„Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat … als wir in den Vergehungen tot waren …“ Epheser 2,4-5
Die sogenannte „Geschichte vom verlorenen Sohn“ illustriert uns in bewegender Weise die „viele Liebe“ unseres Gottes und Vaters und seine „große Barmherzigkeit“, in der Er sich zu uns sündigen Menschen herabgeneigt hat (s. 1. Pet 1,3). Wir waren hoffnungslos verloren – tot in Sünden und Vergehungen (s. Eph 2,1). Aber nun sind wir durch den Glauben an das vollbrachte Opfer Jesu Christi aus Gnaden errettet und dürfen uns Tag für Tag an der Liebe Gottes erfreuen (s. Eph 2,8; 5,1).
Wir erinnern uns: Der jüngere Sohn hatte mit prall gefüllter Geldtasche dem Vater den Rücken gekehrt und zunächst in Üppigkeit gelebt. Aber dann kam die große Not: Das Geld war ausgegeben, die Freunde hatten sich von ihm abgewandt. Am Ende war er bei den Schweinen gelandet. Er litt großen Hunger, aber niemand gab ihm (s. Lk 15,13-16).
Es wird ihm bewusst: Selbst die Tagelöhner meines Vaters haben mehr als satt zu essen; sie haben sogar Überfluss an Brot.
Deshalb fasst er den Entschluss: „Ich will mich aufmachen …“ Ein offenes Bekenntnis will er ablegen. Er fasst nicht nur einen „guten Vorsatz“, sondern begibt sich auch tatsächlich auf den Weg nach Hause, denn „er machte sich auf und ging zu seinem Vater“ (s. V. 17-20).
Es ist beeindruckend, das Herz des Vaters zu sehen. Es ist ein Bild unseres Gottes und Vaters!
Der Vater muss nicht gerufen werden. Er hat schon Ausschau gehalten – jeden Tag mit der bangen Frage: Kommt mein Junge nicht zurück?
Es ist rührend: Der Vater sieht seinen Sohn schon von fern, wird innerlich bewegt, läuft ihm entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn sehr! (s. V. 20). Unbegreiflich, denn der Sohn ist immer noch in Lumpen gehüllt und der Geruch der Schweine hängt ihm in den Kleidern! Nur die Liebe des Vaters kann dieses so Abstoßende überwinden.
So ist unser Gott und Vater: Er liebt uns mehr als alle Väter auf Erden lieben können und zwar mit göttlicher Liebe – „als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8).
Der Sohn bekennt seinem Vater: „Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen“ (V. 21).
Dabei wollte er noch seinen Vater bitten, ihn zum Tagelöhner zu machen! Aber dazu kommt er nicht mehr. Der Vater fällt ihm scheinbar ins Wort und fordert seine Knechte auf:
Bringt schnell das beste Gewand her …
„Das beste Gewand“ bedeutet für uns das „Kleid des Heils“.
Als wir uns als Sünder erkannten und uns zu Gott bekehrten, das heißt im Bekenntnis unserer Sünden zu Ihm umkehrten, hat Er uns alle Schuld vergeben und in der Wiedergeburt neues Leben geschenkt, gewissermaßen „bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit“ uns umgelegt (Jes 61,10).
Wir sind nun Gottes Gerechtigkeit geworden in Ihm (s. 2. Kor 5,21). Gott sieht uns jetzt in dem ganzen Wert des Opfers seines Sohnes, er sieht uns „in Christus“ (s. Eph 1,6).
… tut einen Ring an seine Hand und …
„Der Ring“ an der Hand weist auf Gottes „ewige Liebe“ hin, denn ein Ring hat keinen Anfang und kein Ende. Beständig möchte der Vater daran erinnern: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt …“ (Jer 31,3). So sind auch wir Gegenstände seiner nie endenden Liebe (s. Joh 16,27). Und das in einem für uns unbegreiflichen Maß: Der Vater liebt uns so, wie Er den Sohn liebt (s. Joh 17,23).
Außerdem bezeugt der Herr Jesus selbst, dass er „die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte“ und lieben würde „bis an Ende“, das bedeutet, „bis zum Äußersten, durch und durch …“ (Joh 13,1).
… Sandalen an seine Füße.
Die „Sandalen an den Füßen“ sind das Kennzeichen eines freien Mannes, denn Sklaven oder Tagelöhner trugen keine Sandalen – wohl aber der Sohn! Nichts erinnert den Sohn mehr an seine Vergangenheit.
So sind auch wir „zuvor bestimmt zur Sohnschaft“ und haben „einen Geist der Sohnschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba Vater!“ (Eph 1,5; Röm 8,15).
Wir fragen erstaunt: Musste der zurückgekehrte Sohn irgendetwas „tun“?
Nein – alles ging vom Vater aus! Ob es sich um das Kleid handelte, den Ring oder die Sandalen, alles wurde ihm gebracht bzw. angetan. Keinesfalls musste er sich diese „Stücke“ verdienen, vielleicht in der Form einer Bewährung. Nein, keine „guten Werke“ als Verdienst, sondern alles aus Gnade.
So sind auch wir allein „aus Gnade errettet – nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (s. Eph 2,8.9).
Schließlich möchte der Vater Gemeinschaft haben mit seinem Sohn. Das gemästete Kalb wird geschlachtet. Gemeinsam essen sie davon.
Denken wir bei dem Schlachten des Tieres nicht an Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst opferte – für uns zum Fluch, aber für Gott „zu einem lieblichen Geruch“ am martervollen Kreuzesstamm (s. Eph 5,2)?
Auf der Grundlage seines Opfers haben wir das Vorrecht, „Gemeinschaft zu haben mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (1. Joh 1,3) – zu unserer völligen Freude.
Damals „fingen sie an, fröhlich zu sein“. Von einem Ende ist nicht die Rede!
Bald werden wir bei der Wiederkunft des Herrn Jesus vom Glauben zum Schauen geführt werden und voller Anbetung seine große Barmherzigkeit bewundern, die sich so über uns erbarmt hat – „wegen seiner vielen Liebe“.
Friedhelm Müller
Du hast uns lieb!
Du treuer Gott und Vater,
wie nie ein Mensch geliebt.
Du hast uns lieb!
Selbst nicht im Mutterherzen
es solche Liebe gibt.
Du hast uns lieb!
Mit Kleidern ew’gen Heiles
hast du uns angetan.
Du hast uns lieb!
Als vielgeliebte Kinder
anbetend wir Dir nahn.
Du hast uns lieb,
und Deine Liebe gossest
Du in das Herz uns aus.
Du hast uns lieb!
Drum eilen frohen Mutes
wir heim ins Vaterhaus.