milch musste nicht, wie die beiden anderen Speisen, zubereitet werden (s. 1. Mo 18,8) – sie war schon geronnen. Wir können an die Person des Herrn Jesus denken, wie sie in dem ganzen Wort Gottes vorgestellt wird (s. z. B. Jes 7,15a). So, wie es eine gewisse Zeit erfordert, bis Milch diese Eigenschaften annimmt, benötigen auch wir regelmäßig Zeit, Gottes Wort zu lesen, damit Christus in uns mehr und mehr Gestalt annehmen kann und Er uns dabei immer wertvoller wird.
Zusammengefasst weist dies alles auf das Zusammenkommen zum Brotbrechen hin, bei dem wir als Anbeter an das Werk des Herrn auf Golgatha denken und seinen Tod verkündigen. Wir dürfen mit gefüllten Herzen kommen und Ihm etwas von dem bringen, was Er uns von seinem Werk und von den Herrlichkeiten seiner Person zuvor zeigen und groß machen konnte. Und so wie Abraham die Zustimmung des Herrn zu diesem allem fand − „Tu so, wie du geredet hast“ (1. Mo 18,5) −, so gilt uns heute seine bestätigende Aufforderung: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ (s. 1. Kor 11,24.25).

… zur Wortverkündigung

Im ersten Abschnitt unseres Kapitels standen Abrahams Worte und Tätigkeiten im Vordergrund. Im zweiten Abschnitt ergreift der Herr selbst das Wort (s. 1. Mo 18,9 ff.), um Abraham göttliche Mitteilungen zu machen.
Wir können hierin einen Hinweis auf das Zusammenkommen zur Wortverkündigung finden. Hierbei sind wir nicht mehr Darbringende, sondern Empfangende. Abraham empfing aus dem Mund des Herrn zwei grundsätzlich verschiedenartige Botschaften.
Zuerst hatte Gott persönliche Mitteilungen für Abraham und seine Frau Sara (s. 1. Mo 18, 9-15) – der verheißene Sohn Isaak wurde den beiden nun direkt angekündigt. Doch darüber hinaus offenbarte der Herr auch seinen Ratschluss in Bezug auf Sodom und Gomorra (s. 1. Mo 18,16-21). Diese beiden Formen göttlicher Botschaft empfangen auch wir heute, wenn wir versammelt sind, um sein Wort zu hören: Neben den persönlichen Mitteilungen, die der Herr für jeden Zuhörer bereithält, werden wir auch mit grundlegenden Wahrheiten seines Wortes vertraut gemacht. Wie segensreich ist es, zu den Füßen des Herrn Jesus zu sitzen und von Ihm selbst Worte des Lebens zu empfangen. Wie bei Abraham wird es bei dem, was Gott uns zu sagen hat, vor allem immer um eins gehen – um die Person seines Sohnes!

… zum Gebet

Ab dem 22. Vers von 1. Mose 18 ändert sich nun ein weiteres Mal der Charakter des Zusammenseins. Abraham wollte die Besucher noch nicht losziehen lassen und „blieb noch vor dem Herrn stehen“ (1. Mo 18,22). Er wollte die Gemeinschaft mit dem Herrn nicht aufgeben! Und so sehen wir im weiteren Verlauf des Kapitels, dass Abraham in Fürbitte für die Gerechten in Sodom vor dem Herrn eintritt. Es ist ein schöner Hinweis auf das Zusammenkommen zum Gebet, bei dem wir unsere Bitten mit Danksagung vor Gott ausbreiten dürfen. Dabei dürfen wir wie Abraham die Erfahrung machen, dass Gott auf das Flehen der Seinen hört!
So werden drei Formen des Zusammenkommens als Versammlung schon hier in 1. Mose 18 angedeutet und in einem einzigen Kapitel des Alten Testaments nebeneinandergestellt – ein einzigartiges Vorbild, ein besonderer Vorausblick auf spätere neutestamentliche Offenbarungen. Überdies ein weiteres Beispiel dafür, dass Gottes Wort zusammenhängend und übereinstimmend in der Botschaft des Alten und Neuen Testaments ist.

Persönliche Vorausset­zungen im Leben Abrahams

Wie zu Beginn erwähnt, enthält dieses Kapitel aber auch praktische Lektionen für unser persönliches Glaubensleben, um die Gemeinschaft mit Christus täglich genießen zu können. Zwei davon wollen wir noch ansehen.
Abraham konnte sich auf den eintreffenden Besuch nicht vorbereiten. Er wusste nicht im Voraus, dass der Herr ihn besuchen wollte. Dennoch war er in der Lage, den unange­kündigten Besuch gebührend zu empfangen, weil er zwei wesentliche Voraussetzungen vorweisen konnte, die eine große Bedeutung haben, um für die Gemeinschaft mit dem Herrn zubereitet zu sein: „Abraham saß am Eingang seines Zeltes bei der Hitze des Tages“ (1. Mo 18,1).

Abraham saß …

Zuerst erfahren wir, dass Abraham auch mitten im Tagesablauf eine Haltung der Ruhe einnehmen konnte; er saß am Eingang seines Zeltes. Das war nicht selbstverständlich, denn Abraham „war sehr reich an Vieh, an Silber und an Gold“ (1. Mo 13,2). Damit gab es in seinem täglichen Arbeitsumfeld viel zu tun. Doch trotz dieser vielfältigen Verpflichtungen konnte er vor Gott in Ruhe sein – eine wichtige Voraussetzung, um Gemeinschaft mit Ihm haben zu können. Abraham spürte die Notwendigkeit und hatte die Entschiedenheit, auch in Zeiten der Betriebsamkeit vor dem Herrn in ungestörter Ruhe zu sein.

Irdische Dinge, insbesondere im Arbeitsleben, können uns auch heute so beanspruchen und ablenken, dass die innere Ruhe vor dem Herrn Jesus geschmälert werden oder gar verloren gehen kann.


… am Eingang seines Zeltes

Die zweite Voraussetzung für eine lebendige Gemeinschaft mit Gott ist praktizierte Fremdlingschaft. Davon ist das Zelt Abrahams ein schönes Bild. In weltlicher Umgebung kann ein Christ weder rechte Gemeinschaft mit Gott haben noch genießen. So steht das „Zelt Abrahams“ im direkten Gegensatz zum „Tor Sodoms“, wo sich Lot inmitten der gottlosen Welt aufhielt (s. 1. Mo 19,1). Deshalb führte
auch der unmittelbar folgende Besuch des Herrn bei Lot nicht im Entferntesten zu der segensreichen und bedeutungsvollen Gemeinschaft, die Abraham zuvor beim Besuch Gottes genossen hatte.
So soll uns diese Begebenheit am Zelt Abrahams ermuntern, die Gemeinschaft, die Christus inmitten unserer alltäglichen Umstände heute mit uns haben möchte, gewohnheitsmäßig zu suchen, zu genießen und wertzuschätzen.

Matthias Wölfinger


Fußnoten:

  1. Der Herr Jesus nahm hier vorübergehend als Engel des Herrn die Gestalt eines Menschen an – denn noch war Er nicht als Mensch geboren worden, um daraufhin für immer Mensch zu sein und Gott zu bleiben.

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