„Es war eine kleine Stadt, und wenige Männer waren darin; und gegen sie kam ein großer König, und er umzingelte sie und baute große Belagerungswerke gegen sie. Und es fand sich darin ein armer weiser Mann, der die Stadt durch seine Weisheit rettete; aber kein Mensch erinnerte sich an diesen armen Mann. Da sprach ich: Weisheit ist besser als Kraft; aber die Weisheit des Armen wird verachtet, und seine Worte werden nicht gehört“ (Pred 9,14-16).
Im Buch des Predigers finden wir hier und da „versteckte“ Hinweise auf unseren Herrn Jesus.
Die Schriften, auch die des Alten Testaments, zeugen von Ihm – der „das Brot des Lebens“ ist (s. Joh 5,39; 6,35). Das macht sie so wertvoll. Im Nachsinnen über Jesus, unseren Herrn, empfangen wir für den „inneren Menschen“ Nahrung, Wegweisung und Trost.
Ein solcher Hinweis auf unseren Herrn Jesus Christus, den Heiland der Welt, ist der arme weise Mann in Prediger 9,15.
Wie hilflos waren die „wenigen Männer“ in jener „kleinen Stadt“ gegenüber dem „großen König“ (s. Pred 9,14). Ebenso hilflos sind alle ungläubigen Menschen gegenüber dem Teufel, dem „Gott dieser Welt“ (2. Kor 4,4). Bis heute „umzingelt“ der Widersacher Gottes die Menschen und baut „große Belagerungstürme“ gegen sie auf, um sie unter seine Gewalt zu bringen und darunter zu halten.
Der Teufel hat die Macht des Todes; er ist der Fürst der Gewalt der Luft und der Weltbeherrscher dieser Finsternis (s. Heb 2,14; Eph 2,2; 6,12).
Wer kann den Menschen in solch einer ausweglosen Lage Rettung schaffen?
Wie gut, dass sich in jener Stadt dieser „arme weise Mann“ fand, der die Stadt durch seine Weisheit rettete! Er erinnert uns an unseren Retter, den Herrn Jesus Christus.
Ja – Er, der reich war, wurde um unsertwillen arm (s. 2. Kor 8,9): Für Ihn war nach seiner Geburt kein Raum in der Herberge (s. Lk 2,7). Die Tempelsteuer konnte Er nicht einfach mit einem Griff in die Geldbörse bezahlen (s. Mt 17,24-27). Den Leibrock, den Er besaß, hatten Ihm Frauen aus dankbarer Anerkennung gefertigt – Frauen, die Ihm mit ihrer Habe dienten (s. Lk 8,3). Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hatte nicht, wo Er sein Haupt hinlegen konnte (s. Lk 9,58).
Doch welche Weisheit besaß der Herr Jesus: Er war der Knecht, von dem der Prophet Jesaja geweissagt hatte, dass Er „einsichtig handeln“ würde (Jes 52,13). Wie viele Menschen seiner Zeit waren immer wieder beeindruckt von seiner Weisheit, die Ihm gegeben war (s. Mk 6,2).
Durch diesen armen, aber weisen Mann wird die Stadt, die dem Verderben ausgeliefert war, errettet!
So hat der Herr Jesus auch uns errettet „aus der Gewalt der Finsternis“ und vor der Strafe, dem „ewigen Verderben, weg vom Angesicht des Herrn“ (Kol 1,13; s. 2. Thes 1,9).
Aber − die Begebenheit endet traurig: Später erinnert sich niemand mehr an jenen großen Retter!
Wir wollen es besser machen und nicht vergessen, Ihm immer wieder zu danken für die „große Errettung“ von „so großem Tod“ (Heb 2,3; 2. Kor 1,10).
Preis Dir, o großer Erretter,
Du hast es vollendet!
Wer nun in Reue und Glauben
zu Dir, Herr, sich wendet,
der wird versöhnt,
der wird mit Gnaden gekrönt.
Frieden Dein Wort ihm nun spendet.
Der Herr Jesus ist nach vollbrachtem Erlösungswerk nicht mehr der „arme Mann“. Gott hat Ihn, der sich so tief erniedrigt hat, indem Er gehorsam war bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz, hoch erhoben und Ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist (s. Phil 2,8.9).
Wie furchtbar sind die Folgen für solche Menschen, die heute die „Weisheit des Armen“ (Pred 9,16) verachten und den Herrn Jesus als Heiland ablehnen.
Ob weise oder töricht, gebildet oder ungebildet – all jenen widerfährt am Ende das gleiche Geschick: Sie müssen sterben und es wird ihnen „keine ewige Erinnerung zuteil, weil in den kommenden Tagen alles längst vergessen sein wird“ (Pred 2,16).
Manche Namen von berühmten Menschen sind in den Geschichtsbüchern zu finden – aber ist die Erinnerung an sie ewig? Nur einer Person wird man in Ewigkeit gedenken: unseres Herrn Jesus Christus, der „Gott, gepriesen in Ewigkeit“, ist (Röm 9,5).
Welche Gnade ist es, dass die Namen solcher, die den Herrn im Glauben annehmen, im Buch des Lebens stehen – ewig und unauslöschlich (s. Lk 10,20).
Durch Glauben wissen wir, dass alle, die dem Herrn angehören, nicht sterben „gleich dem Weisen und dem Toren“ (s. Pred 2,16). Sie sind nicht einem blinden Schicksal ausgeliefert, sondern wissen, dass Gottes gute Hand ihren Weg lenkt. Und am Ende ihres Lebens gilt: „Gott aber wird meine Seele erlösen von der Gewalt des Scheols; denn er wird mich aufnehmen“ (Ps 49,16).
Bald wird Er uns zu sich holen, und wir werden Ihn preisen – Ihn, der uns durch seine Armut unendlich reich gemacht hat!
Friedhelm Müller